Sommer im März

Möwen

Vor zwei Wochen kam der Sommer. Als hätte Rasmus einen Schalter umgelegt (ich nehme mal an, dass Rasmus nicht nur für das Wetter auf See, sondern auch für Küstengebiete zuständig ist). Von einem Tag auf den anderen: kein Dauerregen bei 10 Grad, nein – Sonnenschein bei 20 Grad. Was für ein Unterschied, auch für die Arbeitsmoral auf der Werft und die Zuversicht!

Krokus
Fels

Jetzt geht es wirklich voran an Bord, man sieht jeden Tag einen Fortschritt oder zwei. Wir haben aber auch einiges getan in den letzten 14 Tagen, zum Beispiel: den Abwassertank im Bad montiert, den neuen Herd in der Küche eingebaut, die Pinnenhalterung repariert, ihre Borddurchführung instandgesetzt, die Holzpaneele für die Instrumente im Cockpit erneuert und lackiert, die Cockpitdusche ersetzt, den Heisswasserboiler isoliert, das verflixte Schraubterminal vom Genickstag herausgeflext (in 13 Meter Höhe im Mast, beim dritten Anlauf), im Cockpit ein paar letzte Löcher zugeschweisst, alle Schweissstellen sowie die alten Auflagepunkte viermal mit mit Epoxy gestrichen, weitere zwei Lagen Antifouling am Rumpf aufgebracht, und als letzte Großtat am Samstag acht Bilgenabteile, unter dem Motor und unter dem Ankerkasten mit Bilgenfett gestrichen, sieben Wassertanks wieder eingebaut und angeschlossen. Zum Glück waren wir dabei zu viert, Rebekka ist gerade zu Besuch und hat mitgeholfen. Drückt uns die Daumen, dass die Wassertanks dicht sind. Wenn nicht, müssen wir alles wieder ausbauen und das ist wirklich ein Knochenjob.

Sputnik, gelandet
Rebekka
Birgit

Die Schreiner werden bis dahin noch nicht fertig sein, müssen aber Ende März erst einmal von Bord, damit der Elektriker Platz zum Arbeiten hat. Sie werden also einiges fertigstellen müssen, wenn Muktuk schon wieder im Wasser ist. Das soll nämlich Mitte April nun wirklich soweit sein, und mittlerweile scheint dieses Ziel realistischerweise erreichbar zu sein. Es wird allerdings einen kräftigen Endspurt brauchen (die Arbeitsliste ist schon noch lang), und auch danach gibt es noch etliches zu tun. Aber ein großer Meilenstein, geradezu ein Seemeilenstein, wäre es schon. Keine fünf Wochen mehr. Mal schauen, ob die Prognose bis zum nächsten Blogeintrag hält.

Möwe2
Fischer

Auf und ab

 

sicher gelandet

Muktuk ist dem Wasser wieder ein Stückchen näher. Und zwar um etwa anderthalb Meter. Fehlen noch – je nach Tidenstand – drei bis sieben. Bevor wir sie tiefer geleget haben, durfte die Muktuk aber noch einmal hoch hinaus. Wir haben sie so weit anheben lassen, damit wir den wieder an die Hydraulik angeschlossenen Kiel einmal ganz absenken konnten. Hat soweit auch prima geklappt. Runter kommen sie ja immer, die Kiele. Nur herauf wollte er nicht mehr. Das ist allerdings kein neues Problem: wenn der Kiel so etwa 1,50 Meter heraus ist, muss 10 Zentimeter Kolbenhub den Kiel um fast einen halben Meter anheben, denn da ist der Winkel am ungünstigsten. Und das reicht dann gerade nicht. Im Wasser ist es kein Problem, da hilft der Auftrieb des Kiels mit. Aber an Land bekommen wir den Kiel eben nicht hoch. Wir hatten gehofft, dass das Problem mit neuem Zylinder und runderneuerter Hydraulik verschwunden wäre, ist es aber leider nicht.

Diagramm Kieltiefe vs. Zylinderhub
schwenk Kiel, schwenk!
ungewöhnliche Perspektive

Und so hängt man dann im Kran, hat anderthalb Meter Kiel draussen und kann das Schiff in dieser Höhe natürlich nicht absetzen. Da hilft dann nur, Muktuk gaaaaanz vorsichtig herunter zu lassen, unter den Kiel ein Stück Holz zu legen und mit einem Teil des Schiffsgewichts den Kiel so weit hochzudrücken, bis die Hydraulik wieder genügend Kraft für das letzte Stück hat. Ist nicht die feine Art, aber was will man machen?

Ankerlast, bewohnt

Ansonsten sieht Muktuk mehr und mehr wieder nach einem Schiff statt nach einer Baustelle aus. Na ja, nicht immer, aber immerhin. Die Ankerlast konnten wir schon wieder einräumen, und in der neuen Werkstatt haben wir schon das erste Werkzeug untergebracht.

die neue Küche
neue Werkstatt
Restholz für den Müll

Jetzt hoffen wir (wenn man die grib Files anschaut, berechtigterweise) auf ein paar schöne Tage, damit wir die restlichen Streicharbeiten abschliessen können: unter den Stützen, auf denen Muktuk bisher stand, ist ja noch nicht gestrichen, und auch einige Stellen am Kiel und an den Ruderblättern sind noch zu bearbeiten. Aber das sind nur zwei Punkte auf der immer noch sehr sehr langen Arbeitsliste. Nach aktueller Prognose kommen wir Mitte bis Ende April ins Wasser. Drückt uns die Daumen.

 

Frühlingserwachen

Havanna

Auf den Nordostpassat ist doch Verlass. Keine sieben Tage haben wir gebraucht für die knapp 900 Seemeilen von den Turks-Inseln, immer mit einer angenehmen Backstagsbrise und herrlichem blauen Himmel.

so kitschig, das glaubt sowieso keiner

Gestern kamen wir noch rechtzeitig am Nachmittag an, um die doch recht aufwendige Prozedur des Einklarierens in Havanna absolvieren zu können. Zwölf Beamte von fünf verschiedenen Behörden kamen an Bord (zum Glück nicht alle gleichzeitig). Alle waren freundlich und korrekt, keiner wollte außer der selbverständlichen „Bewirtung“ an Bord irgenwelche Zuwendungen. Dass wir nicht direkt aus den USA eingereist sind, mag auch geholfen haben. Jetzt haben wir für 30 Tage die Genehmigung, uns in kubanischen Gewässern aufhalten zu dürfen.

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Wir haben vor, nach ein paar Tagen in Havanna die kubanische Südküste zu erkunden. Nach den Berichten von Segelfreunden erwartet uns da Natur pur, einsame Ankerplätze und traumhafte Schnorchelbedingungen. Und wer weiss – vielleicht finden wir ja auch einen Fischer, der den einen oder anderen frisch gefangenen Hummer gegen unsere Mitbringsel eintauschen möchte.

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Soweit der Auszug des Muktuk-Blogs aus demjenigen Parallel-Universum, in dem der Brand nicht stattgefunden hat. In dem wir im letzten Winter planmäßig von den Kanaren zur Antlantik-Überquerung gestartet und kurz vor Weihnachten in der Karibik eingetroffen sind. Und eben im Februar in Kuba einklariert haben.

In dem Zweig der Parallel-Universen, in dem sich vermutlich der Großteil unserer Leser aufhält, sind wir allerdings immer noch in Galicien und versuchen, in den Regenpausen die anstehenden Arbeiten an Deck zu erledigen. Die Fotos haben wir in den letzten Jahren hier vor der Haustür aufgenommen. Das unverschämt karibische Grünblau gibt’s auf der Insel Cies, die liegt ein paar Meilen vor Vigo.

Und ganz unmathematisch hoffen wir, dass sich Parallel-Universen nicht erst im Unendlichen schneiden, sondern möglichst schon im Februar 2015 auf Kuba. ¡Hasta la victoria siempre!

133 plus minus

Die siebzig Meter Wasserschlauch, deren Verlegung im Dezember-Blog angekündigt und deren mühsame Beschaffung im letzten Eintrag beklagt wurde, sind nun endlich montiert. So ist das eben an Bord: alles dauert doppelt so lang wie man denkt. Ob auf Dauer langsamer denken hilft?

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Vor zwei Wochen haben wir unsere Arbeitsliste vervollständigt und ausgedruckt: 133 Punkte, die noch zu erledigen sind, bevor Muktuk wieder segelfertig ist. Und da stehen lauter Sachen darauf, die wir selbst machen werden. Die Arbeiten der Schreiner, Elektriker, Mechaniker von Perkins, des Gasinstallateurs und der Leute von der Werft sind darin nicht enthalten. Ach ja, in diesen zwei Wochen konnten wir neun Punkte als erledigt abhaken. Leider kamen fünf andere Punkte hinzu. Nein, bitte jetzt nicht das Rechnen anfangen. Schon gar kein Dreisatz!

Wenn man jeden Tag auf der Werft ist, merkt man die Fortschritte kaum, aber insgesamt geht es doch voran: die generalüberholte Maschine ist wieder an Bord („Sieht ja aus wie neu“ – „Hat ja auch genausoviel gekostet“).

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Das neue Bad ist fast fertig, und hätten wir nicht beim Probesitzen auf der Toilette (kein Witz, auch wenn es so aussah) festgestellt, dass die Bodenplatte die falsche Höhe hat, wäre das auch schon fertig. Der neue Küchenherd ist angekommen und kann mit ein paar Modifikationen auch am alten Ort eingebaut werden, sobald die Schreiner mit der Küche fertig sind. An der Rückwand der Messe haben wir die neuen Instrumente hinter einer Holzverkleidung versteckt, wodurch wir zwei neue Staufächer und zwei Meter mehr Bücherregal (wenn auch nur für Taschenbücher) gewinnen. Die Sitzbänke in der Messe bauen wir entsprechend etwas um.

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Die Holzverkleidung in der Küche haben wir gestrichen, zum Glück haben wir uns das ursprünglich geplante kräftige Sonnenblumengelb zugunsten eines zarten Hellgelbs ausreden lassen. Die beiden Dosen Sonnenblumengelb hat Birgits Vater (bei uns muss auch der Besuch mitarbeiten) in der Ankerlast verstrichen – ein unglaublich intensives Farberlebnis. Sollte in Zukunft ein Mitsegler Anzeichen einer beginnenden Borddepression zeigen, werden wir ihn für eine Stunde in die Ankerlast schicken. Danach dürfte das Thema wohl erledigt sein. Oder wir schalten gleich ein Inserat und bieten Segelurlaub mit Farbtherapie an. Wenn wir ein paar Leinen und Kanister herausnehmen, müssten wir eigentlich problemlos zwei bis drei Kurgäste in der Ankerlast unterbringen können…

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Ansonsten gibt’s in letzter Zeit viel Regen, manchmal kräftige Wellen und guten Wind. Und manchmal auch einen Sonnentag.

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Wallenstein

 

Weil zur Zeit am Schiff nicht allzu viel passiert, wollen wir Euch heute ein weiteres Mitglied unserer Stamm-Crew vorstellen: Herrn Wallenstein. Er ist ein kleiner Kaiserpinguin und weiss deshalb ganz genau, dass es am Südpol nicht – wie man vielleicht meinen könnte – heiss ist.

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Das beste an Herrn Wallenstein ist seine unerschütterliche Zuversicht, bald an Bord einziehen und auf Reisen gehen zu können. Villeicht nicht gleich zum Südpol, aber immerhin.

Das mit der Zuversicht kann man von uns nicht immer behaupten. Die letzten Tage waren zum Beispiel eher etwas mühsam. Die Arbeiten an Bord gehen nur langsam voran. Unsere Schreiner arbeiten sehr gründlich, aber mit einer gefühlten Geschwindigkeit von zwei Brettern pro Tag. Das sind nicht einmal 1,4 Millibretter pro Minute, da kommt ein mäßig hungriger Holzwurm locker hinterher. Gut dass wir (noch) keine haben.

Die neuen Ladegeräte und Inverter sind zu groß, um dahin zu passen, wo wir sie haben wollten, jetzt müssen wir das halbe Schiff umbauen, um sie unterzubrigen. Der Elektriker hat eine Schalttafel gebaut, mit der man ein mittelgroßes Atomkraftwerk steuern könnte, und das allein fürs 220V System, was wir nur selten benutzen werden. Und auch die passt natürlich nicht dahin, wo sie hin soll.

Nach den neuen Wasserschläuchen mussten wir zwei Tage und in unzähligen Geschäften stöbern, bis wir welche mit dem richtigen Durchmesser auftreiben konnten.

Und und und.

Da heisst es einfach, sich in Geduld zu üben und sich von Herrn Wallensteins Zuversicht anstecken zu lassen. Vom Südpol zu träumen. Und von der Hitze dort.

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Alle Kiele fliegen hoch

Heute gibt es aus besonderem Anlass eine Sonderausgabe des Blogs. Wir haben nämlich Muktuk ein Weihnachtsgeschenk gemacht: sie hat ihren Kiel wieder zurückbekommen, auf den sie seit Februar verzichten musste.

Dabei handelt es sich ja um einen Schwenkkiel, und von dem schaut meist unten ein Stück heraus (wenn er abgesenkt ist). Manchmal schaut auch oben ein Stück heraus (wenn er hochgeholt ist), aber das Stück in der Mitte, das sieht man eigentlich nie. Und was man nicht sieht, das sieht meistens auch nicht besonders gut aus. Das kennt man ja auch aus anderen Lebensbereichen. Deshalb musste der Kiel – wohl zum allerersten Mal seit dem Bau der Muktuk – raus und gründlich überholt werden. Und weil man den Kiel in der ganzen Schönheit seiner fast sechs Tonnen sonst so selten zu Gesicht bekommt, haben wir ganz viele Fotos gemacht, die wir Euch heute als Bildergeschichte vorstellen wollen.

Im Februar

Die sechs Tonnen Kiel werden hydraulisch mit einer komplizierten Hebelmechanik bewegt. Die wird hier erst einmal abmontiert. Sieht schlimm aus, ist aber noch der einfachere Teil.

Dieses Lager ging schon nicht mehr so ganz einfach heraus
Bei dem hier ging aber gar nichts. Im Mastfuss ist einfach nicht genug Platz, um den Schaft herauszuholen.
Wenn das Schiff im Weg ist, wird es eben weggeschnitten
Höllenfeuer ist nichts dagegen
Geht doch. Jetzt kann man den Schaft herausholen
Der Kiel erblickt seit 23 Jahren zum ersten Mal das Licht der Welt
Und das war auch nötig. Ein wenig verrostet war der Kielkasten schon.
So sieht er also aus. Auch ein wenig mitgenommen.
Im Juli

Nach dem Sandstrahlen macht er schon einen etwas besseren Eindruck

Sofort wird er mit einem Primer bestrichen, damit der frisch gestrahlte Stahl nicht gleich wieder rostet.
An all diesen Stellen musste geschweisst werden
Geschweisst und mit vier Lagen Epoxy beschichtet
12. Dezember

Auf das Epoxy kommt erst einmal ein Haftvermittler, weil man das Antifouling nicht direkt darauf streichen kann

Nein, kein Picasso. Antifouling mit dem Pinsel an allen Ecken und Kanten.
Zwei Lagen Antifouling in schokobraun
16. Dezember

Zwei Lagen Antifouling in rot

20. Dezember

Nochmal zwei Lagen in braun, und heute ist der Tag der Wiederbekielung. Da wir weder rote noch blaue Schleifchen zum Verpacken des Weihnachtsgeschenks gefunden haben, haben wir die Schlaufen des Hebekrans genommen.

Der Kiel hebt ab
aber nicht wegfliegen!
Vorbereitung zur Landung auf der Muktuk
sieht gut aus…

aber passt nicht rein. Der Kielkasten ist etwas zu kurz, um den Kiel waagerecht einführen zu können.

Also Kommando zurück. Kiel absetzen. Schlaufen umsetzen.
Zweiter Versuch
Ob es diesmal wohl reicht mit dem Platz?
Sieht ganz so aus
Hier der Beweis
Jetzt muss die Hebelmachanik wieder montiert werden
Bingo
Erfreulicherweise geht es heute viel leichter rein als vor zehn Monaten raus
Bitteschön
Für den letzten musste der Kran den Kiel noch ein Stückchen hochheben
Jetzt ist das Mobile wieder vollständig. Die Hydraulik schliessen wir nächstes Jahr an.
Dankeschön, gelber Kran.

Muktuk au Chocolat

Weihnachten steht vor der Tür, und während andere Leute Plätzchen verzieren, malen wir Muktuks Unterwasserschiff neu an. Erst der Zuckerguss (Intergard 263 als Haftvermittler), dann die Schokoglasur (die erste von etlichen Schichten Antifouling).

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Während Birgit und ich auf Landurlaub in München waren, hat der Schreiner die ersten Möbel gebaut – unsere neue Werkstatt ist fast fertig. Schön ist sie geworden, eigentlich viel zu schön um darin zu arbeiten. Vielleicht werden wir uns in Zukunft mit einem guten Buch und einer Tasse Tee gemütlich in die Werkstatt setzen.

Wir kümmern uns unterdessen um unsere Wassertanks. Sieben Stück haben wir davon, jeder fasst rund 100 Liter, hat 26 Schrauben und macht 2-3 Stunden Arbeit, um ihn zu öffnen, zu putzen und wieder zusammenzubauen. Und weil wir die Gelegenheit nutzen, alle Schlauchverbindungen zu erneuern (von den Tanks zum Verteiler, von dort zur Druckwasserpunmpe und zu den Fusspumpen, zum Heisswasserboiler und zurück und zu den Wasserhähnen in Küche und Bad), werden wir demnächst etwa 70(!) Meter Wasserschlauch einkaufen gehen.

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Wir müssen dann nur noch überlegen, wie wir die Tanks aufteilen: zwei für Wein (rot und weiss), einer für Bier, einer für Laphroaig, die restlichen 300 Liter für Trinkwasser? Mal sehen.

 

Origami im Sandkasten

Unser letzter Eintrag hier endete ja mit gutem Wetter, und gutes Wetter auf der Werft heisst immer: den Projektplan umwerfen und das machen, was man nur bei gutem Wetter machen kann, z.B. sandstrahlen und streichen. In diesem Fall zwei Abteile, die nicht vom Bootsinneren, sondern nur direkt von aussen über eine Klappe zugänglich sind. Einmal ganz hinten (Achterlast), und einmal ganz vorn, noch vor der Ankerlast und wahlweise „front-front“ genannt (in Abgrenzung zur „front“, wo die Ankerkette drin ist) oder zwischen Birgit und mir „Kohlenkeller“, denn bestimmunsgemäß werden dort einmal unsere Brennstoffvorräte (Feuerholz oder eben Kohlen) lagern.

Also rostklopfen, sandstrahlen und streichen. Man muss sich das ungefähr vorstellen wie Yoga-Übungen im Kofferraum eines Kleinwagens, entweder im Sandsturm bei kompletter Körperverhüllung, oder im betörenden Geruch von Lösungsmitteldämpfen, um die uns mancher Junky beneiden würde. Ohne anatomische Faltkunst, abgesägte Pinselstiele und Streichen unter Spiegelkontrolle kommt man nicht weit.

Und wohlüberlegte Reihenfolge: erst hier, dann umdrehen, ein Fuss dorthin, dann kommt man in die Ecke… aber am Ende werden die noch nicht gestrichenen Standflächen knapp. Hoffentlich hat man sich den Rückzugsplan gut überlegt.

Nach einer Woche sind wir durch, haben jeweils drei Lagen Farbe auf wunderbar vorbereitetem Stahl. Der Regen kann wieder kommen (macht er auch prompt), und wir widmen uns weiter den Styroporplatten.

Derweil will der Schreiner unsere Wünsche für den Innenausbau wissen. Ach wie schön einfach war es doch, als wir die Muktuk gekauft haben! Sie stand da, war seetüchtig und sinnvoll eingerichtet und sah gemütlich aus. Die einzige Entscheidung, die wir treffen mussten, war die ziwschen „ja“ und „nein“. Aber jetzt? Soll die Bank vielleicht etwas höher? Die Spüle mehr nach rechts? Diese Klappe vielleicht größer? Welche Farbe soll hier hin? Der Schrank im Bad mit hellen oder dunklen Türen? Puhhh! Decision Overload Alarm.

Soviel zum Schiff. Am Wochenende haben unser NTSF Projekt fortgesetzt (never twice the same fish) und am Markt einen Fisch gekauft, den wir noch nicht kennen. Diesmal sollte er rot sein (endlich mal eine einfache Farb-Entscheidung), was die Vielfalt auf fünf Sorten reduziert hat. Die Auswahl fiel auf drei kleine Rotbarben, erstanden für stolze drei Euro. Muy rico!

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Ende nächster Woche geht es für sechs Wochen zurück nach Deutschland. Voraussichtlich zieht sich dieser Blog daher in den Herbstschlaf zurück. Am Schiff gehen die Arbeiten natürlich auch ohne uns weiter, so dass wir Anfang Dezember sicher wieder etwas zu berichten haben.

Wasser

In den letzten zwei Wochen haben wir Galicien schliesslich so erlebt, wie es im Prospekt stand: regnerisch, neblig, frisch. Und bei Regen reden wir nicht von irgend so einem Geriesel. Chubascos heissen die Dinger hier, eine Kreuzung aus Schauer und Wolkenbruch. Soll heissen, es regnet zwar nicht ununterbrochen, aber wenn, dann schüttet es aus Eimern. Und natürlich in Eimer, Schubkarren, Farbwannen und was sonst so herumsteht.

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Unsere Spezialisten von der Werft hatten ja viele lange sonnige Wochen Zeit gehabt, die Luken wieder einzubauen. Als das schlechte Wetter dann angesagt war, haben sie endlich damit angefangen, und versprochen, es noch an diesem Abend fertigzumachen. Dann fing es aber zu regnen an, und da haben sie lieber aufgehört. Als wir am nächsten Morgen zurückkamen, hatten wir die Bescherung: sieben Eimer voll Wasser haben wir aus den Bilgen gesammelt. Ist ja noch nicht viel drin, was nasswerden könnte, aber trotzdem… Und wieder ein halber Tag Arbeitszeit weg, der eigentlich für die Isolation vorgesehen war.

Weil wir ja auch noch kein Niedergangsluk haben (des Schreiners erstes Werk, aber noch nicht fertig), haben über dem Achterschiff ein Zelt aus Plastikplanen errichtet, von dem wir jeden Abend hoffen, dass es am nächsten Morgen noch steht. Wenn es tags tüchtig weht, flattert das Plastik lautstark und wir fühlen uns an schlagende Segel erinnert. Nur mit dem „fall‘ mal ein paar Grad ab“ tun wir uns im Moment etwas schwer.

Das nächste Malheur haben wir Schildbürger uns selbst zuzuschreiben: unser Isoliermaterial lagerte brav unterm Schiff, bis es eines Nachts so geblasen hat, dass die Platikfolie aufriss, die die Platten zusammengehalten hat. In Folge machten sich dann zwei Dutzend Styroporplatten im Format 250 x 70 cm auf den Weg quer durchs Werftgelände, wo wir sie dann am nächsten Morgen einsammeln konnten. Zum Glück gab es aber kaum Bruch.

Die neue Grundverkabeung ist nun fertig und sehr solide ausgefallen. Zwei dicke Kabel mit je 100 mm2 ziehen sich als „Backbone“ einmal längs durchs Schiff, daran können wir vorne, in der Mitte und hinten nach Belieben Verbraucher und Stromquellen anschliessen, ohne uns über Leitungsverluste gross Gedanken machen zu müssen.

Und seit vorgestern ist auch der Sommer wieder zurückgekehrt. Auf der Werft haben wir das schöne Wetter genutzt, um unseren ganzen Krempel aus dem Container zu räumen, auszumisten und den Restbestand zu sortieren. Es ist aber noch immer eine Unmenge Zeug…

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Und am Wochenende gab es einen langen Strandspaziergang samt ausgiebigem Meeresbad:

dorner

reusen

steine

Neues von der Baustelle

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Fortschrittsbericht aus der Abteilung „das Schiff wieder zusammenbauen“: Farbe ist jetzt genug auf dem Deck, die Winschen, Klampen, Blöcke und was alles sonst noch in der einen Kiste war, haben wir an Deck montiert. In der anderen Kiste waren die ganzen Borddurchbrüche (wo man dann innen den Schlauch anschliesst), auch die sind jetzt wieder eingebaut. Gut zwei Kartuschen Silikon-Dichtmittel gingen dabei drauf, zum überwiegenden Teil bestimmungsgemäß, der Rest wurde auf Hände, Hosen und auf das neu gestrichene Deck verteilt. Macht man wohl so.

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Währenddessen verlegt der Elektriker fleissig Kabel im Schiff. Und damit man diese Kabel und auch die Schrauben für die Winschen, Klampen &co auch nicht mehr so leicht wiederfindet, kommt jetzt unter Deck die neue Isolierung an Decke und Wände. Die liegt im Moment als 90 Quadratmeter styroporähnliches Plattenmaterial unter dem Schiff und wir dürfen sie in Form von liebevoll zugeschnittenen kleinen Kacheln von 30-50 cm Kantenlänge in zwei Lagen von innen an den Rumpf kleben.

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Wir reden jetzt aber nicht etwa von geraden Kanten oder gar rechten Winkeln. Auch Ober- und Unterseite sind verschieden, alles ist schräg. Und die Aussparungen für die Schrauben nicht vergessen! Schon wieder auf der falschen Seite eingeschnitten? Ach Mist. Na ja, jedenfalls kann man mit manch einer Kachel gerne mal ein gutes halbes Stündchen verbringen, bis sie halbwegs passt, und wenn wir dann ein Dutzend zusammenhaben, sie mit PU-Schaum einsprühen und angepresst trocknen lassen (halbe Stunde Pause!), freuen wir uns über einen gutes Stück geschaffte Arbeit.

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Wir sind gespannt, wieviele Wochen wir noch von dieser Arbeit berichten werden. 90qm durch 30x50cm mal 30min… lieber nicht ausrechnen. Übrigens hat die Werft die Installation der Isolierung für 650 Euro angeboten. Das haben wir dann mal lieber bleiben lassen. In der Zeit hätten sie bestenfalls die nicht zugeschnittenen Platten an den Rumpf nageln können. Was sie sich da wohl gedacht haben?

Was gab’s ausserhalb der Schiffstechnik? Zu viel sind wir nicht gekommen. Ein Ausflug nach Pontevedra, ein Riesensack voll geschenkter Miesmuscheln (der Kumpel vom Schweisser arbeitet als Muschelfischer), die Wohnung ist eingerichtet und die Kartons aus Wohnzimmer und Küche verschwunden. Die Sonne geht jeden Tag etwas später auf. Gut, das wird bei Euch wahrscheinlich genauso sein, wir bekommen es nur so genau mit, weil sie das mit dem Aufgehen irgendwann nach acht auf unserer Fahrtstrecke zur Werft macht und wir bis zu diesem Zeitpunkt jeden Tag etwas weiter kommen. Und dank des guten Wetters können wir ihr fast jeden Morgen dabei zusehen. Hat auch was.

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