Kleine Fische, große Fische

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Valle Gran Rey ist eine sehr deutsch geprägte Aussteigerkolonie inklusive deutschem Metzger und deutschem Bäcker. Einmal die Woche gibt es einen Hippie-Markt mit Räucherstäbchen, allerlei Heilkräutern und selbstgetöpferten Batikklamotten.

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Das Örtchen hat aber noch eine weitere Attraktion. Im Hafenbecken von Valle Gran Rey lebt nämlich eine größere Anzahl von Rochen. Ganz am Ende, da wo eine Steintreppe ins Wasser führt und die Fischer ihre Abfälle ins Wasser werfen, versammeln sie sich. Bei Niedrigwasser stehen dort gerade mal noch zwei Meter Wasser und man kann sie sehr schön beobachten.

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Die größten sind Pfeilschwanzrochen, die haben eine Spannweite von knapp zwei Metern. Daneben gibt es noch ein paar Entenschnabelrochen und Dutzende gemeiner Rochen, letztere etwa einen Meter breit. Einige von ihnen haben sogar einen Namen, einer der Pfeilschwanzrochen wurde mir als Sebastian vorgestellt, die Namen der anderen habe ich vergessen. Mein Namensgedächtnis war noch nie besonders gut.

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Wenn sie nicht gerade herumschwimmen (was schon sehr cool aussieht), legen sie sich flach auf den Boden, fächeln sich mit dem Flossensaum etwas Sand auf den Rücken und sind dann perfekt getarnt kaum mehr vom Grund zu unterscheiden. Nur ihre zwei Augen kann man erkennen, und wenn man die gefunden hat, errät man auch den Umriss des Rochens. Ab und zu zwinkern sie sogar.

Sie lassen sich weder durch um sie herum schwimmende Schnorchler noch durch ins Wasser springende Kinder irgendwie beeindrucken. „Wenn man auf sie tritt, das mögen sie nicht. Ansonsten machen die nichts“ verrät uns eine hiesige Rochen-Expertin.

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Ganz besondere kleine Fische schwimmen manchmal nachts um unser Boot, was weit draußen vor dem Hafen vor Anker liegt. Es sind Dornhechte, lange dünne, ca. 30cm lange blau glänzende Exemplare mit einem langen spitzen Schnabel wie ein Schwertfisch, nur eben kleiner. Sie schwimmen an mondlosen Nächten ganz dicht an der Oberfläche. Wenn man länger mit der Taschenlampe hinleuchtet, sind sie weg. Da haben wir natürlich nachts das Wurfnetz ausgepackt und versucht, ein paar zu fangen.

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Es wäre allerdings besser gewesen, ich hätte das mit dem Wurfnetz vorher einmal bei Tageslicht probiert. Bei youtube findet man viele lehrreiche Videos, wie man die Dinger werfen sollte, bei uns scheint aber die Schwerkraft anders auf das Netz einzuwirken, oder der Raum ist anders gekrümmt, es ist jedenfalls nicht ganz einfach. „How to pancake a cast net“ – das muss man den Amis schon lassen: diese Eleganz, mit der sie das Wort Pfannkuchen als Verb verwenden! Wie man ein Wurfnetz pfannkucht, gemeint ist natürlich, dass es sich im Flug zu seiner vollen runden Form öffnet. Bei mir wurde das zuerst eher Kaiserschmarrn, bald aber zumindest Nierentische, so dass wir am Ende doch ein paar von den Biestern erbeuten konnten.

Geschmacklich gar nicht mal schlecht, aber relativ grätenreich. Das Schlimmste aber: die Mittelgräte samt Abzweigungen hat eine leuchtend karbolblaue Färbung. Irgendwie ist diese Farbe doch eher für Sommerkleider als für Gräten geeignet, beim Essen sieht das trotz besserem Wissen giftig aus, und man erwartet statt Fisch- eher Minz- oder Mentholgeschmack. Den Rest des Fangs haben wir dann als Köder kleingeschnitten, auf Haken gespießt und versucht, gegen Tunfisch oder Doraden einzutauschen. Hat aber nicht geklappt. Noch.

Zwischen den Inseln

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55 Seemeilen sind es zwischen Tazacorte auf La Palma und unserem Ziel, der Bucht vor Valle Gran Rey auf La Gomera. Bei den vorhergesagten leichten Winden ist das eine ungeschickte Distanz. Brechen wir frühmorgens auf, schaffen wir es nicht sicher, bei Tageslicht anzukommen, und bei Dunkelheit in eine unbekannte Ankerbucht einzulaufen, möchten wir eher vermeiden.

Starten wir am Abend und fahren die Nacht durch, kommen wir zwar sicher bei Helligkeit an, laufen aber bei Dunkelheit in die acceleration zone im Süden La Palms, und vor diesem Düseneffekt haben wir mittlerweile doch etwas Respekt. Also wählen wir den Mittelweg, werfen am Nachmittag die Leinen los, erreichen noch bei Helligkeit die Südspitze La Palmas, die Passage zwischen den Inseln machen wir in der Nacht und kommen gegen fünf Uhr morgens in La Gomera an. Dort lassen wir uns dann ein paar Stunden vor der Küste treiben, bis die Sonne aufgeht und wir den Ankerplatz ansteuern können.

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Eine acceleration zone hatten wir dann doch nicht, obwohl wir zwei Tage zuvor von Land aus an der Südspitze die See noch hatten kochen sehen. Dafür wehte es zwischen den Inseln, also die ganze Nacht durch, mit ordentlichen 7-8 Bft statt der angesagten 2-3. Nichts schlimmes, aber für einiges an Action hat es in der Nacht doch gesorgt. Zuerst haben wir uns einen Riss im Vorsegel eingefangen (zum Glück haben wir ja zwei), dann hat noch eine überkommende Welle die Rettungsinsel aus ihrer Verankerung gespült und mit lautem Rumpeln über das Deck rutschen lassen. Zum Glück blieb sie dann aber an der Reling hängen. Wäre sie über Bord gegangen und hätte sich aufgeblasen, wäre es kompliziert geworden. Weil das gute Stück an die 60 kg wiegt, konnten wir es auf dem schwankenden Deck nicht wieder an seinen angestammten Platz zurückhieven. So mussten wir es erst einmal provisorisch an Deck festzurren, für 2:30 Uhr nachts genug an Arbeit. Am Ankerplatz haben wir es dann in Ruhe mit dem Block der Großschot (Prinzip Flaschenzug) zurückbugsiert – und ab jetzt besser gesichert.

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Der Riss im Segel hat am Ende mehr Arbeit gemacht. Ursächlich war eine mit den Jahren unter der UV-Strahlung brüchig gewordene Naht zwischen zwei Segeltuchbahnen, die auf einer Länge von etwa 2 Metern aufgerissen wurde. Quer dazu hat es dann an der Stoßkante des UV-Schutzes das Tuch selbst zerrissen. Die aufgerissene Naht konnten wir recht leicht nachnähen, indem wir die bestehenden Löcher im Segeltuch wiederbenutzt haben. Für den senkrechten Riss musste aber ein Flicken eingesetzt, besäumt und doppelt angenäht werden. Nach einem Tag vergeblichen Versuchens mit der Nähmaschine habe ich auch das dann von Hand gemacht. Bilanz: alles in allem ca. 8 laufende Meter Naht, drei Tage Arbeit. Puh!

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Jedenfalls werden wir vor der Atlantikpassage noch einmal alle Nähte kontrollieren und ggf. nachnähen lassen. Das Motto der Segelmacher lautet nicht von ungefähr: A stitch in time saves nine.

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La Palma: Vulkane, Wein und Salz

An der Südspitze der Insel La Palma gibt es zwei Vulkane und zwei Leuchttürme, die uns der Wanderführer anpreist. Zuerst geht es mit dem Bus die hoch gelegene Küstenstraße entlang, wieder mit atemberaubenden Blicken übers Wasser, auf steil abfallende Hänge mit Terrassengärten, weiter unten die Bananenplantagen und die kleinen Strände. In Fuencaliente/Los Canarios laufen wir los, zuerst durch den Ort, am Ortsrand steht noch ein schönes altes Steinhaus, mit einem Restaurantbetrieb, inmitten von Weinbergen. Und hier beginnt die wilde karge Landschaft des Vulkangesteins in der zunächst noch viele Weinberge zu sehen sind; durch die Wärme der Steine werden die hellen Trauben jetzt schon reif, und tiefer unten im Lavagestein finden die Wurzeln der Pflanzen gute Wasserspeicher. Ideale Bedingungen in dieser unwirtlichen Gegend. Nur die Erntebedingungen stellen wir uns sehr schwierig vor, da die Weinranken auf dem Boden entlang wachsen und ab und zu sieht man einzelne Reben mit kleinen Stöckchen aufgestützt, um sie vor allzu hungrigen Eidechsen zu schützen.
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Es ist trocken und heiß, der Lavasand mit den vielen kleinen Steinchen staubt und an manchen Stellen ist es besser, in einem Abstand von 10 Metern zu gehen, um nicht in der Staubwolke des Vorderen zu verschwinden. Der erste Vulkan – San Antonio – ist weiträumig umzäunt und man muss ordentlich Eintritt zahlen: den schauen wir uns dann lieber von ferne an, die Wanderung ist auch so schon lange genug.
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Eine halbe Stunde weiter durch Weinberge, an einer breit ausgebauten Schotterstraße entlang gehend, sehen wir etwas unterhalb einen einsamen hellen Felsen aus der dunkelgrauen und braunroten Landschaft ragen, der Roque Teneguía, da gibt es Felsenzeichnungen mit Spiralen und Kreisen von Altkanariern, geschätzt 2000 Jahre alt.
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Und dann kommt schon der zweite Vulkan in Sicht, der Teneguía, 1973 hat er das letzte Mal gespuckt, eine aufregende Vorstellung. Der Aufstieg ist gar nicht so schwer, und es weht ein Wind, der die Hitze erträglich macht. Steine gibt es da in allen Formen und Farben, wir sind fasziniert, und mit etwas Fantasie kann man allerlei aus den Formen herauslesen, wie beim Bleigießen zu Sylvester. In der Ferne sehen wir die Inseln El Hierro, La Gomera und Teneriffa, sie scheinen über dem Wasser zu schweben.
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Das Ziel unserer Wanderung, den alten und den neuen Leuchtturm, sehen wir von oben sehr deutlich, die Salinen daneben erscheinen ganz bunt in verschiedenen roten und blauen Tönen. Nun kommt die letzte Mondlandschaft, allein ein paar tapfere Sträucher haben hier inzwischen ihre Wurzeln geschlagen, ein toller Kontrast: die schwarzen Steine und die hellgelb-grünen Pflanzen.
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Um die Salinen unten an der Küste herum ist ein Lehrpfad eingerichtet, mit Schildern, die in spanischer, englischer und deutscher Sprache erklären, wie das Salz hier in einzelnen Schritten gewonnen wird. Das Meereswasser muss zuerst in ein Becken hoch gepumpt werden, in das sogenannte Mutterbecken, die erste Verdunstungsstufe, hier ist das Wasser rot von den Algen.
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Von hier wird das schon recht konzentrierte Salzwasser immer weiter nach unten in andere Becken geleitet, bis es in dem letzten Kristallisationsbecken landet, wo dann das Salz „geerntet“ wird.
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In einem der vorletzten Becken gibt es ein „Urtierchen“, eine ganz einfache Art von Einzellern, die zusammen allerdings interessante Gesteinsformen bilden, wie kleine Gebirgsformationen. Das alles kann nur in den Sommermonaten mit Hilfe des stetig wehenden warmen und trockenen Passatwindes stattfinden. Ab Oktober liegt der Betrieb wieder still.
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Eine palmerische Großfamilie, auf mehrere Autos verteilt, findet noch zwei Plätzchen für uns und nimmt uns in den Ort zurück, fährt uns sogar, als wir erzählen, woher und wohin, zur Bodega Teneguía. Das hatten wir uns schon beim Hinweg angeschaut: eine Wein-Kooperative, bei der jetzt Ende August, die Trauben für den Weißwein angeliefert werden und direkt vom kleinen Transportlader in den Mahltrichter geworfen werden. Beim Fotografieren bekomme ich ein paar Trauben zum Probieren gereicht, allerdings nicht ohne Hintergedanken: „Un beso por favor!“ Ich darf das Redel auch ohne Wangenküsschen behalten.
Der Verkaufs- und Probierstand ist hoch oben in der Halle mit der Weinpresse und den Tanks, auf einer Plattform eingerichtet, man kann alles gut beobachten, und es duftet herrlich nach frisch gepressten Trauben. Kein Wunder, dass wir am Ende einige Flaschen Wein zur Bushaltestelle hoch tragen.
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Capt’n Bob

Kaum waren unsere Leinen fest im Hafen von Tazacorte, rief er uns schon vom Steg gegenüber zu „I love your MUKTUK! I love steel boats!“. Sein eigenes Boot, oder besser gesagt Schiff, die ROAMER: massiv, schwarz gestrichen, hochbordig, natürlich ebenso aus Stahl, sieht schon etwas in die Jahre gekommen aus. Zwei dicke Holzmasten ragen unverstagt in den Himmel: ein Dschunken-Rigg, wie wir später erfahren.

Am Abend, auf der ersten Stegparty, lernen wir ihn näher kennen. „I’m Capt’n Bob, and to prove it, here is my book“ Bob Burns, ein Arbeitersohn aus Brighton, arbeitete als Rigger und auf Ölbohrplattformen, als er sich 1985 in den Kopf setzte, einhand die Welt zu umrunden. Ständig von Geldmangel geplagt, liess er sich die ROAMER nach seinen ganz eigenen Ideen bauen und ausrüsten und brach damit tatsächlich zu seiner Weltreise auf.

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Von Brighton und Falmouth ging es zunächst nonstop nach Südafrika, wo er zur Auffüllung seiner arg strapazierten Reisekasse für ein halbes Jahr die dortige Hafenkneipe übernahm. „Ich war sonst immer der letzte, den sie aus der Kneipe werfen mussten. Jetzt konnte ich endlich bleiben, bis der letzte gegangen war.“ Von dort aus ging es weiter nach Neuseeland und Australien, rund Kap Hoorn zu den Falkland-Inseln, wo er seine Masten verlor. Mit einem Not-Rigg humpelte er schliesslich zurück nach Falmouth und beendete seine Weltumsegelung nach zwei Jahren.

Während seiner Reise tippte er seine Erlebnisse auf einer mitgeführten Schreibmaschine, fand dann aber keinen Verleger für sein Buch. Erst 2010 kramte sein Bruder sein altes Manuskript hervor, redigierte es („alle Frauengeschichten hat er mir rausgestrichen“) und veröffentlichte es mit 500 Exemplaren Auflage. Birgit und ich durften uns sein Bordexemplar ausleihen: ein herrlich lakonischer Stil, eine erlebnisreiche Reise voller Widrigkeiten und eine großartige seglerische und menschliche Leistung.

Heute ist Capt’n Bob 74 und hat immer noch eine ungeheure Ausstrahlung. Wenn er auf der Stegparty sein Songbook auspackt und anfängt, irische und britische Lieder zu singen, oder er ein paar seiner Geschichten zum Besten gibt, fühlen wir uns, als wären wir in ein früheres Zeitalter versetzt. Probe gefällig? Bitte schön!

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Wir sind glücklich, diesem Original begegnet zu sein und wünschen Capt’n Bob und ROAMER alles Gute auf seinen weiteren Reisen. Vor ein paar Tagen ist er in Richtung Azoren aufgebrochen.

La Palma – die grüne Insel

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Die westlichste Insel der Kanaren und die erste, die wir beide kennen lernen: hier liegen wir sehr ruhig im Hafen von Puerto de Tazacorte gut geschützt durch gleich zwei große Kaimauern, kaum ein Wind weht hier. Da kann die Muktuk dann auch länger bleiben, bevor wir die nächste längere Reise Ende November in Richtung Karibik antreten.

La Palma, sagt man, ist die grünste Insel der Kanaren und noch vom Massentourismus weitgehend verschont. Viele Urlauber sind trotzdem da, es ist landschaftlich wunderschön hier, zum Wandern, Baden und Entspannen. Die Haupturlaubszeit ist hier und überall auf den Kanaren allerdings der Winter, wenn die Mittel- und Nordeuropäer dem ungemütlichen Wetter für ein paar Tage entfliehen wollen.

Das Bussystem ist gut ausgebaut und wird vor allem von den Einheimischen genutzt. Auch wir lernen den Fahrplan und die Buslinien nach und nach kennen.

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Um die Ecke beim Hafen sind zwei Strände mit schwarzem Kies, Ferienwohnungen, Restaurants drum herum, es ist viel los am Nachmittag und Abend. Der Ort Tazacorte liegt ein paar Höhenmeter weiter oben, fünf Minuten mit dem Bus oder fünfzehn zu Fuß durch die Bananenplantagen. Von dort hat man einen wunderschönen Blick übers Meer. Fünfzehn Busminuten weiter im Inneren liegt Los Llanos, die größte Stadt der Insel, mit einer schönen Fußgängerzone, vielen Läden, Cafés, Restaurants, einem kleinen Marktgebäude.

Und es gibt sehr viele Deutsche hier, Touristen wie Auswanderer: z.B. in Los Llanos finden wir ein gemütliches Café von zwei Deutschen Konditormeistern betrieben, mit bestem Käsekuchen und selbstgemachtem Eis, die Süddeutsche Zeitung und der Spiegel liegen aus; dann ein hübsches Restaurant mit kanarisch-venezolanischer Küche von einer jungen Deutschen und ihrem venezolanischen Mann betrieben; wir entdecken einen Gemüseladen, auch von einem deutschen Ehepaar betrieben, die hier am Vormittag die Bio-Produkte ihres Betriebes verkaufen und bei größeren Mengen auch zum Boot liefern. Ungewohnt für uns, nach diesem einem Jahr in Galicien, dass wir kaum noch dazu kommen, spanisch zu sprechen.

Eine der schönsten Wanderungen geht in die Caldera de Taburiente, einer riesigen Schlucht von 8km Durchmesser, die sich zum Inneren hin immer mehr verjüngt. Kiefernwälder, wilde Felsenlandschaft, wir gehen erst durch ein trockenes Bachbett voller Kiesel, aber die Anstrengung wird belohnt, bald kommt ein Naturschwimmbecken, und zu Abwechslung baden wir mal in Süßwasser.

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An einem anderen Tag werden wir von Mike und Uli, einem befreundeten Seglerpaar vom Nachbarsteg, eingeladen, mit ihrem Auto eine Rundfahrt zum Nordwesten der Insel zu unternehmen: zuerst zu einem malerischer kleiner Fischereihafen, eine Bar zum Kaffeetrinken davor, dann geht es weiter nach Los Tilos, einer kleinen Schlucht, mit dem größten zusammenhängenden Lorbeerwald der Insel, seit einigen Jahren ein Biosphärenreservat. Hier ist ein Informationszentrum eingerichtet, Picknick-Tische in Terrassen, wo wir uns zu Mittag gemütlich hinsetzen, nachdem wir eine kurze Wanderung zum Wasserfall unternommen haben. Auf dem Rückweg sehen wir noch ein paar Drachenbäume und können uns davon überzeugen, dass La Palma wirklich eine grüne Insel ist – der Westen fängt die Regenwolken und die Feuchtigkeit ein und von hier aus geht das weit verzweigte System der Wasserkanäle, Leitungen und Bassins los, das für die Bananenplantagen dringend gebraucht wird. Es war ein schöner Tag. Eine Stegparty steigt noch am Abend, wir sitzen vor unserem Boot, erzählen, singen bis spät in die Nacht.

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Vollgas

Sie standen ja im Revierführer: die „acceleration zones“, d.h. Seegebiete vor den Steilküsten der kanarischen Inseln, an denen durch den Düseneffekt der Wind erheblich stärker weht. Die Rede war von einer Steigerung um 10-15kn.

Auf der Überfahrt von den Selvagems nach La Palma hatten wir im Schnitt 20kn, also Windstärke 5. In der acceleration zone erwarteten wir also 30-35kn (Windstärke 7). Alles im grünen Bereich, zumal sich in dem kleinen Gebiet kein Seegang aufbaut, der diesem Wind entspricht. Also zwei Reffs ins Groß und rein ins Vergnügen.

Aber Rasmus hatte sich das anders vorgestellt. Es kachelte auf einmal mit 40-45 (9 Bft), in Böen auch schonmal 50-55kn (10 Bft), ein ausgewachsener Sturm also. Und auch aus den 2-3 Meter Wellen wurden ab und an 4-5 Meter, so dass das Ganze doch ein recht sportliches Erlebnis wurde.

Weder Windsteueranlage noch Autopilot konnten das mehr steuern, und so durfte ich Sturmtaktik beim Rudergehen üben: wenn die großen Wellen anrollten, vor den Wind gehen, damit einen die Welle genau von achtern erwischt und nicht querschlagen lässt. Wenn kleinere Wellen anrollen, wieder anluven, damit man irgendwann auch aus der acceleration zone heraus- und in die Abdeckung der Insel hineinkommt.

Mich hatte die ganze Aktion in unserer normalen Bordkleidung erwischt (kurze Hose, T-Shirt), war sofort klatschnass und schaffte es erst nach einer halben Stunde, kurz nach unten zu gehen und Ölzeug anziehen zu können.

Birgit war währenddessen unter Deck damit beschäftigt, die umherfliegende Inneneinrichtung zu bändigen, denn alles was nicht niet- und nagelfest gestaut war, entwickelte einen ungeheuren Bewegungsdrang. Und welche Luken nicht ganz dicht sind, wissen wir jetzt auch genau. Aber insgesamt hatte unsere Muktuk keinerlei Schwierigkeiten mit diesen Verhältnissen, sie blieb jederzeit kontrollierbar und sicher.

Nach anderthalb Stunden war der Spuk vorbei, und zwar so plötzlich, als hätte man einen Schalter umgelegt. Innerhalb von fünf Minuten ging es von Sturm auf Flaute, so dass wir die Segel bergen und die Maschine anwerfen mussten. So tuckerten wir dann gemütlich in den Hafen von Tazacorte, wo wir extrem geschützt liegen. Leider gibt es auf La Palma keine guten Ankerplätze, so dass wir erst einmal in der Marina bleiben werden, um von hier aus die Insel zu erkunden.

Von unserem heißen Ritt gibt es leider keine Fotos – unsere Kamera ist nicht wasserdicht, und ich hatte auch keine Hand frei. Das Bild und ein kleines Video sind von der Überfahrt.

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Video (Geduld, Bild kommt erst nach ein paar Sekunden)

Postamt Selvagems

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Man muss schon wissen, wo sie sind, um sie auf der Seekarte überhaupt zu finden. Die Ilhas Selvagems („wilde Inseln“), kaum mehr als eine Ansammlung einiger Felsbrocken auf dem Weg von Madeira zu den Kanaren.

Die Überfahrt dorthin ist recht zäh – fast ein ganzer Tag Flaute, ansonsten auch wenig Wind, aber das ist ja das Schöne, wenn man Zeit hat: man braucht einen Tag länger, um hinzukommen, dafür bleibt man einen Tag länger, weil es so schön ist.

Die Angaben im Revierführer klingen spannend: den Positionen sei nicht zu trauen, weil sie aus der Vor-Satelliten-Zeit stammen, die Karte verzeichne auch nur die wichtigsten Untiefen und einige Gebiete seien gänzlich unkartiert. Da fühlt man sich doch halb wie Herr Kolumbus, kramt sein altes Werkzeug aus der terrestrischen Navigation aus und nähert sich mit etwas mehr Adrenalin als üblich.

Geht aber alles gut, und so liegen wir dann bald in der Bucht, in der sich auch das Häuschen der einzigen Inselbewohner befindet: ein Parkwächter und drei Ornithologen, denn die Insel ist Naturschutzgebiet und Brutstätte für etliche Vogelarten, vor allem für eine große Kolonie von Gelbfuss-Sturmtauchern, die in der Dämmerung zu Hunderten ihre Kreise über der Bucht ziehen und zum Zwecke des sozialen Austauschs ihr charakteristisches „ouwa-ouwa“ ertönen lassen.

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Die Inselbewohner, auch durch Birgits frisch gebackenen Apfelkuchen freundlich gestimmt, haben uns dann am nächsten Tag die Insel gezeigt. In jeder zweiten kleinen Felshöhle nistet ein kleines Küken, das nur einmal täglich (später noch seltener) von den Eltern mit Nahrung beliefert wird, denn letztere kümmern sich ja mehr um den sozialen Austausch (s.o.) als um die Kinderpflege.

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Dafür haben die Bruthöhlen alle ihre eigene Hausnummer, vermutlich damit es bei der Postzustellung nicht zu Verwechselungen kommt. Die Insel hat nämlich ein eigenes Postamt, und Carlo, der Parkwächter, stempelt mit großer Hingabe unsere Postkarten ab. Briefkastenleerung allerdings nur einmal pro Monat, dann ist Schichtwechsel für die Bewohner. Das letzte Boot ist übrigens ein paar Stunden früher als geplant von Madeira aus losgefahren, deshalb gab es leichtes Durcheinander beim Einkaufen für die vier Wochen, und irgendwie fehlte am Ende das Bier. Sie haben noch zwei(!) Flaschen, aber noch über zwei Wochen vor sich. Zum Glück können wir mit Bordbeständen die größte Not lindern.

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Eine kleine Gecko-Art ist hier endemisch, und seit 2001 die überhandnehmenden Kaninchen und Ratten auf der Insel komplett ausgerottet wurden, erholt sich die Vegetation auf dem Hochplateau wieder. Eine Flechtenart diente füher zum Färben von Stoffen und aus einer anderen Pflanze wurde Seife gemacht. Für die Vögel und ihre Eier sowie das Sammeln dieser Pflanzen haben früher Fischer aus Madeira die lange Reise zu den Selvagems unternommen, bis das Gebiet unter Naturschutz gestellt wurde.

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Ich darf dann noch beim Auslegen von Bojen zur Ciguatera-Kartierung mithelfen, denn einer muss das Schlauchboot manövrieren, während Carlos die Bojen plaziert, und die Ornithologen sind nicht so aussenborder-affin. Hat Spass gemacht, und wenn ich zukünftig irgendwo mehrere Bojen in schnurgerader Reihe sehe, bin ich voller Hochachtung. Birgit und ich machen dann noch einen Schnorchelausflug zusammen mit vielen bunten Fischen, dann geht’s zurück zur Muktuk, denn morgen fahren wir weiter zu den Kanaren.

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Madeira klassisch – Blumen und Levadas

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Nach den ersten Tagen in der Ankerbucht vor dem Ostkap sind wir zwei Buchten weiter westlich gefahren, haben den Anker vor dem Örtchen Machico geworfen. Und von hier aus starten wir zu einer Levada-Wanderung, die zu einem Besuch auf Madeira einfach dazu gehört. Die Levadas sind Wasserkanäle, die von dem wasserreichen und wasserspeichernden Norden der Insel das nötige Nass in den Süden transportieren, wo das Klima günstiger ist für den Anbau von Bananen, Wein und viel Ost und Gemüse. Und überall dazwischen Blumen! Die Levadas sind teilweise begehbar und einige sehr schöne sind als Wanderwege ausgebaut, die sich an den Hängen entlang schlängeln. Mit dem Bus fahren wir von Machico in ein kleines Dorf hoch und laufen fast vier Stunden lang eine Levada entlang bis zum nächsten Ort, immer am Hang entlang, immer auf der gleichen Höhe, nur die letzte halbe Stunde geht es steil bergab zurück in unseren Ort.
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Anfangs verläuft der Wasserkanal noch an Häusern vorbei, dann nur noch an Gärten und Wiesen mit kleinen Werkzeughäuschen, dazwischen mal ein bisschen Lorbeer-Urwald. Weinreben ranken sich am Wegesrand, mal wild, mal gepflegt, laden zum Naschen ein, und einmal schauen wir staunend einen senkrechten Hang hinunter, wo sich ein schöner kleiner Weinberg befindet. Wie kann man da bloß ernten?

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In den Gärten stehen hier überall Bananenstauden, zwischen den Maispflanzen wächst auch mal ein Kohl, ranken sich die Bohnen hoch. Kartoffeln, Möhren, Petersilie wild durcheinander. Und überall breiten sich Zucchini- und Gurkenpflanzen aus.

Mit solchen Gärten kann man sich sicher gut selbst versorgen… Ab und zu steht am Wegesrand eine Kiste mit Obst und dazu eine Dose für die Münzen: wir bedienen uns, zahlen den angegebenen Preis von je 50Ct für drei Bananen und Weintrauben und haben eine feine Wegzehrung.

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Zwischendurch riecht es ganz süß, wenn wir an einem Feigenbaum vorbei kommen, an einer anderen Stelle ist es frisch gemähtes Heu. Und in den kleinen Senken hört man immer wieder eine Ziege meckern.

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Es ist August und schon überall etwas trocken, trotzdem blüht zur Zeit viel: hie und da noch eine Strelitzie, die eigentlich in den Wintermonaten vorherrscht, ein paar verblühte Hortensien, Rosen, Lilien am Wasser und viele andere Arten, wilde und angepflanzte, die wir ohne Bestimmungsbuch gar nicht benennen können. Wir sind begeistert von der Vielfalt!

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Vor der nächsten Überfahrt, Richtung Kanarische Inseln, wollen wir noch mal die Wassertanks füllen und melden uns im benachbarten Hafen an. Wie froh sind wir, dass wir zwei Nächte lang auf ruhigem Kiel (aus)schlafen können. In der Bucht vor Machico hatten wir zuletzt Schwell und Wind quer zur Welle, d.h. Muktuk rollte die meiste Zeit hin und her die Längsachse entlang. An ruhigen Schlaf war nicht zu denken. Morgen geht es los!

Ankunft auf Madeira

…also erst einmal sorry für die Probleme mit der Technik: die beiden letzten Beiträge, die wir auf der Überfahrt geschrieben haben und kunstvoll per Pactor-Modem an eine supergeheime EMail-Adresse gesendet haben, die daraus eigentlich einen Blog-Eintrag hätte machen sollen, sind irgendwie nicht angekommen. Jetzt posten wir sie eben rückwirkend. Das lernen wir aber auch noch.

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Jedenfalls sind wir jetzt da. Beweisfotos siehe unten. Alles in allem eine wunderschöne erste Etappe mit optimalem Wind. Ab der dritten Nacht konnten wir dem Meeresleuchten zusehen, das bis Madeira immer stärker wurde. Ist schon faszinierend, wenn die Muktuk eine grün leuchtende Spur durchs Wasser zieht.

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In der fünften Nacht auf See konnten wir die ersten Lichter von Porto Santo erkennen, im Morgengrauen dann die Umrisse Madeiras. Und als wir aufs Ostkap zufuhren, hat uns wieder einmal eine Gruppe von Delfinen begleitet, diesmal eine andere, deutlich größere Art. Schwer zu erklären, aber es ist für uns jedesmal eine große Freude, diesen Tieren zuzusehen.

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Am Vormittag haben wir schließlich das Ostkap gerundet und sind kurz dahinter in einer von hohen Felswänden umgebenen Bucht vor Anker gegangen. Nach Anleger und Mittagessen haben wir uns dann erst einmal ausgeschlafen. Bis die Schlafbatterien wieder voll sind, wird aber noch ein Weilchen dauern. Eigentlich brauchen wir gar nicht an Land zu gehen: wir haben erst einen von sieben Wassertanks geleert (ok, den größten, aber immerhin), der Kühlschrank ist noch voll, Klopapier auch noch genügend da, und die Zwiebeln reichen locker bis New York. Dass wir nicht an Land müssen, ist auch ganz gut so, denn wir liegen hier am Ostkap sehr abgeschieden, Geschäfte gibt’s hier nicht. Dafür Heerscharen von Wanderern, es geht zu wie auf den Münchener Hausbergen. Alle genießen den spektakulären Blick von der Steilküste herab und Muktuk als Fotomotiv.

Davon abgesehen haben wir es noch nicht geschafft, mit dem Dinghi anzulanden, denn die Felsen wirken als Düse, so dass ganz ordentlich der Wind pfeift und das An-Land-kommen mit dem Beiboot schwierig macht. Na ja, erst einmal haben wir auch an Bord genug Programm: putzen, ein paar Reparaturarbeiten, lesen, schlafen, essen…

Einzig die Fisch-Versorgung könnte noch besser werden. Klar, weil das mit dem Blog schreiben von unterwegs nicht geklappt hat, konnten uns die Fische auch nicht finden, deshalb hat auch keiner angebissen. Immerhin: ein paar Stunden nachdem wir den letzten Beitrag mit Positionsangabe per Mail losgefunkt hatten, sprang zumindest der erste fliegende Fisch an Deck und ergab sich seinem Schicksal als Vorspeise am Mittag. Klein, aber fein – können ruhig noch mehr davon angeflogen kommen…

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Ziemlich viel Blau

Inzwischen ist es bedeutend gemütlicher geworden: die See ist ruhig, der Wind schwächer und unser Speed auf 4kn gesunken. Der Bewegungsdrang der Gegenstände an Bord ist jetzt schwächer, selbst die Zwiebeln halten Mittagsschlaf.

Wir könnten die ganze Nacht laut Musik hören, denn Probleme mit Nachbarn haben wir kaum. Aber da ja nachts immer einer von uns zu schlafen versucht, lassen wir das mit der lauten Musik sowieso. Den einzigen Lärm macht das AIS, das uns zuverlässig per Hupe informiert, wenn ein größeres Schiff in unsere Nähe kommt. Das passiert aber nur 2-3 Mal pro Tag, und auch dann mussten wir in letzter Zeit nie unseren Kurs ändern.

Da jetzt die Sonne häufiger scheint, sitzen wir öfter auch an Deck und bewundern die Unmengen an blauem Wasser, die uns umgeben. Heute konnten wir einer Gruppe von Delphinen zuschauen, wie sie die „Rund Muktuk“ Regatta veranstaltet haben. Dabei geht es darum, möglichst dicht vor dem Bug zu passieren, dann unter dem Boot durchzutauchen und möglichst schnell wieder vorne am Bug zu sein. Bei einem Dutzend Wettkämpfern war das erheblich spannender als die Fussball-WM vor unserer Abreise.

Gestern vormittag habe ich die Windsteueranlage in Betrieb genommen und den Autopilot ausmachen können. Während der Autopilot mit Storm läuft und einen konstanten Kurs hält, arbeitet die Windsteueranlage rein mechanisch und sorgt dafür, dass das Boot einen konstanten Winkel zum Wind behält. Das hat Vor- und Nachteile: man weiss immer erst hinterher, wohin man gefahren ist, denn wenn der Wind dreht, dreht sich der Kurs mit. Aber was sind auf Langstrecke schon 10-15 Grad hin oder her? Der Vorteil ist, dass man praktisch nichts an der Segelstellung machen muss, die passt ja immer automatisch zur Windrichtung. Und Strom spart die Windsteuerung sowieso. Wir laufen jedenfalls jetzt seither ohne Autopilot.

Die Angelrolle habe ich heute auch repariert, und während gestern höchstens ein stark suizidal veranlagter Fisch an den Haken hätte gehen können, gibt es seit heute keine Ausrede vor dem Anbiss mehr. Ich hoffe viele Fische lesen unseren Blog.

Wie sie uns finden? Pos 36°44N 014°12W COG 220 SOG 4,6kn