Mitten drin

RollingSea

Es wäre freilich stark verfrüht, jetzt schon ein Crewmitglied den Mast hinaufzuschicken, um nach Land Ausschau zu halten. Aber wenn, dann müsste der Blick nach vorne gerichtet sein, denn gestern hatten wir Bergfest. Von den anfänglichen 2512sm waren noch 1256sm bis nach Antigua übrig. Zur Feier des Tages gab es denn auch ein Frühstück mit Schinken und Melone. Leider hatte die Melone allerdings ihr persönliches Bergfest bereits vor einigen Tagen gehabt…

Zu einem Bergfest gehören natürlich auch Berge. Die haben wir im Moment auch ganz ordentlich, mit beizeiten 5 Metern Höhe rollen sie von hinten an. Schon ein majestätischer Anblick, wenn so ein Ding auf einen zukommt und man schon fast das Cockpit voll Wasser wähnt, und dann hebt die Muktuk elegant ihr Heck ein wenig an und lässt den Berg ungerührt unter sich hindurchziehen. Schon ein tolles Schiff. Dialog unter Deck, als mal wieder die Teller über den Tisch schlittern: „von wegen es wird ruhiger, es schaukelt mehr“ – „Na ja, weil es ruhiger wird, spürt man das Schaukeln jetzt stärker“

In den vergangenen Tagen waren wir vom Anglerglück verwöhnt. Zwei prächtige Goldmakrelen konnten wir an Deck ziehen, die zusammen für fünf üppige 3-Personen-Mahlzeiten gereicht haben. Um uns vom Eiweiss-Schock zu erholen, haben wir erst einmal eine Angelpause eingelegt. Im Moment wären die Wellen sowieso zu hoch, um zum Vergnügen auf dem Achterdeck herumzuturnen. Aber ab morgen versuchen wir es wieder. Drei Tage ohne Sushi sind genug.

Goldmakrele

Die Unkenrufer unter den Bananenstaudenexperten hatten übrigens recht. Die Bananen werden nicht von unten nach oben reif, und auch nicht von oben nach unten, sondern alle gleichzeitig. Nämlich jetzt. Wir haben hier also geschätzt 80, gefühlt 300 Bananen, die in den nächsten paar Tagen gegessen werden müssen. Unser Speiseplan: Bananen, Bananenmilch, Bananensuppe, Bananenpfannkuchen, Bananen-Fisch-Curry, Bananen im Speckmantel, Bananen im Schinkenmantel, gebackene Bananen, Bananenkuchen. Hat noch einer eine Idee? Außerdem ist der Stamm der Staude, an dem das ganze Ding hochgebunden ist, welk geworden, so dass die Staude jetzt nicht mehr ein paar cm über dem Deck hängt, sondern sie sitzt auf der unteren Lage Bananen. Der Haufen schrumpft also so oder so, durch Verbrauch oder Zusammensacken. Ein weiterer Eintrag auf der To-do-Liste: Bananenmatsch an Deck wegkratzen. Ob sich Kolumbus auch mit solchen Sachen herumschlagen musste?

wellen

Pos 20°35N 043°09W COG 268 SOG 5.6kn

Tropen 2.0

Tuepfelwolke

Da haben wir uns beim letzten Eintrag doch zu früh beschwert. Bis Montag hatten wir wohl nur den Prototyp Tropen 1.0. Mittlerweile ist die Nachfolgerversion eingetroffen und – wir müssen sagen – ein Riesenfortschritt.

Tropen 2.0 bietet tagsüber meist blauen Himmel, am Rand sehr hübsch garniert mit kleinen weißen Passatwölkchen. Die neue Version weist eine deutlich benutzerfreundlichere Meeresoberfläche auf – geringer Seegang, etwas schwächere Winde aus perfekter Richtung, so dass wir nun mit ausgebaumter Genua, Fock und Groß wie auf Schienen dahingleiten, wenn auch etwas langsamer. Dass das Schiff dabei natürlich trotzdem sanft von einer auf die andere Seite rollt, empfinden wir alle schon praktisch als Normalität. Hat es früher an Land wirklich nicht geschaukelt?

GlutRot

Besonders hervorzuheben sind die special effects: kleine Schwärme fliegender Fische, die etwa einen halben Meter über der Wasseroberfläche bestimmt 50 Meter weit segelfliegen, ihre Brustflossen dabei als Flügel einsetzend. Nachts sprangen zwei davon an Bord und landeten erst in der Reling, dann in der Pfanne. Sehr lecker. Der Fang größerer Fische ist noch in Arbeit.

FliegenderFisch

Ein wenig übertrieben haben die Designer von Tropen 2.0 allerdings beim Nachthimmel. Die Menge an Sternen und ihre Leuchtkraft ist etwas unglaubwürdig geraten. Aber wenn der bald volle Mond am Himmel steht, fällt das nicht so sehr auf. Angenehm kurze, aber intensive Regenschauer füllen unsere Teewasser-Vorräte mit kalkarmen Wasser auf. Auch die Bananen an unserer großen Staude lassen sich nicht lumpen und fangen an, gelb und schmackhaft zu werden.

Gitarre

Kurz und gut: es geht uns hervorragend.

So eine Art Tropen

Knuepfen

Seit vier Tagen sind wir jetzt offiziell in den Tropen (also südlicher als 23,5°N), so richtig merken wir aber noch nichts davon. Na ja, also warm ist es schon und bei der nahezu täglichen Kübeldusche auf dem Achterdeck ist das Wasser auch nicht mehr kalt. Aber tagsüber ist es oft bedeckt und nachts rauben uns Regenböen und Wolken mit Winddrehungen den Schlaf. Auf das ruhige Dahingleiten unter Sternenhimmel warten wir noch.

Wir haben mit unserer Abreise von den Kanaren ein gutes Timing gehabt. In der Woche danach hatten sie dort einen solchen Sturm, dass die Verbindungen zwischen den Inseln unterbrochen waren und Flugzeuge teils nicht mehr landen konnten. Da waren wir aber schon weg.

Die restlichen Ausläufer der Wellen aus diesem Sturmtief haben uns die letzten Tage ganz gut durchgeschaukelt, denn diese Dünung kommt aus Norden, während die Windsee (also die Wellen, die der aktuelle Wind produziert) aus Ostnordost kommt. Das ganze überlagert sich, nennt sich dann Kreuzsee und ist ein ziemlich lästiges Geschaukel. Aber jetzt ist die Dünung fast weg und es sollte wohl wirklich bald etwas ruhiger werden.

In der Zwischenzeit sind wir täglich mit kleineren und größeren Reparaturarbeiten beschäftigt: angefangen vom heruntergefallenen Mixer über den Watermaker (Seewasserentsalzer), Ruderhydraulik und Gasschlauch zum Herd. Gut dass wir auf der Werft unsere Muktuk so gut kennengelernt haben und wir bisher meistens (toi toi toi) wissen, was zu tun ist.

Das mit dem Gas war schon ein Hammer: wir haben ja in Galicien von einem EU-zertifizierten Gasfachmann alles neu verlegen und anschliessen lassen. Vorgestern hat dann aber erst Birgits Spürnase, dann auch der elektronische Gasalarm einen Gasaustritt am Herd signalisiert. Fehlerquelle: der Verbindungsschlauch zum Küchenherd bestand aus einem spiralverstärkten Metallrohr. Der Herd ist ja kardanisch aufgehängt und schwingt daher ständig. Nach ein paar Hundertausend Hin-und-Her-Biegungen (soll heissen: 8 Wochen auf See) war dieses Rohr an mehreren Stellen gebrochen und damit undicht. Das Ding ist damit komplett ungeeignet zum Einsatz an Bord, wir haben es ausgebaut und durch einen konventionellen Gasschlauch ersetzt, jetzt ist gastechnisch wieder Ruhe.

In diesem Sinne endet jetzt auch dieser Blog-Eintrag, denn das Abendessen ist fertig. Rindergulasch Wiener Art mit Kartoffeln und Salat.

Unsere Position: 21°06’N 029°57’W

auf See

Abendstimmung

Drei Tage sind wir jetzt auf See. So langsam fangen die Seebeine an zu wachsen, wir gewöhnen uns daran, bei dem Geschaukel zu schlafen, zu den unmöglichsten Zeiten ins Bett zu gehen und aufzustehen, teilen uns das Süßwasser ein und verbrauchen die frischen Lebensmittel in der Reihenfolge ihrer Verderblichkeit.

Wir haben angenehme Temperaturen und meist beständige Winde aus guten Richtungen, die uns zügig voranbringen. Wir laufen derzeit eher Richtung Südwest als Richtung Ziel, weil im Norden ein kräftiger Wind weht. Den Wind bekommen wir zwar ohnehin nicht ab, aber die hohen Wellen werden weit nach Süden laufen, und wenn wir schnell genug abhauen, erwischen sie uns nicht. Diese Dünung ist zwar nicht gefährlich, aber unangenehm, deshalb versuchen wir ihr zu entkommen. Sieht bisher ganz gut aus, dass wir es auch schaffen.

Derzeit haben wir viel Schiffsverkehr, nachts sehen wir meist etliche Segler, die vermutlich mit der ARC, einer Transatlantikregatta, fast zeitgleich mit uns über den Atlantik gestartet sind. Da begibt man sich extra ein paar hundert Meilen weg vom nächstgelegenen Land, um mal ein bischen Ruhe zu haben, und dann landet man in so einem überlaufenen Gebiet…

Gestern hatten wir zwei Bisse an der Angel und konnten uns zwei Makrelen schmecken lassen. Heute muss die Lammkeule weg, deshalb blieb die Angel heute drin. Morgen wieder.

POS 24°21N 022°48W

Seeluft

…trying to sink your boat? war die lakonische Bemerkung eines netten Bootsnachbarn, als er unsere Tonnen von Proviant am Steg liegen sah. Und das war erst ein Drittel der Einkäufe.

Wir führen mit: eine Bananenstaude, eine Schublade voll Tauschwaren für Kuba, eine größere Versammlung von Flüssigkeiten, die alle in Mariannes Seesack Platz gefunden hatten (kein Wunder war der so schwer), ca. 100kg Mehl und Körner, kistenweise Kartoffeln, Mören, Obst und Gemüse. Die Bilgen für Konserven, Wein, Bier, Nudeln, Reis, Knabberzeug etc. sind ohnehin schon bis zum Anschlag gefüllt.

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Der Entdeckung des Seewegs nach Indien steht also nichts mehr im Wege. Morgen vormittag planen wir abzulegen mit Kurs Westsüdwest. Wetter und Wind sollten passen, und wenn wir gute Funkverbindung haben, können wir auch von unterwegs ein paar Zeilen an den Blog schicken.

Bis bald also.

Muktuk 3

Leben in den Buchten

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Wenn wir nicht gerade irgendwelchen Marienstatuen hinterherlaufen, die einmal im Jahr ausgelüftet werden müssen, haben wir die letzte Zeit ein sehr beschauliches Leben. An der Südküste La Gomeras gibt es auf einer Strecke von gerade einmal 15 Seemeilen insgesamt elf Ankerbuchten. Alle haben wir nicht geschafft, aber doch eine gute Auswahl.

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Da gab es eine ganz kleine, mit einer aufgelassenen Fischfabrik, die ein belgischer Aussteiger jetzt als Wohnstatt benutzt. Wir mussten so dicht unter Land ankern, dass wir bei Niedrigwasser den Kiel einziehen mussten, um nicht aufzusitzen.

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In der nächsten Bucht gibt es eine Besonderheit. Hier das Suchbild – was ist darauf zu sehen?

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Richtig – vier Höhlen nebst Höhlenbewohnern! Ein paar Extrem-Aussteiger wohnen in dieser Felswand. Wir wissen nicht, wie lange schon und ob vielleicht nur im Sommer, aber das ist schon sehr fernab jeglicher Zivilisation. Kein Wasser, kein Strom, etliche Kilometer Fußweg zur nächsten Siedlung. Muss man schon mögen. Wir fühlen uns jedenfalls im Vergleich sehr komfortabel in unserem schwimmenden Heim.

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In den Buchten ankern wir auf Sandgrund, und da gibt es keine Fische. Unter den Felswänden aber dafür unzählige Fischsorten. Nach einer Begegnung mit zwei Tauchern, die uns ein paar Fische fürs Abendessen spendieren, packe auch ich die Harpune und den Neoprenanzug aus. Allerdings: eine Harpune ist kein Präzisionsgewehr. Entweder die Fische sind sehr groß (was wir nicht zu bieten haben) oder man kommt relativ nahe dran an sie dran, sonst trifft man nicht. Mit einiger Übung klappt es dann aber doch ganz gut. Es dauert nur eine Weile, bis wir wissen, welche Sorten gut schmecken und nicht total voller Gräten sind.

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Unsere Wassertanks können wir zwischendurch in einem kleinen Fischereihafen auffüllen. Zwar kann die Muktuk nirgends anlegen, aber mit dem Dinghi füllen wir die großen schwarzen Eimer auf und pumpen das Wasser von dort aus in die Tanks. Dabei bleibt sogar noch etwas übrig für eine Ladung Wäsche.

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In einer Bucht gibt es eine kleine Ferienanlage, die zwar keine Straßenanbindung hat, wo aber fünfmal täglich ein kleines Motorboot von San Sebastian aus hinfährt. Wir nutzen die Gelegenheit, fahren mit dem Dinghi an Land, machen eine Wanderung über ein paar Bergrücken bis in die Stadt und überfallen dort Markt, Metzger und Supermarkt. Mit Rucksäcken und Einkaufstüten schwer beladen nehmen wir das Wassertaxi zurück in unsere Bucht. Nette Art einzukaufen.

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La Gomera – Fiesta Virgen de El Paso 2014

Ein Plakat im Örtchen Playa Santiago, wo wir in der Bucht ankern, gibt Auskunft über ein vier Tage dauerndes Fest im Bergdorf Alajeró zu Ehren der Jungfrau Maria von El Paso von Freitag bis einschließlich Montag: Sportwettkämpfe, eine Prozession, Musikbühne und vieles mehr.

Am späten Samstagnachmittag nehmen wir den Bus nach Alajeró, um die angekündigten Folkloregruppen anzuschauen. Gleich neben der kleinen Kirche des Ortes steht das Kulturhaus, auf dem Platz dazwischen ist eine Musikbühne aufgebaut, um die Kirche herum und dahinter reihen sich Stände aneinander, die typisch kanarische Küche anbieten, andere wiederum verkaufen Hot dogs, Getränke oder Zuckerwatte und ein bisschen Krimskrams für Kinder. Noch ist nicht viel los, wir essen eine Kleinigkeit und setzen uns dann in den Saal des Kulturhauses: hier ist schon die erste Gruppe dran, die Frauen in schönen gestreiften Röcken, weißen Blusen, bunte Tücher um den Hals oder ums Haar gebunden, ein kleiner brauner Hut darauf. Oben auf der Bühne stehen die Musiker und Sänger, davor geben die Tänzer/innen ihr Bestes.

Eine Gruppe gefällt uns besonders gut: Handtrommeln mit Ziegenfell bespannt und schöne dunkle Holzkastagnetten sind die einzigen Instrumente, dazu ein rhythmischer und doch getragener Gesang, mit Pfeif-Einlagen, viele Strophen haben die Lieder und besingen Liebe und viel Kriegsleid. Davor tanzen junge Mädchen eine sehr kompliziert aussehende Schrittfolge, die Füße über Kreuz, Drehungen, Sprünge, den Rhythmuswechsel der Trommeln machen sie gekonnt mit, lächeln sich fröhlich zu, zwei kleine Mädchen von vielleicht 10 und 12 Jahren machen auch mit, beide mit ganz konzentrierten Gesichtern, immer mit dem Blick auf die Großen.
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Die letzte Gruppe tritt auf, die Männer in dunklen Hosen, weißem Hemd und einer bunten Schärpe um den Bauch, die Frauen in langen hochgeschlossenen Kleidern, vielleicht eine bürgerliche Mode des 19. Jahrhunderts nachahmend, auch sie mit Tüchern um die Haare und einem braunen Hütchen drauf. Sie singen romantische Lieder, begleitet von Mandolinen, Gitarren, einer Querflöte. Das Publikum kennt diese mitreißenden Lieder und der halbe Saal singt mit. Beim letzten Lied, auf das man schön Walzer tanzen kann steigen einige der Sänger und Musiker von der Bühne herunter und holen sich Tanzpartner aus dem Publikum, andere Paare folgen, zuletzt gibt es eine Art Polonaise mit allen…

Danach fragt Andreas einen der Männer der traditionellen Gruppe mit den Handtrommeln, was es mit dem Pfeifen auf sich habe: es handelt sich tatsächlich, wie wir vermuteten, um den hiesigen Dialekt der Pfeifsprache, den nur die eingeweihten Gomerer verstehen. Wortreich erklärt uns der alte Herr das alles. Seine Frau wiederum empfiehlt uns, die Prozession am Sonntagmorgen unbedingt mitzumachen.

Also fahren wir am nächsten Tag wieder den Berg hoch. Ab Alajeró ist die Straße gesperrt, drei Kilometer weiter oben in El Paso startet die Prozession. Nach dem Gottesdienst wird die Jungfrauenstatue aus der dortigen Kapelle in die Kirche von Alajeró getragen. Wir laufen die restlichen Kilometer mit hunderten anderen Menschen hoch, der Prozession entgegen. Von Weitem schon sieht man eine Menschenansammlung, eine bunte Schlange, die sich ganz langsam bewegt, ab und zu wehen Trommelklänge herüber.
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Die Jungfrauenstatue wird auf einem kleinen blumengeschmückten Wagen gefahren, davor geht eine Gruppe, wieder mit den Handtrommeln oder den großen schönen Kastagnetten schlagen sie den Takt, einige von ihnen singen, auch die junge ernsthafte Sängerin vom Vortag ist wieder mit dabei. Vor ihnen wiederum sehen wir eine größere Gruppe von hauptsächlich jüngeren Frauen und Mädchen, sie tanzen in der gleichen komplizierten Schrittfolge mit den dynamischen Sprüngen, die Hände seitlich hochgehalten. Ich erkenne einige der Mädchen aus der Tanzgruppe wieder, es sind aber auch einige jüngere und ältere Männer dabei. Dieses Mal nicht in Tracht sondern in bequemer luftiger Kleidung, immerhin ist der Weg drei Kilometer lang und die Prozession dauert volle drei Stunden. Ab und zu geht eine von ihnen am Rand mit, um sich auszuruhen, einen Schluck Wasser zu trinken, bevor sie wieder in den Tanz einsteigt.

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Es herrscht eine fröhliche Festtagsstimmung, alte und junge Menschen wandern mit, warten am Wegrand, erzählen, scherzen mit den kleinen Kindern, wedeln sich mit den Strohhüten etwas Luft zu, einige haben Picknicktaschen dabei, schieben Wägelchen mit Bier, andere tragen traditionelle Lederbeutel mit Wein bei sich.
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Unten im Ort wartet der Pfarrer für eine kurze Ansprache, bevor die Jungfrauenstatue in der Kirche vor dem Altar aufgestellt wird. Nun herrscht Hochbetrieb auf dem Platz und bei den Ständen, alle wollen etwas essen, trinken, andere verteilen sich auf den umliegenden Straßen, packen auf dem Spielplatz auf den Bänken ihre Picknickkörbe aus, Großfamilien versammeln sich drum herum.
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Irgendwann am frühen Nachmittag beginnt auf der Musikbühne das Programm, spanische Schlager, erst ein Alleinunterhalter, dann ein Duo, die Leute davor tanzen paarweise, auch hier ältere und junge, mit Kindern im Schlepptau. Das Kirchenportal steht weit offen, die Musik schallt laut von der Bühne hinein, es sind kaum 200 Meter dazwischen, Menschen gehen ein uns aus, um kurz die Jungfrau anzusehen, andere wiederum sitzen in Andacht versunken auf den Bänken oder stehen betend vor dem Altar.

Bis Mitternacht wird getanzt, dann gibt es noch ein Feuerwerk, und am Montag wird die Jungfrau wieder in die Kapelle nach El Paso hochgetragen, das soll, so erzählt uns eine Lehrerin, ganz schnell gehen, in weniger als einer Stunde, schließlich sei es ja ein normaler Arbeitstag.

Sie erzählt uns auch, dass vor langer Zeit ein Mann auf seinem Pferd durchs Gebirge ritt und dabei eingeschlafen sei, das Pferd ihn aber sicher nach Hause gebracht habe. Dieses für ihn große Wunder verdanke er der Jungfrau Maria zu deren Ehre und als Dank für den sicheren Heimweg habe er die Kapelle gestiftet.

Alles Obst

Auf unseren Wanderungen über die beiden Inseln La Palma und La Gomera kam die Idee auf, ein paar Bilder von den vielen Obstsorten zusammen zu stellen.
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Diese Palmen werden gepflegt, um den hiesigen Palmhonig zu gewinnen. Wie das geht, müssen wir uns mal bei Gelegenheit genauer erklären lassen:
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Feigenkakteen, bzw. die Früchte davon, haben wir auch schon mal probiert, aber da ist grosse Vorsicht geboten, die kleinen feinen Haare sind so stachelig, wenn die einmal in den Handflächen landen, kann man sie kaum wieder raus bekommen.

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Die Avocadobäume hängen voller Früchte, in La Palma sind ganze Hänge damit bepflanzt und bieten eine kleine Abwechslung zu den Bananenplantagen.
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Die Mangos, hier Mangas genannt, sieht man auch überall, wir kommen an einem Hof vorbei, mit einem großen Obstgarten voller Mangobäume, in den Kisten liegen die Früchte zum Verkauf, drei unterschiedliche Sorten, kleine runde gelbe, mittelgroße orangefarbene und die größeren sind grün-lila gefärbt. Alle riechen sie unglaublich aromatisch, ich packe gleich zwei Kilo davon ein und fülle den Kühlschrank auf.
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Papaya-Bäume sieht man eher selten, und nur in privaten Gärten, dann sind sie aber ein schöner Anblick:
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Unterwegs in den aufgelassenen Terrassengärten sind die Feigenbäume schon durch ihren süßen Duft schnell zu orten und die Früchte leicht zu ernten.
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Und die Sammelleidenschaft kommt bei uns beiden endgültig durch: ich finde am Wegesrand einen kleinen Birnbaum, allerdings dauert meine Freude darüber nicht lange, sie sind überreif und eignen sich nur noch zum Schnapsbrennen.
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Da hat Andreas mehr Glück, die Mandelbäume tragen teilweise noch und die frischen Nüsse sind sehr aromatisch. Doch Vorsicht, einige dieser Bäume sind Bittermandeln!
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La Gomera

La Gomera ist nicht besonders groß, aus der Vogelperspektive gesehen rund, und erinnert an einen Kuchen in Scheiben unterteilt, die spektakulären Schluchten laufen alle in der Mitte zusammen. Die Wanderwege sind alle gut ausgeschildert, allerdings ist das Busnetz nicht so gut ausgebaut wie auf der Nachbarinsel, die Busse fahren nur wenige Male am Tag und es erfordert etwas Planung, wenn man ohne Mietwagen Wanderungen unternehmen möchte.

Erste Station ist die Ankerbucht bei Valle Gran Rey, hier bleiben wir ein paar Tage lang.

Zuerst sind wir mit dem Bus in die Inselhauptstadt gefahren, während diesen eineinhalb Stunden konnten wir die landschaftliche Vielfalt der Insel bestaunen: das Valle-Tal mit den vielen Palmen und teilweise noch bewirtschafteten Terrassen, der Nebelwald hoch oben, der Blick in zerklüftete Täler runter und auf der Ostseite der Insel kam Teneriffa in Sicht, ein tolles Panorama.

Das hat Lust auf mehr gemacht, also sind wir zu einer Wanderung durch den Nebelwald gestartet – Nebel gab es keinen, dafür aber angenehmen Schatten und das Moos an den Bäumen sorgte auch so schon für einen gespenstischen Eindruck.
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Wir hörten kleine Vögel zwitschern, suchten und sahen sie in den Zweigen hüpfen, Kanarienvögel vielleicht?
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Und als ausgewiesenes Naturschutzgebiet wird der Wald weitgehend sich selbst überlassen, also findet man viel Unterholz und etliche uns unbekannte Pflanzen.

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Als Einkehrmöglichkeit auf dieser Wanderung wurde ein Restaurant angegeben, das einfachste kanarische Küche anbietet: das tägliche Menü bei Dona Efigenia besteht aus einem Brei aus Gofio (geröstetes Maismehl) mit einer leicht pikanten Paprikasauce, einer Gemüsesuppe quer durch den Garten, die man drüber schöpft und dazu ein grüner Salat angereichert mit Avocados, Papayas, Bananen und Tomaten, mit einem Dressing aus Palmhonig. Einfach nur köstlich! Das Dessert kam ungefragt zum Kaffee dazu…
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Bei unserer zweiten Wanderung sind wir vom kleinen Örtchen Playa Santiago ein Stück weit in die Berge hoch gefahren, und sind den Barranco, also die Schlucht, wieder runter gewandert.

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Der Name des Örtchens Imada dort oben klingt nicht nur wie ein arabischer Frauenname, es mutet aus der Ferne leicht arabisch an, helle Häuser mit überwiegend Flachdächern, drumherum Palmen. Zuerst verläuft der Weg durch aufgelassene Terrassengärten, dann kommt ein Stück mit überhängendem Felsen, gut gesichert durch Seile am Rand.
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Und überall kann man noch die alten Wege sehen, die zu den Feldern führten, eine mühselige Arbeit war das früher, diese zu erreichen und zu bewirtschaften. Am Ende des Tages sind wir voller neuer Bilder im Kopf und freuen uns auf ein kühlendes Bad im Meer.
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