Sayaxche und Aguateca 30./31. August

Auf dem Weg nach Norden liegen am Rio Pasión drei kleinere Maya-Stätten, die im Reiseführer beworben werden. Wir steigen in Sayaxche aus und finden gleich am Ufer des Flusses unser Hotel. Hier sind wir die einzigen Touristen weit und breit. Auf der Hotelterrasse haben wir den besten Ausblick auf den Fährverkehr über den Fluss. Es gibt keine Brücke, also müssen alle LKWs, PKWs und Motorräder auf die große Fähre mit zwei drehbaren Außenbordern. Die Außenbordmotoren sind mit jeweils einem Palmendach geschützt. Personen nehmen die kleinen schlanken Boote und fahren auf der anderen Seite mit den „collectivos“ weiter. Ein unterhaltsames Schauspiel, dieses Leben am Fluss.
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Auf der großen Hotelterrasse werden wir von dem Besitzer zum Bier eingeladen, mit seiner Familie und Freunden sitzen wir gemütlich beisammen und plaudern über Deutschland und Guatemala. Ich stelle ein paar Fragen zu den kilometerlangen Plantagen für Palmöl, an denen wir entlang gefahren sind und erhalte zunächst auch bereitwillig Auskunft: Wanderarbeiter sind da hauptsächlich angestellt, nur wenige Bewohner der umliegenden Ortschaften finden da Beschäftigung. Als ich dann aber nach den Umweltproblemen frage, kommt eine misstrauische Gegenfrage, ob ich denn von einer Organisation käme, der Hotelbesitzer wird recht einsilbig, wir wechseln das Thema.

Und dann erinnern wir uns, bereits davon gelesen zu haben, dass im Mai und Juni bei starken Regenfällen die Bassins mit Düngemitteln in der Palmöl-Plantage übergelaufen und in den Rio Pasión geflossen sind. Tausende Fische starben und die Flussfischer stehen nun ohne Einkommen da. Eine Bürgerinitiative versucht seither mit Beschwerden und Eingaben in der Hauptstadt die Betreiber der Plantage zur Zahlung von Entschädigungen zu verklagen. Allerdings gehört die Plantage der einflussreichen Molina-Familie und das bedeutet eigentlich ein Kampf gegen Windmühlen. Später, Mitte September, lesen wir in der Zeitung, dass ein Richter in Guatemala City angeordnet hat, die Plantage für 6 Monate zu schließen, eine Untersuchungskommission soll eingesetzt werden. Aufgebrachte Wanderarbeiter, die daraufhin ihre Jobs verloren, errichteten Straßenblockaden, nahmen drei Menschen als Geiseln und dann wurde auch noch der Sprecher der Bürgerinitiative, ein ortsansässiger Lehrer, auf offener Straße von einem Motorradfahrer erschossen.

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Truck mit den Früchten der Ölpalme
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Für den nächsten Tag sind wir mit Ernan verabredet. Mit seinem Boot fahren wir eine gute Stunde lang den Fluss aufwärts bis zur ehemaligen Mayastadt Aguateca. Sie wurde um 250 n.Chr. gegründet und knapp 500 Jahre später, zusammen mit dem ebenfalls am Fluss gelegenen Dos Pilas, zu einer Doppelhauptstadt ausgebaut, zeitweilig lebten mehrere tausend Menschen in dieser gut befestigten Stadt.

Unterwegs fliegen immer wieder Kormorane auf, hüpfen schwerfällig übers Wasser, bis sie endlich in der Luft sind.

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Aguateca liegt auf einer Anhöhe an einer strategisch günstigen Stelle des Flusses. Wir laufen etwa 10 min den Berg hoch, überqueren einen Verteidigungswall bevor wir die ersten Gebäude sehen können. Wohnanlagen, Verwaltungsgebäude und ein Tempel können besichtigt werden, Stelen mit rätselhaften Verzierungen stehen davor. Zuletzt kommen wir auf einen schönen Platz, zwei fast identische Gebäude an der Stirnseite, eines davon mit einem Thron, von dem man einen eindrucksvollen Blick auf den Platz hat.

Ernan erzählt, dass er in den 90er Jahren bei den Ausgrabungen dabei war, Bäume gefällt und Büsche gerodet hat, wochen- und monatelang mit den Archäologen im Camp gelebt hat.

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Ruhig und friedlich ist es, wir sind wohl die einzigen Besucher an diesem Tag.

Lanquin und Semuc Champey, 25. – 29. August

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Lanquin, ein kleines Bergdorf im Hochland. Dort kommen wir spätnachts mit dem Mikrobus für Touristen an, werden mit anderen Gästen auf einen Pickup verladen und weiter geht es noch mal eine viertel Stunde lang über Stock und Stein steil bergauf und wieder bergab. Überall ist es dunkel, die paar Häuser am Wegrand kaum beleuchtet, Hunde rennen bellend hinter uns her.

Noch ein Bier, dann fallen wir müde ins Bett. Am nächsten morgen erwachen wir im Urwald, nein nicht ganz, es gibt auch Hühner und Truthähne, die uns morgens noch vor Tagesbeginn mit ihrem Gackern und Krähen aufwecken. Einfache Häuschen und Zimmer, kalte Duschen, so wollten wir es haben.

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Nach dem Frühstück gehen wir los, die letzten 3 km bergab zu den Wasserfällen von Semuc Champey. Die umliegenden Maya-Dörfer haben sich zusammengeschlossen und betreiben den Naturpark inzwischen selbst, nachdem er jahrelang vom Bürgermeister in Lanquin vernachlässigt wurde. Es gibt Parkwächter die alles pflegen, Holzbohlenwege, steile Holztreppen zum Mirador, dem höchsten Aussichtspunkt. Dort kann man auf einer Plattform stehen, die über den steilen Felsen hängt und hat einen herrlichem Blick nach unten: eine von der Natur geschaffene Kalkbrücke, Naturschwimmbecken mit türkis leuchtendem Wasser. Der Rio Cahabon hat sich hier außerdem ein unterirdisches Höhlensystem geschaffen.

Nach dem Abstieg freuen wir uns über die Abkühlung in den Becken, um uns herum der dichte grüne Wald, aus dem wir die Zikaden rufen hören.

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Am anderen Tag fahren wir nach Lanquin mit Pickup und Tuk-Tuk weiter zu einem anderen Höhlensystem, etwas außerhalb des Ortes gelegen. Leider haben wir unsere Taschenlampen nicht mit, aber Pablo, unser Führer, hat für alle Fälle Kerzen dabei und mit denen wird es richtig romantisch und schaurig zugleich. Gleich in der ersten Höhle sehen wir den Fledermaus-Kindergarten, abends in der Dämmerung fliegen dann alle Fledermäuse zu Tausenden heraus zur nächtlichen Jagd. Pablo kennt die Tropfsteinhöhle so gut, er könne auch blind darin herumlaufen. Er zeigt uns alle wundersamen Gebilde, die sich im Laufe der Jahrtausende durch stetiges Tropfen gebildet haben. Mit viel Fantasie kann man hier einen Jaguarkopf sehen, dort einen Elefanten, dann eine Micky-Maus, eine Opernbühne mit imposanten Vorhängen. Pablo erzählt uns noch, dass seine Großmutter als junge Frau das unterirdische Höhlensystem genutzt hat, um bis nach Coban, der nächsten großen Stadt, zu gelangen. Eine mühsame Wanderung mit Fackeln, beladen mit den Waren für den Markt und trotzdem schneller als oberirdisch. Wie viel davon ist Wahrheit und wie viel Dichtung?

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Wir sind beeindruckt und verlassen die Höhle nach gut zwei Stunden mit vielen Bildern im Kopf.

San Pedro Spanish School 10. – 21. August

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In Guatemala, so meinen wir, kann man sehr gut Spanisch lernen. Die Auswahl und Anzahl der Schulen ist gross, die Menschen sprechen hier sehr deutliches und klares Spanisch. Alle Schulen bieten einen erschwinglichen Einzelunterricht an, man kann in Familien wohnen, um auch außerhalb der Unterrichtsstunden Spanisch zu sprechen und man erhält einen Einblick in den Alltag der Menschen. Und mit der San Pedro Spanish School haben wir eine richtig gute Schule gefunden!

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Wir fühlen uns sofort wohl in unserer Familie, haben ein großes ruhiges Zimmer mit Blick auf den See. Conchita ist eine selbstbewusste junge Frau Ende Zwanzig und Mutter von zwei Mädchen: Jusita (9), die sich auch gerne mit uns unterhält und der kleine Wirbelwind Blanca (3). Ihr Mann arbeitet zurzeit legal in Kanada auf einer Gemüsefarm und kann immerhin zwei Monate pro Jahr auf Heimaturlaub kommen. Ein Jahr noch, dann ist er wieder endgültig in San Pedro und darauf freuen sich schon alle.

Conchita ist ein aktives Mitglied der Baptistengemeinde, auch die Kinder sind in abendlichen Veranstaltungen dort eingebunden. Ein bis zwei Mal pro Woche organisiert die Frauengruppe Besuche bei Familien, die in Not geraten sind, oder wo ein Kranker Hilfe und Zuspruch braucht – ungeachtet der Kirchenzugehörigkeit. Auch die Gemeinschaft der Großfamilie ist stark, die Hilfe untereinander selbstverständlich. Da Conchita lebhaft und ausführlich erzählen kann, erfahren wir bei den drei gemeinsamen Mahlzeiten Tag für Tag neue Geschichten aus dem Dorf und der Umgebung.

Die zwei Wochen in der Sprachschule vergehen viel zu schnell: mit Estela, meiner Lehrerin, ungefähr in meinem Alter, freunde ich mich schnell an und wir haben viele gemeinsame Gesprächsthemen. Sie war früher Grundschullehrerin und findet nun ihre Arbeit mit den Schülern aus allen Herren Länder viel spannender, auch wenn die Arbeitszeiten und die Bezahlung nach Schüleraufkommen schwankt und sie manchmal sehr genau rechnen muss, um mit ihren vier Kindern über die Runden zu kommen. Erst gibt es zwei Stunden lang Konversation und nach einer erholsamen Kaffeepause in dem gemütlichen Café der Schule noch mal ordentlich Grammatik.

Die Schule besitzt einen großen Garten, der zum See hin abfällt, viele verschlungene Pfade, Sträucher, Bäume, Blumen, alles wird von einem Gärtner liebevoll gepflegt. Und überall verstreut und versteckt kleine Pavillons, wo die Schüler mit ihrem jeweiligen Lehrer sitzen: ein kleiner Tisch, zwei Stühle, eine Tafel.

Am Nachmittag werden Konversationskurse angeboten, nach Sprachniveau aufgeteilt kann man, freiwillig natürlich, daran teilnehmen. Diese eine Stunde könnte ruhig länger gehen, so unterhaltsam und lustig geht es zuweilen zu und wir lernen nette Menschen kennen.

Zwei Mal pro Woche gibt es danach noch Landeskunde: z.B. ein Film über den 30jährigen Bürgerkrieg, der 1996 mit einem Waffenstillstand endete, am Tag darauf erzählt uns ein Überlebender des Militärterrors (der Anfang der 80er Jahre unter General Montt besonders gewütet hatte) von seinen Erfahrungen. Heute ist er Sportlehrer und hat seine grauenhaften Erlebnisse als Jugendlicher gut verarbeiten können. Auch der Vortrag über die Kultur der Maya macht neugierig auf mehr Informationen.

Die Schule unterstützt mit 10% der Gebühren eine Art Schülerhort nenbenan, die „Ninos del Lago“, sozial benachteiligte und arme Kinder werden dort mit einem Mittagessen versorgt und erhalten Hilfe bei den Hausaufgaben.

Es ist alles in allem eine sehr intensive Zeit, wir lernen schnell und viel Spanisch, hoffen, dass wir davon nicht allzu viel wieder vergessen und wir lernen vor allem eine Menge über das Land selber, die Geschichte, den Alltag, die bevorstehenden Wahlen.

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Volksfest in Solola, Tanz der Conquistadores

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Volksfest in Solola, Prozession

San Pedro Atitlan 9. – 22. August 2015

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Noch in Antigua, als wir erzählten, dass wir anschließend nach San Pedro zu unserem Spanisch-Kurs weiterreisen werden, ernteten wir ein unverständliches Kopfschütteln, „wieso ausgerechnet dieses Hippie-Dorf? Antigua ist doch so viel schöner, um hier zu lernen?“. Wenn schon am Atitlansee, hieß es weiter, dann doch lieber das Dörfchen San Marcos…

Solcherart gewarnt verließen wir Antigua mit gemischten Gefühlen. Der Atitlansee erwartete uns nachmittags mit Wind und Regen, die Überfahrt von Panajachel mit einer kleinen Personenfähre, einer „loncha“, gestaltete sich nass und sehr schaukelnd.

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Der See kann aber auch malerisch schön und ruhig am Morgen da liegen, und ist nicht zu Unrecht eine weitere Touristenattraktion Guatemalas. Auch hier gibt es drei Vulkane, zwischen 3000 und 3500m hoch, Teil des vulkanischen Rückens, der das ganze Land durchzieht, die Hochebene hat ein wunderbar angenehmes Klima, ewiger Frühsommer. Für Alexander von Humboldt war er einer der schönsten, wenn nicht gar der schönste See der Welt. Allerdings wäre er über die heutige Wasserqualität entsetzt, trübe und voller Algen ist er, wenn die Temperaturen steigen…

Um den See herum leben zwei Maya-Gruppen, die Tzutujiles und die Cakchiqueles, deren Sprache so unterschiedlich sein soll, dass sie sich kaum untereinander verständigen können.

Fast alle Maya-Frauen tragen die traditionelle Tracht, ein gerader Rock, an den Seiten eingeschlagen und von einem breiten Gürtel festgehalten. Blusen mit luftigen Ärmeln dazu in vielerlei Farben und Ornamenten und für die kälteren Regionen eine ebenfalls aus festem Stoff gewebte Bluse, der „huipil“. Jeder Ort hat seine eigenen typischen Rock-Muster, aber vor allem die jungen Frauen nehmen es heute nicht mehr so genau und wechseln täglich die Farben und Muster. Traditionell wird an Weihnachten eine neue Tracht gekauft.

Kürzlich fand im Grassimuseum Leipzig eine Ausstellung über Maya-Textilien statt: hier der Ausstellungskatalog online:

http://www.mvl-grassimuseum.de/fileadmin/Redaktion/Leipzig/III-2015/Begleitheft_Gewebte_Zeit_letzte_Fassung-small.pdf

An den Vulkanhängen um den Atitlan-See wird ebenfalls Kaffee geerntet, eines der drei großen Anbaugebiete in Guatemala. Großgrundbesitzer und viele Kleinbauern gibt es hier, letztere, die davon mehr schlecht als recht leben müssen. Die Kleinbauern sind von der aktuell grassierenden Krankheit der Kaffeepflanzen am härtesten betroffen, Hilfsprogramme sind zwar angelaufen, um ihnen den Kauf von jungen und resistenten Pflanzen zu ermöglichen. Ob die Hilfe dann tatsächlich bei ihnen ankommt?

Mit den vielen Touristen kommt auch etwas Wohlstand in die Dörfer direkt am See. Wir hören immer wieder: „Uns geht es inzwischen gut hier, wir können drei Mal täglich essen, oben in den Bergen müssen sich viele Familien mit einer Mahlzeit am Tag begnügen“. Der Armutsreport des Landes spricht ja auch von einer erschreckend hohen Anzahl von Kindern mit Mangelernährung. Und auch hier gibt es in fast jeder Familie einen Bruder oder Onkel, der den gefährlichen und beschwerlichen Weg durch Mexiko genommen hat (entweder ein tagelanger Fußmarsch durch die Wüste oder die riskante Fahrt mit der „Bestia“, dem Güterzug). Und wer es über die inzwischen schwer bewachte Grenze in die USA geschafft hat, bleibt dort mindestens vier Jahre als illegaler Immigrant, arbeitet auf dem Bau, auf Feldern oder als Tellerwäscher im Restaurant. Viele Familien nehmen bei den Banken Kredite auf, um die Schlepper und vor allem die „Coyoten“ zu bezahlen, die die Schlupflöcher an der Mauer zur USA kennen. Mit 1,3 Mio Guatemalteken, die zurzeit in den Vereinigten Staaten leben und arbeiten, soll mal wieder ein Höchststand erreicht sein.

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San Pedro, wo wir zwei Wochen lang wohnen und lernen, macht tatsächlich auf den ersten Blick im Vergleich zu dem aufgeräumten Antigua einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Aber wir finden auch hier ein paar malerische Ecken. Der Ort zieht sich von der Anlegestelle weit den steilen Berg hoch. Die Straße parallel zum Ufer ist für Hotels, Restaurants und Cafés reserviert. Auffallend viele Rucksacktouristen sind unterwegs, viele junge Menschen aus Israel, in jedem zweiten Lokal wird „humus“ und „falafel“ angeboten, Speisekarten und Hotels werben in hebräischer Schrift. Der Ortskern mit katholischer Kirche, Park, Markt und Sportplatz befindet sich weiter oben und dorthin verirren sich kaum Touristen.

Läuft man die vielen Gassen ab, fallen nicht nur die allgegenwärtigen Wahlplakate ins Auge, überall hängen religiöse Spruchbänder, werben Wandmalereien für eine der vielen evangelikalen Kirchen: „Der Herr ist mein Weg“, „Jesus ist das Licht, mein Wegweiser“, usw.

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Markt in Xela (Quetzaltenango)

Guatemala soll das bevölkerungsreichste Land Mittelamerikas sein, auf einem Drittel der Fläche der Bundesrepublik Deutschland leben etwa 13 Mio Menschen. Regenwald wechselt sich ab mit landwirtschaftlichen Flächen, Vulkane, Seen, malerische Flüsse. Vom tropischen Regenwald bis zum Hochland mit Schnee im Winter reichen die Klimazonen.

Die Dichte an PKWs ist gering, ein eigenes Auto können sich nur wenige leisten, also wird gemeinsam gefahren. Vom Rio Dulce bis zur Hauptstadt Guatemala City fährt ein luxuriöser Linienbus, mit eisiger Klimaanlage, lauten Action-Filmen, Mariacci-Musik. Vor dem Einsteigen werden alle Handtaschen und Rucksäcke auf Waffen kontrolliert.
Touristen werden in besseren Kleinbussen zu Zwölft transportiert. Die Agenturen und Hotels arbeiten reibungslos Hand in Hand mit den Busfahrern und bringen die Gäste von einem Hotel sicher zum nächsten. Das Gepäck wird auf dem Dachträger festgebunden, manchmal auch mit einer Plane gegen eventuelle Regenfälle geschützt.

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Touristen

Man kann sich aber auch zu den Einheimischen gesellen und mit den sogenannten „Chickenbussen“ fahren. Das sind ausrangierte Schulbusse aus den USA, die entweder noch die ursprüngliche gelbe Farbe mitsamt Aufschrift tragen oder aber wild und phantasievoll gestrichen sind und nachts ein tolles Lichtdesign herzeigen. Diese Busse verkehren nicht nach einem festen Fahrplan, sind oft vollgepackt, der Ausrufer muss sich mühsam durchkämpfen, manchmal sogar akrobatischvon Fenster zu Fenster hangeln, um das Fahrgeld zu kassieren.

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Chickenbus

Genauso lustig geht es in den Mikrobussen zu, den „colectivos“: der Ausrufer wird für seinen Job sicher nach der Dezibelstärke seiner Stimme ausgesucht, er ruft am Busbahnhof so lange, bis der Bus voll ist, dann geht es los. Unterwegs wird angehalten, wo immer ein Fahrgast raus will, ein Winken am Wegrand genügt, und die Leute werden mitgenommen. Egal, ob noch Platz ist, es wird einfach zusammengerückt, Kinder sitzen sowieso immer auf dem Schoß. Notfalls hängt sich der Ausrufen aussen an die Tür, manche müssen aufs Dach steigen. Unser Rekord waren einmal 29 Personen in einem Bus für 11.

Am abenteuerlichsten sind die Pickups: offene Ladeflächen, ein Gerüst darauf geschweisst, wo man sich festhalten kann. So fährt man eng beisammen stehend zu Festen oder zum Markt in die nächst gelegene Stadt, die Kinder halten sich an den Eltern fest, die Babys in den Tragetüchern auf dem Rücken schaukeln mit.

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Für kurze Strecken in den Ortschaften sind die Tuck-Tucks sehr beliebt. Sie huppeln über das Kopfsteinpflaster in Antigua oder schnaufen den Berg hoch in San Pedro, umfahren geschickt die Schlaglöcher. Meistens verziehrt ein religiöser Spruch die Windschutzscheibe oder der Name der Liebsten und bei Dunkelheit ist jedes Gefährt mit einem individuellen Lichtdesign ausgestattet.

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Aber nicht nur die Tuck-Tucks werden gut beladen, auch auf den Motorrädern sieht man oft ganze Familien sitzen, die Eltern halten vorne und hinten jeweils ein Kind fest. Fahrräder sind auch beliebt, auf dem Gepäckträger Säcke und im Korb vorne ein Kleinkind. Zwar werden ab und zu in der Zeitung Fotos solcherart beladener Vehikel gezeigt, mit der Meldung, dass die Polizei Strafen verteilt habe. Aber es scheint keinerlei abschreckende Wirkung zu haben…

Markt in Antigua

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Der Markt in Antigua ist ein Labyrinth, in dem man sich gut verlaufen kann. Ein riesiges überdachtes Gelände in dem man alles finden kann was man braucht und auch was man nicht braucht. Im Eingangsbereich gibt es noch eine große übersichtliche Halle, dann aber reiht sich ein Gang an den anderen und wir wissen bald nicht mehr, wo wir sind: haben wir diesen Fleischstand schon gesehen, diesen Stoffladen etwa und ach, hier gibt es Kerzen, daneben Haushaltwaren. Jedes freie Plätzchen ist mit ein paar Körben oder Kisten voller Obst und Gemüse belegt.

Erst beim zweiten Besuch entdecken wir den Teil des Marktes, wo man mittags warm essen kann: Mais-Suppe, Hühnereintopf mit Hals und Bein, Schweinepfoten mit Gemüse und wo uns überall entgegen gerufen wird „adelante, adelante!“. Hier schmeckt es am besten!

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Und überhaupt der Lärmpegel: die Verkäufer rufen lauthals ihre Ware aus, dazwischen laufen Bauern mit ihren Säcken auf dem Rücken, die sie an die Händler loswerden wollen, auch sie preisen ununterbrochen ihre Produkte an. Und immer mal wieder steht ein christlicher Ausrufer da, mit der Bibel unter dem Arm und einer tragbaren Verstärkeranlage auf dem Rücken. Es ist Samstag und da helfen auch viele Kinder mit, ein Mädchen von etwa 10 Jahren geht durch die Reihen, auf dem Kopf ein Korb mit Tüten voller Lytchees. Sie hat ein bezaubernd schüchternes Lächeln und freut sich über jeden Verkauf. Als wir sie fragen, ob wir ein Foto machen dürfen, schüttelt sie allerdings erschrocken den Kopf. Also fotografieren wir weiter nur aus der Ferne…

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Antigua Guatemala

05. – 09. August 2015

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Antigua Guatemala, die alte Hauptstadt, ist unbestritten die schönste Stadt in diesem Land: Koloniale Bauten, hübsche Häuser mit malerischen gepflegten Innenhöfen und eine Vielzahl von Kirchen und Klosterruinen. Als Stadtensemble befindet sich Antigua schon lange auf der Liste der Unesco-Kulturerbestätten und wird mit entsprechenden Mitteln gefördert. Das bedeutet auch, dass die Häuserfassaden ihre erdfarbenen Anstriche in gelb, ocker, rot wie ehedem erhalten und ein hübsches Strassenbild ergeben.

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Die unzähligen Kirchen und romantisch aussehende Klosterruinen erzählen aber auch von einer unrühmlichen Vergangenheit. Um die Christianisierung in der Neuen Welt voranzutreiben, wurden den Klöstern große Ländereien zugesprochen und die Abgaben an den spanischen König erlassen. Nur mit Hilfe von Sklavenarbeit, zu der die indigene Bevölkerung gezwungen wurde, konnten diese Bauten errichtet, die riesigen Ländereien bewirtschaftet werden. Die Nonnen und Mönche lebten jahrhundertelan in Saus und Braus – das große Erdbeben von 1773 wurde denn auch als Strafe Gottes für das ausschweifende Leben der Kirchenleute gesehen.

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Die Stadt ist bestens eingerichtet für die vielen Touristen, Sprachschüler und die Wochenendbesucher aus der neuen Hauptstadt, die nur 45 km weiter weg liegt. Es herrscht ein angenehmes Klima, gute Luft und drei große Vulkankegel, alle in ein sattes Grün getaucht, sorgen für eine prachtvolle Kulisse.

Unser Hotel verfügt über eine Dachterrasse, wo wir frühmorgens einen herrlichen Blick auf die umliegenden Berge haben.

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Das Angebot an internationaler Küche und guten Restaurants kann hier genauso gut mit einer deutschen Großstadt mithalten, dazu viele gemütliche Cafés an jeder Ecke, wo der hervorragende Kaffee angeboten wird, der an den Vulkanhängen angebaut wird. Wir finden außerdem zwei Schokoladenmuseen mit Café und Verkaufsräumen. Aber auch die Straßenstände locken mit Tortillas und frisch geschnittenes Obst wird von fliegenden Händlerinnen angeboten.

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Ungezählt sind die vielen Läden mit Kunsthandwerk, hauptsächlich Webarbeiten, aber auch Schmuckläden, die Jade verarbeiten und anbieten. Auch auf den Straßen im Zentrum werden wir alle paar Meter von Maya-Frauen angesprochen, die Tücher in den schönen bunten Farben anbieten, viele von ihnen mit einem Baby im Tragetuch auf dem Rücken oder einem Kleinkind im Arm.

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Wir fahren zum nächstgelegenen Hügel hoch: ein neues Parkgelände mit einem Museum, Veranstaltungsräumen. Hier kann man im Grünen auf geschwungenen Wegen herum laufen und die ausgestellten Skulpturen und Kunstinstallationen anschauen. Zum Sonnenuntergang setzen wir uns ins Restaurant der Anlage und geniessen den schönen Blick zum gegenüberliegenden Vulkan und aufs Lichtermeer der Stadt. Als es gänzlich dunkel wird, sehen wir von der Terrasse des Restaurants an einer Flanke des Vulkans immer mal wieder eine kleine Eruption und einen Lavastrom. Da soll ein Flussbett sein, der die Lava stoppt und somit das darunter liegende Dorf schützt.

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Abends wird jeden Tag irgendwo in der Stadt Live-Musik gespielt und am Wochenende kann man sich gar nicht entscheiden, wohin man gehen soll, so viel wird angeboten. Wir lernen an diesen Abenden sehr nette Menschen kennen, werden zu weiteren Musikabenden eingeladen und bedauern es schon ein wenig, dass wir nach vier Tagen weiter ziehen müssen.

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Tierwelt

Leben auf dem Segelboot in den Tropen – idyllische Sonnenuntergänge, blauer Himmel, ein eisgekühlter Drink an Deck, dolce vita ohne Ende. Leider gibt’s das nur im Prospekt, die Realität an Bord sieht normalerweise etwas prosaischer aus. Und das nicht nur, weil wir weder Eiswürfeln noch Liegestühle dabei haben.

Als wir von unserer Rundreise durch Guatemala wieder an Bord zurückkehrten, standen mal wieder ein paar Reparaturaufgaben an: Unser Laptop hat den Geist aufgegeben, das Ladegerät auch, und die GPS Antenne ist altersbedingt ebenfalls verschieden. Deshalb gibt es im Augenblick nur Blog-Einträge ohne Fotos, denn wir haben keine Bildbearbeitungs-Software mehr und laden den Text übers Tablet hoch, jedenfalls solange, bis wir einen Ersatzrechner aus Deutschland mitbringen können.

Aber erzählen wollen wir heute von der einheimischen Tierwelt, und zwar von der eher lästigen Sorte. Eine kleine Typologie der Sechsbeiner, die uns so täglich über den Weg krabbeln.

Die Stechfliege: die blutsaugende Variante der Schwebfliegen, schwarz-gelb gestreift, hübsch anzusehen, den ganzen Tag unterwegs und von handelsüblichen Mückensprays eher angezogen als abgeschreckt. Der Biss juckt etwa eine Woche lang, falls er sicht entzündet entsprechend länger.

Die klassische Steckmücke, die in den Abendstunden auf uns ihr Essen sucht. Eher harmlos, weil normales Mückenspray halbwegs dagegen hift.

Die Ameisen: als wir zurückkamen, waren ein paar Völker davon auf der Muktuk als neue Besitzer eingezogen Über die Landleinen an Bord gekrochen, haben sich an Deck ein paar Nester gebaut und natürlich auch den Weg ins Schiffsinnere gefunden. Entlang ihrer Ameisenstrassen waren sie fleissig zugange, unsere Vorräte zur Aufzucht ihrer Brut umzuwidmen. Birgit hat kurzerhand zur Kammerjägerin umgeschult und mit Giftspray, Ameisengel (-gel, nicht –engel getrennt) und Giftpulver ein paar Strassenblockaden eingerichtet, so dass wir langsam das Boot zurückerobern konnten. Wir hoffen jetzt nur, dass keine Termiten dabei waren, die sich in unseren schönen neuen Innenausbau eingerichtet haben.

Zum Glück gibt es ja keine Stahl-Termiten, die Substanz ist also nicht in Gefahr. Andererseits: könnte man nicht die Ameisen durch ein paar gentechnische Tricks dazu abrichten, den Rost an Bord auch an den Stellen abzunagen, an die wir ums Verrecken nicht mit Werkzeugen herankommen? Das wäre mal eine dankbare Aufgabe, da würden wir auch unsere Vergiftungsaktion beenden. Wir haben nur noch keinen Verhandlungsführer dafür gefunden.

Eintagsfliegen: etwa 1cm lange weissliche Viecher, die exterm empfindlich sind und im Normalfall nicht einmal landen können, ohne sich die Flügel oder was auch immer zu brechen und einzugehen. Ihre mangelnde Robustheit machen sie aber durch Stückzahl wett: jeden Abend kommen ungelogen Tausende davon, fliegen auf jedes hellere Licht und kleistern Scheiben, Deck, Messetisch, Arbeitsplatten in der Küche und sogaer Beiboot und Stege mit ihren Leichen zu. Was auch immer sich die Evolution da gedacht haben mag… Das einzige was zumindest unter Deck hilft: alle Luken zwischen sechs und sieben Uhr dichtmachen, und das Abendessen in der Sauna zubereiten.

Kakerlaken: die klassischen Schrecken der christlichen Seefahrt. Hier sind die Biester locker 4cm lang. Leider sind sie flugfähig, was aussieht wie ein zu groß geratener Maikäfer. Neulich rannte an Bord eine von ihnen auf dem Boden herum, dann war Treibjagd angesagt, um sie einzufangen und möglichst vor der Eiablage von Bord zu verweisen. Drückt uns die Daumen, dass es dabei bleibt.

Mehlkäfer: nachdem ich vorgestern bei der Zubereitung einer Portion Spaghetti im Nudelwasser eine Handvoll kleiner schwarzer Käfer aus der Brühe fischen musste, haben wir gestern unsere gesamten Nudelvorräte durchgeschaut und 2-3 kg Nudeln weggeworfen. Der noch nicht befallene Rest lagert jetzt in der Tiefkühltruhe der Marina, um etwa übersehene Käfer oder Eier umzubrigen und einem Neubefall vorzubeugen.

Leben auf dem Segelboot in den Tropen: ein Idyll – jedenfalls für Lebewesen mit sechs Beinen. Für uns Zweibeiner wird es langsam Zeit, dass wir hier wieder rauskommen.

Kaffee

Während wir in San Pedro in der Spanisch-Schule unsere Sprachkenntnisse aufmöbeln, wird um uns herum im Hochland des Atitlan-Sees einer der besten Kaffees der Welt angebaut. Mengenmäßig rangiert Guatemala zwar nur auf Platz 8 der Weltrangliste, aber erreicht auf der Qualitätsskala der dritten Platz hinter Eritrea und Kenia. Zeit also für ein wenig Bildung in Sachen Kaffee.

Das Wichtigste vorweg: Kaffee wächst gar nicht, wie wir immer gedacht haben, in den Regalen der Supermärkte. Auch die Sträucher, an denen die vielen kleinen bunten Nespresso-Kapseln baumeln, haben wir nicht gefunden.

Als Kaffeetrinker weiss man ja, dass es zwei Sorten Kaffeepflanzen gibt: Arabica und Robusta. Robusta, wie der Name schon sagt, kann man unter vielfältigen klimatischen Bedingungen anbauen, er ist recht anspruchslos, verträgt direkte Sonnenbestrahlung und erlaubt zwei Ernten pro Jahr, was den ohnehin schon höheren Ertrag gegenüber der Sorte Arabica nochmals verdoppelt. Arabica wächt nur im Hochland, muss unter größeren, schattenspendenden Bäumen angebaut werden, ist empfindlicher, trägt weniger. Arabica liefert normalerweise den besseren Kaffee, aber es gibt viele weitere Einflussfaktoren, die sich auf die Qualität des fertigen Gebräus auswirken. Hier in Guatemala wird Arabica angebaut.

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Ein Kaffeestrauch trägt etwa 6,5 Pfund Beeren, aus denen am Ende gerade mal ein Pfund Kaffee wird. Bei guter Pflege hält er etwa 40 Jahre lang durch. Die Beeren sind anfangs grün (wie jetzt auf unserem Foto), im Dezember werden sie rot und dann sind sie zur Ernte bereit. Das kann man auf einmal machen, also den ganzen Strauch abernten (notfalls sogar maschinell), aber wenn man guten Kaffee will, muss man denselben Strauch sechs bis sieben Mal besuchen und jeweils von Hand nur die gerade reifen „Kaffeekirschen“ pflücken. Eine Plückerin schafft pro Tag etwa 45 Pfund Beeren und erhält dafür acht Euro – und das ist schon ein guter Lohn in einer fair bezahlenden Plantage.

Die weitere Verarbeitung (ohne Fotos, weil eben erst im Dezember): die Kaffeekirschen werden geschält, die äußere Hülle ist nur als Dünger zu gebrauchen. Die eigentlichen Kaffeebohnen sind der Kern dieser Frucht und zunächst noch von einer schleimigen Schicht Fruchtfleisch überzogen. Durch eine ein- bis zweitägige Fermentationsphase wird diese Schicht wasserlöslich gemacht und abgewaschen. Dann werden die Bohnen auf dem Boden ausgebreitet und einige Wochen getrocknet. Hierzulande fällt während dieser Jahreszeit allerdings immer noch ab und zu etwas Regen. Damit die ganze Trocknerei nicht umsonst ist, müssen die Bohnen also rund um die Uhr bewacht und gegebenenfalls schnell mit Plastikplanen zugedeckt werden. Am Ende erhält man die grünen Kaffeebohnen, die man nun lagern kann, bis man daraus Kaffee machen will.

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Ab jetzt durfte ich den Prozess wieder live begleiten. Ein Cafe hier im Ort erledigt nämlich die weitere Verarbeitung für Kleinbauern, die keine eigenen Maschinen haben. Die grünen Bohnen werden vor der Röstung in einer speziellen Maschine geschält (mit Schale behalten sie das Aroma besser, deshalb macht man das erst kurz vorher). Dann werden sie auf ein großes Sieb geschüttet, wo die kleinen, minderwertigeren Bohnen aussortiert werden. Die guten kommen dann portionsweise in die Röstung.

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„Unsere“ Röstmaschine ist recht klein, sie produziert pro Füllung 50 Pfund Kaffee. Sie besteht aus einer zylindrischen Blechtrommel, die von unten mit Gasflammen erhitzt und mit einem Elektromotor gedreht wird. Vorne gibt es eine kleine Öffnung zur Probenentnahme, damit kann man immer wieder nachsehen, wie weit der Kaffee schon gediehen ist. Als erfahrener Kaffeeröster muss man das aber gar nicht so oft, denn man riecht und hört den Röstfortschritt. Letzteres durch ein leises Ploppen, beim ersten Mal durch entweichenden Wasserdampf, beim zweiten Mal durch verdampfende Öle verursacht. Je nachdem, ob man Brühkaffee oder Espresso herstellen will, beendet man die Röstung kurz vor oder kurz nach dem zweiten Ploppkonzert. Unser Röstmeister wollte seinen Espresso nicht allzu dunkel, damit sich der Geschmack der Bohne voll entfaltet, seine Säure verliert, aber noch keine verbrannt schmeckenden Nuancen entwickelt. Eben gerade recht. Für die Steuerung von Temperatur und Zeit braucht es natürlich viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung.

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Nach ca. 20 Minuten ist es soweit, und unter Qualm und Dampf sowie der Ausbreitung eines herrlichen Geruchs ergiessen sich die dunkelbraunen Bohnen in die Auffangschale, wo sie mit einer Art großem Quirl noch umgerührt werden, bis sie ausgekühlt sind.

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Tja, und am Nachmittag gab es dann eine Tasse von „meiner“ Charge zu trinken. So was feines…

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Das erste Mal hörte ich dieses Wort, als ich gebeten wurde, aus Spanien eine Piñata mitzubringen. Dort, in Galicien, kannte man sie allerdings nicht, ich erntete Kopfschütteln auf meine Fragen und ratlose Gesichter angesichts meiner Erklärungen: es ist, wie sich herausstellte, ein in Lateinamerika verbreiteter Brauch, für einen Kindergeburtstag ein Behältnis voller Süßigkeiten zu füllen, es aufzuhängen, so dass Kinder mit Stöcken oder anderen Behelfsmitteln darauf schlagen können, bis sich ein Regen an Bonbons und Schokolade auf sie ergießt.

Diese Behältnisse sollen einerseits stabil und doch zerbrechlich sein und dazu noch ansprechend bunt, wie es sich für einen Kindergeburtstag gehört.

In Guatemala City stießen wir überraschend gleich auf mehrere Geschäfte, die Piñatas verkauften, ein Laden reihte sich an den anderen, ein ganzes Stadtviertel scheint von der Produktion zu leben.

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Und die Motive, Farben und Formen erst! Prinzessinnen, Ballerinas, Monster, alle Zeichentrickfilme der letzten Jahrzehnte scheinen vertreten zu sein, ja sogar ein „angry bird“ – für Jungs und Mädchen, Große und Kleine…

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Neben den Läden gab es auch die Werkstätten, wo wir einen kurzen Blick auf die Bastler der Piñatas erhaschen konnten. Drahtgestelle wurden in einer atemberaubenden Geschwindigkeit erst mit weißem Papier beklebt, Arme, Beine, Ohren, Gesichter daraus schon mal vorgeformt. Dann erst wird das „chinesische Papier“, dünnes Buntpapier darauf geklebt.

Am liebsten hätte ich für meine Nichten einige eingepackt, aber ob die mitreisenden Fluggäste einverstanden wären, wenn ich zwei Klappen des hart umkämpften Platzes für Rollkoffer und Rucksäcke mit ihnen belegen würde?

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