Ankunft in Neuseeland

Geschafft. Knapp 9000 Seemeilen liegen seit Panama hinter uns, das ist erst einmal genug für dieses Jahr. Vor den letzten 1300 Seemeilen von Tonga bis Opua im Norden der Nordinsel Neuseelands hat man als Segler ziemlich Respekt. Grund dafür sind die Sturmtiefs, die in halbwegs regelmäßigen Abständen von 7-10 Tagen über die Nordinsel ziehen und denen man nicht immer ausweichen kann.

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Wir haben mit den Tiefs Glück gehabt, mehr als 6 Windstärken waren es nicht. Allerdings haben wir für die letzten 300 Meilen fast sechs Tage gebraucht, denn da hat der Wind immer gegenan geblasen. Um durch zu motoren hatten wir nicht mehr genug Diesel, und aufkreuzen dauert nun einmal lang. Insgesamt waren wir 16 Tage unterwegs. Auf dem Weg wurde es von Tag zu Tag kälter, wir packten Socken, Unterwäsche, Jeans und Pullover aus, die seit März in den Schränken zuhause waren. Dazu Ölzeug und Gummistiefel, ganz ungewohnt. Die Wassertemperatur sank von anfangs 25°C auf 15°C, was bei der täglichen Kübeldusche durchaus zu bemerken war. Brrrr!

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Arbeit gab es auch genug unterwegs. Im Großsegel löste sich eine Naht auf, der obere Teil flatterte frei und war mit dem unteren Rest des Segels nur noch am Vorliek verbunden. Wir konnten das Segel aber herunterbekommen und in einer Schwachwindphase nähen und wieder setzen. Im Segelnähen haben wir jetzt wirklich genug Erfahrung.

Um unseren Dieselvorrat einteilen zu können, wollte ich dann eine Verbrauchsmessung durchführen. Bisher rechnen wir immer mit einem groben Schätzwert, aber ich wollte genauer wissen, bei welcher Drehzahl wie viel verbraucht wird, auch um zu wissen, mit welcher Drehzahl man am weitesten pro Liter kommt. Wir haben zwei komplett getrennte Dieselleitungen, eine aus dem Steuerbordtank über den Steuerbord-Vorfilter, und das gleiche noch einmal an der Backbordseite.

Gefahren sind wir mit der Steuerbordseite der Leitungen, und in die mit Sperrhähnen abgeschlossene Backbordseite habe ich einen Messbehälter vorbereitet, aus dem die abgemessene Dieselmenge gezogen wird. Jetzt muss ich nur auf die Backbordseite umstellen und kann sehen, wie viel wir verbrauchen. Bevor ich das aber machen konnte, blieb der Motor stehen. Huch?

Es stellte sich heraus, dass der backbordseitige Absperrhahn defekt ist und auch in geschlossener Stellung offen bleibt. So hat die Dieselzufuhr beim Basteln meiner Verbrauchsmess-Einrichtung Luft gezogen und ich musste über drei Stunden im Maschinenraum verbringen, bis ich das Problem gefunden hatte und alle Zufuhrleitungen wieder mit Diesel statt mit Luft gefüllt waren. Die paar Minuten fürs Entlüften des Motors fielen dann kaum mehr ins Gewicht. Jetzt haben wir also einen Eintrag mehr auf der Arbeitsliste: Absperrhahn auswechseln und Dieselleitungen so umbauen, dass das Entlüften in Zukunft schneller geht.

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Jedenfalls waren wir dann am 20. Oktober am Abend mit letztem Büchsenlicht in Opua an der Quarantäne-Pier. Da muss man nämlich darauf warten, dass nicht nur der Zoll, sondern vor allem der Quarantäne-Offizier kommt und einem die „biosecurity clearance“ erteilt. Dafür muss man alles abgeben, was als Risiko-Lebensmittel zählt: frisches Obst und Gemüse, Körner, Bohnen, Honig, und vor allem alle selbst eingemachten Fleischkonserven. Unser gutes Schweinegulasch aus Tahiti, unser Sugo aus Panama, ach…

Vier große Müllsäcke voll Essen haben sie von Bord getragen. Unsere Wasserlinie dürfte sich messbar gehoben haben. Nachdem er dann das 37ste Fach mit Lebensmitteln kontrolliert hatte, meinte der Offizier, für ein Boot dieser Größe hätten wir eine Rekordmenge an Essen an Bord. Na ja, kein Wunder bei einer Siebenbürgerin als Proviantmeister.

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Ankerbuchten und Wale

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Irgendwann wollen auch wir Wale sehen. Hier in der ruhigen geschützten Inselwelt von Vava‘u tummeln sich die Buckelwale. Es ist ihre Kinderstube, sie kommen jedes Jahr aus der Antarktis hierher, um ihre Jungen zu gebären, zu säugen und zu erziehen, so dass sie fit sind für die lange Reise zurück in die Antarktis. Dort futtern sie sich wieder Speck an und los geht es, zurück nach Vava’u.

Wir haben Glück und sehen schon bald eine kleine Gruppe von Weitem blasen, zwei Boote mit Touristen ganz in der Nähe, es wird Schwimmen mit Walen angeboten. Erst einmal aber suchen wir die „Mariner’s Cave“, eine berühmte Höhle, in die man nur hinein gelangen kann, wenn man einen vier Meter langen Tunnel zwei Meter unter Wasser entlang taucht. Wir haben zwar die Koordinaten, aber der Zugang ist für uns nicht zu sehen. Doch dann hält ein Boot mit Tauchern und ihrem Führer davor an, und Andreas kann mit der Gruppe mit schwimmen. Ich bleibe auf der Muktuk und treibe, denn ankern kann man davor nicht, es ist viel zu tief. Andreas kommt begeistert zurück, ein einmaliges Erlebnis!

Wir fahren ein bisschen näher an die Walgruppe heran und freuen uns am Anblick ihrer schönen schwarzen Rücken und der gewaltigen Flossen, die sie bei ihren Sprüngen zeigen, bevor sie weiter ziehen und wir die Segel wieder setzen und zu unserer Ankerbucht in der Lagune von Honga zu fahren. Dort bleiben wir einige Tage, es ist windstill drinnen, ruhig und nachts können wir ohne Streulicht vom Land die Milchstraße und Millionen von Sternen bewundern.

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Auf der Insel gegenüber haben sich Elke und Werner niedergelassen, Land gepachtet, ein Haus gebaut und einen schönen Garten angelegt, ehemalige Langzeitsegler, der Trans-Ocean-Stützpunkt von Tonga. Wir besuchen sie in ihrem kleinen Paradies und machen einen Spaziergang über die Insel.

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Einheimischer Garten mit hohen Yamsgewächsen

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Yams, die noch eingegraben werden sollen

Ein paar Ankerbuchten weiter in der schönen Inselwelt treffen wir David und seine Frau Hika, drei ihrer elf Kinder leben noch mit ihnen auf ihrer kleinen Insel, die anderen sind schon aus dem Haus bzw. in der Schule in Nuku’alofa. Als sie hören, dass wir aus Deutschland sind, freuen sie sich sehr, denn Davids Urgroßvater war ein Deutscher, der sich lange vor dem 2. Weltkrieg auf Tonga niedergelassen hatte, die Insel für 150 Jahre gepachtet und mit dem Anbau von Kopra begonnen hatte. David nennt uns seinen Nachnamen, Woolfgramm, die tonganische Version von Wolfgang oder Wolfram?

Hika und David sichern sich ihr Einkommen, indem sie u.a. für die Segler am Samstag Abend ein Fest vorbereiten und kochen. Auch wir wollen mit dabei sein und sehen, dass im Laufe des Tages sich die Bucht mit immer mehr Booten füllt: Abends finden sich insgesamt 34 Segler zusammen. Ein Spanferkel wird am Spieß gedreht, Hika und ihre große Tochter Andrea bringen eine Schüssel nach der anderen auf den Tisch, Fischgerichte, Fleischgerichte, Salate, gekochte Süsskartoffeln und Yamswurzeln, es schmeckt alles ganz köstlich! So gut haben wir schon lange nicht mehr auswärts gegessen. Es ist ein wunderschöner stimmungsvoller Abend und wir sind, wie immer, die letzten Gäste und unterhalten uns noch lange mit Hika und David.

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„Nofo a“ – auf Wiedersehen und wir kommen gerne wieder!

Sonntag in Tonga…

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… ist ein absoluter Ruhetag und Familientag zugleich. Es darf unter keinen Umständen gearbeitet werden und auch die Segler werden allenthalben gebeten, an diesem Tag auf sichtbare Arbeiten zu verzichten. Lediglich die Hotels und Resorts für die Touristen sind aktiv und geöffnet. Um 10.00h beginnt überall der Gottesdienst und danach setzen sich die Familien zusammen zum „Sunday feast“, in kleineren Gemeinden kommen sogar alle zusammen und es wird reihum gekocht.
Die überwiegende Mehrheit der Tonganer gehören der Free Wesleyan Church, der Katholischen Kirche oder der Free Church of Tonga an.
Wir suchen uns für den Besuch des Gottesdienstes am Sonntag die große katholische Kirche in Neiafu aus. Die Kirche ist voll besetzt, später Kommende werden von einem Art Platzanweiser verteilt.
Die Ministranten, in Weiß und mit einer hellen Bastmatte umwickelt gehen hinter dem Priester nach Vorne, die Gemeinde beginnt zu singen und der Raum ist schlagartig erfüllt mit klangvollen Stimmen. Der Kirchenchor sitzt in den ersten 10 Reihen auf der linken Seite, davor steht der Dirigent, ihm zur Seite steht ein kleiner Junge auf der Bank, vielleicht 8 Jahre alt, der begeistert mit dirigiert. Die meisten Lieder singen alle auswendig mit, auch die Vielstimmigkeit kommt nicht nur vom Kirchenchor.
Wir verstehen nicht viel, außer einem Bibeltext, der auf Englisch vorgelesen wird, wird der ganze Gottesdienst in tonganischer Sprache abgehalten. Dafür habe ich umso mehr Muße auf die Musik zu achten oder mir die festliche Kleidung der Menschen anzuschauen. Die Frauen tragen alle schöne Kleider, dazu entweder eine Bastmatte oder einen geflochtenen Gürtel, von dem kunstvoll gehäkelte Blumenstreifen herunterhängen. Die Männer haben alle ein dunkles Hemd an, dazu eine feine Hose oder einen dunklen Rock und ebenfalls eine Bastmatte umgebunden. Die Bastmatten sind eine Augenweide, manche ganz einfach, andere wiederum mit schönen Mustern, teilweise farblich abgesetzt.
Nach der Kirche klickt unser Fotoapparat, und auf meine Frage, ob ich ein Foto machen darf, wird jedesmal freudig gelächelt und zugestimmt.

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Ene’io Botanical Garden

bucht Auf Vava’u herrscht momentan ein Benzin-Notstand, die Tankstellen sind geschlossen. Im Cruisers-Net am Morgen wird täglich darüber berichtet, ob und wann das Versorgungsschiff Fidschi verlassen habe, es wird wild spekuliert, wann es hier ankommen würde. Trotzdem bekommen wir einen kleinen Mietwagen für einen Tag und fahren in der Früh als erstes zum Botanischen Garten an der Südspitze der Hauptinsel. Dort haben wir uns für 10.00h zu einer Führung angemeldet. Haniteli Fa’anunu, der Besitzer, begrüßt und beide ganz herzlich, wir sind an diesem Tag die einzigen Besucher. Erst einmal setzen wir uns an einen Tisch in seinem Restaurant mit dem herrlichen Blick auf die Ene’io-Bucht und er beginnt zu erzählen. haniteli Bei der Landreform in den 50er Jahren erhielt jeder Mann in Tonga ein Stück Land. Als achter Sohn der Familie fiel für seinen Vater das damals unattraktivste Stück Land ab, das am Strand lag. Darauf pflanzte sein Vater die vorgeschriebenen 54 Kokospalmen. Haniteli konnte als junger Mann mit Hilfe von Stipendien aufs College gehen und anschließend in Hawaii Agrarwissenschaften studieren. Später arbeitete er in Nuku’alofa im Landwirtschaftsministerium und baute im Laufe der Jahre mit Hilfe seines Vaters nach und nach den Garten auf. Nun ist er schon länger im Ruhestand und kann sich zusammen mit seiner Frau um alles kümmern. Im Botanischen Garten wuchert es üppig, hohe Kokospalmen, viele verschiedene Bäume, blühende Sträucher, Gräser, dazwischen Wege angelegt. Haniteli hat Schilder mit ausführlichen Infos anfertigen lassen, und er kann zu jeder Pflanze kenntnisreich erzählen, wo sie her kommt, wofür sie verwendet wird, wie sie in seinen Garten gelangt ist, dazwischen streut er Geschichten über Tonga ein, über berühmte Besucher wie z.B. Mel Gibsons Sohn, Mitglieder der Königsfamilie oder ein Team von National Geographic. beschrift1 beschrift3 hibiskus Nach zwei Stunden schwirrt uns der Kopf vor lauter Namen und es ist Zeit fürs Mittagessen. „Fish and chips“ mit Süßkartoffeln, leckeren Saucen, Salat und dazu weiteren unterhaltsamen Gesprächen mit Haniteli. Ein schöner und spannender Vormittag war das! buntstrauch ??????????????????????????????? aussicht Wir fahren weiter, die Karte der Insel hat ein paar Aussichtspunkte verzeichnet, zu denen wir noch hin wollen, es ist ein herrlich sonniger Tag. In einem Dorf sehen wir ganz viele Menschen um ein Haus herum im Schatten beisammen sitzen und singen, Autos halten an, noch mehr Leute steigen aus und gehen zum Haus, auch wir halten an und fragen, was mitten in der Woche an einem Nachmittag da los ist. Eine 80jährige Frau ist in der Nacht verstorben und nun versammeln sich Verwandte und Freunde zur Trauerfeier. Sie tragen alle Schwarz und die geflochtene Matte wie eine Art Rock mit einem ebenfalls geflochtenen Gürtel um die Hüften gebunden. Wir werden freundlich eingeladen, uns dazu zu setzen. Die Frau, neben der wir sitzen, fragt uns sogleich, woher wir kommen, wie es uns auf Tonga gefällt, und sie erzählt uns, dass ein paar Stunden lang zu Ehren der  Verstorbenen gesungen wird, bevor sie beerdigt wird. Es ist ihre Tante, und sie trägt die Matte fast bis zu den Schultern hoch gezogen: je näher der Verwandtschaft, umso höher wird die Matte getragen. trauerfeier Diese Freundlichkeit und unbefangene Herzlichkeit der Menschen ist überall auf Tonga zu spüren, unterwegs wird uns zu gewunken, jeder hat ein Lächeln im Gesicht, auf der Straße werden wir fast immer gegrüßt, „Hello, how are you?“, „Thank you, fine“.

Schwein im Glück

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Glück hatten wir ja schon viel auf unserer Reise. Aber soviel Schwein wie auf Tonga hatten wir noch nie. Es ist herrlich: wo immer man den Fuß an Land setzt, tollen sie herum: kleine Schweinchen, große Schweine, schwangere Sauen, säugende Muttersauen, zufrieden grunzende Eber, rosa, schwarz, zweifarbig, eines hübscher als das andere.

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Beim Fahren mit dem Mietwagen müssen wir aufpassen, nicht nur wegen des ungewohnten Linksverkehrs, sondern weil immer wieder Schweine über die Fahrbahn hoppeln, nicht selten rennt ein kleiner Nachzügler noch im letzten Moment hinterher. Denn Schweine sind hier weder eingesperrt noch (wie auf den Marquesas) am Hinterbein mit einem Strick festgebunden. Sie laufen frei herum. Überall.

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Schwein sein auf Tonga ist ein Traum. Man darf alles tun, was einem Schwein Spaß macht. In kleinen Gruppen zusammenstehen und grunzen. Sich in der Erde wühlen. An einem Baum reiben. Spielen, quieken, fressen, was herumliegt oder wächst. OK, am Ende wird man selbst gegessen. Aber bis dahin ist echt alles prima.

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Die Schweine kamen zusammen mit den ersten Siedlern aus Südostasien rund 4000 v.Chr. in die Südsee. Im Rahmen der Entwicklungshilfe hat Japan vor ein paar Jahren Zuchtschweine nach Tonga gebracht, die einen längeren Oberkörper und damit mehr Fleisch als die ortsansässigen Schweine haben. Bevor diese aber den Genpool aufmischen konnten, wurden die Zuchtschweine von den Tonganern einfach aufgegessen – sie hatten schließlich mehr Fleisch.

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Seither ist das Schwein auf Tonga wieder ungestört.

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Ankunft in Tonga

21. September 2016

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Nach zwölf Tagen auf See wieder Land in Sicht: felsige Steilküste, darüber ist alles üppig grün bewachsen, geschätzte 5-50 Meter ragen diese vulkanischen Inseln aus dem Wasser, der höchste Berg hier misst gerade mal 136 Meter.
Wir sind im Königreich Tonga, genauer auf Vava’u, einer der vier Inselgruppen. Die Hauptstadt liegt im Süden in Tongatapu und trägt den malerischen Namen Nuku’alofa. Dann gibt es dazwischen noch die Inselgruppe Ha’api und weit im Norden die drei Inseln der Niuas.
747 km2 Landfläche und 700.000 km2 Seefläche umfasst Tonga. 170 Inseln, kleine flache Korallenatolle oder größere Inseln vulkanischen Ursprungs. Darauf verteilen sich um die 106.000 Einwohner.
Wir können wieder Englisch sprechen, neben Tonganisch ist Englisch die erste Fremdsprache im Land und Tonga ist Mitglied im Commonwealth! Viele Tonganer arbeiten in Neuseeland und Australien und schicken Geld nach Hause, viele Familien sind auf diese Zuwendungen angewiesen. Der Tourismus bringt zwar etwas Geld ein, auch die Landwirtschaft, Vanille wird exportiert, der Unterschied zu Französisch-Polynesien, das von Subventionen Frankreichs bzw. der EU profitiert, ist aber deutlich zu sehen.
Dass Tonga eine Monarchie ist, merkt man sofort, überall steht Kingdom of Tonga, die beiden letzten Könige, Siaosi Tupou V. und Tupou VI. sind auf den aktuellen Geldscheinen verewigt, die Königsfamilie wird hoch verehrt. Es ist eine konstitutionelle Monarchie, in der der König noch sehr viel Einfluss hat. Von den 26 Abgeordneten im Parlament werden 17 vom Volk gewählt, die restlichen 9 Sitze verteilen sich auf den Adel.

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Wir machen zunächst fest am Fischereidock in Neiafu, dem Hauptort von Vava‘u. Hier soll alles ganz gemütlich zugehen, heißt es. Aber kaum sind die Leinen fest, steht schon der Mann von der Quarantäne am Kai und der zuständige Beamte von der Immigration händigt uns etliche Formulare aus, die wir schon mal ausfüllen sollen. Eigentlich dürften wir keinerlei frische Lebensmittel einführen, aber nach einem Blick in den Kühlschrank und in unsere Netze müssen wir versprechen, das alles an Bord zu verzehren. Sehr gerne!
In der ruhigen Bucht vor dem Ort Neiafu liegen die Boote dicht an dicht an Mooringbojen. Wir funken die beiden Anbieter an und fragen, wo eine für uns frei ist. Als sie hören, dass wir 26t mitbringen, kommt nacheinander ein „Oh, I’m sorry…“ , „Unfortunately…“ Wir sind eindeutig zu schwer.
Also tuckern wir ganz ans Ende der Bucht und machen schon mal den Anker klar, als uns ein Segler zuruft, da sei eine ganz neue und sehr starke Boje, die könnten wir ruhig nehmen. Das Manöver klappt inzwischen sehr gut, und nach wenigen Minuten liegen wir fest und schauen uns um. So ruhig und idyllisch ist das hier im Licht der späten Nachmittagssonne, klares Wasser, ein paar Häuser oben am Berg im Grün versteckt, hin und wieder ein hölzerner Anlegesteg mit einem kleinen Fischerboot dran. Die Vögel zwitschern, ein paar Hähne krähen und abends hört man die Grillen zirpen. Es ist zwar eine längere Fahrt mit dem Dinghi in den Ort, aber diese Ruhe hier möchten wir nicht missen.

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Am nächsten Tag erkunden wir Neiafu: eine belebte Hauptstraße mit Banken, kleinen Supermärkten, einigen Cafés und Restaurants, eine Touristinfo und ein recht großer überdachter Markt mit Obst, Gemüse und Kunsthandwerk, wo man den Frauen beim Flechten und Häkeln zuschauen kann.

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Als wir eine Kleinigkeit zu Mittag essen, kommen ein paar Frauen von ihrem Tauchgang zurück, stellen eine schwere Plastikkiste ab, und rufen ihren Freunden am Nebentisch zu, wir haben 30 Stück herausgeholt. Neugierig geworden, gehen wir zu ihnen: nebenan ist das Büro der VEPA, einer lokalen Umweltschutz-Organisation. Sie haben insgesamt 30 große stachelige Seesterne mitgebracht: Dornenkronenseesterne. Diese Art ist zwar endemisch, aber seitdem die Zahl ihrer natürlichen Feinde, z.B. das Tritonshorn und verschiedene Riff-Fische, durch Überfischung stark abgenommen hat, kann sie sich ungestört vermehren und frisst zu viele Korallenköpfe auf.

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Dornenkronen-Seestern

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Weihnachtsstern

1300 Meilen geradeaus

Von Bora Bora nach Tonga. Unsere vorletzte Überfahrt für dieses Jahr, denn von Tonga aus soll es direkt nach Neuseeland gehen. Die Vorbereitungen sind schon Routine: Wasser auffüllen, volltanken, letzte Einkäufe im Supermarkt, Beiboot an Deck hieven und festzurren, und los geht’s.

Das Wetter ist ruhig, also passiert unterwegs nicht viel. Allerdings stimmt die Vorhersage dieses Mal überhaupt nicht mit der Wirklichkeit überein. Wenn Wind sein sollte, haben wir Flaute. Wenn Flaute angesagt ist, bläst es mit Windstärke sechs. Die letzten Tage waren schwache Winde vorhergesagt, und wir hatten unser größtes Etmal jemals: 160 Meilen von Mittag bis Mittag.

Unterwegs die üblichen Reparaturen. Beim Ausbaumen der Genua sehen wir einen Riss von fast drei Meter Länge. Das Segeltuch ist nach 27 Jahren einfach morsch, in Neuseeland bestellen wir einen kompletten Satz neue Segel. Aber bis dahin brauchen wir die Genua noch. Also wird sie an einem ruhigen Tag heruntergeholt, an Deck zusammengelegt und in die Kabine bugsiert. Dort kann ich mit der Nähmaschine im Handbetrieb Stich für Stich beidseitig einen Flicken aufnähen und wir können die Genua wieder setzen. Der Autopilot rattert und dreht sich nicht mehr: Getriebeschaden, ein paar kleine Plastikzahnräder sind abgearbeitet. Zum Glück ist Ersatz an Bord und ich kann das Getriebe tauschen.

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Unser Angelglück ist wechselhaft. Als ich nach dem ersten Biss die Angel einhole, hängt nur ein Stück Kiemen daran, da hat sich der Rest des Fisches wohl losgerissen. Da er das kaum überleben kann, hätte er auch gleich dranbleiben können. Als nächstes fangen wir einen Vogel. Ich hole ihn vorsichtig ein, er hat den Haken im Flügel. Ich ziehe mir Lederhandschuhe an, damit er mich nicht hackt und kratzt, während ich ihn befreie. Aber völlig unnötig: ganz ruhig reicht er mir den Flügel und beobachtet, wie ich den Haken heraushole. Dann bleibt er eine Weile auf dem Fischbrett sitzen, um sich auszuruhen. Dann ist er weg, ein paar Stunden später sitzt er aber im Cockpit und betrachtet neugierig das Schiff. Unser Vogelbuch sagt uns, dass es sich um einen jungen Brauntölpel handelt. Die Tölpel sind bekannt dafür (und benannt danach), dass sie sich bei Gefahr nicht wehren. Ein bisschen treu-doof schaut er schon, aber nett ist es doch, ihn im Cockpit sitzen zu haben.

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Dann beißt endlich ein Fisch an, ein Bonito. Und bevor wir ihn ganz aufessen konnten, geht der Fischalarm erneut los. Diesmal ist es ein Wahoo, unser Lieblingsfisch. 1,20 Meter lang, nach dem Ausnehmen bleiben sechs Kilo Fischfilet übrig. Viel zu viel für uns beide, aber weit und breit niemand, den wir zum Abendessen einladen könnten.

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Birgit weckt ein, was das Zeug hält, aber irgendwann gehen uns die Gläser aus. In Folge stehen bei uns auf dem Menu: Sashimi, paniert gebratener Fisch mit Kartoffelsalat, Fischsuppe mit Gemüse, Bratfisch mit roten Zwiebeln und Mango an Beluga-Linsen, Fischsülze mit Bratkartoffeln, Fisch auf Lauchbett mit Sahne-Gorgonzola Sauce und Walnüssen, gefüllte Fischröllchen an Mango-Curry Sauce, Fischsalat, thailändische Fischsuppe mit Kokosmilch und grünem Curry. Langsam könnten wir einmal etwas anderes essen.

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Gestern, wir sitzen gerade beim Essen (es gibt Fisch), hören wir ein plötzlich anschwellendes Motorengeräusch. Wir springen auf und sehen gerade noch ein im Tiefflug vorbeidonnerndes Flugzeug wieder nach oben ziehen. Und zwar kein kleines, sondern eine große Maschine mit vier Düsentriebwerken. Viel höher als unser Mast kann sie nicht gewesen sein, so sah es zumindest aus. Wir überlegen noch, welcher Spinner hier seinen Mut beweisen wollte, als wir über Funk angerufen werden: „Muktuk, Muktuk, here is the Australian Maritime Patrol Aircraft“, also ein Überwachungsflugzeug der Australier, die so tief geflogen sind, bis sie unseren Schiffsnamen lesen konnten. Zum Glück steht der in relativ großen Buchstaben am Bug, sonst wären sie wohl noch näher gekommen. Na ja, zum Fisch essen hätten wir sie schon einladen können. Aber so wollten sie nur unsere Nationalität, letzten und nächsten Hafen wissen und haben sich dann ganz nett mit „Dankeschoin and happy sailing“ verabschiedet. Sachen gibt’s.

Gestern sind wir wohlbehalten in Tonga angekommen. Außerordentlich schön hier, dazu aber später mehr.

Internet

„Das kann überhaupt nicht sein“, meinte der Mitarbeiter des Nürnberger Finanzamts, als ich ihm zu erklären versuchte, warum ich meine Umsatzsteuer-Voranmeldung nicht rechtzeitig abgegeben habe. „Internet gibt es überall, auch im Urlaub“.

Das wollen wir mal richtigstellen. Auf den Überfahrten gibt es natürlich sowieso kein Internet. Theoretisch könnte man eine Satellitenverbindung nutzen, aber bei dem Geschaukel auf See die Antenne korrekt ausgerichtet zu halten, ist für kleine Yachten weder technisch noch finanziell machbar. Wir sind ja schon froh, per Funk E-Mail zu haben.

Aber auch in Landnähe ist das nicht immer ganz so einfach, zumindest wenn man Europa erst einmal verlassen hat. Auf Dominica zum Beispiel gab es Internet nur am Büro des Tourist Office, aber auch nur auf der einen Seite des Gebäudes, wo es keine Tische oder Stühle gab. Wir saßen also mit unserem Laptop auf den Knien am Straßenrand, um ins Netz zu kommen. Aber auch nur, wenn das Büro gerade mal besetzt war, was man vorher nie wissen konnte.

In der Marina in Guatemala gab es einen Anschluss für alle. Deshalb war der Verbrauch pro Boot auf 100 MByte täglich begrenzt. Wenn man den Ersatz der kaputten GPS Antenne recherchieren, aber auch noch mit der Verwandtschaft skypen wollte, wurde das schon eng. Die falsche Antwort auf die Frage „hast Du mir auch noch ein bisschen Internet übrig gelassen“ konnte da schon schnell mal den Beziehungssegen ins Wanken bringen. Und dann waren da noch die praktisch täglichen Stromausfälle. Ohne Strom natürlich kein WLAN, und extra dafür den Dieselgenerator in der Marina anzuwerfen, war auch nicht immer möglich, zumal sich dann die Brüllaffen über den Lärm mit noch mehr Lärm beschwerten. Manchmal machte der Marina-Manager es trotzdem. Dann wurde vorher angekündigt: „Internet heute von fünf bis sechs“. Alles klar.

Auf den San Blas Inseln gab es Internet über Prepaid Karten der Mobiltelefon-Anbieter. Davon gab es zwei, und empfangen konnte man – je nach Standort – maximal einen davon. Dazu kam, dass es uns mit unserem alten Smartphone nie gelang, per Tethering den PC an die Internetverbindung anzukoppeln. War also auch nicht einfach.

In der Shelter Bay Marina vor Panama war die Verbindung eigentlich ganz gut. Bis sich ein Vogel entschloss, ausgerechnet auf der WLAN Antenne sein Nest zu bauen. Für die nächsten Tage war dann Funkstille.

In Französisch Polynesien gab es etwas ganz besonderes: Prepaid-Karten, die einem eine Stunde lang die Nutzung einer Internet-Verbindung erlaubten, die vom Anbieter auf mehreren Inseln, aber natürlich nur in den Haupt-Orten, betrieben wurde. War die Stunde um, wurde die Verbindung zwar unterbrochen, aber wenn man sich erneut anmeldete, war wieder eine volle Stunde Guthaben da. Das wäre vielleicht besorgniserregend gewesen, hätte man beim Kauf seine Kreditkartendaten hinterlegt. Da unsere Karte aber bar bezahlt war, nutzten wir drei Monate lang sorglos dieses perpetuum mobile des drahtlosen Internets. Die beiden Einschränkungen: man musste vor einer größeren Ortschaft liegen (und davon gab es auf den Inseln nicht allzu viele), und es durfte nicht regnen. Bei Regen gab es normalerweise kein Internet. Die Einheimischen fanden das durchaus normal. Bei stärkeren Regenfällen war jeweils eine ganze Insel ein paar Tage lang von der Netz-Außenwelt abgeschnitten.

Aber versucht einmal, dass mit dem Regen und der Umsatzsteuer-Voranmeldung einem Finanzbeamten klarzumachen.

Moorea – Bora Bora

3. – 8. September 2016

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Kaum 12 Seemeilen entfernt liegt Moorea, die „kleine Schwester“ von Tahiti. Schnellfähren fahren im Stundentakt hin und her, in 25 min ist man drüben. Wir brauchen etwas länger und legen uns in der Lagune an eine Boje. Der Wind bläst ganz ordentlich und wir sind immer mit einem besorgten Auge auf der dünnen Leine der Boje, Andreas bringt noch den Hilfsanker aus, sicher ist sicher.

Das Wasser ist ganz kabbelig und das Schnorcheln wird dieses Mal gestrichen. Gegenüber sehen wir die Bungalows auf Stelzen vom „Sofitel“, dort soll es einen Glasboden in den Räumen geben.

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Den haben wir auch, denn der Kiel ist zur Hälfte oben, die Bodenbretter beiseite geschoben und wir können durch den Kielkasten den Meeresboden bewundern.

Weitere 130 Seemeilen und eineinhalb Tage später erreichen wir die Insel Bora-Bora. In der Bucht ankern schon zwei Kreuzfahrtschiffe, die „Paul Gaugin“ und der Viermaster „Windspirit“, auf dem rund 100 Gäste exklusiv umsorgt werden. Durch das Fernglas hole ich mir das Schiff näher heran und entdecke beim vorderen Mast eine kleine Gruppe von Menschen, der Kapitän, ein Offizier, das Brautpaar und zwei Brautzeugen. Hochzeit mit Traumschiff-Kulisse.

Der kleine Ort ist dann doch nicht ganz so touristisch, wie wir überall gelesen haben, die Leute fahren gemütlich auf ihren Fahrrädern herum, die Bäume hängen voller Mangos und das Wahrzeichen von Bora Bora, der markante Berg, wird von der Abendsonne schnell mal malerisch in Szene gesetzt.

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Leider müssen wir bald weiter, können nur zwei Nächte lang hier verbringen, bei der Gendarmerie füllen wir die letzten Papiere aus, bekommen ein paar Stempel verpasst von einem fröhlichen Beamten. Wasser und Diesel wird aufgefüllt, ein letztes Mal ins Internet…

Am 8. September wollen wir los in Richtung Tonga, rund 1300 Seemeilen liegen vor uns.

Das schönste Geld der Welt

Bevor wir Französisch-Polynesien verlassen, möchte ich ein paar Scheine vorstellen, die wir in den letzten Monaten in unserem Geldbeutel herumgetragen haben. So schöne Motive habe ich bisher noch nicht gesehen.

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