Warmduscher

Muktuk hat ja unter Deck keine Dusche. Im Cockpit gibt es einen Schlauch mit Duschkopf, der an das normale Druckwassersystem angeschlossen ist. Das hat zwei Nachteile: Zum einen verbraucht man wertvolles Süßwasser aus den Tanks, mit dem wir sonst ja immer geizen (Vorspülen mit Seewasser, Kartoffeln kochen mit Seewasser, Nudel kochen mit halb/halb, sonst werden sie zu salzig etc.) Zum anderen gibt es nur dann warmes Wasser, wenn der Motor gelaufen ist, denn der Warmwasserbehälter wird aus dem Kühlwasser des Motors beheizt.

Beides zusammen bewirkt, dass wir diese Dusche eigentlich nie nutzen. Unser Badezimmer ist am Achterdeck auf dem Fischbrett, wo wir uns unsere „Kübeldusche“ gönnen: drei Pützen voll Seewasser frisch aus dem Meer über den Kopf gekippt. Bisher ging das auch ganz gut, wenn es auch im Nordatlantik manchmal ein wenig Überwindung kostete.

Aber jetzt wird das Wasser langsam unangenehm. Bei 16 Grad Celsius (das war die letzte Messung) leidet dann doch die Lust auf Körperhygiene. Also habe ich mir eine kleine Konstruktion im Cockpit gebastelt. Eine Fußpumpe zum einhängen, ein Schlauch, der in einen Eimer gesteckt wird, der zweite Schlauch mit einem Duschkopf versehen, und wahlweise sogar eine Halterung am Cockpitdach, so dass man zum Haare waschen beide Hände frei hat. Solange man mit dem Fuß pumpt, läuft die Dusche, sonst nicht. Das spart Wasser.

dusche

halterung

Vor allem aber kann man jetzt einfach mit dem duschen, was man in den Eimer schüttet. Zum Beispiel auf dem Herd warmgemachtes Seewasser. Oder man stellt nach dem Backen einen Topf in den noch warmen Herd und nutzt die Restwärme. Oder, wenn man Regenwasser aufgefangen hat, auch mal mit Süßwasser. Notfalls sogar Eselsmilch, sollte Kleopatra an Bord kommen und das passende Milchpulver dabeihaben.

Ach ja: mit einem Handgriff kann man das ganze System aushängen, in den Eimer packen und hat statt des Badezimmers wieder ein Cockpit.

Bierbrauen

Nach so viel Geschichte und Landeskunde gibt es heute mal wieder eine Folge „Skizzen aus dem Bordleben“. Wenn wir diesen Eintrag ins Netz stellen können, waren wir vermutlich acht Tage auf See, denn wir haben das gute Wetterfenster ausgenutzt und sind von Whangarei in der Nordhälfte der Nordinsel in einem Rutsch bis Akaroa in der Mitte der Südinsel durchgesegelt.

Zwischen den beiden Inseln liegt die für ihre Stürme berüchtigte Cook Strait, und normalerweise muss man lange warten, bis sich eine halbwegs sturmfreie Zeit ergibt, um sie zu passieren. Deswegen war es für uns keine Frage: laufen lassen, wenn es geht. Denn Ende März sollten wir die Südinsel wieder verlassen haben, denn dann ist der Sommer um und im Süden wird es winterlich. Motto „am Südpol, denkt man, ist es heiß…“

Verdammt, das war jetzt doch wieder Landeskunde. Also schnell zum Bierbrauen. Das macht man hier nämlich selber. Zwar kann man auch durchaus trinkbares Bier kaufen, und es gibt eine aktive Szene der „micro breweries“ und „crafts beers“. Aber gekauftes Bier ist deutlich teurer als bei uns und außerdem ist der Neuseeländer sowieso selbstgenügsam und freut sich, wenn er etwas auch selber hinbekommt. Ein bisschen wie Segler. Deshalb gibt es im ganzen Land Geschäfte für Brauereizubehör. Außer Bier sind auch Wein und Spirituosen zum selber brauen im Angebot. An Bier kann man etliche Dutzend Sorten bekommen, helle und dunkle Ales, Stouts, Lager, Pilsner und sogar ein „bavarian wheat“, also bayrisches Hefeweizen. Jeweils eine Dose mit fertig gewürztem Malzextrakt, einer Tüte Dextrose und einem Päckchen Brauereihefe. Kostet umgerechnet gut 20 Euro und reicht für 23 Liter Bier.

Wir haben weder so einen großen Gärbottich noch so viele Flaschen zum Abfüllen, deshalb brauen wir auf dreimal. Den Malzextrakt mit Wasser und Dextrose vermischt in den Bottich (bei uns: Wasserkanister), Gäraufsatz drauf und eine Woche warten. Dann abfüllen, und in jede Flasche einen viertel Teelöffel Zucker für die Flaschengärung zur CO2-Produktion. Flaschen zuschrauben, eine Woche im Warmen lagern, dann mindestens zwei Wochen im Kalten reifen lassen. Dass wir uns dabei eines Verstoßes gegen das deutsche Reinheitsgebot schuldig machen, müsst ihr ja nicht weitererzählen.

Wie es schmeckt? Keine Ahnung, wir sind erst in der Mitte der zwei Wochen Reifezeit. Aber wir werden berichten. Und ja, als vormals Lebensabschnittsbayern haben wir das Hefeweizen genommen.

abfuellen

Bay of Islands bis Whangarei

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In der Bay of Islands gibt es so viele schöne Ankerbuchten und kleine Inseln, wir könnten wochenlang dort herumfahren und immer noch was Neues entdecken: ordentlich angelegte Wanderwege, wilde Klippen, an denen man die hiesige Variante der Miesmuschel, die grünlich gefärbt ist, bei Niedrigwasser ernten kann. Nicht mehr als 50 Stück pro Person pro Tag, aber das ist eine Menge, die wir sowieso nicht schaffen…
Als wir aus der Bay of Islands raus segeln, ums Cape Brett herum, empfängt uns eine Gruppe von Delfinen, der Große Tümmler. So riesige Delfine haben wir schon lange nicht mehr gesehen und wie ausgelassen sie aus dem Wasser springen. Zwei Tage später kommen sie sogar in die Bucht herein geschwommen und spielen ein paar Stunden lang um die dort ankernden Boote. Es ist eine Freude, ihnen zuzusehen!
Und auch auf dem Weg nach Whangarei, die Küste entlang, gibt es ein paar schöne Ankerbuchten, wir hangeln uns in Tagestörn entlang, bleiben auch mal länger, wo es uns gut gefällt.
Die meisten Inseln und Buchten tragen auch in den Seekarten die Bezeichnungen aus der Maori-Sprache: Moturua und Motukiki Island, Whaiwhapuka Bay, Urupukapuka Island, Whangamumu und Whangaruru Bay, und zuletzt Tutukaka – Pippi Langstrumpf lässt grüßen!

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Cape Brett

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Austernfischer

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Stone Store in Kerikeri

 
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Kerikeri ist eine der größeren Ortschaften in der Bay of Islands, liegt gut geschützt an einem Flusslauf. Bei Niedrigwasser ist die Fahrrinne so eng, dass wir mit der Muktuk lieber in einer hübschen Bucht ankern, und mit dem Dinghi hochfahren. Ausgedehnte Austernbänke ragen heraus, bei Hochwasser werden sie wieder umspült, Ufergrundstücke, mit schönen Häusern und Gärten, und immer mal wieder Segelboote, die an Dalben festgemacht sind.

Nach fast einer Stunde tuckern, kommt endlich das alte Steinhaus in Sicht und wir binden das Dinghi an einem Holzsteg fest. Ab hier kommt man nur noch mit dem Kajak weiter.

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Das Stone Store ist ein beeindruckend massives Gebäude, 1836 erbaut, das nachweislich älteste Gebäude aus Stein in Neuseeland und die meiste Zeit als Warenhaus genutzt. Heute befindet sich ein Museumsladen darin, Geschenkartikel und Produkte wie aus dem Manufactum-Katalog, „es gibt sie noch, die guten Dingen“. Gleich dahinter steht ein einfaches Holzhaus, die erste Missions-Station in Neuseeland, Wohnhaus für den Missionar, 1820 errichtet. Und zwei Schritte weiter steht noch ein hübsches Holzhaus, das „Honey Café“, wohl nach dem Bienenhaus benannt, das früher da stand. Zwischen den Gebäuden ist ein Blumengarten liebevoll angelegt, ein paar Obstbäume und eine Reihe mit Weinreben auf der Flussseite angepflanzt, ein weitläufiger Park schließt sich an. Als wir im November, dem hiesigen Frühling, das erste Mal dort waren, offenbarte sich uns eine Blütenpracht sondergleichen. Ein bisschen fühlt man sich wie aus der Zeit gefallen, so schön und ruhig geht es da zu.

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magnolie

Wir trinken erst einen Kaffee (erwähnte ich schon, dass in Neuseeland überall hervorragender Kaffee angeboten wird und überall Cafés zu finden sind?), schauen den Enten im Fluss zu und machen uns dann auf eine einstündige Wanderung, immer am Fluss entlang bis zu einem Wasserfall. Nach ein paar hundert Metern schon wieder eine Schautafel mit Informationen: restaurierte Überreste eines Wasserkraftwerks. Ein paar britische Offizierfamilien sollten hier angesiedelt werden, die vorher in Indien stationiert waren. Die Ehefrauen, in Indien an mindestens drei Dienstboten gewöhnt, mussten hier ohne auskommen, da die Maori sich nicht dazu einspannen ließen. Also verlangten sie Elektrizität und bekamen sie auch!

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Es ist ein gemütlicher Wanderweg, schöne Ausblicke auf den kleinen Flusslauf und wie so oft in diesen Wäldern überlegen wir, wie man diesen herrlich würzigen Duft mitnehmen könnte. Ein Klick und im Blog könnte man statt eines Videos oder Fotos einmal schnuppern…

Am späten Nachmittag sind wir wieder zurück, und Musik lockt uns den kleinen Hügel hoch zum „Pear Tree“-Restaurant, draußen stehen ein paar einfache Tische und ein junger Mann spielt auf der Gitarre. Also setzen wir uns hin auf ein Bier und ein Glas Weißwein mit „shoe strings“, Pommes rot-weiß, und genießen die Abendstimmung.

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Waitangi Treaty Ground

Bucht

(23. Januar 2017)

Gegenüber von Russell befindet sich der „Waitangi Treaty Ground“ – Geschichte pur! Hier wurde sie buchstäblich geschrieben: Durch den „Waitangi Treaty“, den Vertrag von Waitangi von 1840 wurde Neuseeland zu einer britischen Kolonie. Aber schön der Reihe nach:

Zehn Jahre zuvor hatte die britische Krone noch wenig Interesse an Neuseeland, dann aber erschien ein französisches Kriegsschiff in der Bay of Islands, es gab kriegerische Konflikte innerhalb der Maori-Stämme, aber auch welche zwischen den Einwanderern, den „Pakehas“, und den Maori, so dass gleichermaßen Maori und Missionare in Großbritannien um Hilfe in einer von Gesetzlosigkeit geprägten Region ansuchten.

James Busby wurde ausgesandt, um britische Präsenz zu zeigen, hatte aber keinerlei rechtliche Befugnisse und auch keinerlei militärische Unterstützung. Er schien allerdings ein guter Vermittler gewesen zu sein, schaltete sich mäßigend in die Konflikte ein und schaffte es sogar, zahlreiche Maori-Häuptlinge der Region um 1935 zu einer gemeinsamen Erklärung der Unabhängigkeit Neuseelands zu bewegen. Auch eine gemeinsame Flagge der vereinigten Maori-Stämme wurde entworfen.

Anfang 1840 erreichte William Hobson als Abgesandter von Königin Victoria Neuseeland und setzte zusammen mit James Busby einen Vertragsentwurf auf, der wenige Tage später einer Versammlung von Maori-Chiefs vorgelegt werden sollte. Die Fassung in englischer Sprache unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten von der Fassung in Maori – entweder weil die beiden Übersetzer nur wenig Zeit dafür hatten, oder aber glaubten, einige Formulierungen verändern und abmildern zu müssen, weil sonst die Maori-Chiefs nicht unterschreiben würden. Denn mit diesem Vertrag begaben sie sich nicht nur unter den Schutz von Königin Victoria, sie traten ihre Souveränität weitestgehend an Großbritannien ab. Auch gab und gibt es immer noch eine unterschiedliche Auffassung über Landbesitz. Die Maori glauben, dass Mutter Erde die darauf wohnenden Menschen „in Besitz“ nimmt und nicht umgekehrt. Zudem verwalten und bearbeiten die Maori auch heute noch Grundbesitz gemeinschaftlich als Großfamilie bzw. Stamm.

Am 5. Februar 1840 versammelten sich die Briten, einige Siedler und rund 500 Maori vor dem Haus von James Busby und die Chiefs begannen mit den Verhandlungen. Nach nur einem Tag unterzeichneten bereits die ersten Häuptlinge den Vertrag, allerdings ohne dessen wahre Tragweite zu verstehen, im Vertrauen auf die mündlich zugesicherten Landrechte. Das Vertragsdokument wurde in mehreren Ausfertigungen durch ganz Neuseeland versandt, bis hinunter zur Südinsel, nicht alle, aber doch die Mehrheit der Maori-Chiefs setzten ihre Unterschrift darunter.

In den folgenden Jahrzehnten verstärkte sich die Macht der Pakehas, der Weißen, weitere Erlasse unterstützen und vereinfachten die Möglichkeiten, den Maori Land weit unter Wert abzukaufen, zu enteignen oder sie aus manchmal recht nichtigen Gründen zu vertreiben. Erst weit über hundert Jahre später wurde versucht, das begangene Unrecht wieder gut zu machen, das zum wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Niedergang der Maori geführt hatte. Dem Vertrag sollte wieder seine ursprüngliche Bedeutung zurück geben werden: 1975 wurde ein Tribunal eingerichtet, wo Verstöße gegen den Vertrag von Waitangi vorgetragen werden können.

Außerdem einigte sich 2008 die Regierung Neuseelands mit Vertretern von 20 Stämmen über eine Wiedergutmachung, in Form von Ländereien und Geld, insgesamt rund 500 Millionen NZ$.

Das neue Museum auf dem Treaty Ground, letztes Jahr erst eröffnet, erzählt diese Geschichten ausführlich, von der Besiedlung Neuseelands durch die Maori, die Ankunft der ersten europäischen Segelschiffe, bis in die heutige Zeit: Ausstellungsobjekte klassisch in Vitrinen ausgestellt, Portraits der Protagonisten, die Vertragsdokumente von 1840, Pläne, Fotos, und daneben viele anregende multimediale Präsentationen. Die erklärenden Texte sind in Englisch und Maori.

Museum

Ein schönes kleines Museum, mit modernem Ausstellungsdesign und sehr informativ. Es hat uns gut gefallen!

Auch das ganze Gelände ist sehenswert, schöne Wiesen, ein Wald dazu, der aufgeforstet wurde. Der Besucherweg führt an drei reich verzierten Kanus vorbei, eines davon misst 35 m, ist aus drei Kauri-Stämmen gehauen und braucht 80 Ruderer, um bewegt zu werden! Das Haus von James Busby ist schön renoviert worden, man auf der Anhöhe einen herrlichen Blick auf die Bucht, davor steht ein hoher, weithin sichtbarer Fahnenmast mit der Flagge Großbritanniens oben und darunter jene von Neuseeland und den vereinten Maori-Stämmen.

Holzkopf

Nur einige Schritte weiter befindet sich ein Begegnungshaus der Maori, Te Whare Runanga, mit schönen Schnitzereien. Hier konnten wir auf dem Platz vor dem Haus eine Vorführung des traditionellen Begrüßungszeremoniells erleben und drinnen ein paar schöne Tänze sehen, alles von einer jungen begeisternden Truppe vorgeführt.

Maoritanz

Wir haben viel gelernt an diesem Tag über die junge, wechselvolle Geschichte Neuseelands.

Der 6. Februar ist ein wichtiges Datum der neuseeländischen Geschichte und hat inzwischen den Status eines Nationalfeiertages erreicht. An diesem Tag wird auf dem Treaty Ground gefeiert, ein großes Volksfest für alle, freier Eintritt, die Kanus werden zu Wasser gelassen. Wie schade, dass wir nicht so lange bleiben können…

Russel – Kororāreka

(21. Januar 2017)

Die Bay of Islands hat einige historisch bedeutsame Orte für Neuseeland zu bieten. Russell beispielsweise, war der erste Ort, in dem die europäischen Einwanderer sich niederließen. Kororāreka –Wie süß schmeckt der Pinguin – heißt der Ort in der Sprache der Maori. „Korora“ nennen sie den blauen Pinguin der am Eingang der Bay of Island lebt und „reka“ bedeutet süß.

KissenPingu

James Cook berichtete über den sicheren Hafen in dieser Ecke, und so zog es zu Beginn des 19. Jahrhunderts Walfänger, erste Handelsboote, ehemalige Sträflinge aus Australien und Missionare hierher. Es muss zu der Zeit ein ziemlich heißes und gefährliches Pflaster gewesen sein, Kneipen rund um die Uhr geöffnet, eine rechtsfreie Zone.

Heute ist es ein schmuckes kleines Dorf, die Uferpromenade könnte als Filmkulisse eines Badeortes um 1900 durchgehen, viktorianische Holzhäuser mit allerlei Holzschnitzereien verziert, überall Blumen in den Gärten. Tagsüber bringt eine Personenfähre stündlich Touristen von Paihia herüber, die fröhlich entspannt durch den Ort laufen. Das „Duke of Marlborough Hotel“ ist das älteste Neuseelands, hier und in weiteren Lokalen kann man lecker essen gehen oder in einem der netten Cafés einen guten Kaffee trinken, mit Blick aufs Meer.

Polizeistation

In Russell befindet sich auch die älteste Kirche Neuseeland, die Christ Church, ein einfacher heller Holzbau, mit einem kleinen Friedhof drum herum. In der Kirche auf den Holzbänken liegen dicht an dicht Sitzkissen, bestickt mit allerlei Motiven, Segelboote, Pinguine, Blumen… viele schon ausgebleicht und abgewetzt, aber immer noch hübsch anzusehen.

Christchurch

KissenWal

Russell war auch die erste Hauptstadt Neuseelands, wenn auch nur für wenige Jahre, bevor der Gouverneur nach Wellington umzog. Das kleine Museum mit vielen ortskundlichen Exponaten berichtet in einer Sonderausstellung davon. Auch im Museum zu sehen ist ein im Maßstab 1:5 nachgebautes Modell von James Cooks erstem Boot, der „Endeavour“.

Museum
Eingang zum Museumsgarten

Walfett
Kessel, in denen Walfett gekocht wurde

Auf dem Rückweg zum Russel Yacht Club, eine Bucht weiter, wo unser Dinghi liegt, entdecken wir einen „communal garden“, eine freundliche Dame erklärt uns das Prinzip: jeder kann hier Beete anlegen und etwas anpflanzen, pflegen und ernten. Viele der Segler in der Bucht, die den Sommer hier verbringen, würden sich daran beteiligen. Auch wir könnten etwas Unkraut jäten oder gießen und dürften uns dafür etwas mitnehmen. Gesagt, getan, die Pflanzen können Wasser gebrauchen in dieser trockenen Zeit, und anschließend pflücken wir einen Strauß voller Kräuter, Pfefferminze, Rosmarin, Petersilie…

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Hundertwasser in Kawakawa

Öffentliche Toiletten gibt es in Neuseeland überall in jeder noch so kleinen Ortschaft, sauber und in Ordnung gehalten. Eine davon hat sich zu einem Touristenmagnet entwickelt: die Hundertwasser-Toilette in Kawakawa.
Friedensreich Hundertwasser in Neuseeland? Für Fans des Architekten sicher keine Neuigkeit. Hier, auf der Nordinsel, im „Northland“, verbrachte er die letzten 25 Jahre seines Lebens. Und hier gibt es diese kleine architektonische Seltenheit, von ihm konzipiert und gebaut. Gleichzeitig auch sein letztes Projekt, bevor er im Jahr 2000 starb. Hundertwasser, heiß geliebt oder polemisch bekämpft… wie auch immer, die reich verzierten Bauten von Hundertwasser locken überall auf der Welt Touristen an.
In Kawakawa ist eigentlich nicht viel los, es hat nur diese Attraktion zu bieten. Kleine Imbisse und Läden mit Kunsthandwerk, Postkarten und Krimskram haben sich auf den täglichen Ansturm der Touristen eingerichtet, die mit Reisebussen oder eigenem Auto anreisen. Am späten Nachmittag versinkt der Ort dann wieder in seine gewohnte Ruhe…
Sogar ein Flyer wurde eigens für diese Toilette gedruckt! Dieser verweist auch auf die Stiftung, die Hundertwassers Vermächtnis verwalten möchte, u.a. seine ökologischen Ideen, seine Verbundenheit mit der Natur und den Menschen in Kawakawa.
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neueSegel

Das lief ja mal richtig wie am Schnürchen. Kaum waren wir in Neuseeland angekommen, wurden die neuen Segel, die wir im Oktober bei RollyTasker in Thailand bestellt hatten, in der Marina angeliefert. Vier Segel, zwei Pakete, 50 Kilo. Und sie passen alle! Weil der Wind an unserem Liegeplatz aus der falschen Richtung kam, hat es ein Weilchen gedauert, bis wir sie alle anschlagen konnten, aber jetzt warten sie eingerollt bzw. aufgetucht auf ihren ersten Einsatz.

Segel

Die alten Segel haben wir aus Platzgründen von Bord gegeben, das alte Groß zerschnitten für ein paar Flicken (man weiß ja nie), die beiden kleinen Vorsegel haben auf der Yacht „Val“ von Nick und Barbara eine neue Heimat gefunden.

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Auch die neue Ankerwinsch ist fertig montiert, sie funkelt wie ein Juwel und schnurrt wie ein Kätzchen. Nach dem Gerumpel der alten Winsch eine echte Erholung.

Winsch

Und weil alles so reibungslos geklappt hat, konnten wir nach fünf Tagen die Marina verlassen und zwei Meilen in die nächste Bucht tuckern. Es wurde wirklich Zeit, mal wieder auf solche Unannehmlichkeiten wie warme Duschen, guten Kaffee, Waschmaschinen und Supermärkte zu verzichten. Nach drei Monaten mit relativ festem Boden unter den Füßen (zwei Monate an Land, ein Monat in der Marina) müssen uns allerdings erst einmal neue Seebeine wachsen.

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Jetzt liegen wir jetzt vor Russell, der alten Hauptstadt Neuseelands. An Deck haben wir alles festgezurrt, denn wir erwarten Starkwind heute Nacht. Die Front eines Tiefs überquert Northland, angesagt sind bis zu 8 Bft Wind. Aber die Bucht sieht gut geschützt aus, und so sind wir nicht allzu sehr beunruhigt.

24 Stunden später weht es nur noch mit 6 Bft, den Sturm haben wir gut überstanden. Außer einem nach schlafloser Nacht recht müden Skipper und einer etwas mitgenommenen Flagge keine Schäden. An dieses Wetter werden wir uns in Neuseeland wohl gewöhnen müssen.

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Opua – Paihia

baumrotDie freundliche Dame vom „General Store“, dem kleinen Supermarkt in Opua, drückt uns eine Karte in die Hand und zeigt uns, wo der Fußweg nach Paihia entlang führt, zum nächstgrößeren Ort. Immer am Ufer entlang, es sei ganz einfach.

Mit Regenjacke im Rucksack und festen Schuhen stiefeln wir los, aber wir haben Glück, den ganzen Tag scheint die Sonne! Es ist eine Freude, nach so vielen Tagen auf See mal wieder ein, zwei Stunden lang nur zu gehen, sich zu bewegen.
aussicht1Und das in einer so malerisch schönen Gegend: auf der einen Seite das Wasser, auf der anderen Seite das satte Grün. So viele neue unbekannte Blumen, Sträucher und Bäume entdecken wir am Wegrand, ab und zu sehen wir auch bekannte Pflanzen, Gänseblümchen, Schafgarbe, die wahrscheinlich von den Europäern hierher gebracht wurden. Beeindruckend sind auch die vielen Farnbäume mit ihren „fiddle-heads“, den schönen schneckenförmigen Blättern, die sich noch auffächern müssen.fiddlehead

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blumen1Es ist ein leichter Weg, mal eine kleine Steigung, ein herrlicher Blick auf die Buchten von oben, dann geht es wieder runter zum Ufer, erst kommt ein schöner Strand voller Austernmuscheln, dann noch einer. Viel Wald, Wiesen, Ferienhäuser, ein kleiner Campingplatz mit jungen Leuten, die Kricket spielen, später unterhalten wir uns mit einer Maori-Familie, die Netze im Wasser ausgelegt hat und schon einen ganzen Eimer voller Fische beisammen hat.???????????????????????????????Eine Handvoll Salat fürs Abendessen…

Der Weg ist gut ausgeschildert, immer mal wieder gibt es Übersichtspläne zur Orientierung. Die Bohlenwege zwischen den Mangroven sind mit dünnen Metallgittern ausgelegt, damit man bei Regen und Nässe nicht ausrutschen kann. Und es gibt, nach langer Zeit mal wieder, Gebots- und Verbotsschilder…schild

In Paihia selber ist es trubelig, Ferienstimmung, ein verlängertes Wochenende, der Montag ist Feiertag, „Labor day“ und in Neuseeland das erste lange Wochenende mit schönem Wetter. Die Leute laufen in T-Shirts, Sommerkleidern und Flip Flops herum, haben aber sicherheitshalber die Daunenweste mit dabei…

Wir lassen uns von der Stimmung anstecken, bummeln durch den Ort, ein uriger Pub mit Tischen draußen in der Sonne, wir setzen uns hin und schauen den Möwen zu, die vom Nebentisch die Reste klauen, bevor der Kellner zum Abräumen kommt.
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Eisdiele, Buchhandlung, Supermarkt, schwer beladen mit unseren Einkäufen stehen wir später an der Straße nach Opua und halten den Daumen raus.

Kia ora! Hello, how are you?

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Als wir in die Bay of Islands hinein segelten, empfing uns ein unglaublich intensiver Duft, eine Mischung aus gemähter Wiese, süßlich wie ein blühendes Rapsfeld, nasser Wald und Kuhmist – Frühling in Neuseeland!

Eine verzweigte Fjordlandschaft, überall Segelboote, die vor Anker oder an Bojen schaukeln. Das Land alles in allem Grün, etwas felsig, manchmal ein kleiner Strand, viel Wald, ein paar Felder, dazwischen Häuser.

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Seit zwölf Tagen liegen wir nun in der Marina von Opua: immer noch glücklich, dass wir die lange Strecke durch den Pazifik geschafft haben und froh darüber, in Neuseeland zu sein. Es gefällt uns so gut hier!

Opua ist eigentlich ein kleines Dorf mit einer Marina, die momentan durch Ausbauten ihre Liegeplätze verdoppelt. Um die Marina herum haben sich etliche Handwerksbetriebe angesiedelt, zwei gut sortierte Läden für Bootsbedarf, eine Werft. Dazu ein gemütlicher Yachtclub für abends auf ein Bierchen oder ein leckeres Abendessen, ein genauso gemütliches Café mit sehr gutem Kaffee für tagsüber, ein kleiner Supermarkt mit frischem Brot und Croissants in der Früh. Was will man mehr? Vielleicht einen Bus zum nächst größeren Ort? Demnächst, wenn der große Pulk der Segler von Tonga und Fidschi hier ankommen wird.

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Denn ohne Auto ist man hier begraben. Aber „hitchhiking“, per Anhalter fahren, ist kein Problem und man lernt auf diese Art viele nette Leute kennen.

Sonnenhungrige und urlaubsreife Leser mögen diesen Abschnitt bitte überspringen:

Wir haben frühlingshaftes Wetter, tagsüber in der Sonne ist es angenehm warm, abends braucht man Pullover und Jacke, in der Koje dicke Decken, hin und wieder ziehen Regenschauer über uns hinweg. Nach fast zwei Jahren mit der Muktuk in den Tropen bei 30-35°C im Schatten ist es herrlich, wieder gemäßigte Temperaturen und Jahreszeiten zu haben. Wir können wieder normal arbeiten und sind nicht bereits nach 2-3 Stunden kaputt und wir können nachts besser schlafen, fühlen uns trotz dem Mehr an Arbeit viel fitter.

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Ja, die Arbeitsliste ist sehr lang und es gibt viel zu tun. Trotzdem haben wir keinen Stress, hier gibt es eigentlich alles, was man braucht: einfach in einen der beiden Läden marschieren und schauen, meistens haben sie die Schrauben, Farben, Pinsel, Winschen, 3Farben-Laternen und was nicht mehr vorrätig. Und wenn nicht, so können diese bestellt werden und sind innerhalb von zwei Tagen da!

Nur unsere Ankerwinsch ist noch nicht da. Eigentlich schon, von Europa nach Neuseeland brauchte sie nämlich nur 3 Tage. Aber vom Zoll zu uns, das dauert… Bruce von der Firma Seapower, der die neuen Löcher sägen und die alten dafür zu schweißen soll, ruft dort täglich an, und unterhält sich freundlich mit der jeweiligen Sachbearbeiterin, bei der die Ankerwinsch gerade in Bearbeitung ist. Ja, vielleicht wird sie morgen frei gegeben? Mal sehen.

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Neue Segel sind fällig, bevor wir die Bestellung aufgeben, müssen die alten genau ausgemessen werden. Am besten geht das auf dem großen Parkplatz vor der Marina am Sonntag Nachmittag, da ist viel Platz, um die Segel auszubreiten.

Die Neuseeländer, die wir bisher getroffen haben, sind alle so offen und freundlich und sehr witzig. Wir müssen uns allerdings noch etwas an die ungewohnte Aussprache gewöhnen und fragen öfters mal nach. Jede Begrüßung beginnt mit „Hello, how are you?“ Diese Höflichkeiten müssen ausgetauscht werden, bevor man das Gespräch beginnt bzw. seine Frage loswerden möchte. Auch daran müssen wir uns gewöhnen, aber das tun wir gerne…