Kap Hörnchen

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Zugegeben, es ist nicht Kap Horn. Aber zumindest das zweitsüdlichste Kap der Welt. Das South Cape, die Südspitze von Stewart Island, liegt auf 47°18′ Süd und schlägt damit sowohl Tasmanien als auch das Kap der guten Hoffnung locker. Nur Kap Horn liegt mit 55°59′ Süd noch 520 Seemeilen weiter südlich.

Aber wie auch immer: wir sind drum herum gefahren und haben damit den vorerst südlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Ab jetzt geht es aufwärts, d.h. nach Norden und zurück ins Warme. Obwohl wir eigentlich nicht gefroren haben. Für unser Öfchen haben wir immer genug Holz gefunden (und beim Sägen wird einem auch schon warm), nur das Wasser war am Ende mit 10 Grad doch relativ frisch beim morgendlichen Bad, so dass wir manchmal einen Topf Wasser auf dem Ofen warm machten, um damit zu duschen. Beim Schnorcheln wird es mir trotz Neopren-Anzug nach einer Viertelstunde ganz schön kalt, Hut ab vor den Robben, die das viel länger aushalten.

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Am 4. April haben wir schweren Herzens Stewart Island verlassen. Port Pegasus im Süden der Insel, wo wir die letzten anderthalb Wochen verbrachten, ist so wunderschön, so abgelegen und naturbelassen, dass wir es unglaublich genossen habe. Wanderungen durch Manuka-Büsche, Gesteinsformationen wie vom Bildhauer gemeißelt, Seelöwen und Robben als Gefährten, hin und wieder ein scheuer Pinguin, der tägliche Blue Cod, an dem wir uns immer noch nicht sattgegessen haben, es war einfach wunderschön und für uns beide der bisherige Höhepunkt unserer Reise.

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Eine Bucht ist malerischer als die andere, und auch unsere Ankermanöver mit Landleine klappen mittlerweile ganz gut. Am Bug hält der Hauptanker, dann fährt einer mit dem Dinghi und einer langen Leine an Land, die er an einem starken Baum oder einer Wurzel festmacht und mit der das Heck dann Richtung Land gezogen wird, denn die geschützten Ecken sind nicht groß genug, dass wir frei vor Anker schwingen könnten.

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Auf der Fahrt nach Norden in Richtung Fjordlands begleiten uns Königsalbatrosse, deutlich größer als die Mollymauks und großartige Segelflieger. Und dann durften wir auf der Überfahrt noch ein ganz besonderes Spektakel erleben: in der Nacht war am Südhimmel eine Aurora, ein Polarlicht zu sehen. Es war grün und loderte auf einer leicht gekrümmten Linie an mehreren Stellen, die sich im Laufe der Zeit teilten und wieder zusammenkamen. Nach gut fünf Minuten verlosch die Aurora zwar wieder, aber immerhin: wir konnten sie sehen. Leider gibt es kein Foto für den Blog: auf dem schwankenden Schiff geht keine lange Belichtungszeit. Ihr müsst uns also einfach glauben.

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Alles gut

Nur eine kurze Nachricht für alle, die in den Nachrichten von den Verwüstungen erfahren haben, die der Zyklon Cook auf der Nordinsel Neuseelands und an der Ostküste der Südinsel angerichtet hat. Wir haben hier in den Fjordlands absolut nichts davon mitbekommen, haben mal wieder Glück gehabt. Im Gegenteil, wir haben überhaupt keinen Wind, um weiter nach Norden zu segeln, und müssen sehen, woher wir genug Diesel bekommen, um die Strecke motoren zu können
Mehr in ein paar Tagen…

Wildnis pur

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Stewart Island empfängt uns von seiner besten Seite. Die ersten Tage haben wir sonniges Wetter, ruhiges Wasser und können unsere neue Umgebung nach Herzenslust erkunden. Tagsüber heizt die Sonne das Boot auf, nur morgens und abends wird es frisch. Aber wir haben ja unseren Holzofen, also unternehmen wir den ersten Ausflug mit Säge und Axt bewaffnet und besorgen erst einmal Brennholz. Bald finden wir heraus, welches Holz gut brennt und dabei auch angenehm riecht. Schön, wenn es unter Deck dann kuschelig warm ist und riecht wie auf einer Almhütte!

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Auch die Versorgung mit Nahrungsmitteln gestaltet sich ortsgerecht. Von Bord aus angeln wir Blue Cod, die lokale Kabeljau-Spezialität. Die Tiere müssen mit den Lemmingen verwandt sein: in selbstmörderischer Gier stürzen sie sich auf den Haken. Bei Niedrigwasser fahren wir mit dem Beiboot zum nächsten Felsen und pflücken Miesmuscheln und Green Shells, am Strand finden wir an der Niedrigwasserlinie Cockles (dreimal so groß wie Venusmuscheln, aber ähnlich im Geschmack). Unser Jagdeifer ist geweckt, wir kommen uns vor wie beim Pilzesammeln, nur eben maritimer. Ja genau: cocklesandmussels, alivealive all…

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Weiter geht’s mit den Getränken: im Wald finden wir Manuka-Sträucher, die pflücken wir für einen aromatischen Tee. Für die dritte Charge selbstgebrautes Bier holen wir uns Wasser aus einem kleinen Bach, es ist vom Tannin der Waldbäume rötlich gefärbt und hat einen würzigen Geschmack. Mal sehen, wie bayerisches Hefeweizen aus Stewart Island Wasser gebraut schmecken wird. Die ersten Chargen unseres Biers sind schon fast ausgetrunken, es schmeckt übrigens hervorragend. Wir fühlen uns wie auf Cook’s Endeavour in 1770: die Mannschaft wird an Land geschickt, um Brennholz zu sammeln und die Wasserfässer zu füllen.

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Und weil wir Zeit haben und Fisch, und sowieso einen Holzofen befeuern, können wir auch unserer Räucherlust nachgehen. An Land finden wir Gittermaterial, das ich zu einem Zylinder rolle, in den ich unseren Grillrost einbaue und mit Alufolie bespanne. Pizzablech als Deckel oben drauf, und statt des Schornsteins auf den Kaminabzug gesetzt, fertig ist der Räucherofen a la Muktuk. Sieht zwar aus wie ein Sputnik, und ist wegen seiner fragilen Bauweise nur bei Leichtwind zu gebrauchen, aber produziert einen superleckeren geräucherten Kabeljau.

Sputnik

Tiere gibt’s freilich nicht nur zum Essen. Wir beobachten Seelöwen am Strand, die Oktopus fangen und fressen. Einer dieser Kolosse verfolgt uns, als wir mit dem Dinghi unterwegs sind. Wahrscheinlich ist er nur neugierig, aber wer weiß? Wir versuchen ihm zu erklären, dass das Dinghi unser Platz und er nicht willkommen ist, aber dann nehmen wir lieber Reißaus.

Aber natürlich hat Stewart Island auch andere Seiten. Zwei Tage liegen wir bei Regen und Sturm in einer kleinen Bucht, Böen von 8 Bft rauschen übers Deck und wir hoffen, dass der Anker hält. Der starke Wind drückt immer wieder den Rauch durch den Kamin herein, bald riechen Messe und Kabine auch wie ein Räucherofen. Sichtweite unter Deck: zwei Meter. Zum Glück ist der Regen gerade nicht so stark, wir können alle Luken aufreißen und lüften. In der Nacht ist freilich nicht viel mit schlafen: Muktuk zerrt am Anker, legt sich in den Böen über und ich hoffe nur, dass wir im Stockdunkeln nicht den Anker neu setzen müssen. Aber er hält prima durch, hat sich in den festen Sandboden tief eingegraben und ruckt keinen Meter. Glück gehabt.

Handy

An manchen Ankerplätzen haben wir noch so eine Art Handy-Empfang. Wenn wir das Handy in einer Tasche hoch in den Mast ziehen, können wir das Signal aus Oban, dem einzigen kleinen Ort auf Stewart Island empfangen. Über mobiles Internet und dem Handy als Hotspot können wir unter Deck mit dem Computer ins Internet. Coole Technik, oder? Aber das ist bald vorbei. Morgen wollen wir zur Südküste der Insel weiter, da gibt es dann solchen Zivilisations-Schnickschnack nicht mehr. Also werden heute Abend die letzten Blogeinträge fertiggestellt und hochgeladen, bevor wir uns für die nächsten Wochen in noch mehr Wildnis verabschieden.

Baum

Hoiho – der Gelbaugenpinguin

5. März 2017

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Ein Flyer in der Touristinfo von Dunedin fällt uns ins Auge: „Penguin Place“ wirbt mit einer geführten Tour zu den Gelbaugenpinguinen auf der Otago-Halbinsel, zu der wir uns anmelden. Wir haben für einen Tag lang ein Auto gemietet und am späten Nachmittag finden wir uns dort ein.

Eine Farmerfamilie, hauptsächlich Milchwirtschaft, hat einen Teil ihres Landes mit Zugang zu einer Bucht auf der Ozeanseite abgesperrt und zum Schutzgebiet für Pinguine erklärt.

Zuerst erzählt eine junge Frau im Besucherzentrum unserer Gruppe ein bisschen was über diese Pinguine, bevor wir uns in einen kleinen Bus setzen, der uns über holprige Feldwege zur Bucht bringt: es ist eine seltene Art, die Gelbaugenpinguine gibt es nur an der Südostküste von Neuseeland, auf Stewart Island und den Auckland-Inseln. Am meisten gefährdet sind sie am Festland von Neuseeland, weil die Menschen ihnen nach und nach den Platz am Strand und dem Buschland auf den Hügeln dahinter streitig gemacht haben, nur noch etwa 800 Exemplare leben hier und es werden stetig weniger, obwohl viel versucht wird, sie zu schützen. Auf Stewart Island (wo nur 300 Menschen leben und nicht allzu viele Touristen hinkommen) und den 800 Seemeilen weiter südlich gelegenen Auckland-Inseln, wo gar niemand lebt, gibt es zusammen noch etwa 4.000 Pinguine dieser Art.

Der Hoiho, wie er auf Maori genannt wird, ist ein recht großer Pinguin, ca 40-60cm hoch wird er. Und er ist nicht sehr gesellig, die Paare nisten so weit auseinander, dass sie sich möglichst nicht sehen und in die Quere kommen müssen. Und sie haben eine große Scheu vor Menschen: gerade während der Fütterungszeit der Jungen, meistens zwei, müssen sie tagsüber häufig an Land, um ihnen den halbverdauten Fisch zu bringen. Sitzt aber jemand am Strand auf ihrem Weg zum Nest, so schwimmen sie so lange hin und her, bis der Strand wieder leer ist. Oftmals dauert das zu lange, und so laufen ihre Küken Gefahr, nicht ausreichend ernährt zu werden.

Damit wir als Besucher doch einen Blick auf die Pinguine werfen können, haben sich die Leute vom Penguin Place etwas einfallen lassen: sie haben ein an ein Labyrinth erinnerndes System von Schützengräben gebaut und alles mit Tarnnetzen bedeckt. An einigen Stellen ist der Graben nicht ganz so tief, da sind Holzzäune errichtet, mit einem schmalen Sehschlitz. So sind wir auf Augenhöhe der Pinguine und sie empfinden uns und herausragende Kameraobjektive nicht als Bedrohung. Auch wenn wir sichere 200m weit entfernt von ihnen sind, bleiben wir ruhig und unterhalten uns nur flüsternd.

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Gerade sind sie in der Mauser, gehen für 6-7 Wochen nicht ins Wasser bis das neue Federkleid nachgewachsen ist. Manche von ihnen sehen noch aus, als hätten sie dicke Pelzjacken an, aber eigentlich nehmen sie in dieser Zeit ab, zehren von ihrem Speck.

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Einjähriger Pinguin in der Mauser, noch ohne gelbes Band an den Augen

Auf dem Weg von der einen zur anderen Beobachtungsstelle erzählt uns die junge Frau noch ein paar Geschichten von den Pinguinen. So gibt es da „nasty“ Rodd, einen Junggesellen, der sich unsterblich in eine Pinguindame verliebt hat. Nur leider ist sie schon vergeben. Das macht ihm aber nichts aus, er baute sein Nest an einer Stelle, wo sie abends auf dem Nachhauseweg immer vorbei kommen muss und oftmals ist er vor ihrem Mann da und umwirbt sie heftig. Sie lässt sich das wohl eine Weile gefallen, aber sobald ihr Mann auch aus dem Wasser zurück kommt, watschelt sie mit ihm zur gemeinsamen Hütte. Wenn Rodd auf ihren Mann trifft, will er mit ihm kämpfen und greift ihn an. Dieser aber reagiert ganz cool und geht einfach weiter. Sobald aber seine Frau in Sichtweite kommt und zuschaut, haut er zurück. Bisher hatte Rodd also wenig Erfolg, und die Betreuer hoffen sehr, dass er im nächsten Jahr eine andere, noch freie Pinguindame findet…

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Wir gehen weiter zu einer Seite der Bucht von wo aus man einen herrlichen Ausblick auf den Strand hat, vorbei an vielen verschiedenen Sträuchern und kleinen Bäumen, die zum Schutz vor den eingeschleppten Kaninchen in weißen Plastikmanschetten wachsen. Die Hänge sollen möglichst in der ursprünglichen Vielfalt wieder aufgeforstet werden, um so den Pinguinen den natürlichen Wald mit Unterholz zu bieten. Holzhüttchen stehen am Wegrand, in denen die kleinen blauen Pinguine sitzen. Auch sie sind noch in der Mauser, vor ihrem Nest liegen viele kleine blaue Federchen, aber sie sind bei Weitem nicht so scheu, wir können ungeniert zu ihnen reinschauen. Obwohl sie nur zu zweit da drin sitzen, stinkt es ganz ordentlich aus ihrer Richtung: streng wie ein Pferdestall mit einer ordentlichen Portion vergorenem Fisch dazu.

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Blaue Pinguine

Penguin Place hat auch eine Klinik für Pinguine – wo immer in der Gegend ein Pinguin gefunden wird, der von einem Seelöwen oder einem Barracuda gebissen wurde und verletzt ist, kann er hier verarztet und genäht werden. Auch wenn junge Pinguine schutzlos und halb verhungert herumirren, werden sie hierher gebracht und wieder aufgepäppelt. Und wenn sie wieder fit genug sind, werden sie wieder frei gelassen…

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Dickschnabelpinguin im Gehege der Krankenstation
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Pinguinspuren im Sand

Dunedin

28. Februar bis 11. März 2017

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Da mussten wir erst die Aussprache üben, weil der Name aus dem Schottischen kommt: „Danieden“, betont wird es wie das deutsche Wort „darnieder“, mit der Betonung auf dem i und ohne das r dazwischen.

Auch hier, weit im Süden von Neuseeland lebten vor der Ankunft der ersten Europäer Maori-Stämme und es gab reichlich Konflikte mit den Walfängern, die die Otago-Halbinsel und den geschützten Hafen gerne nutzten.

Eine richtige Stadt wurde es erst, als zwei Schiffe voller Schotten 1848 hier ankamen. Sie gehörten der presbyterianischen Kirche in Schottland an, hatten sich aber als eine puritanische Gruppe abgespalten und gemeinsam das Land verlassen, tüchtige Leute, viele Handwerker darunter. Zwanzig Jahre später wurde im Hinterland Gold gefunden und die Stadt wuchs noch rasanter und wurde reicher und reicher.

Das sieht man ihr heute noch an – in der Innenstadt stehen viele schöne alte Steinhäuser im Stil der Gründerzeit und was auch ins Auge fällt, viele alte Industriebauten mit Art-Deco-Fassaden. Und der Bahnhof erst, herrschaftlich und beeindruckend, mit wunderschönem Mosaikfußboden, eine der Touristenattraktionen.

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Bahnhof

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1871 wurde die Universität gegründet, sie nimmt heute mit ihren alten und neuen Gebäuden einen ganzen Stadtteil neben dem Zentrum in Anspruch, dahinter ganze Straßenzüge mit kleinen putzigen meist einstöckigen Holzhäuschen, das Wohnviertel der Studenten.

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Knox-College

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Dunedin gefällt uns auf Anhieb, es ist lebendig und gemütlich zugleich, im Stadtzentrum zwischen dem Bahnhof und dem achteckigen Platz (das Oktagon) bis zum Studentenviertel hin kann man herum schlendern, rustikale oder hippe Cafés, Antiquariate, Läden mit Kunsthandwerk oder Designerstücken, ein paar kleinere Einkaufspassagen, kann man abklappern. Und für die Mittagspause ist die Entscheidung gar nicht so einfach, Fish & Chips oder eines der vielen japanischen Lokale?

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Street Art

So viel Kunst und Kultur in dieser Stadt, Museen, Galerien, Bibliotheken, Theater, Kino. Ein zweiwöchiges Kulturfestival „Fringe“ wird beworben, mit Ausstellungen, Musik, Tanz, Performance. Wir zählen die Tage und wissen, wir können leider nicht alles „mitnehmen“.

Die städtische Kunstgalerie versteckt ihren Eingang dezent beim Oktagon und hat eine überraschend schöne helle Eingangshalle, kombiniert Kunst um 1900 mit zeitgenössischen Objekten, eine interessante Mischung.

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Modern Art Gallery

Und das „Settlers Museum“ gleich neben dem Bahnhof hat kürzlich einen Neubau als Anbau dazu bekommen, den Platz verdoppelt, so dass die Sammlung nicht mehr dicht gedrängt präsentiert werden muss: die vergleichsweise junge Geschichte wird dort akribisch aufgearbeitet, thematisch und chronologisch zugleich, die Geschichte von Dunedin und der Region Otago.

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Rückansicht des „Settler Museums“, der Altbau

Alle Museen arbeiten hier nach dem Spendenprinzip – kein Eintritt wird verlangt, dafür stehen überall gläserne Boxen, in die man Geld reinwerfen kann.

Bei schönem Wetter sind wir zuerst zum Chinesischen Garten (mit Teehaus!) gegangen, am späteren Nachmittag war es dort wunderschön ruhig, inmitten der brummenden Stadt. Die ganze Anlage wurde in Shanghai entworfen und hergestellt, um dann Stein für Stein in Dunedin wieder aufgebaut zu werden. Ein Tribut an die vielen Chinesen, die es in der Goldgräberzeit hier gab.

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Neben vielen Parks gibt es einen großen Botanischen Garten, darin ein herrlicher Rosengarten. Auf der einen Seite die alten Sorten, auf der anderen die neuen. Keine Frage, die alten Rosenstöcke haben die schöneren Blüten und dazu duften sie noch. Eigentlich müssten wir im Oktober/November noch einmal her kommen, wenn die Rhododendron-Büsche blühen. So viele verschiedene Sorten in einem riesigen Areal angepflanzt, das muss eine Pracht sein.

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Musikpavillon für Sommerkonzerte mit Picknick
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Freundliche hilfsbereite Menschen treffen wir auch hier wieder. Als wir mit der Muktuk den „Victoria Channel“ hoch getuckert sind, auf der einen Seite das Festland auf der anderen die Otago-Halbinsel, hatten wir uns per Funk bei der „Otago Harbour Control“ angemeldet. Für das letzte schmale Stück ist es wichtig, dass man nicht einem Frachter in die Quere kommt. Wir wollten eigentlich irgendwo im Hafenbecken ankern, aber das sei nicht erlaubt, sagte er uns und mit unserer Muktuk konnten wir auch nicht in den kleinen Yachthafen rein, die Einfahrt ist zu eng und nicht tief genug. Dazu blies auch noch ein ordentlicher Wind direkt auf die Uferpromenade zu, so dass wir für die erste Nacht lieber an einem schwimmenden Bagger festmachten, der im Hafenbecken, dem „Steamer Basin“ lag. Morgens, kurz nach 7.00h klopfte es denn auch an unserem Boot: Barry vom Yachtclub half uns, die Muktuk ein paar Meter weiter zu verlegen, denn die Arbeiter auf dem Bagger wollten rausfahren. Barry organisierte auch einen Schlüssel für das Gittertor, und so lagen wir die ganze Zeit an einem alten Schlepper festgemacht, hatten Landzugang und waren in 10min zu Fuß in der Stadt.

Eine Firma im Hafen lässt uns an ihrem Internet teilnehmen, bis wir selber welches haben. Eine Freundin von Freunden besucht uns auf dem Boot und fragt uns, ob wir nicht ihr Auto für einen Tag haben wollen…

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Auch Dunedin hat einen Famers Market, und was für einen! Es brummt und summt am Samstag Vormittag um die vielen Stände herum, Obst, Gemüse, Käse, Brot, Fisch und Fleisch. Und für den kleinen Hunger zwischendurch sorgen ein paar Imbiss-Stände mit Crepes, Brötchen und gutem Kaffee.

Ein Wägelchen mit Einkäufen haben wir vollgeladen, immerhin werden wir nun ein paar Wochen lang sozusagen in der Wildnis sein, ohne Supermarkt um die Ecke. Stewart Island ruft!

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Alle meine Entchen

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Dass man auf dem Wasser von Seevögeln verfolgt wird, kommt häufig vor. Dass es sich bei den Seevögeln um Albatrosse handelt, ist – zumindest für uns – schon etwas Besonderes. Weißkappenalbatrosse waren es, prächtige Flugkünstler, die minutenlang über die Wellen gleiten können, ohne mehr als eine Handvoll Flügelschläge zu brauchen. „Majestätisch“ ist das beste Wort, dass einem dazu einfällt.

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Aber an diesem Nachmittag war das ein bisschen anders. Die Albatrosse sind uns nämlich nicht hinterhergeflogen. Sondern geschwommen. Der Wind ist weg, wir dümpeln mit einem halben Knoten Fahrt dahin, gerade noch stand das Großsegel. Etwa vierzig Vögel schwimmen als lose Gruppe um Muktuk herum. Kaum sind wir eine Bootslänge vorangekommen, paddeln sie ein paarmal mit den Beinen, schon sind sie wieder gleichauf. Wenn man ihnen zuschaut, tun sie besonders lässig. Und haben dabei diesen etwas mitleidigen Gesichtsausdruck. Nach ein paar Stunden kann einen das schon zermürben.

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Offensichtlich halten sie uns für ein Fischerboot und hoffen auf ein Abendessen aus Fischabfällen. Sie lassen sich auch durch gutes Zureden, wir seien nur ein Segelboot und hätten keinen Fisch, nicht vom Gegenteil überzeugen.

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Aber weil wir schon so langsam fahren, und außerdem nur 25 Meter Wassertiefe haben, will ich versuchen, die Angel auszuwerfen und zu schauen, ob es am Grund ein paar Fische zu fangen gibt. Doch so weit kommt es nicht. Kaum ist der Haken im Wasser, sehe ich schon ein Dutzend große Fische, die sich um den Köder streiten. Sie können sich gar nicht entscheiden, wer den Haken verschlucken darf. Der vorwitzigste beißt an, und nach kurzem Kampf kann ich einen schönen Gelbflossen-Kingfisch an Deck ziehen. Wird für vier Mahlzeiten reichen, superlecker.

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Und die Albatrosse haben natürlich Recht behalten. Es gab auch für sie ein reichhaltiges Abendessen aus Fischkopf und Innereien. Sie mussten sich das Mahl allerdings zu zwanzigst teilen, und nicht gerade friedlich.

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Ganz übel ist es dem kleinen Sturmvogel ergangen, der auch ein Stück über Bord geworfenen Fisch erwischt hat. Gnadenlos wurde er von den doppelt so großen hungrigen Albatrossen verfolgt, bis sie ihm seine Portion abgejagt hatten. Da haben Birgit und ich uns doch deutlich friedlicher geeinigt.

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Delfine und mehr…

…. oder: Muktuks Tierleben

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Während wir aus dem Fjord hinaus tuckern, begleiten uns wieder ein paar der kleinen Hektor-Delfine und wir sehen immer mal wieder zwei Pinguine nebeneinander schwimmen. Diese sind allerdings so schwer zu fotografieren, sobald sie in Reichweite des Fotoapparates kommen, tauchen sie geschwind unter. Geduld ist gefragt.

Pinguin
Korora – Blauer Zwergpinguin

Bevor wir nach Süden abdrehen, geht es erst einmal außen herum, zwei Buchten weiter nördlich zur Pohatu Bay. Dort soll ein Farmer Nistkästen für die kleinen blauen Pinguine aufgestellt haben. Wir ankern und fahren mit dem Dinghi zum felsigen Ufer, wo wir schon bei der Einfahrt ein paar Pelzrobben gesehen haben. Vereinzelt liegen sie in der Sonne, die vorderen Flossen entspannt auf dem Bauch und sind in ihrer Tarnfarbe kaum vom Felsen zu unterscheiden. Andere wiederum heben neugierig den Kopf, um zu sehen, wer da ihre Siesta stört. Aber nicht alle schlafen, im Wasser vor den Felsen hüpfen, tauchen und gründeln auch ein paar Robben, man sieht dann nur wie ihre Hinterläufe aus dem Wasser ragen. Witzig sieht das aus!

RobbeSchlaf

Robbewach

RobbeFlosse

Und dann kommt ein Felsen in Sicht mit vielen kleinen Robben und ein paar großen als Aufpasser dazu – der Kindergarten. So pelzig und putzig sind sie mit ihrem aufgeplusterten Fell. Eineinhalb bis drei Monate alt sind sie, ruft uns ein Paddler zu, der mit einer Touristengruppe vorbei zieht.

RobbeKinder

Aber wir scheinen sie zu stören, die Gruppe wird etwas unruhig, und so fahren wir lieber weiter.

RobbeMutterKind

Pinguine sehen wir dieses Mal nicht, die kommen erst zur Abenddämmerung wieder an Land und bis dahin sind wir schon wieder draußen auf dem Meer.

Moltbird
Von Weitem gesehen könnte das glatt ein Pinguin sein. Es ist aber ein Kormoran, genauer gesagt, eine Elsterscharbe

Akaroa

19.-25. Februar 2017

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Auf der Seekarte sieht die Banks-Halbinsel aus wie ein grinsender Dinosaurier-Kopf mit allerlei Furchen, viele kleine Buchten außen herum. Die geschwungene Linie seines Lächelns ist der lange Fjord, der sich fast bis zur Mitte ins Innere der Halbinsel zieht. Solcherart geschützt liegt im Fjord das Örtchen Akaroa, umgeben von sanften grünen Hügeln auf denen man Kühe weiden sieht.

Die ersten Siedler aus Europa kamen 1840 mit einem französischen Boot hier an und bauten die ersten Holzhäuser. Erst 10 Jahre später kamen auch ein paar Briten dazu, die sich etwa 300m weiter niederließen. Diese Anordnung des Ortes in einen französischen und einen englischen Teil ist bis heute so geblieben, dazwischen liegt ein etwa 100m langes Stück Strand, unbesiedelt. Hier englische Straßennamen, dort französische, hier Pubs mit Fish and Chips, dort Bistros und französische Restaurants. Cafés überall und der Metzger bietet für alle was, gut gewürzte Würstchen, Pasteten, dunkles und helles Brot… die Bibliothek und das örtliche Kino unter einem Dach. Alles da.

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Akaroa hat einen ganz eigenen Charme – viele alte Holzhäuschen sind erhalten und bewohnt, manche mit Holzschnitzereien an den Giebeln, und alle zumeist in hellen Farben gestrichen. Die liebevoll gepflegten Blumengärten davor zeigen eine Blütenpracht, an der man sich nicht satt sehen kann. So viele Rosen in einem Ort habe ich noch nie gesehen, und jeder zweite Rosenbusch duftet so herrlich! Ein Spaziergang, bei dem wir nicht schnell voran kommen, immer mal wieder muss ich meine Nase in eine Rosenblüte versenken…

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Andreas berichtete schon von dem herzlichen Willkommen gleich am ersten Tag – diese Freundlichkeit erlebten wir noch häufiger: als wir kurz am örtlichen Landesteg anlegten, um dort an der Zapfsäule Diesel zu tanken und auch unsere Wassertanks zu füllen, half mir die nette Dame vom Fish&Chips-Imbiss am Steg mit den Leinen. Wir verquatschten uns sogleich über alles Mögliche, sie wollte wissen, woher wir kommen, wie die Reise war, ob es uns gut gefallen würde hier. Wir tankten, bestellten Fish&Chips und dann legte ein Fischerboot neben uns an. Möwen und Albatrosse kamen angeflogen und beäugten neugierig eine Kiste voller Fischköder. Ich war auch neugierig und so kamen wir ebenfalls ins Gespräch, er fängt hauptsächlich Langusten, manchmal geht er auch auf Grouper-Fang. Die nette Dame vom Imbiss gesellte sich dazu, der Fischer sei ihr Bruder und sagte ihm, auf mich zeigend: „Sie haben auf der Fahrt zur Südinsel das bisher schlechteste Wetter auf ihrer ganzen Reise gehabt“. Wir lachten… Andreas kam dazu und fragte den Fischer, ob er ihm vielleicht einen Tipp geben könne, wie man am besten Langusten rausholt. Hmm… „want to come with me?“ – willst du mitkommen, war seine spontane Reaktion. Leider ging das nicht, er wollte gleich los und wir konnten an dem Steg nicht lange liegen bleiben. Macht nichts, dann würde er später mal bei uns vorbei schauen. Und tatsächlich, am späten Nachmittag klopfte es am Boot und er warf uns einen riesigen Hummer rüber! Wir waren überwältigt und sprachlos – und der nächste Gedanke war, wie kann man sich denn überhaupt bedanken für so ein großzügiges Geschenk. Die Langusten bringt er nach Christchurch und von dort werden sie als Lebendfracht nach China ausgeflogen und dazu hat der Fischer noch Quoten einzuhalten.

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Ein Wermutstropfen trübt diese Idylle, die Leute in Akaroa klagen über die Invasion der Kreuzfahrtschiffe. Seit dem Erdbeben letzten November ist der Hafen von Littleton bei Christchurch nicht mehr benutzbar, der Meeresboden hat sich um 5m gehoben, die Stege und somit die Landemöglichkeiten für die Wassertaxis der Kreuzfahrtschiffe sind zerstört worden. Also muss nun Akaroa herhalten, 80 sollen es in dieser Sommersaison sein, nun liegt fast jeden Morgen ein schwimmendes Hotel in der Bucht, manchmal sogar zwei. Ab 9.00h fahren die Wassertaxis beständig hin und her, bringen die Passagiere an Land. Bis 18.00h abends sind alle wieder an Bord und eine Stunde später sind sie wieder weg. Das bedeutet, täglich rund 1.000 bis 3.000 Menschen im Ort, die entweder in Busse steigen für Rundfahrten, die Ausflugsboote für Delfine-Gucken füllen, die Geschäfte und Cafés beleben, oder einfach nur herumwandern.

In jedem Gespräch mit den Leuten taucht dieses Problem auf, sei es, dass sie uns vorwarnen, am nächsten Tag käme wieder ein Superschiff, sei es dass sie sich über den Menschenauflauf beklagen: „Wir haben es gerne ruhig hier“. Und auch in den aktuellen Ausgaben der Wochenzeitung „Akaroa News“ wird darauf eingegangen. Eine Art Steuer, 5 NZ$ pro Kopf und Kreuzfahrer sollte an die Gemeinde gezahlt werden, um die Straßen und Parks wieder in Ordnung zu bringen, ist eine Forderung. In einem ganzseitigen langen Artikel erwägt der Vorstand der Bürgerstiftung von Akaroa das Für und Wider dieser vielen Besucher. Die Stiftung kümmert sich seit 50 Jahren um den Erhalt des historischen Ortskerns und setzt sich für individuellen und nachhaltigen Tourismus ein. Nun fürchtet man, dass jene Touristen wegbleiben werden, die die Ruhe und Idylle in Akaroa suchen, die oft ein paar Tage hier verweilen. Und genauso fürchtet man langfristig um den Ruf des Ortes, denn schon jetzt wird in den sozialen Medien gewarnt: Akaro sei zwar ein wunderschöner Ort, aber man solle einen Umweg drum machen, es sei ständig überfüllt mit Kreuzfahrttouristen.

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Die Woche verfliegt im Nu: erst will die Muktuk im Inneren etwas entsalzt werden, die potentiellen Salzwasserlecks müssen untersucht werden, dann Persenning zuschneiden und nähen, Wäsche waschen… Dazwischen nehmen wir uns auch mal Zeit, in der Stadt zu bummeln, den örtlichen Botanischen Park zu erkunden, Kaffee trinken, Sachen besorgen. Und viel zu schnell müssen wir wieder los, solange noch etwas Wind da ist, der uns weiter nach Süden bringt. Schnell noch am Samstag zum „farmers market“, ein letzter Kaffee und Anker auf!

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„Best chowder in town“ – ein gehaltvoller Eintopf mit Kartoffeln, viel Fisch und Muscheln

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Rätselbild: Zikade im Larvenstadium?

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Zikade? In den Wäldern und Parks sind sie nicht zu überhören!

Ankunft in Akaroa

Nur acht Tage waren wir auf See, aber das Ankommen war wie immer etwas ganz besonderes. Man muss sich das etwa so vorstellen:

Die letzten drei Tage der Reise war der Himmel von tiefziehenden Wolken bestimmt. Immer wieder regnete es richtig, ansonsten nur Niesel. Die Sicht war schlecht, meist unter zwei Meilen, manchmal nur eine halbe. Kalt war’s, zwei bis drei Meter Welle, kräftiger Wind. Wir sehen unsere ersten Albatrosse (die vergleichsweise kleinen Mollymauks). Die letzte Nacht lässt der Wind etwas nach, im Morgengrauen sollte Land in Sicht kommen: die Banks Peninsula.

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Aber erst knapp zwei Meilen vor der Küste tauchen schemenhaft Hügel und Klippen auf, im Dunst noch kaum auszumachen. Mitten in dieses Grau hinein segeln wir, im Vertrauen darauf, das das GPS sich halbwegs sicher ist, wo es reingeht. Eine Gruppe der hier verbreiteten kleinen Hektor-Delfine spielt um das Boot herum.

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Für die sechs Meilen lange Einfahrt in den Akaroa Harbour müssen wir die Maschine anwerfen, denn durch den Düseneffekt bläst es wie der Teufel genau gegenan. Da die Tide einläuft, baut sich eine unangenehme See auf, aber immerhin schiebt uns der Flutstrom in Richtung Ziel. Immer noch alles trüb, die Ufer zwar sichtbar, aber die Hügel oberhalb 50 Metern in den Wolken. Ein würziger Geruch weht vom Land herüber.

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Je weiter wir in den Fjord hineinfahren, desto mehr klart es auf. Die ersten Sonnenstrahlen kommen durch. Birgit entdeckt einen kleinen blauen Pinguin im Wasser. Als wir schließlich bei French Harbour um die Ecke biegen, beruhigt sich die See, der Wind lässt im Schutz der Hügel nach. Auf sechs Meter fällt der Anker, die Bucht ist groß. Etliche kleine Yachten der ortsansässigen Segler liegen hier, aber nur wenig Boote von auswärts.

Man kann unsere Euphorie vielleicht nur schwer nachvollziehen. Als wäre ein Schalter umgelegt. Es schaukelt nicht mehr, wir schälen uns aus Ölzeug und Gummistiefeln, sitzen an Deck und freuen uns am Anblick des Örtchens und der teils besonnten Hügel. „Wir sind angekommen!“ vergewissern wir uns gegenseitig, strahlen uns an. Die Anspannung der letzten Tage fällt von uns ab. Ein bisschen stolz sind wir auch, dass wir uns auf den Weg zur Südinsel gemacht haben, denn die meisten Segler bleiben lieber auf der sonnigen und großteils subtropischen Nordinsel, erkunden den stürmischeren Süden lieber per Mietwagen.

Dass hier besuchende Yachten noch als Gäste betrachtet werden und nicht als Kunden, erleben wir beim ersten Landgang am Nachmittag. Wir laufen zum Akaroa Cruising Club, denn wir haben gelesen, dass es dort Duschen geben soll, die man eventuell benützen kann. „Klar“, erklärt uns dort ein netter älterer Herr, „da hinten sind Duschen, Waschmaschine, Trockner, fühlt Euch wie zuhause“. „Wann hat der Club denn offen?“, frage ich. „Eigentlich nur, wenn wir eine Regatta haben, also Sonntags (es war gerade Sonntag). Ach ja, dann braucht ihr ja einen Schlüssel. Ach, ich gebe Euch einfach den Zahlencode des Eingangs vom Steg aus, ihr kommt ja mit dem Dinghi her.“ Und wie ist das mit dem Bezahlen? „Ja, da gibt es irgendeine Regelung. Weiß ich gerade nicht so genau. Aber jetzt fühlt Euch erst einmal herzlich willkommen, das mit dem Bezahlen werden wir später regeln. Fünf Dollar sind es, glaube ich, pro Woche.“

Eine lange heiße Dusche. Im Paradies. Heute Nacht werden wir elfeinhalb Stunden schlafen. Am nächsten Morgen wachen wir in der Bucht auf. Es schaukelt nicht. Wir sind angekommen. Mal wieder.

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Badekappenpflicht

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So sehen auf 40 Grad Süd also die „guten Wetterfenster“ aus. Aus den vorhergesagten fünf Windstärken wurden erst sechs, dann auch mal sieben. Aus den vorhergesagten zwei Metern Wellenhöhe wurden erst drei, dann dreieinhalb. Aber in der Tat – kein Sturm (der geht erst bei 8 Bft los).

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Dass drei Meter Welle (besonders von hinten) nicht gerade angenehm sind, wissen wir und treue Leser unseres Blogs natürlich schon. Das Boot rollt dann heftig von einer auf die andere Seite. Ein leichtes Wiegen fördert ja den Schlaf, aber ab +/ 30 Grad werden aus den REM-Phasen (rapid eye movement) doch eher RAM-Phasen (rapid arm movement), und vorbei ist’s mit dem Schlaf. Kochen und abspülen arten zu akrobatischen Zirkusnummern aus, aber das ist für uns nichts Neues mehr, und Muktuk hält dieses Wetter allemal spielend aus.

Neu ist aber das viele Wasser unter Deck. Bei diesem Wetter werden alle paar Minuten einige Hektoliter See übers Deck gespült, und normalerweise halten die verschlossenen Luken diesen Angriffen stand. Na gut: den ersten Platscher haben wir selbst zu verantworten. Ich dachte gerade noch „jetzt sollte ich mal das Steckschott am Niedergang einsetzen“, schon kam die erste Ladung ungebeten zu Gast.

Nur leider wurde es auch dann nicht viel besser. Die Persenning über dem Schiebeluk, die wir erst vor drei Jahren in Spanien hatten anfertigen lassen, hat sich in dieser Woche komplett aufgelöst. Ohne diesen Schutz findet das Wasser in Mengen ins Boot. Zwar haben wir schon das Material gekauft, um uns eine neue Persenning zu nähen, nur gemacht haben wir es noch nicht. Böser Fehler. Zeitweise kamen wir mit dem Aufwischen kaum mehr nach. Kaum hatten wir die Pfützen halbwegs beseitigt, Krach, Wusch, kam der nächste Platscher und wir durften von vorne anfangen. Die beiden achteren Doraden hatten wir nicht zugeschraubt, prompt brachten sie sich mit ein paar Tassen voll Wasser in Erinnerung, und die Messebänke waren nass. Das Skylight in der Messe tropft. Ein paar Seitenluken halten unter Druck nicht dicht. Mittelkabine, Bad, Werkstatt, Achterlast: überall kommt es durch. Wie soll das erst bei wirklich schwerem Wetter werden?

luke

Das erinnert mich an die Geschichte eines Weltumseglers, der nach seiner Heimkehr gefragt wurde, ob er nicht manchmal die Zeit auf See und das unterwegs sein vermisse. Er antwortete: „schon, aber wenn die Sehnsucht zu groß wird, stelle ich mir den Wecker auf vier Uhr morgens, ziehe mich an, setze mich ins Wohnzimmer und schütte mir einen Zehnliter-Eimer kaltes Salzwasser über den Kopf.“

So ähnlich war das bei uns. Nur dass wir die Menge auf mehrere Ein- bis Zweiliterportionen aufgeteilt haben. Und zur Abwechslung auch ein paar Liter auf Kopfkissen, Matratze und Kleider in der Koje verteilt haben, auf Birgits Seite natürlich. Wo das herkommt, wissen wir noch nicht, da werden wir in der nächsten Bucht die Verkleidung von Decke und Wänden schrauben und nachforschen müssen.

Aber wie gesagt: für 40 Grad Süd war das gutes Wetter. Mal schauen, wie schlechtes aussieht. Vorher sollten wir aber noch ein paar Löcher dichtkriegen. Oder Badekappen verteilen.

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