Kashima und Tara – der Tag der roten Tore

15. Mai 2023

Sake, Samurai und den größten Inari-Schrein von Kyushu – das alles gibt es in Kashima zu sehen. Allerdings ist es mit dem Boot unmöglich, direkt zu diesem Städchen zu fahren. Im nördlichen Teil der Ariake-Bucht, wo Kashima liegt, beträgt der Tidenhub bis zu 6 Meter und bei Ebbe fällt eine große weite Wattfläche trocken.

Also suchen wir den nächstgelegenen Hafen, wo wir die Muktuk parken können. Von Kumamoto aus tuckern wir einmal quer über die Bucht nach Hizen-O-Ura. Die Schwimmstege hier sind mit zwei großen Arbeitsschiffen belegt, aber im großen Hafenbecken ist ausreichend Platz zum Ankern. Hizen-O-Ura ist ein ruhiger kleiner Ort mit einem Supermarkt, einem Hotel, und vier Restaurants, von denen zurzeit nur eines in Betrieb ist. Im Hotel am Hafen dürfen wir den hauseigenen Onsen benutzen – außerhalb der Reisesaison haben wir das Bad ganz für uns, mit Blick aufs Meer und die Muktuk.

Von Hizen-O-Ura fahren fast stündlich Züge nach Kashima, in weniger als einer halben Stunde sind wir da. Fünf Minuten zu Fuß vom Bahnhof Kashima finden wir die Häuser, in denen früher die Samurai gelebt haben. Alle Gebäude sind sorgfältig renoviert worden, eine ganze Straße davon ist erhalten geblieben. Samurai gibt es schon lange nicht mehr, dafür beherbergen die alten Häuser heute Sake-Brauereien, auch finden wir einen Betrieb, in dem feine Soja-Sauce hergestellt wird.

Touristen sind wenige unterwegs an diesem Montagvormittag und wir scheinen die einzigen Ausländer hier zu sein. Am Ende der Straße entdecken wir einen Laden, der Touristeninformation, Andenkengeschäft mit lokalen Produkten für die obligatorischen Mitbringsel sowie Schaubrauerei in einem ist. Wir kommen nicht umhin, zwei Schluck Sake zu probieren sowie Sake-Bonbons und Nori-Blätter mitzunehmen.

Unterwegs zum Inari-Schrein, der weit draußen am Rande der Stadt fast schon in den Bergen liegt, gibt es viel zu sehen. Wir gehen ein Stück am Fluss entlang, entdecken einen verwunschenen kleinen Schrein auf einer Anhöhe, sehen wieder schöne freistehende Häuser im traditionellen Stil mit kunstvoll zurecht gestutzten Bäumen und Steingärten, kommen an einem kleinen Friedhof vorbei, der mit interessanten Statuen versehen ist. Und überall diese wunderbaren Blumenbeete und Sträucher.

Bevor man zum Schrein kommt, wird man durch eine Straße mit Andenkenläden und Restaurants geführt – vor der Pandemie sollen drei Millionen Menschen jährlich die Anlage besucht haben.

Neben dem Schrein entdecken wir ein Schild mit dem Hinweis auf einen Japanischen Garten. Hinter einer hohen dichten Wand aus Bambus versteckt sich ein wunderschöner kleiner Park, dessen Gestaltung sich an den Lauf eines Bächleins anpasst. Die rote Brücke ist ein toller Blickfang und ein starker Kontrast zum satten Grün der Pflanzen drum herum.

Der Inari-Schrein, auf hohen Stelzen an den Berg gebaut, erhebt sich hinter dem nicht minder imposanten Eingangstor – es ist die drittgrößte Anlage dieser Art in Japan.

Vom geräumigen Innenhof steigen wir die Treppen zum Hauptschrein hoch. Dort kann man Münzen in ein Kästchen werfen und sich in ein kurzes stilles Gebet versenken. Hier wird die in Japan sehr beliebte Göttin Inari angerufen, die Menschen bitten um Glück, Kindersegen, beruflichen Erfolg und sichere Reise.

Auf einem Schild erkennen wir neben den japanischen Schriftzeichen nur den Hinweis: 300 Meter. Damit sind Höhenmeter gemeint, wie wir irgendwann feststellen. Diese muss mach überwinden, wenn man vom Hauptschrein zum Okunoin Schrein ganz oben auf dem Berg pilgern möchte. Der Weg führt durch mehrere lange Tunnel aus roten  Torii durch. Am Wegrand stehen viele schier unübersichtlich angeordnete Andachtsstätten: von einem riesigen Stein, der mit Tüchern und einem Torii gekennzeichnet ist, bis zu einer kleinen Statue mit einem rot angemalten Miniaturschrein davor, sind alle Größen und Varianten vorhanden. Wir bleiben immer mal wieder stehen, um Fotos zu machen und Luft zu holen, der Weg ist teilweise wirklich sehr steil.

Zurück auf Tempel-Normalnull schauen wir noch im Museum vorbei. Dort sind die Schätze der fürstlichen Familie Nabeshima ausgestellt. Ein ganzer Raum widmet sich Kazanin Manko-hime, der Ehefrau des Fürsten Nabeshima Naotomo, die bereits zu Lebzeiten für ihre Güte und ihre Dichtkunst gerühmt wurde. Ihr zu Ehren baute der Fürst 1687 diese ganze Anlage und einen Blumengarten mit Teich dazu. Der Garten stellt in Miniaturform die Gegend von Kyoto nach, aus der die Fürstin stammte; damit wollte der Fürst ihr Heimweh etwas lindern.

Nach einem langen Fußmarsch zurück in den Ort, finden wir in diesem Holzhaus ein Restaurant mit einer Auswahl an köstlichen Mittagsmenüs. Inzwischen haben wir gelernt, wie man mit Stäbchen einen gekochten Fisch zerlegen und essen kann, auch wenn wir diese Kunst noch lange nicht so souverän beherrschen wie die vier Damen am Nebentisch, die für eine Weile ihre fröhlichen Gespräche unterbrechen, um sich konzentriert ihrem Fisch zu widmen.

Auf dem Rückweg machen wir einen Zwischenstopp in Tara. Hier sind rote Torii-Tore vom Ufer bis ins Meer hinein aufgestellt. Bei Niedrigwasser fallen sie trocken und man kann durch sie hindurch spazieren.

Die Burg in Kumamoto

13. Mai 2023

In Kumamoto befindet sich eine der drei größten und bedeutendsten Burgen von Japan, die wir uns auch anschauen wollen. Das Wetter spielt an diesem Tag leider nicht so mit, alles ist grau und regennass. Am frühen Vormittag sind noch kaum Touristen unterwegs, als wir uns erst einmal die Anlage unterhalb der Burg anschauen: zwei kleine Straßen mit traditionellen Holzhäusern, in denen früher Samurai gewohnt haben sollen und in denen sich heute Andenkenläden und Restaurants befinden.

Erbaut wurde die Burg von 1599-1607 in der heutigen Größe unter der Leitung des Fürsten Kato Kiyomasa (1562-1611). Er kümmerte sich um den Wiederaufbau seiner Provinz Higo, der heutigen Präfektur Kumamoto, die in den letzten Kriegswirren sehr gelitten hatte. Unter anderem wurden Wälder aufgeforstet, Reisfelder angelegt und Entwässerungskanäle gebaut, die auch heute noch genutzt werden. Er baute den Handel mit den Portugiesen und der Spaniern aus und bewirkte insgesamt einen wirtschaftlichen Aufschwung für die Region. Die Menschen hier erinnern sich auch heute noch mit Dankbarkeit an ihn. Hier ein Denkmal des Fürsten, das ihn mit dem damals charakteristischen Spitzhut zeigt.

Während der sogenannten Satsuma-Rebellion von 1877, brannten große Teile der Holzkonstruktion des Schlosses unter bis heute ungeklärten Umständen ab. Trotzdem konnte die Burg einer Belagerung von über 50 Tagen Stand halten – in der historischen Aufarbeitung im Burgmuseum wird dieser Sieg als ein wichtiger Meilenstein in der Niederschlagung der Rebellion gewertet. Nach der Öffnung Japans fanden große politische und gesellschaftliche Umwälzungen statt, die historisch unter dem Stichwort Meiji-Restauration zusammengefasst werden. Gegen den Kurs der neuen Regierung mit ihrer Ausrichtung auf westliche Werte gab es erheblichen Widerstand.

Diese hohen dicken Mauern sehen tatsächlich unüberwindlich aus.

Erst 1960 wurden die Hauptgebäude der Burg nach alten Plänen neu gebaut und feierlich eingeweiht. Während des verheerenden Erdbebens von 2016 auf der Insel Kyushu wurde die ganze Anlage sehr stark beschädigt. Beim Wiederaufbau wurden die Fundamente mit beeindruckend massiven Stahlträgern verstärkt, die wiederum mit einer Hydraulik-Vorrichtung versehen sind.

Inzwischen ist die Burg wieder zugänglich – und ein beliebtes Foto-Motiv für Besucher aus aller Welt.

An diesem Nebengebäude sind die Schäden des Erdbebens noch gut sichtbar.

Das Burgmuseum erstreckt sich über vier Stockwerke und behandelt die Geschichte der regierenden Adeligen, zeigt den Verlauf der Satsuma-Rebellion und berichtet ausführlich über den Bau und die verschiedenen Phasen des Wiederaufbaus der Burg.

Die beiden Mädchen folgen gebannt einem Film über die Belagerung der Burg.

Im schmalen oberen 6. Stockwerk hat man einen wunderbaren Ausblick über die Stadt. Moderne und Tradition auf einen Blick.

Am Nachmittag besuchen wir das Shimada Kunstmuseum, das sich etwas abseits vom großen Trubel der Innenstadt in einer ruhigen Wohngegend befindet. Es beschäftigt sich hauptsächlich mit der Kultur der Samurai von Kumamoto, insbesondere mit einem der berühmtesten Vertreter seiner Zunft, dem Samurai Miyamoto Musashi. Dieser ließ sich nach seiner aktiven Zeit auf Einladung des Fürsten in Kumamoto nieder und betätigte sich fortan als Künstler und Schriftsteller. Sein „Buch der fünf Ringe“ gilt auch heute noch in Japan als ein bedeutendes und wegweisendes Werk.

In einem Raum des Museums werden die Besucher aufgefordert, sich auszuruhen und den Garten durch die große bis zum Boden reichende Fensterscheibe zu betrachten.

Das kleine gemütliche Café des Museums ist liebevoll eingerichtet und bietet dazu allerlei Kunsthandwerk und Postkarten zum Verkauf an.

Noch mehr Keramik in Amakusa

  1. – 11. Mai 2023

In den nächsten Wochen wollen wir kreuz und quer durch die geschützte Bucht der Ariake-See auf der Westseite von Kyushu tuckern. Es gibt hier viel zu entdecken und die Sehenswürdigkeiten liegen alle nicht weit auseinander. Und da sind ja auch noch die vielen Keramikwerkstätten auf der Insel Amakusa, von denen wir erst zwei besucht haben.

Von Kuchinotsu ist es nur ein kleiner Sprung rüber zum Hafen Hondo auf Amakusa. Wir haben mit einem Gegenstrom zu kämpfen, so dass wir teilweise nur mit 2kn Fahrt vorankommen und obendrein regnet es schon wieder. Gegen Abend wird der Regen deutlich stärker und auch Wind kommt auf, der gar nicht vorhergesagt war. Der große Schwimmsteg, an dem wir in diesem Hafen liegen, ist gar nicht gut geschützt. Bei Dunkelheit verlegen wir die Muktuk auf die andere Seite des Schwimmsteges, wo es immerhin geringfügig besser ist. In der Nacht schlafen wir kaum, zu unruhig sind die Bewegungen des Bootes, zu laut knarzen und quietschen die Leinen und Fender. In der Früh nehmen Wind und Welle noch einmal an Stärke zu und wir legen zusätzliche Leinen, um das Boot zu sichern. Die Muktuk wird heftig hin und her geworfen, einer unserer neuen japanischen Fender wird fast zwischen Boot und Steg zermahlen und ich werde im Hafen seekrank!

Immerhin scheint nun die Sonne und so beschließen wir, die Muktuk soweit gesichert, am Steg alleine zu lassen und machen uns auf den Weg in den Ort. Zuerst suchen wir in den beiden Gebrauchtwarenläden der Stadt nach einem Hartschalen-Koffer und finden tatsächlich einen richtig großen, stabilen mit Rollen. Nun können wir beruhigt weiter Keramik einkaufen!

Alle Töpfereien der Insel sind auf einer übersichtlichen Karte verzeichnet, die das Tourismusbüro von Amakusa herausgegeben hat. Hier, in und um Hondo-Amakusa herum, gibt es etliche Werkstätten, die wir zu Fuß erreichen können.

Auf dem Weg zu den einzelnen Töpfereien bewundern wir die vielen schönen Häuser und die liebevoll gestalteten Vorgärten, manche Besitzer haben Blumenbeete angelegt und ziehen dazwischen Gemüse. Ein für uns schon sehr vertrauter Anblick.

Wir spazieren auch durch die große Parkanlage, wo im Frühling die Kirschbäume blühen und in ein paar Wochen der große Liliengarten in voller Blüte stehen soll.

Hier ein paar Impressionen von den Häusern und ihren Gärten, dem Park sowie den Töpfereien mit ihrer schönen Keramik.

Töpfermarkt in Arita

  1. und 3. Mai 2023

Als wir unsere Route für die ersten Monate in Japan entlang der Westküste von Kyushu planten, wollten wir dieses Mal Arita nicht auslassen. Und dann entdeckten wir bei unseren Recherchen, dass in Arita während der „Goldenen Woche“ der wohl größte Töpfermarkt Japans stattfinden würde!

500 Anbieter, die auf einer Strecke von knapp drei Kilometern verteilt ihre Waren anbieten: So stellt man sich den Himmel auf Erden vor, wenn man sein Herz an japanische Keramik verloren hat.

Keramik hat in Japan eine Tradition, die Jahrtausende alt ist. In vielen Teilen des Landes gibt es berühmte Töpfereien, mancherorts sind ganze Keramikdörfer entstanden, die ihren ganz eigenen Stil über Generationen hinweg behalten haben und auch heute noch pflegen. Porzellan wird in Japan allerdings erst seit vergleichsweise kurzer Zeit hergestellt. Porzellan-Meister, die aus Korea als Kriegsbeute nach Kyushu verschleppt wurden, fanden 1616 in den umliegenden Bergen von Arita Kaolin und etablierten hier und in anderen Teilen des Landes eine neue Tradition der Porzellanproduktion. Nur wenige Jahrzehnte darauf sorgte u.a. ein Deutscher, Zacharias Wagner, für die Verbreitung des japanischen Porzellans in Europa. Nicht zu verwechseln mit Gottfried Wagener, einem deutschen Ingenieur, mit dessen Hilfe im 19. Jahrhundert in Arita die Brennöfen auf Steinkohle umgestellt wurden und somit die Produktionsbedingungen verbessert werden konnten.

Und dann klappte es tatsächlich, dass wir unseren Plan einhalten konnten und rechtzeitig zur „golden week“ da waren. Wir parkten die Muktuk am Fähranleger in Mogi, wie vor vier Jahren schon einmal. Von hier aus fuhren wir mit dem Bus zum Hauptbahnhof nach Nagasaki und weiter mit dem Regionalzug nach Arita.

Der Töpfermarkt erstreckte sich durchgehend auf einer drei Kilometer langen Straße, beginnend am Bahnhof Arita bis zur nächsten Bahnstation Kami-Arita: Links und rechts reihte sich ein Stand an den anderen.

Normalerweise befinden sich in dieser Straße bereits viele Porzellangeschäfte, die das ganze Jahr über Waren aus Arita anbieten. Aber zusätzlich dazu müssen noch Wohnstuben und Garagen ausgeräumt worden sein, um den angereisten Anbietern Verkaufsflächen zur Verfügung zu stellen. Zudem waren viele mobile Stände an Mauern und auf freien Plätzen aufgebaut. Die meisten provisorischen Stände waren ansprechend dekoriert, hatten die Ware kunstvoll präsentiert. Andere wiederum begnügten sich mit großen Plastikkisten, in denen die Kundschaft auf der Suche nach Schnäppchen wühlen konnte.

Auf den ersten Blick bot sich ein wildes Durcheinander von Keramikwerkstätten und Porzellanmanufakturen, die ihre Jahresproduktion anboten; Zwischenhändler, die zum Teil auch Ausschussware in den Kisten zum Verkauf bereit hielten; exquisite Antiquitätenhändler und nicht zuletzt Trödler mit Flohmarktware. Keramik und Porzellan für den täglichen Gebrauch konnte man in diesen Tagen für ein Drittel ihres Ladenpreises erstehen. Nicht alles wurde verschleudert, viele schöne Einzelstücke kosteten mitunter ein kleines Vermögen und wir begnügten uns mit dem Genuss des Betrachtens.

Zwischendurch entdeckten wir einen Laden mit Holz- und Lackwaren, einen Stand mit schönen Stoffen, eine Kiste mit alten japanischen Tuschezeichnungen, alles Kostproben der Kunsthandwerke, die in Japan über die Jahrhunderte hinweg zur Perfektion gereift sind.

Der Himmel auf Erden kann allerdings auch anstrengend werden. Stundenlang Läden und Stände abklappern, dabei in Grabbelkisten wühlen, die Regale entlang gehen und in der Fülle der Angebote jene Stücke finden, die uns gefallen; dann beraten, ob wir die eine oder andere Vase mitnehmen wollen; überlegen, ob diese Schale oder jener Becher vielleicht als Geschenk in Frage käme. Zwischendurch eine Pause einlegen, einmal Luft holen, von einem der mobilen Stände eine Portion Nudeln holen, um danach gestärkt weiter machen zu können.

Als ich auf dem Rückweg im Zug die vielen Fotos durchging, die ich an diesem Tag mit meinem Mobiltelefon gemacht hatte, entdeckte ich viele Stücke, die ich doch sehr gerne mitgenommen hätte. Nach einigem Überlegen entschloss ich mich, ein weiteres Mal nach Arita zu fahren – Andreas erklärte mich für verrückt und wollte nicht noch einmal die Fahrt von dreieinhalb Stunden auf sich nehmen. Allerdings brauchte ich einen Tag Pause dazwischen. Am fünften Tag der Goldenen Woche stand ich wieder bereit, mich ins Getümmel zu werfen. An diesem Tag waren viel mehr Menschen unterwegs, und die Regale und Grabbelkisten waren bereits deutlich ausgedünnt, so dass ich nach einigen der von mir ersehnten Stücke gründlicher suchen musste oder aber sie nicht mehr fand, weil sie längst verkauft waren.

Erfahrene Töpfermarktbesucher reisten gleich mit einem Rollkoffer an oder hatten ein ausklappbares Wägelchen dabei, in das sie ihre Einkäufe gut verpackt verstauen konnten. Sicherheitshalber hatte ich nur meinen Rucksack und zwei Taschen dabei, sonst wäre ich sehr versucht gewesen, auch so viel mitzunehmen.

Auch am Ende meines zweiten Tages in Arita schwirrte mir der Kopf und wenn ich die Augen zumachte, sah ich immer noch Teller, Tassen und Vasen vor mir. Solch eine Menge und Vielfalt an Keramik und Porzellan hatte ich noch nie in so kurzer Zeit an einem Ort gesehen und es dauerte ein paar Tage, bis ich alle Eindrücke verarbeitet und sortiert hatte.

Über die Geschichte der Keramik und des Porzellans in Japan ist viel geschrieben worden. Hier sind ein paar Links dazu:

Die Geschichte des Porzellans von Arita und Imari: (https://de.wikipedia.org/wiki/Imari-Porzellan)

Die Geschichte des Porzellans: https://de.wikipedia.org/wiki/Porzellan

Die Entwicklung der Keramik in Japan und die sogenannten „Sechs Öfen“: https://de.wikipedia.org/wiki/Rokkoy

Ein interessanter Blog über  Tee und Teekeramik: https://blog.teekeramik.com/einfuehrung-in-die-eigentuemlichkeiten-japanischer-keramik/

Amakusa – Porzellan und Keramik

28. – 29. April 2023

Wer bitte segelt in Japan ohne Ingwerreibe?

Die aus Plastik zählt nicht, es sollte schon eine aus Porzellan sein. Vor vier Jahren hatten wir auf der Insel Amakusa in einer Porzellanmanufaktur eine gesehen, aber leider nicht mitgenommen. Wir erinnern uns, dass uns das Libellenmotiv damals so gut gefallen hatte und würden gerne überprüfen, ob das auch heute noch so ist.

(Unser Besuch auf Amakusa von 2019)

Das Wetter spielt mit, wir können beruhigt in der Bucht vor dem Ort Takahama ankern, finden auch wieder den Weg zum Ladengeschäft, wo es die Ingwerreibe tatsächlich immer noch gibt. Mit dem hübschen Libellenmotiv ist eine ganze Linie verziert: Teller, Schalen, Becher.

Das Museum nebenan ist heute allerdings geschlossen, nur eine schläfrige Katze bewacht den schönen Innenhof und die Blüten der Orangenbäume verströmen einen betörend berauschenden Duft.

Am nächsten Tag wollen wir zu einer Töpferei, die wir noch nicht kennen. Sie liegt gerade mal eine Bucht weiter nördlich. Es ist eine Anreise der besonderen Art: vorsichtig tasten wir uns in die unkartierte Bucht hinein, wo wir die Muktuk für eine kurze Zeit vor Anker liegen lassen können. Es regnet in Strömen, ein Schirm ist nutzlos, der Wind treibt den Regen fast senkrecht übers Wasser. Es mag etwas übertrieben aussehen, aber nur mit unserem orangenen Ölzeug und den Gummistiefeln aus Alaska bleiben wir trocken.

Wir binden unser Dinghi in einem kleinen Hafen hinter hohen Schutzmauern fest. Die schwarzen Ziegeldächer der vielleicht zehn Häuser im Dorf glänzen dunkel im Regen und das Grün leuchtet noch satter im Kontrast dazu. Gleich im ersten Haus am Hafen befindet sich die Töpferei, die wir suchen. Das Ehepaar Kameyama lebt und arbeitet hier. Sanae stammt von der Insel, hat in Arita ihr Handwerk gelernt und konnte ein Jahr lang an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle studieren. Ihr Mann, Go, stammt aus Tokio und hat die Keramik-Schule in Karatsu besucht. Über die Jahre hinweg haben sie in Anlehnung an ihre berühmten Lehrstätten ihren ganz eigenen Stil entwickelt.


Sanae und Go Kameyama

Der Schauraum ihrer Töpferei ist in warmen Tönen gehalten, ein Teil des Raumes mit Tatami-Matten ausgelegt und eine Ecke für die traditionelle Teezeremonie eingerichtet. In Regalen an den Wänden, auf alten Truhen und einem großen Holztisch sind die Keramiken aufgestellt. Uns gefallen auf Anhieb viele der Tassen und Vasen, die die beiden hergestellt haben und es fällt uns richtig schwer, uns auf einige wenige zu beschränken.


Diese Vase ist leider viel zu groß für unseren Koffer.

Sanae zeigt uns noch ihren großen Brennofen, der mit Holz angefeuert wird und den sie nur vier Mal pro Jahr anheizen. Für schnellere Aufträge nutzen sie einen kleineren Gasofen in der Werkstatt nebenan.

Sanae verschwindet kurz, um unsere Sachen einzupacken. Als sie zurück kommt, sehen wir, dass sie auf die braune Papiertüte die Skizze eines Segelbootes mit zwei Masten hingeworfen hat – mit sicherer Hand in japanischem Stil hat sie die Muktuk sehr genau getroffen, dabei hat sie nur aus weiter Entfernung durch graue Regenschleier das Boot sehen können. Unglaublich, wir sind begeistert! Wir wollen die Skizze unbedingt behalten und vielleicht sogar einrahmen. Daher packe ich die Tüte ganz sorgfältig ein, damit sie nicht zerknittert und vor allem auf dem Rückweg zum Boot nicht nass wird.

Durch den strömenden Regen stapfen wir zurück zum Hafen, Sanae und Go kommen mit dem Auto nachgefahren und winken uns noch eine Weile zum Abschied von der Mole aus. Wir gehen gleich wieder Anker auf und segeln weiter rüber zum Festland mit Ziel Mogi (bei Nagasaki).

Die Insel Okinoerabu

11. – 13. April 2023

Von Okinawa los zu kommen, ist nicht einfach. Nicht nur der vielen Bande wegen, die wir hier in so kurzer Zeit geknüpft haben, auch weil der Wind meist aus Nord weht und genau nach Norden zum Japanischen Hauptland wollen wir. Wind zum Hochsegeln gibt es immer nur für höchstens 2-3 Tage. Zwischen Okinawa und Kyushu liegen wie auf einer Schnur aufgereiht viele schöne Inseln, da können wir zwischendurch Pause machen, denn in einem Rutsch werden wir diese Strecke nicht schaffen können.
Endlich ist ein Wetterfenster da, das einigermaßen moderaten Wind aus der richtigen Richtung und wenig Welle verspricht. Aber kaum sind wir aus der großen Bucht draußen, müssen wir feststellen, dass der Wind eine viel stärkere Nordkomponente hat als vorhergesagt, wir kommen die ersten zwanzig Meilen sehr langsam voran und können nur mit Unterstützung des Motors hoch am Wind segeln.
Am nächsten Tag lässt der Wind schon wieder nach, so dass wir beschließen, nicht weiter zu fahren, sondern bereits auf der Insel Okinoerabu einen Stopp einzulegen und dort auf das nächste Wetterfenster zu warten.
Im Süden der Insel befindet sich das Dörfchen namens China, wo wir im Fischereihafen anlegen. Es ist erst mittags, also viel Zeit, um heute schon einmal den Ort zu erkunden. Gleich gegenüber am Hafen liegt ein großes Hotel, wo wir uns mit Informationsmaterial über die Insel eindecken und erfahren, dass gleich nebenan ein öffentliche Bad sei. Wunderbar, das erste „Sento“, seitdem wir in Japan angekommen sind.

Frisch geschrubbt und gebadet gehen wir am Abend noch einmal los und entscheiden uns für ein kleines Fischlokal, das von außen ganz unscheinbar daher kommt. Innen sieht es sehr gemütlich aus, ein kleiner Raum mit drei, vier Tischen und einer kleinen Theke, dahinter die Küche. Es gibt keine Speisekarte (schon einmal gut für uns, denn lesen könnten wir sie sowieso nicht). Man isst, was sich der Koch für den Abend ausgedacht hat, nämlich eine Folge von Gerichten, die nacheinander für alle Gäste zubereitet werden: eingelegter Tofu, Sashimi, Schnecken, eine Suppe mit gekochtem Fisch in einer köstlichen Brühe mit Daikon-Rettich und Lauch, frittierte Kartoffelbällchen mit Pilzen, eine zweite Suppe mit Tofu, Gemüse und Hühnchen… wir zählen mit, es sind insgesamt 10 Gänge! Jedes einzelne Gericht ist eine Überraschung und schmeckt hervorragend. Wir dürfen an der Theke sitzen und können dem Koch zusehen, wie er die Gerichte vorbereitet, was sehr spannend ist. Er beobachtet unsere Reaktionen und freut sich sichtlich, dass wir sein Essen so genießen. Mir scheint, dass er uns immer etwas mehr als den anderen Gästen in die Schalen füllt.

Zwischen den Gängen unterhalten wir uns mit seiner Frau, die ein bisschen Englisch spricht und nachdem er mit dem Kochen fertig ist, setzt auch er sich noch ein bisschen zu uns. Wir erfahren, dass er viele Jahre lang in Tokio auf dem berühmten Fischmarkt gearbeitet hat und sie früher Krankenschwester war. Seit ungefähr 13 Jahren lebt er auf der Insel, zunächst als Farmer und seit sieben Jahren betreiben sie nun gemeinsam das Restaurant. Sie packen uns jeweils ein großes Stück von dem geräucherten Thunfisch und Tintenfisch ein, die uns so gut geschmeckt haben und geben uns noch eine Tüte mit frischen Kartoffeln mit, für die die Insel so berühmt ist. (Und die wirklich gut sind, schmackhaft und mehlig, genau wie wir sie gerne essen!)

Als Dankeschön und auch weil wir gerne in Ruhe etwas mehr Zeit mit ihnen verbringen möchten, laden wir sie für den nächsten Tag zum Frühstück auf die Muktuk ein. Yuhiko und Kumihiko fühlen sich sehr wohl auf Okinoerabu, erzählen sie uns, während Andreas Waffeln backt. Sie bereuen es nicht, aus der Großstadt Tokio hierher gezogen zu sein. Beide sind gute Sportler, Läufer, und haben letztes Jahr das erste Marathon auf der Insel organisiert, genauer gesagt: ein Ultramarathon. Dieses Jahr im November soll es das zweite Mal stattfinden.
Kunihiko fragt, was wir heute noch vorhaben, er möchte, dass wir unbedingt Freunde von ihm besuchen. Wir wollen eine Wanderung machen, vielleicht bis zum Observatorium. Das Haus der Freunde liegt auf dem Weg, und Kunihiko ruft sofort bei ihnen an, um uns anzukündigen.
Noch ein gemeinsames Foto vor der Muktuk mit den beiden und eine herzliche Verabschiedung, dann ziehen wir los.


Die Hand soll den Umriss von Okinoerabu symbolisieren

Hinter dem Dorf wird es richtig grün. Die wilden Mandarinen am Straßenrand leuchten so schön in der Sonne. Sie sind innen etwas klein und haben viele Kerne, schmecken aber sehr gut.

Die Kartoffelernte ist in vollem Gange, viele Felder sind bereits abgeerntet und dürfen bis zum Herbst ruhen bzw. werden mit Pflanzen bestückt, die ein bisschen Dünger in die Erde bringen. Auf den ersten Blick wirkte die Erde sehr fruchtbar, was sie aber gar nicht ist, wie wir später erfahren. Zuckerrohr und Kartoffeln kommen allerdings mit dieser Erde gut zurecht.

Wir finden auf Anhieb das Haus von Prof. Emile Ishida und seiner Frau Ako. Sie bitten uns auf einen Tee herein. Emile war Mineraloge, seit seiner Emeritierung betreut er weiterhin viele spannende Projekte an der Schnittstelle zwischen Umweltschutz und Technologie, u.a. auch auf dieser Insel. Seine Frau spricht fließend mehrere Fremdsprachen und hat früher als Übersetzerin im Bereich Keramik gearbeitet. Wir erzählen ihnen, dass wir fasziniert sind von japanischer Keramik, worauf sie uns den Ausstellungskatalog eines bekannten Keramikers zeigen und ein paar besonders schöne Keramiken aus ihrer Sammlung. Zudem nennen sie uns einige berühmte Keramik-Ortschaften, die wir unbedingt besichtigen sollten.

Von den vielen Inseln zwischen Okinawa und Kyushu hat ihnen Okinoerabu auf Anhieb gefallen, so dass sie beschlossen, sich hier niederzulassen. Hier haben sie ein großes Grundstück gekauft, mitten im Grünen, und mit Hilfe eines Architekten ein wunderbares Haus entworfen. Wir würden gerne noch länger mit ihnen reden und sie auch auf die Muktuk einladen, aber sie müssen für einige Tage verreisen und noch einiges vorbereiten, und so verabschieden wir uns von ihnen, reich beschenkt mit spannenden Gesprächen und mit einem Buch von Prof. Emile sowie einer Flasche italienischem Rotwein aus seinem selbst gebauten Weinkeller (trotz unserer Proteste und Versicherungen, dass wir im Sommer ein paar Tage in Italien verbringen wollen.)

Wir wandern weiter und finden nach einigem Suchen unser Ziel: den Aussichtssturm, von wo aus wir einen beeindruckenden Rundblick auf die Weiten der Insel haben.

Gegen Abend kommt eine Freundin von Yukiko mit ihren beiden Töchtern, sieben und drei Jahre alt, vorbei und bringt uns eine Tüte voll mit Kartoffeln von ihren Feldern. Sie und ihr Mann sind Farmer und bauen Biokartoffeln an, ganz ohne Pestizide. In den nächsten Tagen beginnen auch sie mit der Ernte, die Mädchen freuen sich schon darauf. Leider können wir ihnen das Schiff nicht zeigen, sehr zum Bedauern der ernsthaften Siebenjährigen: es ist gerade Niedrigwasser, der Abstand von der Kaimauer zum Deck der Muktuk beträgt ungefähr zwei Meter. Ohne Leiter ist es unmöglich, an Bord zu kommen.
Am Tag darauf wollen wir gleich nach dem Frühstück los, das nächste Wetterfenster ist da. Wie gerne würden wir noch länger auf dieser zauberhaften Insel bei diesen liebenswürdigen Menschen bleiben. Wer weiß, vielleicht würden wir dann auch ein Grundstück kaufen, ein Haus bauen und Kartoffeln züchten.

Okinawa

16. März – 10. April 2023

Arbeiten am Schiff

Nach der langen Überfahrt benötigte die Muktuk viele große und kleine Reparaturen, Geräte mussten gewartet und Ersatzteile nachbestellt werden, und wir waren jeden Tag mindestens einmal im Baumarkt. Außerdem mussten wir die Muktuk vor allem im Inneren gründlich putzen und entsalzen.
Gleich am zweiten Tag nutzen wir das gute Wetter und schlugen alle drei Vorsegel ab (Genua, Fock und Schoner), um sie zu einem Segelmacher zu bringen. Nach zwei Wochen erhielten wir sie zurück, der Saum war sehr sorgfältig genäht und Teile des UV-Schutzes ersetzt. Wie neu!

Zu den durchgerosteten Stellen, die wir unterwegs provisorisch geklebt hatten, kamen noch zwei weitere dazu, die wir entdeckten, als Andreas die Holzverkleidung und die beiden Schichten Isoliermaterial in unserer Kabine abgebaut hatte. Wir brauchten also dringend einen Schweißer.

Die Marina gab uns die Telefon-Nummer von Patrick, einem Schweizer, der seit 30 Jahren in Japan lebt. Metallplatten besorgen, kaputte Stellen ausschneiden, neue Metallplatten einschweißen bzw. mit Platten verstärken, einen ganzen Tag lang hatte Patrick zu tun – alles nicht so einfach im engen Cockpit und an teilweise sehr schwer zugänglichen Stellen am Fuße des Mastes.

Ein paar Tage später, mit drei Lagen Epoxy-Farbe und zwei Lagen weißem Lack sahen die Stellen schon wieder ganz passabel aus.

In den zehn Wochen hatte sich einiges an Wäsche angesammelt. Zwei Mal schob ich unser Wägelchen mit Taschen vollbeladen zum Waschsalon. Dort gab es glücklicherweise mehrere dieser riesigen Waschmaschinen mit eingebautem Trockner. Sehr praktisch! Und während die Maschinen arbeiteten, ging ich zu meiner Lieblingsbäckerei gegenüber, mit den köstlichen Windbeuteln und Bisquitrollen.

Tourismusprogramm

Wir schafften es dieses Mal, eine gute Balance zwischen Arbeit und Erholung zu finden. Wir haben fast jeden Tag vom Farmers Markt frisches Gemüse geholt, ein paar Restaurants ausprobiert, haben Leute getroffen und sind auch ein bisschen herum gefahren.

Vor vier Jahren hatten wir schon sehr viel von Okinawa gesehen: Die königliche Burg Schuri, die leider im Herbst 2019 fast völlig abgebrannt ist und nun wieder aufgebaut wird, den schönen großen Königsgarten und Vieles mehr. (kann man hier nachlesen)
Auch dieses Mal fuhren wir wieder mit dem Bus nach Naha, in die Hauptstadt der Insel. Dort schauten wir uns u.a. das Keramikmuseum an, das einen guten Überblick über die Geschichte der Keramik von Okinawa bietet, alte und neue Keramikmeister und ihre Tonwaren vorstellt.

Gleich beim Museum befindet sich eine Straße, in der sich ein Keramikgeschäft ans andere reiht und wo man sich mit Keramik im traditionellen Stil oder neueren Formen eindecken kann.

Nach so viel Kunst und Kunsthandwerk brauchten wir eine Pause, nur ein paar Schritte weiter ist der große überdachte Markt von Naha. Gleich am Rand dieses fast unübersichtlich großen Areals fanden wir ein kleines Ramen-Lokal. Danach waren wir wieder gestärkt für den Rummel in den vielen Geschäften, wo man so ziemlich alles finden kann, was man braucht, angefangen von Kleidung, über Stoffe, Haushaltswaren, Mitbringsel von Okinawa bis hin zu Gemüse und Fisch.
Die Bittergurke ist eines der „Wahrzeichen“ von Okinawa. Ihr werden viele gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben und ihr sei es zu verdanken, dass die Lebenserwartung in Okinawa die höchste von ganz Japan ist. „Goya Champuru“ heißt ein beliebtes Gericht mit fein geschnittener Bittergurke, Tofu und Ei, das wir inzwischen ein paar Mal nachgekocht haben.

Diese Algen bekommt man nur in Okinawa – sie haben eine Textur ähnlich wie Kaviar, zerplatzen beim Draufbeißen, der Geschmack erinnert an eine frische Meeresbrise.

Der US-Amerikanische Film „Sound of Music“  über die singende Trapp-Familie mit Julie Andrews und Christopher Plummer aus den 1960er Jahren war in Japan ein riesiger Erfolg und ist immer noch im kollektiven Gedächtnis vorhanden, vor allem das Lied „Edelweiß“. Das wurde uns sogar schon mal vorgesungen. So wunderte es mich nicht, als ich eine Bäckerei auf dem Markt sah, die Apfelstrudel anbietet und die zu ihrem englisch klingenden Namen noch „Edelweiß“ hinzugefügt hat.

Okinawa World

Nicht weit von Yonabaru und mit dem Bus leicht zu erreichen befindet sich der Themenpark „Okinawa World“. Hier werden traditionelle Handwerke der Insel gezeigt (u.a. Glasbläserei, Stoffmalerei, Weberei) und bei den meisten kann man sogar mitmachen. Untergebracht sind die jeweiligen Werkstätten in Holzhäusern, die von einer adligen Familie zur Verfügung gestellt wurden.

Unter dem Themenpark befindet sich eine riesige, neun Kilometer lange Tropfsteinhöhle, die erst in den 1970er Jahren entdeckt wurde. Für die Besucher ist ein etwa 900 Meter langer unterirdischer Bohlenweg angelegt worden, entlang dessen die Kalksteinformationen beleuchtet werden, ein tolles Lichtdesign. Wir waren beeindruckt von der Schönheit dieser Unterwelt!

Fahrradtour zum Nanjo Art Museum

Im Hof der Marina von Yonabaru stehen immer noch die beiden Fahrräder, mit denen wir vor vier Jahren herumfahren konnten. Der Zahn der Zeit hat an ihnen genagt, aber nachdem Andreas einen Reifen geflickt hatte, konnten wir uns zu einer kleinen Fahrradtour aufmachen.

Zuerst fuhren wir auf einem Damm am Ufer entlang bis zu einem kleinen Fischereihafen.

Die Küste sieht auf den erste Blick ziemlich zugebaut aus. Umso überraschter waren wir, dass sich zwischen den Wohnvierteln viele kleine Felder befanden, auf denen hauptsächlich Zuckerrohr angebaut wird. Auch viele Gewächshäuser waren zu sehen, in denen Gemüse oder Blumen gezogen werden.

Mittendrin tauchte ein großes Gebäude auf: das Kulturzentrum von Nanjo, im Volksmund „sugar cane hall“ (Zuckerrohrhalle) genannt. Wir hielten kurz an und entdeckten ein Plakat mit der Ankündigung eines Konzertes, das an diesem Nachmittag stattfinden sollte.

Das Kunstmuseum von Nanjo liegt etwas abgeschieden mitten im Grünen hoch oben auf einem Berg.

Es besteht aus dem ehemaligen Wohnhaus des Ehepaars, das das Museum gestiftet hat und einem Anbau für Wechselausstellungen. Ein großer Garten mit Schatten spendenden Bäumen gehört ebenfalls dazu. Das ganze Ensemble strahlt eine unglaubliche Ruhe und Abgeschiedenheit aus. Wir fühlten uns wie in eine andere Welt versetzt.
An den Wänden hängt viel moderne Kunst von japanischen, koreanischen und chinesischen Künstlern, aber auch von Olafur Eliasson, dem bekannten isländisch-dänischen Künstler. Die Räume des Wohnhauses sind so eingerichtet, als ob immer noch jemand darin wohnen würde. Mit dem Unterschied, dass auch wirklich alle verfügbaren Wände mit Kunstwerken behängt sind: Picasso und Miró auf dem Klo und Dali im Bad!

Im Anbau sind Metallskulpturen des in Okinawa geborenen Künstlers Yasuo Arakaki ausgestellt, er selbst saß auf einer Bank vor dem Gebäude und nickte uns freundlich zu, während er sein Mittagessen aus einer Bento-Box verzehrte.

Auf dem Rückweg schafften wir es tatsächlich, pünktlich zum Konzertbeginn in der Zuckerrohrhalle zu sein und der Percussionistin Kuniko Kato zuzuhören, die Stücke von Bach auf ihrer Marimba vorführte.

Tomodachi – Freunde

Wir waren sehr gespannt, wie die Menschen in Japan nach der Pandemie und der langen Zeit der Abschottung auf Fremde reagieren würden, die nun wieder mit dem Boot in ihren Häfen auftauchen. Doch unsere Bedenken verflogen sehr schnell, denn bereits in den ersten Tagen wurden wir mit so viel Herzlichkeit willkommen geheißen – fast noch mehr als vor vier Jahren, so schien es uns.
Wir trafen Sarah und Kabo, die uns zu einem wunderbaren Abendessen in ihr Haus einluden. Beide sind begeisterte Segler und besitzen jeweils ein eigenen Boot in der Ginowan Marina, auf der anderen Seite Okinawas. Wir hoffen, die beiden irgendwann in den nächsten Monaten wieder zu sehen, sie haben uns versprochen, dass sie uns auf der Muktuk besuchen werden, um ein paar Tage mit uns zu segeln.

Wie schon erzählt, gingen wir regelmäßig zum Mittagstisch der alten Dame. Jedes Mal hatte sie ein anderes Menü zubereitet, und jedes Mal gab sie uns noch ein extra Schälchen Suppe oder eingelegtes Gemüse zum Probieren oder packte uns gleich noch ein weiteres Stück Kuchen oder Gemüse für den Heimweg mit ein.

Da sie nur noch zwei Mal pro Woche kocht, und sich vermutlich sorgte, wir würden sonst hungrig bleiben, empfahl sie uns ein anderes Lokal. Dort, in „Marina’s Café“, kamen wir mit der Inhaberin gleich ins Gespräch, die fließend Englisch sprach. Mariko, so heißt sie, und ihr Mann lebten und arbeiteten lange Zeit in Thailand und Singapur. Sie erzählte, dass immer freitags in ihrem Café ein Englisch-Konversationskurs stattfinden würde und lud uns spontan dazu ein – und wir sagten erfreut zu.
Freitagabend begrüßte uns dann auch Mayumi, Marikos Schwester, mit der sie gemeinsam den Kurs leitet. Mayumi hat in Kyoto englische Literatur studiert und spricht ein ganz wunderbares und perfektes Englisch.
Alle, die Lehrerinnen wie die Kursteilnehmer, waren sehr neugierig und stellten uns viele Fragen zu unserem Leben an Bord, den Ländern, die wir bereist haben und auch zu Deutschland. Und auch wir wollten so viel wie möglich von ihnen erfahren: die Menschen in Okinawa, so sagten sie uns, sollen viel offener Fremden gegenüber sein. Okinawa war viele Jahrhunderte hindurch nicht so abgeschottet wie das Hauptland Japans, man unterhielt Handelsbeziehungen zu den umliegenden Ländern und ließ schon immer Einflüsse auf seine Kultur zu. Familie und Traditionen werden hoch gehalten, in jedem Haus steht ein Schrein, der wichtigste aber befindet sich im Haus des jeweils ältesten Sohnes. Es ist der Hauptschrein der Familie, wo die Ahnen geehrt werden. In Japan leben auch viele Geister – so viele, dass es gar nicht möglich sei, sie alle zu kennen. Sie können sich in der Luft, im Wasser, in bestimmten Steinen aber auch in Gegenständen aufhalten. Auch diese Geister müssen durch Gebete, Gaben oder Taten wohl gestimmt werden, damit sie, wie die Ahnen auch, aufpassen, dass es allen gut geht. (Von einem Segler erfuhren wir später, dass er vor einer größeren Segelreise nicht nur dem Boot, sondern auch dem Motor, dem Autopilot, der Windsteuerung und anderen wichtigen Sachen eine kleine Gabe darbringt.)
Eine der Kursteilnehmerinnen, die als Fremdenführerin arbeitet, konnte uns auch etwas von der Geschichte der Insel erzählen. Als Überraschung brachte sie ihr Shamisen mit, ein traditionelles Saiteninstrument mit drei Saiten, und spielte uns ein Lied vor. Danach packte auch Mayumi ihr Instrument aus, eine Art Zither, und gemeinsam versuchten sie sich an einem bekannten Volkslied.

Als wir uns verabschiedeten und alle fragten, ob wir nächste Woche noch da wären, ergab es sich ganz natürlich, dass wir beschlossen, uns noch einmal zu treffen, um die Gespräche fortzusetzen – dieses Mal aber auf der Muktuk. Zwei der Kursteilnehmer brachten jeweils ihre Töchter mit und eine ihre Mutter, so hatten wir eine große Runde um unseren Tisch sitzen und verbrachten einen fröhlichen Abend miteinander.

Mayumi besuchte uns ein paar Tage später und brachte uns einige Köstlichkeiten mit, u.a. in braunem Zucker eingekochte kleine Zitrusfrüchte, die hervorragend gegen Halsschmerzen helfen sollen. Am Abend vor unserer Abreise kam sie gemeinsam mit Mariko noch einmal vorbei, sie brachten uns als Abschiedsgeschenk diese T-Shirts mit Okinawa-Motiven.
Mit etwas Schwermut verabschiedeten wir uns von ihnen – aber wer weiß, vielleicht sehen wir die beiden mal in Deutschland oder hier in Japan wieder!

Es braucht wirklich nicht viel, um sich in der Fremde weniger fremd zu fühlen. Manchmal ist ein freundlichen Lächeln und die Frage, ob man Hilfe benötigt, schon ausreichend. Doch hier in Japan haben wir so viele Menschen getroffen, die noch viele Schritte weiter gegangen sind. Sie haben uns eingeladen und beschenkt, Gaben und Gesten, die wir kaum in dem gleichen Maße zurückgeben konnten, wie wir sie erhalten haben. Sie haben mit ihren Fragen so viel echtes Interesse an uns gezeigt, und so viel offensichtliche Freude darüber, dass wir mit dem Boot den weiten Weg auf uns genommen haben, um ihr Land zu erreichen.
Wir sind sehr dankbar für diese Erfahrungen – und wir freuen uns auf viele weitere Begegnungen!

Yonabaru Marina, Okinawa

Endspurt – die letzten Tage auf See

Zuletzt wurden wir noch einmal ordentlich durchgeschüttelt. Eine kleine Front ging durch und eine alte Welle legte sich über die Windsee. Davor aber bescherte uns Rasmus schnell noch eine Flaute, in der wir einen Tag lang herum dümpelten. Eine letzte Geduldsprobe für uns! So sind die zehn Wochen doch noch fast voll geworden.

Die Tölpel – das Finale: Kurz bevor wir endgültig ihren Wirkungskreis verlassen haben, beehrten uns die Tölpel noch ein letztes Mal mit einem Besuch. Und wie es sich für eine ordentliche Abschiedsparty gehört, erschienen sie am Abend gleich im Dutzend und mehr. Für Vogelanthropologen wäre es sicher spannend gewesen, wie sich diese Gruppe auf der Querstange zwischen den beiden Masten niederließ: fauchend, krächzend und Flügel schlagend verteidigte zunächst jeder einzelne Tölpel seinen Platz und rückte dann doch überraschend beiseite, um ein weiteres Plätzchen auf der Stange frei zu machen. So viele auf einmal hatten wir noch nie auf dem Boot sitzen. Für uns war die Angelegenheit weniger erfreulich, wussten wir doch, wie am nächsten Morgen die Segel und das Deck aussehen würden.

Rasmus kam uns am nächsten Tag zu Hilfe und schickte ein paar Wellen übers Deck, um den Vogelmist weg zu schwemmen. Das war sehr gut gemeint. Allerdings – eine der Wellen schaffte es auch unter Deck. Wir hatten nur die Luke am Niedergang zugezogen, das Steckschott war nicht drin, so dass sich eine große Menge an Salzwasser ins Boot ergießen konnte. Das war der größte Platscher der Überfahrt, wir mussten den Kühlschrank und den Herd trocken reiben, das meiste floss in die Bilgen, aus denen wir einige Liter Wasser heraus holten. Am nächsten Tag stellten wir dann fest, dass auch die Schalt-Tafel über dem Kühlschrank Salzwasser abbekommen hatte und trocken gelegt werden musste. Ein weiterer Punkt auf der Arbeitsliste: Schalter auswechseln, Inverter überprüfen.

„Auch das Bad müssen wir dringend renovieren“, meinte Andreas, nachdem er den Eimer zum wiederholten Male geflickt hatte.

Die letzten Tage zogen sich hin wie Kaugummi. Wir rechneten hin und her, wie schnell oder langsam wir segeln müssten, um bei Tageslicht anzukommen. Mittwoch am späten Nachmittag wäre zu knapp, dann doch lieber Donnerstag in der Früh, auch wenn das bedeuten würde, dass wir ein paar Stunden lang beidrehen und draußen auf See warten müssten. Die Marina in Yonabaru auf Okinawa liegt in einer großen Bucht und ist zusätzlich von einem vorgelagerten Riff geschützt. Nachts in die Bucht rein zu fahren und in ruhigem Wasser zu warten, wäre ideal, aber bei Dunkelheit würden wir die Fischfarmen nicht erkennen können und ankern ist verboten, weil da zu viele Unterseekabel verlegt sind.

Die Behörden in Okinawa sehen es gerne, dass man ihnen 48 Stunden vorher Bescheid gibt und die Ankunft möglichst auf ihre Bürozeiten legt. Japaner sind den Deutschen in Sachen Pünktlichkeit und Genauigkeit sehr ähnlich, sie schätzen diese Tugenden sehr. Doch die Muktuk ist nun mal kein Shinkansen, der auf die Sekunde genau in den Bahnhof einfährt. Dieser berühmte Hochgeschwindigkeitszuges verdankt seine übergenaue Pünktlichkeit der Tatsache, dass er ein eigenes Schienennetz besitzt und ungestört von anderen Zügen fahren kann. Wir jedoch haben Wind und Welle aus allen möglichen Richtungen und vielleicht sogar noch unbekannte Meeresströmungen für unseren Fahrplan zu berücksichtigen. Und ein bisschen Reserve würden wir auch einplanen, auch wenn es vielleicht unhöflich erscheinen könnte, zu früh anzukommen.

Andreas stellt einen Fahrplan im Stundentakt auf, anhand dessen wir die nötige Geschwindigkeit an die verbleibenden Meilen anpassen können. Wir schaffen es ziemlich gut, den Fahrplan einzuhalten, auch wenn wir einmal unsere Fahrt verlangsamen müssen, um einen Frachter durchzulassen. Vor Okinawas Küste ist viel los, Frachter fahren rauf und runter, Fischerboote ziehen ihre Runden, überall sind Lichter zu sehen, und es ist nicht immer klar, ob diese von Land oder von Schiffen stammen. Wir müssen gut aufpassen und sind froh, dass alle Boote mit AIS ausgestattet sind und wir auf der elektronischen Seekarte ganz genau erkennen können, in welche Richtung sie in dieser Nacht fahren.

Ankunft

Bis zuletzt passt alles, und wir können, wie angekündigt, um 10:00h am Besuchersteg in der Marina von Yonabaru auf Okinawa anlegen. Pünktlich auf die Minute! Die Muktuk samt Lokführer könnten sich für eine eigene neue Bootsklasse namens „Shinkansen“ qualifizieren.

Zwei Männer von der Marina nehmen die Leinen an, die Beamten warten alle schon am Steg. Wie bereits vor vier Jahren, kommen zuerst eine junge Frau und zwei Männer von der Gesundheitsbehörde aufs Boot, messen Fieber und fragen nach Krankheiten. Nach so vielen Wochen auf See ohne jeglichen Kontakt zu anderen Menschen müssen wir nicht in Quarantäne. Danach sind die anderen Beamten an der Reihe: die von der Küstenwache und vom Zoll kommen an Bord. Die Mitarbeiter der Einwanderungsbehörde haben im Foyer der Marina ihre Computer und Geräte aufgebaut, mit denen sie unsere Fingerabdrucke scannen und ein Foto von uns machen. Alle sind super nett und freundlich und während wir die vielen Formulare ausfüllen, kommen wir schnell ins Gespräch. Manche von ihnen sprechen gut Englisch und wollen wissen, wie die Überfahrt war, wo wir bereits überall gesegelt sind und erzählen uns, dass sie gerne mal nach Deutschland fahren möchten.

Knapp zwei Stunden später sind alle Formalitäten erledigt. Wir haben ein Visum für drei Monate erhalten und ein sehr wichtiges Papier ausgestellt bekommen: das sogenannte „Naikosen“. Damit wird die Muktuk für die Dauer unseres Aufenthalts in Japan zollrechtlich wie ein inländisches Boot behandelt und nicht in jedem Hafen erneut kontrolliert.

Wir sind so froh und erleichtert, dass wir endlich angekommen sind und festen Boden unter den Füßen haben! Wir beschließen, unsere neu gewonnene Bewegungsfreiheit sofort auszunutzen und zum Mittagessen in den Ort zu gehen. Vor vier Jahren lagen wir schon einmal zwei Wochen lang in Yonabaru in der Marina und sind nun gespannt, ob noch alles so ist, wie wir es in Erinnerung haben. Ja, das ist es! Die ältere Dame, die in ihrem Wohnzimmer ein Café betreibt und jeden Mittag ein komplettes Menü für ihre Gäste kocht, hat heute geöffnet. Nach kurzem Überlegen erinnert sie sich sogar an uns – ach, die Deutschen! Wir freuen uns, dass wir bei ihr essen können, es ist alles immer noch so liebevoll zubereitet und schmeckt herrlich!

Auf dem Rückweg gehen wir einkaufen: zuerst in den „Farmers Market“, einen Gemüseladen, der nur Produkte von Bauern aus der Region verkauft. Alles Obst und Gemüse ist frisch und makellos: Zwei Tische voller Tomaten mit bestimmt zehn verschieden Sorten, dann die vielen verschiedenen Arten von asiatischem grünen Kohlgemüse, von denen wir gerade mal Pak Choi und Chinakohl beim Namen kennen. Auch im Supermarkt gehen uns die Augen über, und wir müssen uns sehr zusammen reißen, um nicht zu viel einzukaufen – wir können ja jeden Tag wieder kommen, das Einkaufszentrum befindet sich gleich gegenüber von der Marina.

Wir haben die letzten Wochen so oft von diesen beiden Geschäften gesprochen und von frischen Tomaten, dem berühmten Tofu von Okinawa und all den japanischen Spezialitäten geträumt. Nun sind wir tatsächlich da und können es doch kaum glauben.

Nach 68 Tagen und rund 7.400 Seemeilen nonstop von Mexiko nach Japan, sind wir am 16. März 2023 angekommen.

Wandmalereien

Mexiko blickt auf eine über hundertjährige Tradition an Wandmalereien im öffentlichen Raum zurück. Die „Murales“, wie die Wandmalereien heißen, griffen in der Anfangszeit vor allem soziale und politische Themen auf. Unter den drei prägenden Künstlern dieser Zeit war Diego Rivera der wohl bekannteste.

Hier in den größeren Ortschaften der Baja California haben wir viele dieser schönen und beeindruckenden Wandmalereien bewundern können: angefangen mit Ensenada, San Jose del Cabo über La Paz und Loreto. Diese Ortschaften liegen alle am Meer, werden vom diesem geprägt und leben vom dem, was das Meer so hergibt. Das spiegelt sich auch in den Motiven der Wandmalereien wieder.

In Oaxaca sind es die Kolibris und die Alebrijes, die uns als Motive besonders begeistert haben.

Und dann gibt es noch die vielen unterschiedlichen Malereien, die von und für jeweils einen Laden oder ein Hotel werben, auch sie bunt, schön und einladend!

Mehr über diese Tradition der Wandmalereien kann man nachlesen: im deutschen Wikipedia unter Muralismo und im englischen Wikipedia unter Mexican Muralism

Unter den Steinen

John Steinbeck, den wir hier schon so oft zitiert haben, füllt in seinem Logbuch sehr viele Seiten mit der Beschreibung der Unterwasserwelt: wie sie mit Gummistiefeln stundenlang am Ufer entlang gegangen sind und alles eingesammelt haben, was da so krabbelte.

Das hat uns neugierig gemacht und so haben wir im letzten Jahr am Strand bei Niedrigwasser auch so manchen Stein umgedreht und gestaunt, wie bunt es da mitunter aussehen kann und wie viele Tierchen da sitzen oder herum krabbeln.
Hier eine Auswahl unserer Fotos.

Haarsterne, Schlangensterne oder Würmer ringelten schnell davon zum nächsten schützenden Stein , Seewalzen drückten sich in die Spalten und waren fast nicht mehr von ihrer Umgebung zu unterscheiden, Seeigel in allen Formen und Größen trotzten der Brandung.

Diese Schnecke hat ihr Häuschen mit einem schützenden Deckel geschlossen.

Einsiedlerkrebse suchen sich die schönsten Behausungen aus.

Dieser Einsiedlerkrebs ist schon etwas zu groß geworden für sein Häuschen.

In dieser Spirale aus Sand hat eine Schnecke ihre Eier verteilt.

Hier ein Fall für den kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat.