Iaorana Tahiti!

CooksBay2

Bevor wir mit der Muktuk auf die Werft gingen, hatten wir ein paar Tage Zeit. Wir bekamen einen Mietwagen für das verlängerte Wochenende, auch hier war an Maria Himmelfahrt „ferragosto“ angesagt. Es gibt viel zu sehen, Wasserfälle, Museen, Ausgrabungsstätten…

Tahiti besteht aus zwei Inseln, die durch ein schmales Stück Land zusammengehalten werden: Tahiti-Nui, die größere und Tahiti-Iti, die kleinere. Ein schmaler Streifen Ebene, schwarzer Schotter, nur ganz selten heller Korallensand, dahinter erheben sich meistens grüne, unwegsam erscheinende Berge, dazwischen ab und an ein paar sanftere Hügel. Dort wird Obst und Gemüse angebaut, nur vereinzelt sieht man ein Häuschen. Dafür sind der Küstenstreifen und die Gegend um die Hauptstadt Papeete dicht besiedelt

Eine gut ausgebaute Straße führt einmal ganz um Tahiti-Nui herum und zwei Stichstraßen um Tahiti Iti, ein Stück der Ostküste ist für Autos nicht befahrbar. Ab und zu führt eine unbefestigte Straße in die Berge hoch: manchmal zu einem Ausflugsziel, meistens aber fährt man an Feldern und Wiesen entlang und endet an einem Privatweg.

Ananas

Der Botanische Garten, zum Verlaufen groß. Leider gab es viel zu wenige Informationen zu den Pflanzen.

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Pointe Venus: In der Bucht von Matavai, in der Nähe von Papeete, ankerte James Cook mit der „Endeavour“ wiederholte Male und sollte hier den Verlauf der Venus beobachten. Ihm zu Ehren wurde die Landzunge Pointe Venus genannt, heute ist ein schöner alter Leuchtturm das Wahrzeichen dieser Landzunge.

PointeVenus

Das Haus des Schriftstellers James Norman Hall, liebevoll als Museum erhalten. Hall schrieb mit seinem Freund Charles Bernard Nordhoff etliche Reiseberichte und Romane, der bekannteste davon ist „Meuterei auf der Bounty“.

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Das Plateau von Taravao: eine asphaltierte schmale Straße führt den Berg hinauf, vorbei an sanften grünen Wiesen mit braunen und bunt gescheckten Kühen vorbei. Wir fühlen uns wie im Allgäu, nur die vereinzelten Palmen am Wegrand irritieren ein bisschen.

Kühe

Oben ist eine Aussichtsplattform gebaut, mit Picknickplätzen, ein wunderbarer Blick auf beide Seiten der Landenge hinunter, die Buchten. Und offensichtlich auch ein beliebtes Fotomotiv für Brautpaare.

Plateau

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Das Marae de Arahurahu, eine Kultstätte an der Westküste, hier werden auch heute noch traditionelle tahitianische Riten und Tänze aufgeführt.

Tiki

Noch eine Cook-Bay im Osten der Insel, Feiertagsstimmung, überall am Ufer sitzen Leute in Gruppen zusammen, es wird gegrillt, gebadet. Und auch wir lassen uns von der guten Stimmung anstecken, fühlen uns für drei Tage lang wie waschechte Touristen.

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O’Tahiti

Wolken

„Ein Morgen war’s, schöner hat ihn schwerlich je ein Dichter beschrieben, an welchem wir die Insel O-Tahiti, 2 Meilen vor uns sahen. Der Ostwind, unser bisheriger Begleiter hatte sich gelegt; ein vom Lande wehendes Lüftchen führte uns die erfrischendsten und herrlichsten Wohlgerüche entgegen und kräuselte die Fläche der See. Waldgekrönte Berge erhoben ihre stolzen Gipfel in mancherley majestätischen Gestalten und glühten bereits im ersten Morgenstrahl der Sonne. Unterhalb derselben erblickte das Auge Reihen von niedrigern, sanft abhängenden Hügeln, die den Bergen gleich, mit Waldung bedeckt, und mit verschiednem anmuthigen Grün und herbstlichen Braun schattirt waren. Vor diesen her lag die Ebene, von tragbaren Brodfrucht-Bäumen und unzählbaren Palmen beschattet, deren königliche Wipfel weit über jene empor ragten…

Eine halbe Meile vom Ufer lief eine Reihe niedriger Klippen parallel mit dem Lande hin, und über diese brach sich die See in schäumender Brandung; hinter ihnen aber war das Wasser spiegelglatt und versprach den sichersten Ankerplatz…

Die Einwohner erwachten und die Aussicht begonn zu leben.

Kaum bemerkte man die großen Schiffe an der Küste, so eilten einige ohnverzüglich nach dem Strande herab, stießen ihre Canots ins Wasser und ruderten auf uns zu. Es dauerte nicht lange, so waren sie durch die Öffnung des Riefs, und eines kam uns so nahe, daß wir es abrufen konnten. Zwey fast nackte Leute, mit einer Art von Turban auf dem Kopfe und mit einer Scherfe um die Hüften, saßen darinn. Sie schwenkten ein großes grünes Blatt in der Luft und kamen mit einem oft wiederholten lauten Tayo! heran, ein Ausruf, den wir ohne Mühe und ohne Wörterbücher als einen Freundschafts-Gruß auslegen konnten. Das Canot ruderte dicht unter das Hintertheil des Schiffs, und wir ließen ihnen sogleich ein Geschenk von Glas-Corallen, Nägeln und Medaillen herab. Sie hinwiederum reichten uns einen grünen Pisang-Schoß zu, der bey ihnen ein Sinnbild des Friedens ist, und baten solchen dergestalt ans Schiff zu befestigen, daß er einem jeden in die Augen fiele…

In weniger als einer Stunde umgaben uns Hunderte von dergleichen Fahrzeugen in deren jedem sich ein, zwey, drey zuweilen auch vier Mann befanden. Ihr Vertrauen zu uns gieng so weit, das sie sämmtlich unbewaffnet kamen…

Sie brachten uns Coco-Nüsse und Pisangs in Überfluß, nebst Brodfrucht und anderen Gewächsen, welche sie sehr eifrig gegen Glas-Corallen und kleine Nägel vertauschten. Stücken Zeug, Fisch-Angeln, steinerne Äxte, und allerhand Arten von Werkzeugen wurden gleichfalls zum Verkauf ausgebothen und leicht angebracht…

Die Leute, welche uns umgaben, hatten so viel Sanftes in ihren Zügen, als Gefälliges in ihrem Betragen. Sie waren ohngefähr von unserer Größe, blaß mahagony-braun, hatten schöne schwarze Augen und Haare, und trugen ein Stück Zeug von ihrer eignen Arbeit mitten um den Leib, ein andres aber in mancherley malerischen Formen, als einen Turban um den Kopf gewickelt. Die Frauenspersonen, welche sich unter ihnen befanden, waren hübsch genug, um Europäern in die Augen zu fallen, die Jahr und Tag nichts von ihren Landsmänninnen gesehen hatten…

In dem vor uns liegenden Rief befand sich eine Öfnung, und dies war der Eingang zu dem auf der kleinern Halb-Insel von O-Tahiti gelegenen Haven Whai-Urua. Wir sandten deshalb ein Boot aus, um beydes, die Einfahrt und den Haven selbst sondieren zu lassen… Wir lagen der Küste so nahe, daß wir schon das Quiken junger Ferkel hören konnten, und dieser Ton klang uns damals lieblicher als die herrlichste Music des größten Virtuosen.“

Riffpassage

Zitiert nach:

Georg Forster: Reise um die Welt. Hrsg. und mit einem Nachwort von Gerhard Steiner. Frankfurt am Main: Insel tb, 1983. S. 241ff (Der Text beruht auf der von Forster betreuten 2. Auflage, Verlag Haude und Spener, Berlin 1784)

Georg Forster und sein Vater Johann Reinhold Forster, waren als Naturforscher mit an Bord der „Resolution“ auf der zweiten Expedition von James Cook von 1772-1775. Georg, zu Beginn der dreijährigen Reise erst 17 Jahre alt, als genauer Zeichner und als Übersetzer und Sprachtalent in seiner Wahlheimat England bereits bekannt, verfasste nach seiner Rückkehr ein umfangreiches Stück Reiseliteratur, das sich auch heute noch spannend liest. Er beschränkte sich nicht nur auf Naturbeschreibungen sondern beobachtete sehr genau die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse der Völker. Humanistische Aufklärung prägte seinen Blick auf die Menschen, denen er begegnete.

Wenn man will, kann man viel Südseeromantik herauslesen: angenehme Temperaturen, malerische Natur, Obst und Gemüse im Überfluss, freundliche liebenswürdige Menschen. Dafür muss man aber die Passagen über die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Herrschern der einzelnen Täler und benachbarten Inseln gründlich überlesen, ebenso die Beschreibungen der drei (eigentlich vier) verschiedenen gesellschaftlichen Klassen, vergleichbar mit einem feudalen System. Auch die viel gepriesene lockere und offenherzige sexuelle Moral der „Südsee“ beschränkte sich bei genauerer Betrachtung auf einige wenige Frauen, die zu den Matrosen auf die Schiffe kamen. Die Ehefrauen und Töchter der Adeligen waren unantastbar.

Und trotzdem setzte sich ein anderes Bild von Tahiti als „Garten Eden“ durch, in dem die „edlen Wilden“ naiv und glücklich, unverdorben von den Einflüssen der Zivilisation leben. Vor allem Louis Antoine de Bougainville prägte dieses, der als erster Franzose die Welt umsegelte und auf Tahiti eine Woche lang blieb – nur wenige Jahre vor Forster.

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Rund 240 Jahre später…
Nach einer Überfahrt von 300 sm von unserem Atoll empfängt uns Tahiti am 8. August mit einem riesigen Regenbogen. Mit dem letzten Abendlicht und mit Hilfe von GPS, Leuchtfeuer und roten bzw. grünen Tonnen finden wir den Pass Tapueraha durch das Riff. Draußen toben die Wellen und innen ist es ruhig wie ein Ententeich. Ein Pisang- oder Bananenblatt brauchen wir heutzutage nicht mehr, es reicht die Gastlandflagge von Frankreich bzw. Französisch-Polynesien.
Ein Ausleger-Kanu fährt vorbei, ein sportlicher Zeitvertreib nach Feierabend, später sausen gut motorisierte Fischerboote zur nächtlichen Tour ans Außenriff. Vom Ufer her sehen wir viele Autolichter, und frühmorgens hören wir die Hähne krähen.
Tags darauf tuckern wir gemütlich zwischen Festland und Riff bis Port Phaeton, die elektronisch Seekarte und die Riffkanten fest im Blick.

Am Riff liegen auch tagsüber Boote, fahren Touristen zum Tauchen und Schnorcheln dorthin. Am Ende kämpfen noch mit ein paar Fallwinden und fädeln endlich unsere Leinen an einer Mooring-Boje ein. Hier bleiben wir ein Weilchen…
Neben uns liegt die Werft, weiter vorne das Örtchen Taravao, genau an der Landenge zwischen Tahiti Nui (Gross) und Tahiti Iti (Klein). Wir heben das Dinghi ins Wasser und fahren an Land. Keine 500m vom Ufer entfernt befindet sich ein Einkaufszentrum mit einem Carrefour (freiem Internet inclusive). Ein französischer Supermarkt mit eingeflogenem Käse, Pasteten und Salami, fünferlei Baguette-Sorten und allerlei Gemüse aus Europa.
Taravao hat zwei langgezogene Hauptstraßen mit allen nötigen Läden, die man brauchen kann, angefangen von der Apotheke und der Post, über Tankstellen, Elektroartikel, Bekleidung und dazwischen die große katholische Kirche, die Gendarmerie und der kommunale Markt, hier mit Kunsthandwerksständen bestückt, die Pareos, Schmuck mit schwarzen Perlen, geflochtene Taschen und Monoi-Öl anbieten.
Kleine Straßenstände an denen tagsüber Fisch oder Früchte angeboten werden und sogenannte Roulottes, fahrbare Imbissbuden für den abendlichen Hunger, und ein paar Restaurants. Wir entscheiden uns für ein uriges Lokal mit französischer Küche, und feiern unser Ankunft mit Entenbrust und foie gras!

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Tuamotus

StrandPalmen

31. Juli bis 6. August 2016

Auf den Tuamotus hatten wir kein Internet und das Blogschreiben über Funk ging auf einmal auch nicht, also hinken wir mit unseren Berichten etwas hinterher.

Unser Ankerplatz im Atoll Tahanea was kurzzeitig richtig voll – es kamen noch zwei weitere Boote an, so dass wir auf einmal zu fünft da lagen.

Auf unserem ersten Spaziergang hatten wir ein kleines Häuschen entdeckt, mit einer Feuerstelle davor. Die Gelegenheit, mal wieder zu Grillen! Also alle Segler gefragt, ob sie mitmachen wollten, am Nachmittag noch Holz gesammelt und mit der untergehenden Sonne versammelten sich alle ums Feuer. Es wurde ein schöner Abend mit neuen und schon bekannten Seglern und vielen spannenden Geschichten.

Sonnenuntergang

Und was macht man sonst so in einem unbewohnten Atoll? Mal wieder eine Nacht durchschlafen, Kuchen und Brot backen, viel Lesen und immer mal wieder am Strand spazieren gehen, die vielen Einsiedlerkrebse bewundern, wie sie unermüdlich an Pandanus-Nüssen schaben, um die Schale zu knacken, ihre Spuren im Sand bewundern, Moränen bei Niedrigwasser zwischen den Korallenblöcken aufscheuchen, seltene Vögel beobachten, Strandgut mitnehmen, Schnorcheln gehen. So viele verschiedene bunte Fische auf einmal wie an dieser Riffkante haben wir auf unserer Reise bisher noch nie gesehen.

Einsiedlerkrebs
Einsiedlerkrebs

Spuren
… und seine Spuren im Sand

Am letzten Nachmittag gingen wir noch einmal „am Rand“ spazieren, Palmenherzen für einen Salat holen, ein paar Muscheln sammeln und Fischchen im seichten Wasser der Lagune anschauen, da stolperte ich fast über einen kleine Pulpo (Oktopus), der gemütlich auf einer Koralle saß. Andreas griff ihn schnell, bevor er ins tiefere Wasser abhauen konnte.

Abends kam der Pulpo in den Kochtopf, er war ganz köstlich und zart – und wir erinnerten uns an unseren ersten Pulpo vor vielen Jahren im Casa Susu in Galicien! Mit einem Glas Weißwein dazu, einmal die Augen schließen und für einen Moment waren wir wieder in Pobra do Caraminal…

Koralle

Moräne
Moräne

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Borstenbrachvogel, ein seltener Zugvogel, der im Sommer in Alaska brütet und in Ozeanien überwintert

Uwasserfisch
Papageienfisch

Uwasserkorallen

Tatau auf den Marquesas

Taiohae
Taiohae ade…

Die Tätowierung, bzw. Tatauierung (Polynesisch) auf den Marquesas ist ein Bestandteil ihrer austronesischen Kultur, die sie mitgebracht hatten, als die Inseln besiedelt wurden. Hier, durch ihre isolierte Lage, entwickelten sich ganz eigene Motive und die Kunst der Tatauierung erreichte eine einzigartige Perfektion. Die Männer erhielten im Teenager-Alter in einer speziellen Zeremonie die ersten Tatauierungen und im Laufe ihres Lebens wurde nach und nach der ganze Körper mit Zeichnungen und Mustern bedeckt. Die Frauen allerdings durften sie nur hinter den Ohren, an Armen, Händen und Beinen tragen.

Tatauierungen waren kostspielig, die Meister wurden meist in Schweinen bezahlt, so dass die Anzahl der Verzierungen sicher auch ein Zeichen des sozialen Status innerhalb eines Stammes bedeutete.

Die ersten Zeichnungen der Tatauierungen gab es von der russischen Expedition unter Krusenstern um 1800. Die schönsten aber hat Karl von den Steinen in seinem dreibändigen Werk „Die Marquesianer und ihre Kunst“ festgehalten. Als er 1897 die Inseln bereiste, fand er allerdings nur noch unter den über 40jährigen Männern Tatauierungen vor. Die Missionare und die französische Kolonialregierung hatten in den vergangenen Jahrzehnten sehr erfolgreich das Verbot der Körperbemalung durchgesetzt, , ebenso wie sie viele andere zeremonielle Traditionen verbaten. Also suchte Karl von den Steinen in entlegenen Tälern und auf der Insel Ua Pou, wo die Gendarmerie nicht alles kontrollieren konnte, alte Tataumeister auf und ließ sich u.a. von ihnen die Motive und Verzierungen aufzeichnen.

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Erst 1985 hob der damalige Bischof der Marquesas Le Cleac’h das offizielle Verbot auf. Dank der Vorlagen aus verschiedenen Büchern, hauptsächlich aber aus dem Werk von Karl von den Steinen, konnte diese Tradition wieder aufleben. Sein Werk ist heute die „Bibel“ der Tataumeister.

Inzwischen ist fast jeder Mann auf den Inseln tatauiert, einige wenige sind über und über mit Zeichnungen bedeckt. Die meisten haben eine Schulter, oder Teile des Oberkörpers oder der Oberschenkel ausgewählt, andere wiederum haben auch im Gesicht Tatauierungen, entweder halbseitig oder vom Hals ausgehend über das Kinn. Oft sieht man auch „work in progress“, wenn schon die Umrisse des nächsten Musters eingezeichnet sind und im nächsten Schritt ausgefüllt werden müssen. Auch viele Frauen tragen inzwischen wieder Tatauierungen, und nicht nur hinter dem Ohr und an den Armen, manchmal sieht man auch auf dem Rücken eine schöne Verzierung.

In früheren Jahrhunderten gab es wohl überwiegend ornamentale Tatauierungen, in der Zeit zwischen den Expeditionen von Krusenstern und den Forschungsarbeiten von Karl von den Steinen kamen auch stilisierte Darstellungen von Menschenköpfen und Tieren dazu. Bischof Le Cleac’h wiederum hat das „marquesianische Kreuz“ eingeführt, das zwischen den Ornamenten auch überall auftaucht und mit Stolz getragen wird.

Seitdem Tatoos auch in der westlichen Welt gesellschaftsfähig geworden sind, legen sich viele Touristen hier unter die Nadel. Und natürlich auch sehr viele Segler, jeder zweite, so scheint es, fährt mit einem Souvenir auf der Schulter oder am Oberarm weiter. Es ist tatsächlich nicht einfach, sich der Faszination dieses Körperschmucks zu entziehen, wenn er hierzulande mit solch einem Stolz getragen wird.

Tänzer

Krieger

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Bein2

Ganzkörper

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Der große Feiertag auf Nuku Hiva

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8Umzug

Wir liegen wieder in der schönen weitläufigen Bucht von Taiohae auf Nuku Hiva. Es ist der 14. Juli, Nationalfeiertag im „Mutterland“ Frankreich und auch hier ein großer Tag zum Feiern. Das Wetter macht mit, der Regen vom Vortag ist einem strahlenden Sonnenschein gewichen.
Bereits um 8h werden feierlich die Flaggen Frankreichs, Französisch-Polynesiens und den Marquises hoch gezogen. Um 9h versammeln sich die Gruppen zum Festzug und ziehen einige hundert Meter an der Uferpromenade entlang bis zur Festhalle neben dem Rathaus. Am Tag zuvor wurde bereits ein großer Baldachin aufgespannt, mit viel Grün und Blumen geschmückt, Stühle darunter aufgestellt. Da sitzen in der ersten Reihe die weltlichen und kirchlichen Würdenträger, dahinter etliche ältere Damen, alle in bunten Kleidern und mit schönen Blumenkränzen auf dem Kopf.

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Erst kommen die Kindergarten-Kinder mit ihren Tanten, dann die Pfadfinder, ein paar Sportgruppen, die Fischer-Genossenschaft, verschiedene Vereine und einige Tanzgruppen. Nicht nur die Tanzgruppen führen ein bisschen was vor, fast alle tanzen mindestens ein paar Schrittfolgen der traditionellen Tänze. Eine kurze Ansprache für den Bürgermeister, eine Blumenkette wird überreicht, dann verteilen sie sich auf den Uferwiesen.

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Begleitet werden sie alle von fünf Trommlern, die in der prallen Sonne neben dem Zelt stehen und unermüdlich die wildesten Rhythmen produzieren!

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Die Feuerwehr sorgt mit ihrem Auftritt für unfreiwillige Komik. Sie marschieren in voller Montur auf, schwere Stiefel, schwarze Uniform, silberne Helme und sollten linksrum sich drehen, um vor dem Bürgermeister stehen zu bleiben. Der Chef aber gibt den Befehl, rechtsrum! Und so drehen sie sich zum Meer und zeigten ihm den Rücken. Großes Gelächter… verwirrte und verlegene Gesichter, aber dann probierten sie es noch mal, und alles ist gut.

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Am Schluss zeigen sich noch die Reiter – in phantasievollen Verkleidungen und mit kunstvollen Paradeschritten führten sie ihre Pferde vor und jeder macht respektvoll Platz. Pferde sind hier noch sehr oft im Einsatz, viele kleine Wege und steile Hänge können nur mit ihrer Hilfe bewältigt werden.

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Neben der Veranstaltungshalle wurden in den letzten Wochen etliche Bauten aufgestellt, Restaurantzelte, Buden… Zwischen den Zelten fängt gleich nach dem Umzug eine der Tanzgruppen an zu tanzen, immer in Begleitung der Trommler.

Tanz1

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Aber der Höhepunkt des Tages war die Darbietung der Gruppe von Fabienne, aus einem der Täler des Ortes.
Vor vier Wochen etwa hatten wir die Gelegenheit eine Probe an einem Abend mit anzuschauen. Fabienne, ganz die strenge Tanzlehrerin und voller Leidenschaft, arbeitete konzentriert mit den Laientänzern aus ihrem Viertel, jung und alt. Jeden Abend, fünf Tage die Woche wurde einstudiert. Von den Proben kannten wir schon etliche der Lieder und Tänze, so dass wir uns auch auf die Kostüme konzentrieren konnten: mit so viel Liebe zum Detail hergestellt, alles aus Naturfasern, Palmenblätter, geflochten oder geringelt, Federn, der Hals-Schmuck aus geschnitzten Knochen bei den Männer, dazu phantasievolle Gürtelschnallen. Die Tätowierungen kommen bei diesen Darbietungen so richtig zur Geltung, mit etwas Ruß die Gesichter geschwärzt und schon sehen die Jungen und Männer ganz schön martialisch aus.
Wir sind von dem Gesamteindruck erschlagen! So unglaublich rasant und schön haben sie getanzt, eine tolle Choreographie war das. Alle diese Tänze zeigen keineswegs eine Südsee-Idylle, es sind eher Kriegstänze, erzählen von Überfällen, Anschleichen, Kämpfen…

Fab2

Fab3

Fab4

Fab6

Am Nachmittag gibt es allerlei Spiele und Wettbewerbe: Boule, Kokosnüsse schälen, klopfen und raspeln, Tauziehen. Die Menschen sitzen in Gruppen zusammen, in der Halle, zwischen den Zelten, am Ufer im Gras, essen, trinken, Kinder hüpfen herum, mit Eis oder Zuckerwatte in der Hand, eine schöne Festtagsstimmung.
Später tritt noch eine Musikgruppe namens „Takanini“ auf, sie zeigen ein sehr schönes Musikvideo, traumhafte Aufnahmen von den Bergen der Inseln, den Menschen, Tänze.
Auf youtube kann man die Videos auch anschauen:
https://www.youtube.com/watch?v=Is8A76bx1rg

Den ganzen Juli über wird gefeiert, auf allen Inseln, jedes Wochenende hat ein spezielles Programm mit Misswahlen, Tanzwettbewerben, bei denen die besten Gruppen der Orte bzw. der Inseln gekürt werden, danach bis nach Mitternacht Disco.
„Rikuheeee! Rikuhiiii!…“, so beginnt der Refrain eines der beliebtesten Lieder, und der begleitet uns noch einige Tage als Ohrwurm (anhören).
Wie gern bliebe ich noch hier, aber wir müssen bald weiter und uns von diesen zauberhaften Inseln verabschieden.

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Tahuata, Marquesas

Anfang Juli

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Ein Gitarrenakkord, dazu die Stimme der Vorsängerin: „Fatueeeh iiihh…“ und die Gemeinde fällt in den Gesang ein. Ein katholischer Gottesdienst zu Ehren des Bischofs, der die Gemeinde besucht, es ist Freitag Nachmittag, die letzten Sonnenstrahlen fallen in die kleine Kirche von Hapatoni.

Blumenschmuck überall, sieben Bankreihen, ein Mittelgang, auf jeder Seite haben 4-5 Erwachsene Platz, dazwischen wuseln Kinder herum, die Kleinsten werden immer mal wieder herum gereicht und geherzt. Weitere Stühle werden hereingebracht, jeder soll sitzen können, so auch wir Segler, die herzlich begrüsst werden. Wir verstehen nicht viel, die Lieder sind auf Marquesianisch, die rezitierten Bibeltexte ebenfalls und der Bischof predigt auf Französisch. Und von Draußen hört man die Brandung, die laut durch die Steine des Ufers rauscht.

Es wird sehr viel gesungen im Gottesdienst, mehrstimmig und stimmsicher, und ganz ohne Gesangbuch, manchmal auch im Wechselgesang der Frauen und Männer. Es klingt so schön und die Freude daran sieht man den meisten deutlich an. Eine ganz eigene familiäre Stimmung herrscht in dem Raum und hinterlässt auch bei uns einen starken Eindruck.

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Kirche von Hapatoni

Eigentlich wollten wir nach Fatu Hiva segeln, wo Thor Heyerdahl vor 80 Jahren etliche Monate zusammen mit seiner jungen Frau als Aussteiger gelebt hat und wo er seine ersten Ideen über die Besiedelung Polynesiens entwickelte, die er dann mit der Kon Tiki beweisen wollte. Aber der Wind drehte und wir hätten noch länger kreuzen müssen, so dass wir beschlossen, die nächste Insel Tahuata anzulaufen.

Hier in der Bucht Hanatefau liegen wir nun schon seit fünf Tagen, das Örtchen Hapatoni mit einer Handvoll Häuser befindet sich eine halbe Meile weiter entfernt am anderen Ende der Bucht.

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Traditionelles Boot mit Ausleger

Vor uns ein schmaler Streifen Strand, dicke graue Steine an denen sich kleine Wellen brechen, dahinter viele Kokospalmen, ihre Blätter fächern sich wie Feuerwerkskörper auf. Der Wald zieht sich die steilen Hänge hoch, alles ist grün bewachsen, in den unterschiedlichsten Schattierungen, vom tiefen satten bis zum zarten Frühlingsgrün, dazwischen rotbraun gefärbte Spitzen der Mangobäume. Immer mal wieder zieht ein Duft nach feuchter Walderde oder Blumen übers Wasser. Am Vormittag dreht eine Delfin-Familie ihre Runden, auch ein Mantarochen segelt gemächlich an den Booten vorbei, seine vegetarische Kost schaufelnd.

4TeiiHaus

Schon wenige Stunden nachdem wir den Anker in dem klaren Wasser auf Sandboden geworfen hatten, klopft es und wir werden gefragt, ob wir nicht mit an Land kommen wollen, es gibt Wildschwein. Gleich gegenüber unter den Kokospalmen ist ein kleines Häuschen zu sehen, da wohnt Tei’i seit gut zwei Jahren. Er hat vorher acht Jahre lang in Tahiti gearbeitet, nun ist er zurück und macht Kopra, wenn er nicht gerade Segler zu sich einlädt oder mit ihnen abends zum Fischen geht. Die beiden Deutschen vom Nachbarboot und ein Einhand-Segler haben schon Kokosnuss geraspelt, Taro-Wurzeln ausgegraben und als wir mit Kuchen und Kaffee dazu kommen, köcheln schon drei Töpfe auf der offenen aus Stein gemauerten Feuerstelle neben dem Haus: das Wildschwein (verwilderte Hausschweine, die gejagt werden), ein paar Bananen und die Taro-Wurzeln. Ein kleiner Blumen- und Gewürzgarten umgibt das Haus, ein paar Limettenbäume verschwinden im Schatten der Kokospalmen und frisches Wasser kommt aus einer Leitung direkt von den Bergen. Nur Strom fehlt ihm noch, die Leitungen des Dorfes reichen nicht bis hierher, darum freut sich Tei’i über Batterien für die Stirnlampe oder ein paar Leinen für sein Pferd.

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Tei’i

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Am Tag darauf nimmt er uns mit zu ein paar Obstbäumen, wir decken uns ein mit Guaven und Pommes Cythère-Früchten, bekommen eine der ersten dicken Mangos geschenkt. Im Ort selber schauen wir uns ein paar alte Steinmauern an und rätseln, was es da früher alles gegeben haben mag.

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Kopra

An einem anderen Tag wollen wir zum Hauptort der Insel, nach Vaitahu, zwei Täler weiter, irgendjemand sagte uns, in anderthalb Stunden sei man da. Ein steiniger Feldweg, immer mal wieder ein kleiner Wasserfall, ein Bächlein, das sich den Weg über die Straße sucht, denn es hat die letzten Tage nachts ordentlich geregnet. Am Wegrand viele Bananenstauden, Papayas, Mangobäume, darunter oft das Gras gemäht, Privatbesitz also, so dass wir im Vorübergehen nur eine Handvoll Limetten von den buschigen Bäumen pflücken.

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Aber der Weg zieht sich, lange Windungen bergauf, immer weiter und dann geht es steil runter nach Vaitahu. Im dortigen Museum wird gerade alles ausgeräuchert, also werfen wir nach einer Ruhepause einen Blick in die Kirche und machen uns auf den Heimweg. Wie gut, dass am Ortsrand ein Pickup vorbei kommt und uns mit nimmt, sonst wären wir erst bei Dunkelheit wieder daheim auf dem Boot. Wir sitzen auf der Ladefläche, die Beine gegen eine Blechtonne gestemmt (der Benzintank?) und lassen uns ordentlich durchschütteln.

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Kirche von Vaitahu

Es fällt mir schwer, mich von dieser schönen Insel und der friedlichen grünen Bucht zu verabschieden. Zum Schluss noch ein Geschenk: die Delfine kommen wieder vorbei, ich nehme Schnorchel und Flossen und hüpfe schnell ins Wasser, suche sie und kann sie auf einmal sehen, wie sie still nach unten schweben, in zwei Gruppen eng beieinander, wie ein gemeinsamer Schwimmkörper, 20 oder 22 zähle ich. Und nach wenigen Augenblicken verschwinden sie…

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Manfred und die Schokoladenfabrik

Auf unserem Spaziergang durch Hakahetau (Ua Pou) treffen wir zufälligerweise auf Therèse, die ihrer Tante im Dorf bei der Verarbeitung von Brotfrüchten hilft. Wir werden zum Kaffee eingeladen und erfahren, dass ihr Mann aus Deutschland sei. Mit einer schweren Tasche voller Pampelmusen und einer Brotfrucht zum Grillen verabschieden wir uns, sind aber für den nächsten Tag um 7h an der Hafenmole verabredet: sie wohnen etwa drei Kilometer weit weg, das erste Mal fahren wir mit einem Pickup das Tal hoch.

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„Manfred Ville“ lesen wir über dem Tor, zwei junge Hunde kommen den Weg herunter gerannt, außer sich vor Freude, dass Therèse wieder da ist. Blumen und bunt gemusterte Sträucher säumen den Weg zum Haus, ein kleiner Swimmingpool mit Gartenmöbeln kommt in Sicht, Obstbäume, Pflanzen in Töpfen. Hühner mit ihren Küken picken im Garten, Hähne stolzieren dazwischen herum.
Manfred muss erst die Hunde wieder beruhigen, bevor wir ihn begrüßen können.

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Manfred Drechsler

Wenig später sitzen wir alle, Jonas der Segler ist mit uns mitgekommen, in der gemütlichen Küche bei frisch gebackenem Brot und Guavenmarmelade, um uns herum wuseln Katzen und Kätzchen, und auf unsere Frage, seit wann Manfred denn hier lebt, beginnt er, aus seinem Leben zu erzählen.

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Er war Handwerker, Fliesenleger, besaß eine Sauna in der Nähe von Münster. Irgendwann hatte er zu viel Ärger um die Ohren und „die Schnauze voll“ und nach einem Bericht über die Südsee, Tahiti, beschloss er von einem Tag auf den anderen, dorthin auszuwandern. Der Neubeginn war nicht einfach, aber dann lernte er Hubschrauber und Kleinflugzeuge zu fliegen und verbrachte ein paar spannende Jahre in Tahiti. Vor zwanzig Jahren hat er zusammen mit seiner Frau Therèse dieses Grundstück gekauft und sich da ein kleines Paradies eingerichtet.

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Das Haus gebaut, den Hang gerodet, Strom kommt aus einem selbst gebastelten Kraftwerk, das Wasser aus den Felsen nutzend. Und jede Menge Obstbäume hat er angepflanzt, neben Mango, Sternfrüchten, Papaya, Pampelmusen, Orangen und Limetten hat er Macadamia-Bäume, Linsensträucher, ein paar noch kleine Kaffestauden und Kakaobäume!

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Linsenstrauch

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Makadamia-Nuß

Stolz erzählt er, wie lange er ausprobiert hat, um die richtige Konsistenz für seine Schokolade zu finden und die passende Füllung für Pralinen dazu. Dann holt er aus dem Kühlschrank die Formen und lässt uns probieren: ein Gedicht! Dunkelste Schokolade mit Limettenfüllung und Ganasche. Und seine neueste Kreation, Pralinen mit einer Füllung aus Macadamia-Nüssen. Wir sind begeistert und kaufen etliche Pralinen und Schokolade pur als Tafel. Im Kühlschrank hält sie sich wunderbar.

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Pralinen mit Limettenfüllung

Manfred zeigt uns noch einen Artikel in der Zeitschrift „Klettern“ und einen langen Bericht im Jahrbuch des Deutschen Alpenvereins von 1999 über Bergsteigen auf den Marquesas. Zwei deutsche Bergsteiger sind in dem Jahr die imposanten Felsen von Ua Pou das erste Mal hochgeklettert. Sie campierten bei Manfred im Garten und einer von ihnen drehte dann noch einen Film, den wir uns gemeinsam anschauen.

Therèse und Manfred packen uns zwei schwere Taschen voller Obst ein, das uns später mit dem Pickup nachgeliefert wird. Wir laufen den Weg zurück zu Fuß hinunter.

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Am nächsten Tag gehen wir noch mal zu ihnen hoch mit frisch gemahlenem Vollkornmehl (Weizen, Roggen) und Trockensauerteig. Vorher noch machen wir einen Abstecher zum Wasserfall, zusammen mit den drei schwedischen Seglern. Die letzten Meter müssen wir über ein paar Felsen klettern, jede Menge Stechmücken überlisten, aber das Wasser in dem Naturschwimmbecken vor dem Wasserfall ist herrlich erfrischend!

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Bambus wächst hier in den Bergen! Mit der Machete bewaffnet schlägt Andreas eine Stange davon ab, wir können sie gut zum Ausbaumen der Segel bei leichtem Wind verwenden.

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Ich würde, wie immer, gerne noch länger bleiben, an diesem ersten Juliwochenende beginnen die ersten Feste, aber am Samstag wollen wir los, es gibt Wind mit einer Nordkomponente, der uns zur nächsten Insel bringen soll – auf nach Fatu Hiva!

Ua Pou, Marquesas

1Anfahrt

Ua Pou (23.06. – 02.07.2016)

Schon von Weitem kann man bei der Anfahrt auf die Insel Ua Pou die Zuckerhüte erkennen– meistens ist der höchste Berg in Wolken gehüllt.

In den nächsten Tagen geht unser erster Blick in der Früh immer die Berge hoch, jedes Mal ein anderes Schauspiel von Licht, Schatten und Wolken.

Hinter dem Wellenbrecher wird an der Hafenanlage von Hakahau gearbeitet, den engen Platz zum Ankern teilen wir uns mit einer Handvoll Booten. Auf Ua Pou leben etwa 2000 Menschen, die Hälfte davon in Hakahau, der Ort zieht sich in einem breiten Tal die Hänge hoch.

Neben dem mit Blumen geschmückten Rathaus, in dem die Angestellten Blumenketten tragen oder eine Blume hinter dem Ohr (Männer wie Frauen), befindet sich das Haus der Kunsthandwerker, drinnen der Verkaufsraum. Draußen im schönen Innenhof wird an Holzstücken geschnitzt. Gegenüber kann man im Café der Kooperative Kaffee trinken, zu Mittag essen. Etliche Marmeladen und Honig werden angeboten, aber außer ein paar Pampelmusen, gibt es nichts Frisches zu kaufen. Die Menschen hier sind alle Selbstversorger oder verschiffen ihre Produkte nach Tahiti und es kommen wohl zu wenig Segler vorbei, um einen solchen Markt am Leben zu erhalten.

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Wir spazieren durch den Ort, überall schöne gepflegte Gärten mit Obstbäumen, Brotfrüchte hängen schwer herunter, Blumen überall, kunstvoll angelegte Sträucher statt Zäunen. Auf einer Veranda hängen Bananenstauden zum Reifen, daneben ein paar Brotfrüchte. Eine vorsichtige Frage an die Frauen, die gemütlich im Schatten sitzen, ob wir eine der Brotfrüchte kaufen könnten. Nein, das geht nicht, sie wird uns einfach geschenkt!

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Wir holen frisches Baguette von der Boulangerie, finden zwei Supermärkte und die Kirche. Die ist, genau wie der Versammlungsraum am Ufer weiter unten, mit lilafarbenen Girlanden und weißen Blumen geschmückt, sogar die hölzerne Jesus-Figur über dem Altar trägt eine Blumengirlande, denn später am Tag findet eine Hochzeit statt. Bekannt ist diese Kirche für die Schnitzereien am Fuß der Kanzel – ein Netz voller Getier und menschlicher Figuren.

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Auf dem Weg zur nächsten Bucht genießen wir das schöne Panorama der Insel und staunen über die winzige direkt am Hang gelegene Piste des Flughafens. Durchstarten geht nicht, da muss die Landung genau erfolgen.

10Flughafen

Hakahetau gefällt uns ausgesprochen gut! Vom Dörfchen sieht man erst einmal kaum was, so viele Bäume stehen am Ufer. Nur eine kleine Kirchturmspitze ragt hervor und aus dem kleinen Versammlungsraum hören wir Trommeln und Gesänge, die Kinder üben Tänze ein.

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Überrascht entdecken wir gleich am Strand zwei große Schautafeln: eine über die schützenswerte Fauna und Flora der Insel, die andere mit einem Plan des Dorfes und des Tales, die Sehenswürdigkeiten aufgelistet, die Wanderwege, zwei Wasserfälle, die archäologische Stätte. Alles in Marquesianisch, auf der Rückseite in Französisch und Englisch erklärt. Weitere Tafeln sind im Ort verteilt, z.B. über die besondere Form der Felsentürme von Ua Pou, vulkanischen Ursprungs, die Lava wurde wie ein Pfropfen nach oben gepresst. Uns erinnern die Felsen an die der Seiser Alm in Südtirol, hier im Miniaturformat.

11Hakahetau

Direkt an der kleinen Hafenmole ist ein hoher hellgelber Felsen mit ausgewaschenen Mulden davor – ein idealer Grillplatz, so ganz ohne Sandfliegen. Wir verabreden uns tags darauf mit Jonas, einem schwedischen Einhandsegler, ein junges schwedisches Paar kommt dazu. In der Abendsonne glüht der Felsen, später im Schein des Feuers. Die Fragen über das Wohin und Woher, Reparaturen am Boot, Tipps für die Weiterreise füllen den Abend, wir könnten noch länger da sitzen. Aber dann ist das Feuer so langsam herunter gebrannt und der Kopf brummt schon etwas vom selbst gebrauten Bier, das der Nachtwächter am Hafen mit uns teilt, und wir teilen mit ihm unser „Balboa“-Bier von Panama.

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Ziege in Kokosmilch

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Wenige Meilen entfernt vom Hauptort der Insel Nuku Hiva liegt eine einladende Bucht, die nur mit dem Boot zu erreichen ist. Hier liegen wir sicher vor Anker, zwei malerische Täler vor uns, Hakatea, mit einem kleinen Streifen Sandstrand und Hakaui, das tief ins Landesinnere führt, bis zu dem spektakulären Wasserfall, den Andreas bereits im vorherigen Beitrag beschrieben hat. Auf der einen Seite erheben sich schroffe scharfkantige Felsen, hinter denen die Nachmittagssonne schon früh verschwindet.

Gleich das erste Haus im Tal gehört Kua und Teiki, umgeben von einem großen schön gepflegten Garten, mit Obstbäumen, blühenden Sträuchern und Kräuterinseln, eine Idylle. Hühner laufen frei herum, an einem Baum angebunden, verspeist das Hausschwein genüsslich die leicht vergorenen Sternfrüchte.

Bei Kua und Teiki kann man mittags köstlich essen, am besten meldet man sich einen Tag vorher an: dann gibt es wahlweise Süßwasser-Krabben, die in der Nacht davor einzeln(!) im Bach gefangen wurden, oder aber wilde Ziege, die Teiki in den Bergen gejagt hat. Beides wird in Kokosmilch gekocht. Dazu gibt es Reis, Taro-Wurzeln aus dem Tal, frittierte Brotfrucht und gelbe süße Bananen, Salat aus grünen Papayas, zum Durstlöschen Limettensaft und zum Abschluss einen Fruchtsalat. Alles frisch aus dem Tal.

Auch wir sitzen mittags gemütlich bei ihnen am Tisch, zusammen mit der jungen Mannschaft des dänischen Segelschiffes „Nordkaperen“, eine fröhliche Gesellschaft. Den jungen Leuten schmeckt es so gut, dass sie sich für den nächsten Tag gleich noch einmal zum Essen anmelden.

Die anderen Muktuks kennen Kua und Teiki bereits von ihrem letzten Aufenthalt vor drei Jahren, sie sind mit ihnen befreundet und wir werden ganz selbstverständlich mit einbezogen.

So auch zu einem gemeinsamen Abend an Land. Christiana, die Freundin von Alexandra und Karl, die aus Österreich gerade zu Besuch ist. Teiki geht mittags in die Berge, um eine Ziege zu jagen, die auf den Grill kommt,  die Segler sorgen für die Beilagen und den Nachtisch. Es wird ein unvergesslich schöner und gemütlicher Abend!

Abend
Mit Jan und Noah

Kua hat einen Auftrag, Palmwedel für das Dach des Yachtservice in Taiohae zu flechten, wir dürfen mithelfen. Unter der geduldigen Anleitung von Kua darf jede von uns mit einen Zweig üben, am geschicktesten aber stellt sich Noah an, er hat den Dreh am schnellsten raus.

alleFlechten
Christiana, Birgit, Kua, Alexandra und Noah

Kua
Kua

JanTeikiKarl
Jan, Teiki und Karl

Wie aber sollen die Palmwedel nach Taiohae gelangen? So lange die anderen Muktuks da sind, müssen Kua und Teiki nicht extra ein Motorboot mieten, sie übernehmen etliche Male den Transport von wahlweise Palmwedeln, Säcken voller Limetten und Kopra für den Markt in Tahiti. Bei Hochwasser kommt erst alles ins Dinghi, dann an Bord und zusammen mit Kua und Teiki geht es in die Inselhauptstadt. Auch wir springen einmal ein und bringen die beiden zurück in ihre Bucht nach Hakaui. Immer mit dabei das kleine Hündchen und die große Kühlbox, auf dem Rückweg mit Vorräten und Eis gefüllt.

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Teiki

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Teiki und Kua

Kua ist die Liebenswürdigkeit in Person, sie strahlt eine solche Herzlichkeit und Ruhe aus, organisiert und behält den Überblick. Ihrer Großfamilie gehört seit Jahrhunderten der Grund in dem Tal „der Könige“. Ihr Mann Teiki steckt voller Energie, ist lebhaft und gleichzeitig konzentriert bei allem, was er tut. Er kann sich ohne Probleme mit uns unterhalten, in einer wilden Mischung aus Französisch und Englisch. Beide müssen unglaublich viel arbeiten, nicht nur den großen Garten in Stand halten und die Segler verköstigen, weiter hoch im Tal haben sie Limettenbäume, Bananenstauden, Papayas, Pampelmusen und Pommes Cytheres, die gepflegt und geerntet werden müssen. Und nicht zuletzt die vielen Kokospalmen: das Fleisch der Kokosnüsse, wird getrocknet, zu Kopra verarbeitet und nach Tahiti weiter verschifft.

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Pampelmusen

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Papaya

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Peperoni

Und noch etwas, für Segler: Bei ihnen kann man sich wunderbar mit frischem Obst eindecken, bevor man die nächste längere Überfahrt in Richtung Tahiti plant – Bananenstauden, säckeweise Pampelmusen, Sternfrüchte und Limetten. Kaufen oder Tauschen, beides ist möglich. Und es gibt gutes Wasser aus den Bergen, das man in die Tanks füllen kann: Gleich bei der ersten Hütte, wenn man den Fluss ein Stück hoch fährt, befindet sich der Wasserhahn.

Nuku Hiva, Tikis in Hatiheu

1aLagune

Im Norden der Insel liegen wir in Anaho, der bisher ruhigsten Ankerbucht, einer Lagune gleich, bei Niedrigwasser kann man sogar von Land aus auf Oktopus-Jagd gehen. Zwei, drei Häuser am Strand, Blumen, Kokospalmen, Brotfruchtbäume.

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Von hier aus wollen wir in die nächste Bucht wandern zu einer Ausgrabungsstätte. Der vorsichtige Blick den Berg hoch, die berechtigte Frage, schaffen wir diese Höhenmeter nach so langer Zeit auf See?

Die Regenfälle der letzten Tage haben den Weg aufgeweicht, Ameisen zu Tausenden sind unterwegs, um aufzuräumen. Leider krabbeln sie auch an unseren Beinen hoch. Verschnaufen oder Fotografieren ist fast unmöglich, da hilft nur, ständig mit den Füssen stampfen, um die Viecher abzuschütteln oder stetiges Gehen. Hinzu kommt die schwüle Hitze, wir sind froh um jeden Zentimeter Schatten. Oben auf dem Kamm ist der Blick atemberaubend und jegliche Mühsal vergessen.

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Und, oh Wunder, beim Abstieg sind die Ameisen verschwunden, jetzt müssen wir nur aufpassen, dass wir nicht ausrutschen. Ein kleiner Bach, in dem wir unsere schlammigen Sandalen und Zehen reinigen können, und schon sind wir wieder einigermaßen vorzeigbar, denn unten im Tal liegt das Dörfchen Hatiheu.

Eine schöne Uferpromenade mit Skulpturen zeitgenössischer Künstler, eine Kirche mit blühendem Garten und ein atemberaubender Blick auf die Felsen der Bucht.

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Ein letzter Anstieg in der beginnenden Mittagshitze und nach 20min wir erreichen unser Ziel: Te I’poka, eine ehemalige Siedlung mit Kultstätte und einem Festplatz. Am Rand steht ein wiederhergestelltes Wohnhaus auf einem Paepae, einem brusthohen Sockel aus Steinen, geschützt vor zudringlichen Wildschweinen. Das Haus ist mit Palmenzweigen bedeckt, nach einer Seite hin offen, davor wurde gekocht, gearbeitet. Hier wurden auch die Brotfrüchte auf großen Steinen zu Brei gerieben, der dann in ein mit Steinen ausgelegtes Erdloch gefüllt und mit Blättern zugedeckt wurde. Dort konnte der „poi“ gären, war über Monate haltbar für die Zeit, wo die Bäume wenige oder keine Brotfrüchte tragen.

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Ein riesiger Banyan-Baum erhebt sich nicht weit davon im Wald. Früher waren diese Bäume „tapu“, also tabu, Gebeine von Toten wurden hier gefunden.

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Zuletzt schauen wir uns noch ein paar Tikis an, schöne alte Steinskulpturen. (Unter den Begriff„Tiki“ fällt eigentlich jegliche Skulpur oder Schnitzerei, sei es aus Stein, Holz oder Knochen.)

Diese beiden Figurengruppen stehen deutlich sichtbar auf einer Mauer des Festplatzes. Letztere stellt eine Frau dar, mit Perlmutt-Kopfschmuck, Halskette und einem kleinen Kind im Schoß.

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Diese Figur steht etwas im Abseits, ist auch eine der ganz typischen Tikis, und gar nicht so groß:

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Doch nun knurrt der Magen und im Eiltempo gehen wir zurück ins Dorf zu „Chez Yvonne“, einem Restaurant mit tollem Meeresblick und köstlicher Küche. Solcherart gestärkt und von einem Regenschauer erfrischt, schaffen wir den Rückweg mühelos zurück zu unseren Booten.

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