Hundertwasser in Kawakawa

Öffentliche Toiletten gibt es in Neuseeland überall in jeder noch so kleinen Ortschaft, sauber und in Ordnung gehalten. Eine davon hat sich zu einem Touristenmagnet entwickelt: die Hundertwasser-Toilette in Kawakawa.
Friedensreich Hundertwasser in Neuseeland? Für Fans des Architekten sicher keine Neuigkeit. Hier, auf der Nordinsel, im „Northland“, verbrachte er die letzten 25 Jahre seines Lebens. Und hier gibt es diese kleine architektonische Seltenheit, von ihm konzipiert und gebaut. Gleichzeitig auch sein letztes Projekt, bevor er im Jahr 2000 starb. Hundertwasser, heiß geliebt oder polemisch bekämpft… wie auch immer, die reich verzierten Bauten von Hundertwasser locken überall auf der Welt Touristen an.
In Kawakawa ist eigentlich nicht viel los, es hat nur diese Attraktion zu bieten. Kleine Imbisse und Läden mit Kunsthandwerk, Postkarten und Krimskram haben sich auf den täglichen Ansturm der Touristen eingerichtet, die mit Reisebussen oder eigenem Auto anreisen. Am späten Nachmittag versinkt der Ort dann wieder in seine gewohnte Ruhe…
Sogar ein Flyer wurde eigens für diese Toilette gedruckt! Dieser verweist auch auf die Stiftung, die Hundertwassers Vermächtnis verwalten möchte, u.a. seine ökologischen Ideen, seine Verbundenheit mit der Natur und den Menschen in Kawakawa.
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Opua – Paihia

baumrotDie freundliche Dame vom „General Store“, dem kleinen Supermarkt in Opua, drückt uns eine Karte in die Hand und zeigt uns, wo der Fußweg nach Paihia entlang führt, zum nächstgrößeren Ort. Immer am Ufer entlang, es sei ganz einfach.

Mit Regenjacke im Rucksack und festen Schuhen stiefeln wir los, aber wir haben Glück, den ganzen Tag scheint die Sonne! Es ist eine Freude, nach so vielen Tagen auf See mal wieder ein, zwei Stunden lang nur zu gehen, sich zu bewegen.
aussicht1Und das in einer so malerisch schönen Gegend: auf der einen Seite das Wasser, auf der anderen Seite das satte Grün. So viele neue unbekannte Blumen, Sträucher und Bäume entdecken wir am Wegrand, ab und zu sehen wir auch bekannte Pflanzen, Gänseblümchen, Schafgarbe, die wahrscheinlich von den Europäern hierher gebracht wurden. Beeindruckend sind auch die vielen Farnbäume mit ihren „fiddle-heads“, den schönen schneckenförmigen Blättern, die sich noch auffächern müssen.fiddlehead

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blumen1Es ist ein leichter Weg, mal eine kleine Steigung, ein herrlicher Blick auf die Buchten von oben, dann geht es wieder runter zum Ufer, erst kommt ein schöner Strand voller Austernmuscheln, dann noch einer. Viel Wald, Wiesen, Ferienhäuser, ein kleiner Campingplatz mit jungen Leuten, die Kricket spielen, später unterhalten wir uns mit einer Maori-Familie, die Netze im Wasser ausgelegt hat und schon einen ganzen Eimer voller Fische beisammen hat.???????????????????????????????Eine Handvoll Salat fürs Abendessen…

Der Weg ist gut ausgeschildert, immer mal wieder gibt es Übersichtspläne zur Orientierung. Die Bohlenwege zwischen den Mangroven sind mit dünnen Metallgittern ausgelegt, damit man bei Regen und Nässe nicht ausrutschen kann. Und es gibt, nach langer Zeit mal wieder, Gebots- und Verbotsschilder…schild

In Paihia selber ist es trubelig, Ferienstimmung, ein verlängertes Wochenende, der Montag ist Feiertag, „Labor day“ und in Neuseeland das erste lange Wochenende mit schönem Wetter. Die Leute laufen in T-Shirts, Sommerkleidern und Flip Flops herum, haben aber sicherheitshalber die Daunenweste mit dabei…

Wir lassen uns von der Stimmung anstecken, bummeln durch den Ort, ein uriger Pub mit Tischen draußen in der Sonne, wir setzen uns hin und schauen den Möwen zu, die vom Nebentisch die Reste klauen, bevor der Kellner zum Abräumen kommt.
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Eisdiele, Buchhandlung, Supermarkt, schwer beladen mit unseren Einkäufen stehen wir später an der Straße nach Opua und halten den Daumen raus.

Kia ora! Hello, how are you?

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Als wir in die Bay of Islands hinein segelten, empfing uns ein unglaublich intensiver Duft, eine Mischung aus gemähter Wiese, süßlich wie ein blühendes Rapsfeld, nasser Wald und Kuhmist – Frühling in Neuseeland!

Eine verzweigte Fjordlandschaft, überall Segelboote, die vor Anker oder an Bojen schaukeln. Das Land alles in allem Grün, etwas felsig, manchmal ein kleiner Strand, viel Wald, ein paar Felder, dazwischen Häuser.

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Seit zwölf Tagen liegen wir nun in der Marina von Opua: immer noch glücklich, dass wir die lange Strecke durch den Pazifik geschafft haben und froh darüber, in Neuseeland zu sein. Es gefällt uns so gut hier!

Opua ist eigentlich ein kleines Dorf mit einer Marina, die momentan durch Ausbauten ihre Liegeplätze verdoppelt. Um die Marina herum haben sich etliche Handwerksbetriebe angesiedelt, zwei gut sortierte Läden für Bootsbedarf, eine Werft. Dazu ein gemütlicher Yachtclub für abends auf ein Bierchen oder ein leckeres Abendessen, ein genauso gemütliches Café mit sehr gutem Kaffee für tagsüber, ein kleiner Supermarkt mit frischem Brot und Croissants in der Früh. Was will man mehr? Vielleicht einen Bus zum nächst größeren Ort? Demnächst, wenn der große Pulk der Segler von Tonga und Fidschi hier ankommen wird.

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Denn ohne Auto ist man hier begraben. Aber „hitchhiking“, per Anhalter fahren, ist kein Problem und man lernt auf diese Art viele nette Leute kennen.

Sonnenhungrige und urlaubsreife Leser mögen diesen Abschnitt bitte überspringen:

Wir haben frühlingshaftes Wetter, tagsüber in der Sonne ist es angenehm warm, abends braucht man Pullover und Jacke, in der Koje dicke Decken, hin und wieder ziehen Regenschauer über uns hinweg. Nach fast zwei Jahren mit der Muktuk in den Tropen bei 30-35°C im Schatten ist es herrlich, wieder gemäßigte Temperaturen und Jahreszeiten zu haben. Wir können wieder normal arbeiten und sind nicht bereits nach 2-3 Stunden kaputt und wir können nachts besser schlafen, fühlen uns trotz dem Mehr an Arbeit viel fitter.

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Ja, die Arbeitsliste ist sehr lang und es gibt viel zu tun. Trotzdem haben wir keinen Stress, hier gibt es eigentlich alles, was man braucht: einfach in einen der beiden Läden marschieren und schauen, meistens haben sie die Schrauben, Farben, Pinsel, Winschen, 3Farben-Laternen und was nicht mehr vorrätig. Und wenn nicht, so können diese bestellt werden und sind innerhalb von zwei Tagen da!

Nur unsere Ankerwinsch ist noch nicht da. Eigentlich schon, von Europa nach Neuseeland brauchte sie nämlich nur 3 Tage. Aber vom Zoll zu uns, das dauert… Bruce von der Firma Seapower, der die neuen Löcher sägen und die alten dafür zu schweißen soll, ruft dort täglich an, und unterhält sich freundlich mit der jeweiligen Sachbearbeiterin, bei der die Ankerwinsch gerade in Bearbeitung ist. Ja, vielleicht wird sie morgen frei gegeben? Mal sehen.

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Neue Segel sind fällig, bevor wir die Bestellung aufgeben, müssen die alten genau ausgemessen werden. Am besten geht das auf dem großen Parkplatz vor der Marina am Sonntag Nachmittag, da ist viel Platz, um die Segel auszubreiten.

Die Neuseeländer, die wir bisher getroffen haben, sind alle so offen und freundlich und sehr witzig. Wir müssen uns allerdings noch etwas an die ungewohnte Aussprache gewöhnen und fragen öfters mal nach. Jede Begrüßung beginnt mit „Hello, how are you?“ Diese Höflichkeiten müssen ausgetauscht werden, bevor man das Gespräch beginnt bzw. seine Frage loswerden möchte. Auch daran müssen wir uns gewöhnen, aber das tun wir gerne…

Ankerbuchten und Wale

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Irgendwann wollen auch wir Wale sehen. Hier in der ruhigen geschützten Inselwelt von Vava‘u tummeln sich die Buckelwale. Es ist ihre Kinderstube, sie kommen jedes Jahr aus der Antarktis hierher, um ihre Jungen zu gebären, zu säugen und zu erziehen, so dass sie fit sind für die lange Reise zurück in die Antarktis. Dort futtern sie sich wieder Speck an und los geht es, zurück nach Vava’u.

Wir haben Glück und sehen schon bald eine kleine Gruppe von Weitem blasen, zwei Boote mit Touristen ganz in der Nähe, es wird Schwimmen mit Walen angeboten. Erst einmal aber suchen wir die „Mariner’s Cave“, eine berühmte Höhle, in die man nur hinein gelangen kann, wenn man einen vier Meter langen Tunnel zwei Meter unter Wasser entlang taucht. Wir haben zwar die Koordinaten, aber der Zugang ist für uns nicht zu sehen. Doch dann hält ein Boot mit Tauchern und ihrem Führer davor an, und Andreas kann mit der Gruppe mit schwimmen. Ich bleibe auf der Muktuk und treibe, denn ankern kann man davor nicht, es ist viel zu tief. Andreas kommt begeistert zurück, ein einmaliges Erlebnis!

Wir fahren ein bisschen näher an die Walgruppe heran und freuen uns am Anblick ihrer schönen schwarzen Rücken und der gewaltigen Flossen, die sie bei ihren Sprüngen zeigen, bevor sie weiter ziehen und wir die Segel wieder setzen und zu unserer Ankerbucht in der Lagune von Honga zu fahren. Dort bleiben wir einige Tage, es ist windstill drinnen, ruhig und nachts können wir ohne Streulicht vom Land die Milchstraße und Millionen von Sternen bewundern.

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Auf der Insel gegenüber haben sich Elke und Werner niedergelassen, Land gepachtet, ein Haus gebaut und einen schönen Garten angelegt, ehemalige Langzeitsegler, der Trans-Ocean-Stützpunkt von Tonga. Wir besuchen sie in ihrem kleinen Paradies und machen einen Spaziergang über die Insel.

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Einheimischer Garten mit hohen Yamsgewächsen

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Yams, die noch eingegraben werden sollen

Ein paar Ankerbuchten weiter in der schönen Inselwelt treffen wir David und seine Frau Hika, drei ihrer elf Kinder leben noch mit ihnen auf ihrer kleinen Insel, die anderen sind schon aus dem Haus bzw. in der Schule in Nuku’alofa. Als sie hören, dass wir aus Deutschland sind, freuen sie sich sehr, denn Davids Urgroßvater war ein Deutscher, der sich lange vor dem 2. Weltkrieg auf Tonga niedergelassen hatte, die Insel für 150 Jahre gepachtet und mit dem Anbau von Kopra begonnen hatte. David nennt uns seinen Nachnamen, Woolfgramm, die tonganische Version von Wolfgang oder Wolfram?

Hika und David sichern sich ihr Einkommen, indem sie u.a. für die Segler am Samstag Abend ein Fest vorbereiten und kochen. Auch wir wollen mit dabei sein und sehen, dass im Laufe des Tages sich die Bucht mit immer mehr Booten füllt: Abends finden sich insgesamt 34 Segler zusammen. Ein Spanferkel wird am Spieß gedreht, Hika und ihre große Tochter Andrea bringen eine Schüssel nach der anderen auf den Tisch, Fischgerichte, Fleischgerichte, Salate, gekochte Süsskartoffeln und Yamswurzeln, es schmeckt alles ganz köstlich! So gut haben wir schon lange nicht mehr auswärts gegessen. Es ist ein wunderschöner stimmungsvoller Abend und wir sind, wie immer, die letzten Gäste und unterhalten uns noch lange mit Hika und David.

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„Nofo a“ – auf Wiedersehen und wir kommen gerne wieder!

Sonntag in Tonga…

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… ist ein absoluter Ruhetag und Familientag zugleich. Es darf unter keinen Umständen gearbeitet werden und auch die Segler werden allenthalben gebeten, an diesem Tag auf sichtbare Arbeiten zu verzichten. Lediglich die Hotels und Resorts für die Touristen sind aktiv und geöffnet. Um 10.00h beginnt überall der Gottesdienst und danach setzen sich die Familien zusammen zum „Sunday feast“, in kleineren Gemeinden kommen sogar alle zusammen und es wird reihum gekocht.
Die überwiegende Mehrheit der Tonganer gehören der Free Wesleyan Church, der Katholischen Kirche oder der Free Church of Tonga an.
Wir suchen uns für den Besuch des Gottesdienstes am Sonntag die große katholische Kirche in Neiafu aus. Die Kirche ist voll besetzt, später Kommende werden von einem Art Platzanweiser verteilt.
Die Ministranten, in Weiß und mit einer hellen Bastmatte umwickelt gehen hinter dem Priester nach Vorne, die Gemeinde beginnt zu singen und der Raum ist schlagartig erfüllt mit klangvollen Stimmen. Der Kirchenchor sitzt in den ersten 10 Reihen auf der linken Seite, davor steht der Dirigent, ihm zur Seite steht ein kleiner Junge auf der Bank, vielleicht 8 Jahre alt, der begeistert mit dirigiert. Die meisten Lieder singen alle auswendig mit, auch die Vielstimmigkeit kommt nicht nur vom Kirchenchor.
Wir verstehen nicht viel, außer einem Bibeltext, der auf Englisch vorgelesen wird, wird der ganze Gottesdienst in tonganischer Sprache abgehalten. Dafür habe ich umso mehr Muße auf die Musik zu achten oder mir die festliche Kleidung der Menschen anzuschauen. Die Frauen tragen alle schöne Kleider, dazu entweder eine Bastmatte oder einen geflochtenen Gürtel, von dem kunstvoll gehäkelte Blumenstreifen herunterhängen. Die Männer haben alle ein dunkles Hemd an, dazu eine feine Hose oder einen dunklen Rock und ebenfalls eine Bastmatte umgebunden. Die Bastmatten sind eine Augenweide, manche ganz einfach, andere wiederum mit schönen Mustern, teilweise farblich abgesetzt.
Nach der Kirche klickt unser Fotoapparat, und auf meine Frage, ob ich ein Foto machen darf, wird jedesmal freudig gelächelt und zugestimmt.

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Ene’io Botanical Garden

bucht Auf Vava’u herrscht momentan ein Benzin-Notstand, die Tankstellen sind geschlossen. Im Cruisers-Net am Morgen wird täglich darüber berichtet, ob und wann das Versorgungsschiff Fidschi verlassen habe, es wird wild spekuliert, wann es hier ankommen würde. Trotzdem bekommen wir einen kleinen Mietwagen für einen Tag und fahren in der Früh als erstes zum Botanischen Garten an der Südspitze der Hauptinsel. Dort haben wir uns für 10.00h zu einer Führung angemeldet. Haniteli Fa’anunu, der Besitzer, begrüßt und beide ganz herzlich, wir sind an diesem Tag die einzigen Besucher. Erst einmal setzen wir uns an einen Tisch in seinem Restaurant mit dem herrlichen Blick auf die Ene’io-Bucht und er beginnt zu erzählen. haniteli Bei der Landreform in den 50er Jahren erhielt jeder Mann in Tonga ein Stück Land. Als achter Sohn der Familie fiel für seinen Vater das damals unattraktivste Stück Land ab, das am Strand lag. Darauf pflanzte sein Vater die vorgeschriebenen 54 Kokospalmen. Haniteli konnte als junger Mann mit Hilfe von Stipendien aufs College gehen und anschließend in Hawaii Agrarwissenschaften studieren. Später arbeitete er in Nuku’alofa im Landwirtschaftsministerium und baute im Laufe der Jahre mit Hilfe seines Vaters nach und nach den Garten auf. Nun ist er schon länger im Ruhestand und kann sich zusammen mit seiner Frau um alles kümmern. Im Botanischen Garten wuchert es üppig, hohe Kokospalmen, viele verschiedene Bäume, blühende Sträucher, Gräser, dazwischen Wege angelegt. Haniteli hat Schilder mit ausführlichen Infos anfertigen lassen, und er kann zu jeder Pflanze kenntnisreich erzählen, wo sie her kommt, wofür sie verwendet wird, wie sie in seinen Garten gelangt ist, dazwischen streut er Geschichten über Tonga ein, über berühmte Besucher wie z.B. Mel Gibsons Sohn, Mitglieder der Königsfamilie oder ein Team von National Geographic. beschrift1 beschrift3 hibiskus Nach zwei Stunden schwirrt uns der Kopf vor lauter Namen und es ist Zeit fürs Mittagessen. „Fish and chips“ mit Süßkartoffeln, leckeren Saucen, Salat und dazu weiteren unterhaltsamen Gesprächen mit Haniteli. Ein schöner und spannender Vormittag war das! buntstrauch ??????????????????????????????? aussicht Wir fahren weiter, die Karte der Insel hat ein paar Aussichtspunkte verzeichnet, zu denen wir noch hin wollen, es ist ein herrlich sonniger Tag. In einem Dorf sehen wir ganz viele Menschen um ein Haus herum im Schatten beisammen sitzen und singen, Autos halten an, noch mehr Leute steigen aus und gehen zum Haus, auch wir halten an und fragen, was mitten in der Woche an einem Nachmittag da los ist. Eine 80jährige Frau ist in der Nacht verstorben und nun versammeln sich Verwandte und Freunde zur Trauerfeier. Sie tragen alle Schwarz und die geflochtene Matte wie eine Art Rock mit einem ebenfalls geflochtenen Gürtel um die Hüften gebunden. Wir werden freundlich eingeladen, uns dazu zu setzen. Die Frau, neben der wir sitzen, fragt uns sogleich, woher wir kommen, wie es uns auf Tonga gefällt, und sie erzählt uns, dass ein paar Stunden lang zu Ehren der  Verstorbenen gesungen wird, bevor sie beerdigt wird. Es ist ihre Tante, und sie trägt die Matte fast bis zu den Schultern hoch gezogen: je näher der Verwandtschaft, umso höher wird die Matte getragen. trauerfeier Diese Freundlichkeit und unbefangene Herzlichkeit der Menschen ist überall auf Tonga zu spüren, unterwegs wird uns zu gewunken, jeder hat ein Lächeln im Gesicht, auf der Straße werden wir fast immer gegrüßt, „Hello, how are you?“, „Thank you, fine“.

Ankunft in Tonga

21. September 2016

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Nach zwölf Tagen auf See wieder Land in Sicht: felsige Steilküste, darüber ist alles üppig grün bewachsen, geschätzte 5-50 Meter ragen diese vulkanischen Inseln aus dem Wasser, der höchste Berg hier misst gerade mal 136 Meter.
Wir sind im Königreich Tonga, genauer auf Vava’u, einer der vier Inselgruppen. Die Hauptstadt liegt im Süden in Tongatapu und trägt den malerischen Namen Nuku’alofa. Dann gibt es dazwischen noch die Inselgruppe Ha’api und weit im Norden die drei Inseln der Niuas.
747 km2 Landfläche und 700.000 km2 Seefläche umfasst Tonga. 170 Inseln, kleine flache Korallenatolle oder größere Inseln vulkanischen Ursprungs. Darauf verteilen sich um die 106.000 Einwohner.
Wir können wieder Englisch sprechen, neben Tonganisch ist Englisch die erste Fremdsprache im Land und Tonga ist Mitglied im Commonwealth! Viele Tonganer arbeiten in Neuseeland und Australien und schicken Geld nach Hause, viele Familien sind auf diese Zuwendungen angewiesen. Der Tourismus bringt zwar etwas Geld ein, auch die Landwirtschaft, Vanille wird exportiert, der Unterschied zu Französisch-Polynesien, das von Subventionen Frankreichs bzw. der EU profitiert, ist aber deutlich zu sehen.
Dass Tonga eine Monarchie ist, merkt man sofort, überall steht Kingdom of Tonga, die beiden letzten Könige, Siaosi Tupou V. und Tupou VI. sind auf den aktuellen Geldscheinen verewigt, die Königsfamilie wird hoch verehrt. Es ist eine konstitutionelle Monarchie, in der der König noch sehr viel Einfluss hat. Von den 26 Abgeordneten im Parlament werden 17 vom Volk gewählt, die restlichen 9 Sitze verteilen sich auf den Adel.

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Wir machen zunächst fest am Fischereidock in Neiafu, dem Hauptort von Vava‘u. Hier soll alles ganz gemütlich zugehen, heißt es. Aber kaum sind die Leinen fest, steht schon der Mann von der Quarantäne am Kai und der zuständige Beamte von der Immigration händigt uns etliche Formulare aus, die wir schon mal ausfüllen sollen. Eigentlich dürften wir keinerlei frische Lebensmittel einführen, aber nach einem Blick in den Kühlschrank und in unsere Netze müssen wir versprechen, das alles an Bord zu verzehren. Sehr gerne!
In der ruhigen Bucht vor dem Ort Neiafu liegen die Boote dicht an dicht an Mooringbojen. Wir funken die beiden Anbieter an und fragen, wo eine für uns frei ist. Als sie hören, dass wir 26t mitbringen, kommt nacheinander ein „Oh, I’m sorry…“ , „Unfortunately…“ Wir sind eindeutig zu schwer.
Also tuckern wir ganz ans Ende der Bucht und machen schon mal den Anker klar, als uns ein Segler zuruft, da sei eine ganz neue und sehr starke Boje, die könnten wir ruhig nehmen. Das Manöver klappt inzwischen sehr gut, und nach wenigen Minuten liegen wir fest und schauen uns um. So ruhig und idyllisch ist das hier im Licht der späten Nachmittagssonne, klares Wasser, ein paar Häuser oben am Berg im Grün versteckt, hin und wieder ein hölzerner Anlegesteg mit einem kleinen Fischerboot dran. Die Vögel zwitschern, ein paar Hähne krähen und abends hört man die Grillen zirpen. Es ist zwar eine längere Fahrt mit dem Dinghi in den Ort, aber diese Ruhe hier möchten wir nicht missen.

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Am nächsten Tag erkunden wir Neiafu: eine belebte Hauptstraße mit Banken, kleinen Supermärkten, einigen Cafés und Restaurants, eine Touristinfo und ein recht großer überdachter Markt mit Obst, Gemüse und Kunsthandwerk, wo man den Frauen beim Flechten und Häkeln zuschauen kann.

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Als wir eine Kleinigkeit zu Mittag essen, kommen ein paar Frauen von ihrem Tauchgang zurück, stellen eine schwere Plastikkiste ab, und rufen ihren Freunden am Nebentisch zu, wir haben 30 Stück herausgeholt. Neugierig geworden, gehen wir zu ihnen: nebenan ist das Büro der VEPA, einer lokalen Umweltschutz-Organisation. Sie haben insgesamt 30 große stachelige Seesterne mitgebracht: Dornenkronenseesterne. Diese Art ist zwar endemisch, aber seitdem die Zahl ihrer natürlichen Feinde, z.B. das Tritonshorn und verschiedene Riff-Fische, durch Überfischung stark abgenommen hat, kann sie sich ungestört vermehren und frisst zu viele Korallenköpfe auf.

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Dornenkronen-Seestern

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Weihnachtsstern

Moorea – Bora Bora

3. – 8. September 2016

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Kaum 12 Seemeilen entfernt liegt Moorea, die „kleine Schwester“ von Tahiti. Schnellfähren fahren im Stundentakt hin und her, in 25 min ist man drüben. Wir brauchen etwas länger und legen uns in der Lagune an eine Boje. Der Wind bläst ganz ordentlich und wir sind immer mit einem besorgten Auge auf der dünnen Leine der Boje, Andreas bringt noch den Hilfsanker aus, sicher ist sicher.

Das Wasser ist ganz kabbelig und das Schnorcheln wird dieses Mal gestrichen. Gegenüber sehen wir die Bungalows auf Stelzen vom „Sofitel“, dort soll es einen Glasboden in den Räumen geben.

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Den haben wir auch, denn der Kiel ist zur Hälfte oben, die Bodenbretter beiseite geschoben und wir können durch den Kielkasten den Meeresboden bewundern.

Weitere 130 Seemeilen und eineinhalb Tage später erreichen wir die Insel Bora-Bora. In der Bucht ankern schon zwei Kreuzfahrtschiffe, die „Paul Gaugin“ und der Viermaster „Windspirit“, auf dem rund 100 Gäste exklusiv umsorgt werden. Durch das Fernglas hole ich mir das Schiff näher heran und entdecke beim vorderen Mast eine kleine Gruppe von Menschen, der Kapitän, ein Offizier, das Brautpaar und zwei Brautzeugen. Hochzeit mit Traumschiff-Kulisse.

Der kleine Ort ist dann doch nicht ganz so touristisch, wie wir überall gelesen haben, die Leute fahren gemütlich auf ihren Fahrrädern herum, die Bäume hängen voller Mangos und das Wahrzeichen von Bora Bora, der markante Berg, wird von der Abendsonne schnell mal malerisch in Szene gesetzt.

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Leider müssen wir bald weiter, können nur zwei Nächte lang hier verbringen, bei der Gendarmerie füllen wir die letzten Papiere aus, bekommen ein paar Stempel verpasst von einem fröhlichen Beamten. Wasser und Diesel wird aufgefüllt, ein letztes Mal ins Internet…

Am 8. September wollen wir los in Richtung Tonga, rund 1300 Seemeilen liegen vor uns.

Das schönste Geld der Welt

Bevor wir Französisch-Polynesien verlassen, möchte ich ein paar Scheine vorstellen, die wir in den letzten Monaten in unserem Geldbeutel herumgetragen haben. So schöne Motive habe ich bisher noch nicht gesehen.

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Papeete, Tahiti

31. August – 3. September 2016

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Pape‘ete: die Hauptstadt von Tahiti und gleichzeitig von ganz Französisch-Polynesien. Nach den ruhigen Ankerbuchten und dem abgeschiedenen Werftleben hat man den Eindruck, in einer Großstadt gelandet zu sein, so lebendig und vibrierend erscheint uns alles…
Wir liegen für drei Nächte im Stadthafen, die Uferpromenade vor uns, der Kai mit den Kreuzfahrtschiffen hinter uns. Ein großer Park ist gleich nebenan, in dem am frühen Abend Jogger traben, junge Leute abhängen und Familien unterwegs zum Spielplatz sind.
Die Marina ist ganz neu, mit warmen Duschen, Waschmaschinen, die ausnahmsweise mal richtig heiß waschen und sehr netten Leuten im Büro, die uns bei den Formalitäten für die Ausreise helfen und auch sonst alle Fragen beantworten können, mit denen die Segler so ankommen.
Wir wollen eine Gasflasche neu füllen lassen und brauchen eine Bestätigung vom Zoll um steuerfrei tanken zu können und auch Wein und evt. Bier kaufen zu können. Tanken ist kein Problem, aber beim Alkohol sind die Regeln strenger geworden: wir müssten von Papeete aus direkt Französisch-Polynesien verlassen, dann ginge das. Aber wir wollen noch die Inseln Moorea und Bora Bora besuchen. Schade, der Weingroßhändler hatte so viele gute Flaschen in seinem Lager!
Papeete hat eine kleine überschaubare Innenstadt mit vielen netten Läden, einem modernen Einkaufszentrum, einem großen überdachten Markt, wo am Sonntag in aller Herrgottsfrühe auch um den Markt herum Stände aufgebaut werden und bis zum Kirchgang um 10.00h alle Leute einkaufen gehen.

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Die Auswahl an schönen Sommerkleidern und Bademoden in den Läden ist scheinbar grenzenlos, überall flattern Pareos an den Straßenständen, ein Laden mit den buntesten Stoffen der Welt und gefühlt jeder zweite Laden bietet die berühmten schwarzen Tahiti-Perlen an.

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Die Perlen sind nicht wirklich schwarz, sondern von perlmuttfarben bis dunkelgrau und man kann die unterschiedlichsten Farbtöne finden, mal mit rosa, blauem oder grünem Schimmer. Erst einmal gehen wir in das private Perlenmuseum von Robert Wang, dem Perlenmogul von Tahiti und lernen ein bisschen was über die Geschichte der Perlen in der Südsee. Geübte Taucher sammelten die Muscheln ein und als die Europäer als Kundschaft einfielen, wurden die Meeresböden auf den Tuamotus und Gambier Inseln regelrecht abgegrast, so dass die Ausbeute immer geringer wurde.
Vor etwa 100 Jahren erfand schließlich Kichimatsu Mikimoto eine Methode, wie man die Muscheln erfolgreich zur Perlenproduktion anregen kann und heute gibt es im klaren und nährstoffreichen Wasser, immer noch auf den Tumaotus und den Gambier Inseln, viele viele Perlenfarmen. Die schwarzlippige Perlauster, außen ganz verkrustet und gar nicht schön anzusehen, wird ganz vorsichtig geöffnet und in den sog. „Perlensack“ wird ein Fremdkörper als Nukleus implantiert. Dafür nimmt man überwiegend kleine Süßwasserperlen, die von den Muscheln am besten vertragen werden. Um den Fremdkörper zu bekämpfen, bzw. ihn unschädlich zu machen, sondert nun die Auster ein Perlmutt-Sekret aus und innerhalb von vielen Monaten, bis zu fünf Jahren, entsteht dann mit etwas Glück eine wunderschöne Perle.
In den Läden kann man sie dann bewundern, in allen Größen, Farben und vor allem Formen. Die perfekten runden Perlen sind natürlich schön, aber es gibt auch tropfenförmige Perlen und dann welche mit Ausbuchtungen, barocke Perlen genannt, und auch die Unregelmäßigkeiten können ihre ganz eigene Schönheit haben.

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Auf einem schön angelegten Platz bei den Fähren stehen abends Roulottes, mobile Restaurants. Biergarten auf tahitianisch! In drei Reihen sind sie aufgestellt, dazwischen Tische und Stühle und wir haben die Auswahl zwischen chinesischen Gerichten, französischer und tahitianischer Küche, Pizza und Crépes. Es ist eine schöne Stimmung, warmes Licht, fröhliche Menschen und gutes Essen.

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Vor der Abfahrt ziehe ich noch einmal los zum Markt und fülle meinen Rolli mit allerlei Obst und Gemüse, vor allem freue ich mich über das große Bündel mit den kleinen süßen Ananas-Früchten und die schwere Tüte mit den köstlichen Mangos –die Saison hat endlich begonnen!
Ach ja – zwei Tage lang hatten wir das Vergnügen, eine Luxusyacht von ungefähr 60m Länge zu bewundern, sie gehört angeblich Leonardo di Caprio und man kann sie für eine Viertel Million pro Woche chartern. Welcher Segler überlegt nicht im Stillen, was wäre, wenn man eine Million im Lotto gewinnen würde… Jeden Tag von einer professionellen Crew umsorgt zu werden, jeden Tag einen Sundowner serviert zu bekommen, kein Kochen, Putzen, Reparieren mehr, keine Nachtwachen, keine gemütlichen Gespräche mehr bei einem Cockpit-Bierchen mit anderen Seglern… Haaalt!
Nein, die Muktuk würden wir momentan um nichts in der Welt hergeben und wie sollten wir sonst, wenn nicht auf unserem mobilen Zuhause so viele nette Leute kennen lernen, mit denen wir uns über alte und neue Reiseziele unterhalten können, und uns gegenseitig die neuesten Geschichten über ausgefallene Autopiloten, kaputte Wassermacher, gebrochene Wanten erzählen dürften. Tipps und tatkräftige Hilfe inclusive.

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