Piopiotahi – Milford Sound

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Die Berge, die wir von See aus sehen konnten, wurden immer höher und vereinzelt hatten sie schon ihre Gletscherkappen auf, immerhin ist hier inzwischen der Herbst eingezogen. Der Milford Sound empfing uns mit strahlendem Sonnenschein! Hohe steile Felswände, Wasserfälle, Sonne und Schatten ergaben ständig neue Lichtspiele.

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Ein Ausflugsboot nach dem anderen drehte seine Runden im Fjord, die Leute winkten uns fröhlich zu. Flugzeuge flogen an den Felsen entlang und zu den Gletschern hoch, Hubschrauber knatterten, es war richtig was los.

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Wir tuckerten in der Mitte des Fjordes und genossen die schöne Aussicht auf diese gewaltigen hohen Felsen, erfuhren aber später, dass wir uns nicht an die Verkehrsordnung gehalten hatten, die besagt, dass man den Fjord im Uhrzeigersinn befahren sollte. An der einen Seite raus, der anderen wieder rein… nun gut.

Das war vor Urzeiten noch gänzlich unwichtig, als die Fiordlands – so eine Maori-Legende – vom Halbgott Tu-Te-Raki-Whanoa geschnitzt wurden. Er begann im Süden, wo er eine raue Küstenlandschaft mit mehreren Inseln schuf. Nach und nach verbesserte er seine Technik und als er beim Piopiotahi, dem Milford Sound, angekommen war, gelang ihm der perfekte Fjord. Die Göttin der Unterwelt, Hine-Nui-Te-Po, fand den Sound auch wunderschön, fürchtete aber, dass die Menschen, die ihn einmal gesehen haben, für immer hier bleiben wollten. Um das zu verhindern ließ sie die Sandfliegen auf den Fjord los. So ganz ist ihr das nicht gelungen…

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Ganz am Ende des Fjordes gibt es in einer Ecke die Anlegestelle für die Ausflugsboote, ein großes Café, ein Hotel, dazwischen den kleinen Flughafen, ein paar Häuser für die Angestellten und in der anderen Ecke einen kleinen Fischereihafen. In dieser Lagune gab es ein paar freie Bojen, eine davon konnten wir zum Festmachen nutzen, denn zum Ankern war es viel zu tief. Hier lagen wir ein gutes Stück abseits vom Trubel und hörten nur tagsüber die Flugzeuge über uns brummen.

Von den Felsen und Gletschern kam viel Süßwasser runter, das sich als obere Schicht auf das Salzwasser legte und sehr kalt war: 8 Grad Celsius. Eine einzelne Robbe zog jeden Tag gemütlich ihre Runde ums Boot und wunderte sich sicher manchmal, was diese Menschen für quietschende Geräusche von sich gaben, wenn sie mal kurz ins Wasser tauchten.

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Diesel war hier aber auch nicht so einfach zu bekommen: wegen der Osterfeiertage war ab Karfreitag das Büro im Fischereihafen nicht mehr besetzt und auch alle Fischer, die im Besitz einer Tank-Karte sind, waren offensichtlich heim gefahren. Wir beschlossen also, über Ostern da zu bleiben, draußen war sowieso kein Wind zu erwarten.

Am Ostermontag hatten wir dann Glück, zwei junge Fischer werkelten an ihrem Boot und liehen uns ihre Karte zum Tanken. Allerdings hat Milford nicht nur die teuerste Tankstelle für Autos, auch der Preis des Diesel für die Boote ist hier direkt proportional zur Höhe der Berge. 100l sind genug fürs Erste, auf halbem Weg nach Nelson soll es einen Fischereihafen geben, da werden wir Halt machen. Auf nach Greymouth!

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Die Fiordlands – auf den Spuren von James Cook

5. – 17. April 2017

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„Nach einer Fahrt von einhundert und zwei und zwanzig Tagen, auf welcher wir ohngefähr dreitausend fünfhundert Seemeilen in ofner See zurückgelegt hatten, kamen wir endlich am 26ten März zu Mittag in Dusky-Bay an. … Sanft wehende Winde führten uns nach und nach bey vielen felsichten Inseln vorbei, die alle mit Bäumen und Buschwerk überwachsen waren, deren mannigfaltiges dunkleres Immergrün, (evergreen) mit dem Grün des übrigen Laubes, welches die Herbstzeit verschiedentlich schattirt hatte, malerisch vermischt war und sehr angenehm von einander abstach. Ganze Schaaren von Waßervögeln belebten die felsigten Küsten und das Land ertönte überall vom wilden Gesang der gefiederten Waldbewohner.“

„Um drei Uhr Nachmittags kamen wir endlich unter der Spitze einer Insel vor Anker… Kaum war das Schif in Sicherheit, als unsre Matrosen ihre Angeln auswarfen und in wenig Augenblicken sahe man an allen Seiten des Schifs eine Menge vortreflicher Fische aus dem Wasser ziehen, deren viel versprechender Anblick die Freude über unsere glückliche Ankunft in der Bay ungemein vermehrte. Wir fanden sie von vortreflichen Geschmack und da wir zumahl so lange darauf gefastet hatten, so war es kein Wunder daß uns diese erste Neu-Seeländische Mahlzeit als die herrlichste in unserm ganzen Leben vorkam.“ (Georg Forster: Reise um die Welt. Insel Tb 757, 1967. S. 136ff)

Mehr als fünf Wochen sollte James Cook mit seinem Schiff, der „Resolution“, in der Dusky-Bay bleiben, sie kämpften sich durchs Dickicht, fällten Bäume, errichteten eine Sternwarte auf einem Berg, die Schiffszimmerleute und der Schmied bauten an Land eine Werkstatt auf, das Schiff hatte in den südlichen Breitengraden auf der Suche nach neuem Land in stürmischer See sehr gelitten und benötigte dringende Reparaturen. Die Matrosen, Schiffsoffiziere, der Maler Hodges und die Naturwissenschaftler, Vater und Sohn Forster, erkundeten die umliegenden Buchten und Seitenarme des Dusky-Sound mit den Beibooten. Ab und zu kamen ein paar Maori-Familien an den Strand und tauschten Fisch und Wildgeflügel gegen Beile, Nägel, Schaumünzen und Glasperlen mit der Schiffsbesatzung. Seite um Seite füllt Forster mit Beschreibungen dieser für ihn neuen und interessanten Gegend.

Für uns, die wir nach einer nur zweitägigen Überfahrt von Stewart Island im Dusky-Sound ankamen, war es spannend und vergnüglich zugleich zu lesen und zu vergleichen: Die Namen der Buchten und einzelner Berge und Seen sind jene, die ihnen Cook gegeben hat, Pickersgill Cove: wo die Resolution wochenlang in einer geschützten Bucht lag, Cascade Cove: wo ein beeindruckender Wasserfall entdeckt wurde, Anchorage Island: vor der die Resolution das erste Mal ankerte, Wet-Jacket-Arm: wo ein paar Matrosen und Offiziere von der einbrechenden Nacht überrascht und vom Regen durchnässt wurden oder Luncheon Cove: in der Cook während eines Ausflugs zu Mittag gegessen hatte usw. usf.

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Dusky Sound, vom Gipfel der Anchorage Island gesehen

Bei unserer Einfahrt in den Dusky-Sound war es erst einmal mit der Einsamkeit der Buchten von Stewart Island vorbei, gleich vier Boote konnten wir sichten, Fischer, Segler, Angler. Wir banden die Muktuk in der Cascade-Cove an einer großen Boje fest und der leckere Blue Cod, den die Matrosen auf der Resolution „Kohlefisch“ nannten, weil er so dunkelgrau aussieht, sobald er aus dem Wasser kommt und das schillernde blau und grün verliert, biss auch hier sofort an, sobald wir die Angel ins Wasser hielten. Wir zogen so viel raus, dass Andreas mal wieder ein paar Kabeljau-Filets räuchern konnte und wir von diesen auch eine Kostprobe unseren Nachbarn abgeben konnten: nette Segler aus den USA, die am zweiten Tag mit ihrem Boot und der Muktuk im Päckchen an der Boje lagen.

Die Vielzahl der Waldvögel, die Forster noch hören konnte, hat in den darauffolgenden Jahrzehnten rapide abgenommen, Ratten und Wiesel wurden eingeschleppt, gegen die diese meist flugunfähigen Vögel sich nicht schützen konnten. Heute gibt es ein paar vereinzelte Inseln in den Fiordlands und Reservate in den Bergen, die mit viel Mühe „pestfree“, also schädlingsfrei, gemacht wurden und wo man noch das eine oder andere kleine Vögelchen zutraulich umher hüpfen sehen kann.

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Zutrauliches Vögelchen

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Scharbenjunge im Nest

Auch Cooks Leute klagten über die vielen Sandfliegen, die sich nur durch starken Wind abhalten lassen einen zu umschwirren und zu beißen. Angeln, Holz und Wasser holen oder gar Wäsche waschen ist dann nur bedingt möglich. Darum verlegten wir nach zwei Tagen das Boot nach Luncheon Cove, wo es laut Revierführer besser auszuhalten sei und tatsächlich wurden wir dort kaum von den Sandfliegen belästigt.

Eine kuschelige lauschige Ecke war das, eine Robbenkolonie lebte in dem dichten Wald am Ufer, die kleinen Robben spielten tagsüber meistens in kleinen Gruppen im Wasser, tauchten und kämpften miteinander. Gegen Abend kamen die Mütter dazu, riefen und röhrten und unternahmen dann ausgedehntere Ausflüge mit dem Nachwuchs.

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Ufer bei Luncheon Cove

Forster zeichnet und beschreibt eine Pflanze, die er Neuseeländische Thée-Myrthe nennt, heute unter dem Namen Manuka weltweit bekannt. Daraus wurde ein Tee gebraut und in der Tat, wenn man die Zweige mit den kleinen harten Blättchen in heißes Wasser gibt, und nicht länger als 1-2 Minuten ziehen lässt, bekommt man einen würzigen erfrischenden Trank. Cook unternahm so einiges, um die Gesundheit seiner Mannschaft wieder herzustellen, so ließ er auch Bier brauen. Die vitaminreiche Würzzutat waren die harzigen mit feinen Fichtennadeln überzogenen Zweige des Sprossen-Baumes.

„Wir braueten auch würklich, mit einem Zusatz von etwas Bier-Würz-Eßenz und Syrup, eine sehr gute Arth von Bier daraus, und machten dieses in der Folge durch eine Beymischung von Blüthen und Blättern des neuen Theebaums noch angenehmer und beßer. Der Geschmack war lieblich aber etwas bitter; und der einzige Fehler den wir daran finden konnten bestand darin, daß es früh, bey nüchternem Magen getrunken, zuweilen eine Übelkeit verursachte.“ (Forster, S. 141)

Die Fiordlands liegen im Südwesten von Neuseeland und sehen auf der Landkarte ganz schön zerfurcht aus, 15 Fjorde (oder Sounds im Englischen) sind es insgesamt. Über 12.000 qkm umfasst der Fiordland Nationalpark und ist immer noch ein schwer zugänglicher Teil des Landes, fast gänzlich unbewohnt. Zum Doubtful Sound und zum Milford Sound gibt es eine Straße, die anderen Sounds kann man nur mit dem Schiff erreichen. Fischerboote sind immer mal wieder zu sehen, ab und zu eine Hütte auf Schwimmkörpern für die Fischer und Jäger, manche davon mit Landeplatz für Hubschrauber, die Sprit bringen und dafür die Langusten als Lebendfracht mitnehmen und nach Christchurch bringen, wo sie weiter nach China geflogen werden.

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Nach ein paar Tagen wollten wir weiter nordwärts, tuckerten erst durch einen malerischen Kanal zum Breakwater Sound, hielten mittags unterwegs an um zu angeln. Von den eingemachten Gläsern mit allerlei Gulasch und Bolognese hatten wir noch kaum was angerührt, der Kabeljau war einfach so gut und immer frisch zu haben, wir hatten ihn noch lange nicht über.

Kanal

Tags darauf ging es wieder raus aufs offene Meer mit dem Ziel Doubtful Sound. Draußen war recht hoher Schwell und wenig Wind aber aus jeder noch so kleinen Bucht pfiff der Wind mit einer solchen Wucht heraus, dass wir mit zweifach gerefftem Groß fuhren. Als wir in den Doubtful Sound reinfahren wollten, blies es mit 45 Knoten aus dem Sound raus und wir kamen unter Motor einfach nicht gegen an. Die Muktuk drehte sich manchmal geradezu im Kreise, so stark waren die Böen. Ja, warum sollte es uns anders ergehen als Cook, der auch nicht in diesen Sound reinfuhr und ihn deshalb „doubtful“, also zweifelhaft, nannte.

Wir brauchten aber bald wieder Sprit und der nächste Fjord mit Tankstelle war der Milford Sound. Also beschlossen wir, weiter zu segeln und hofften, dass sich bis zum nächsten Tag dieses unvorhergesehene Wetterphänomen gelegt haben würde.

Hoiho – der Gelbaugenpinguin

5. März 2017

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Ein Flyer in der Touristinfo von Dunedin fällt uns ins Auge: „Penguin Place“ wirbt mit einer geführten Tour zu den Gelbaugenpinguinen auf der Otago-Halbinsel, zu der wir uns anmelden. Wir haben für einen Tag lang ein Auto gemietet und am späten Nachmittag finden wir uns dort ein.

Eine Farmerfamilie, hauptsächlich Milchwirtschaft, hat einen Teil ihres Landes mit Zugang zu einer Bucht auf der Ozeanseite abgesperrt und zum Schutzgebiet für Pinguine erklärt.

Zuerst erzählt eine junge Frau im Besucherzentrum unserer Gruppe ein bisschen was über diese Pinguine, bevor wir uns in einen kleinen Bus setzen, der uns über holprige Feldwege zur Bucht bringt: es ist eine seltene Art, die Gelbaugenpinguine gibt es nur an der Südostküste von Neuseeland, auf Stewart Island und den Auckland-Inseln. Am meisten gefährdet sind sie am Festland von Neuseeland, weil die Menschen ihnen nach und nach den Platz am Strand und dem Buschland auf den Hügeln dahinter streitig gemacht haben, nur noch etwa 800 Exemplare leben hier und es werden stetig weniger, obwohl viel versucht wird, sie zu schützen. Auf Stewart Island (wo nur 300 Menschen leben und nicht allzu viele Touristen hinkommen) und den 800 Seemeilen weiter südlich gelegenen Auckland-Inseln, wo gar niemand lebt, gibt es zusammen noch etwa 4.000 Pinguine dieser Art.

Der Hoiho, wie er auf Maori genannt wird, ist ein recht großer Pinguin, ca 40-60cm hoch wird er. Und er ist nicht sehr gesellig, die Paare nisten so weit auseinander, dass sie sich möglichst nicht sehen und in die Quere kommen müssen. Und sie haben eine große Scheu vor Menschen: gerade während der Fütterungszeit der Jungen, meistens zwei, müssen sie tagsüber häufig an Land, um ihnen den halbverdauten Fisch zu bringen. Sitzt aber jemand am Strand auf ihrem Weg zum Nest, so schwimmen sie so lange hin und her, bis der Strand wieder leer ist. Oftmals dauert das zu lange, und so laufen ihre Küken Gefahr, nicht ausreichend ernährt zu werden.

Damit wir als Besucher doch einen Blick auf die Pinguine werfen können, haben sich die Leute vom Penguin Place etwas einfallen lassen: sie haben ein an ein Labyrinth erinnerndes System von Schützengräben gebaut und alles mit Tarnnetzen bedeckt. An einigen Stellen ist der Graben nicht ganz so tief, da sind Holzzäune errichtet, mit einem schmalen Sehschlitz. So sind wir auf Augenhöhe der Pinguine und sie empfinden uns und herausragende Kameraobjektive nicht als Bedrohung. Auch wenn wir sichere 200m weit entfernt von ihnen sind, bleiben wir ruhig und unterhalten uns nur flüsternd.

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Gerade sind sie in der Mauser, gehen für 6-7 Wochen nicht ins Wasser bis das neue Federkleid nachgewachsen ist. Manche von ihnen sehen noch aus, als hätten sie dicke Pelzjacken an, aber eigentlich nehmen sie in dieser Zeit ab, zehren von ihrem Speck.

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Einjähriger Pinguin in der Mauser, noch ohne gelbes Band an den Augen

Auf dem Weg von der einen zur anderen Beobachtungsstelle erzählt uns die junge Frau noch ein paar Geschichten von den Pinguinen. So gibt es da „nasty“ Rodd, einen Junggesellen, der sich unsterblich in eine Pinguindame verliebt hat. Nur leider ist sie schon vergeben. Das macht ihm aber nichts aus, er baute sein Nest an einer Stelle, wo sie abends auf dem Nachhauseweg immer vorbei kommen muss und oftmals ist er vor ihrem Mann da und umwirbt sie heftig. Sie lässt sich das wohl eine Weile gefallen, aber sobald ihr Mann auch aus dem Wasser zurück kommt, watschelt sie mit ihm zur gemeinsamen Hütte. Wenn Rodd auf ihren Mann trifft, will er mit ihm kämpfen und greift ihn an. Dieser aber reagiert ganz cool und geht einfach weiter. Sobald aber seine Frau in Sichtweite kommt und zuschaut, haut er zurück. Bisher hatte Rodd also wenig Erfolg, und die Betreuer hoffen sehr, dass er im nächsten Jahr eine andere, noch freie Pinguindame findet…

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Wir gehen weiter zu einer Seite der Bucht von wo aus man einen herrlichen Ausblick auf den Strand hat, vorbei an vielen verschiedenen Sträuchern und kleinen Bäumen, die zum Schutz vor den eingeschleppten Kaninchen in weißen Plastikmanschetten wachsen. Die Hänge sollen möglichst in der ursprünglichen Vielfalt wieder aufgeforstet werden, um so den Pinguinen den natürlichen Wald mit Unterholz zu bieten. Holzhüttchen stehen am Wegrand, in denen die kleinen blauen Pinguine sitzen. Auch sie sind noch in der Mauser, vor ihrem Nest liegen viele kleine blaue Federchen, aber sie sind bei Weitem nicht so scheu, wir können ungeniert zu ihnen reinschauen. Obwohl sie nur zu zweit da drin sitzen, stinkt es ganz ordentlich aus ihrer Richtung: streng wie ein Pferdestall mit einer ordentlichen Portion vergorenem Fisch dazu.

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Blaue Pinguine

Penguin Place hat auch eine Klinik für Pinguine – wo immer in der Gegend ein Pinguin gefunden wird, der von einem Seelöwen oder einem Barracuda gebissen wurde und verletzt ist, kann er hier verarztet und genäht werden. Auch wenn junge Pinguine schutzlos und halb verhungert herumirren, werden sie hierher gebracht und wieder aufgepäppelt. Und wenn sie wieder fit genug sind, werden sie wieder frei gelassen…

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Dickschnabelpinguin im Gehege der Krankenstation
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Pinguinspuren im Sand

Dunedin

28. Februar bis 11. März 2017

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Da mussten wir erst die Aussprache üben, weil der Name aus dem Schottischen kommt: „Danieden“, betont wird es wie das deutsche Wort „darnieder“, mit der Betonung auf dem i und ohne das r dazwischen.

Auch hier, weit im Süden von Neuseeland lebten vor der Ankunft der ersten Europäer Maori-Stämme und es gab reichlich Konflikte mit den Walfängern, die die Otago-Halbinsel und den geschützten Hafen gerne nutzten.

Eine richtige Stadt wurde es erst, als zwei Schiffe voller Schotten 1848 hier ankamen. Sie gehörten der presbyterianischen Kirche in Schottland an, hatten sich aber als eine puritanische Gruppe abgespalten und gemeinsam das Land verlassen, tüchtige Leute, viele Handwerker darunter. Zwanzig Jahre später wurde im Hinterland Gold gefunden und die Stadt wuchs noch rasanter und wurde reicher und reicher.

Das sieht man ihr heute noch an – in der Innenstadt stehen viele schöne alte Steinhäuser im Stil der Gründerzeit und was auch ins Auge fällt, viele alte Industriebauten mit Art-Deco-Fassaden. Und der Bahnhof erst, herrschaftlich und beeindruckend, mit wunderschönem Mosaikfußboden, eine der Touristenattraktionen.

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Bahnhof

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1871 wurde die Universität gegründet, sie nimmt heute mit ihren alten und neuen Gebäuden einen ganzen Stadtteil neben dem Zentrum in Anspruch, dahinter ganze Straßenzüge mit kleinen putzigen meist einstöckigen Holzhäuschen, das Wohnviertel der Studenten.

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Knox-College

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Dunedin gefällt uns auf Anhieb, es ist lebendig und gemütlich zugleich, im Stadtzentrum zwischen dem Bahnhof und dem achteckigen Platz (das Oktagon) bis zum Studentenviertel hin kann man herum schlendern, rustikale oder hippe Cafés, Antiquariate, Läden mit Kunsthandwerk oder Designerstücken, ein paar kleinere Einkaufspassagen, kann man abklappern. Und für die Mittagspause ist die Entscheidung gar nicht so einfach, Fish & Chips oder eines der vielen japanischen Lokale?

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Street Art

So viel Kunst und Kultur in dieser Stadt, Museen, Galerien, Bibliotheken, Theater, Kino. Ein zweiwöchiges Kulturfestival „Fringe“ wird beworben, mit Ausstellungen, Musik, Tanz, Performance. Wir zählen die Tage und wissen, wir können leider nicht alles „mitnehmen“.

Die städtische Kunstgalerie versteckt ihren Eingang dezent beim Oktagon und hat eine überraschend schöne helle Eingangshalle, kombiniert Kunst um 1900 mit zeitgenössischen Objekten, eine interessante Mischung.

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Museumshop
Modern Art Gallery

Und das „Settlers Museum“ gleich neben dem Bahnhof hat kürzlich einen Neubau als Anbau dazu bekommen, den Platz verdoppelt, so dass die Sammlung nicht mehr dicht gedrängt präsentiert werden muss: die vergleichsweise junge Geschichte wird dort akribisch aufgearbeitet, thematisch und chronologisch zugleich, die Geschichte von Dunedin und der Region Otago.

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Rückansicht des „Settler Museums“, der Altbau

Alle Museen arbeiten hier nach dem Spendenprinzip – kein Eintritt wird verlangt, dafür stehen überall gläserne Boxen, in die man Geld reinwerfen kann.

Bei schönem Wetter sind wir zuerst zum Chinesischen Garten (mit Teehaus!) gegangen, am späteren Nachmittag war es dort wunderschön ruhig, inmitten der brummenden Stadt. Die ganze Anlage wurde in Shanghai entworfen und hergestellt, um dann Stein für Stein in Dunedin wieder aufgebaut zu werden. Ein Tribut an die vielen Chinesen, die es in der Goldgräberzeit hier gab.

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Neben vielen Parks gibt es einen großen Botanischen Garten, darin ein herrlicher Rosengarten. Auf der einen Seite die alten Sorten, auf der anderen die neuen. Keine Frage, die alten Rosenstöcke haben die schöneren Blüten und dazu duften sie noch. Eigentlich müssten wir im Oktober/November noch einmal her kommen, wenn die Rhododendron-Büsche blühen. So viele verschiedene Sorten in einem riesigen Areal angepflanzt, das muss eine Pracht sein.

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Musikpavillon für Sommerkonzerte mit Picknick
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Freundliche hilfsbereite Menschen treffen wir auch hier wieder. Als wir mit der Muktuk den „Victoria Channel“ hoch getuckert sind, auf der einen Seite das Festland auf der anderen die Otago-Halbinsel, hatten wir uns per Funk bei der „Otago Harbour Control“ angemeldet. Für das letzte schmale Stück ist es wichtig, dass man nicht einem Frachter in die Quere kommt. Wir wollten eigentlich irgendwo im Hafenbecken ankern, aber das sei nicht erlaubt, sagte er uns und mit unserer Muktuk konnten wir auch nicht in den kleinen Yachthafen rein, die Einfahrt ist zu eng und nicht tief genug. Dazu blies auch noch ein ordentlicher Wind direkt auf die Uferpromenade zu, so dass wir für die erste Nacht lieber an einem schwimmenden Bagger festmachten, der im Hafenbecken, dem „Steamer Basin“ lag. Morgens, kurz nach 7.00h klopfte es denn auch an unserem Boot: Barry vom Yachtclub half uns, die Muktuk ein paar Meter weiter zu verlegen, denn die Arbeiter auf dem Bagger wollten rausfahren. Barry organisierte auch einen Schlüssel für das Gittertor, und so lagen wir die ganze Zeit an einem alten Schlepper festgemacht, hatten Landzugang und waren in 10min zu Fuß in der Stadt.

Eine Firma im Hafen lässt uns an ihrem Internet teilnehmen, bis wir selber welches haben. Eine Freundin von Freunden besucht uns auf dem Boot und fragt uns, ob wir nicht ihr Auto für einen Tag haben wollen…

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Auch Dunedin hat einen Famers Market, und was für einen! Es brummt und summt am Samstag Vormittag um die vielen Stände herum, Obst, Gemüse, Käse, Brot, Fisch und Fleisch. Und für den kleinen Hunger zwischendurch sorgen ein paar Imbiss-Stände mit Crepes, Brötchen und gutem Kaffee.

Ein Wägelchen mit Einkäufen haben wir vollgeladen, immerhin werden wir nun ein paar Wochen lang sozusagen in der Wildnis sein, ohne Supermarkt um die Ecke. Stewart Island ruft!

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Delfine und mehr…

…. oder: Muktuks Tierleben

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Während wir aus dem Fjord hinaus tuckern, begleiten uns wieder ein paar der kleinen Hektor-Delfine und wir sehen immer mal wieder zwei Pinguine nebeneinander schwimmen. Diese sind allerdings so schwer zu fotografieren, sobald sie in Reichweite des Fotoapparates kommen, tauchen sie geschwind unter. Geduld ist gefragt.

Pinguin
Korora – Blauer Zwergpinguin

Bevor wir nach Süden abdrehen, geht es erst einmal außen herum, zwei Buchten weiter nördlich zur Pohatu Bay. Dort soll ein Farmer Nistkästen für die kleinen blauen Pinguine aufgestellt haben. Wir ankern und fahren mit dem Dinghi zum felsigen Ufer, wo wir schon bei der Einfahrt ein paar Pelzrobben gesehen haben. Vereinzelt liegen sie in der Sonne, die vorderen Flossen entspannt auf dem Bauch und sind in ihrer Tarnfarbe kaum vom Felsen zu unterscheiden. Andere wiederum heben neugierig den Kopf, um zu sehen, wer da ihre Siesta stört. Aber nicht alle schlafen, im Wasser vor den Felsen hüpfen, tauchen und gründeln auch ein paar Robben, man sieht dann nur wie ihre Hinterläufe aus dem Wasser ragen. Witzig sieht das aus!

RobbeSchlaf

Robbewach

RobbeFlosse

Und dann kommt ein Felsen in Sicht mit vielen kleinen Robben und ein paar großen als Aufpasser dazu – der Kindergarten. So pelzig und putzig sind sie mit ihrem aufgeplusterten Fell. Eineinhalb bis drei Monate alt sind sie, ruft uns ein Paddler zu, der mit einer Touristengruppe vorbei zieht.

RobbeKinder

Aber wir scheinen sie zu stören, die Gruppe wird etwas unruhig, und so fahren wir lieber weiter.

RobbeMutterKind

Pinguine sehen wir dieses Mal nicht, die kommen erst zur Abenddämmerung wieder an Land und bis dahin sind wir schon wieder draußen auf dem Meer.

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Von Weitem gesehen könnte das glatt ein Pinguin sein. Es ist aber ein Kormoran, genauer gesagt, eine Elsterscharbe

Akaroa

19.-25. Februar 2017

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Auf der Seekarte sieht die Banks-Halbinsel aus wie ein grinsender Dinosaurier-Kopf mit allerlei Furchen, viele kleine Buchten außen herum. Die geschwungene Linie seines Lächelns ist der lange Fjord, der sich fast bis zur Mitte ins Innere der Halbinsel zieht. Solcherart geschützt liegt im Fjord das Örtchen Akaroa, umgeben von sanften grünen Hügeln auf denen man Kühe weiden sieht.

Die ersten Siedler aus Europa kamen 1840 mit einem französischen Boot hier an und bauten die ersten Holzhäuser. Erst 10 Jahre später kamen auch ein paar Briten dazu, die sich etwa 300m weiter niederließen. Diese Anordnung des Ortes in einen französischen und einen englischen Teil ist bis heute so geblieben, dazwischen liegt ein etwa 100m langes Stück Strand, unbesiedelt. Hier englische Straßennamen, dort französische, hier Pubs mit Fish and Chips, dort Bistros und französische Restaurants. Cafés überall und der Metzger bietet für alle was, gut gewürzte Würstchen, Pasteten, dunkles und helles Brot… die Bibliothek und das örtliche Kino unter einem Dach. Alles da.

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Akaroa hat einen ganz eigenen Charme – viele alte Holzhäuschen sind erhalten und bewohnt, manche mit Holzschnitzereien an den Giebeln, und alle zumeist in hellen Farben gestrichen. Die liebevoll gepflegten Blumengärten davor zeigen eine Blütenpracht, an der man sich nicht satt sehen kann. So viele Rosen in einem Ort habe ich noch nie gesehen, und jeder zweite Rosenbusch duftet so herrlich! Ein Spaziergang, bei dem wir nicht schnell voran kommen, immer mal wieder muss ich meine Nase in eine Rosenblüte versenken…

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Andreas berichtete schon von dem herzlichen Willkommen gleich am ersten Tag – diese Freundlichkeit erlebten wir noch häufiger: als wir kurz am örtlichen Landesteg anlegten, um dort an der Zapfsäule Diesel zu tanken und auch unsere Wassertanks zu füllen, half mir die nette Dame vom Fish&Chips-Imbiss am Steg mit den Leinen. Wir verquatschten uns sogleich über alles Mögliche, sie wollte wissen, woher wir kommen, wie die Reise war, ob es uns gut gefallen würde hier. Wir tankten, bestellten Fish&Chips und dann legte ein Fischerboot neben uns an. Möwen und Albatrosse kamen angeflogen und beäugten neugierig eine Kiste voller Fischköder. Ich war auch neugierig und so kamen wir ebenfalls ins Gespräch, er fängt hauptsächlich Langusten, manchmal geht er auch auf Grouper-Fang. Die nette Dame vom Imbiss gesellte sich dazu, der Fischer sei ihr Bruder und sagte ihm, auf mich zeigend: „Sie haben auf der Fahrt zur Südinsel das bisher schlechteste Wetter auf ihrer ganzen Reise gehabt“. Wir lachten… Andreas kam dazu und fragte den Fischer, ob er ihm vielleicht einen Tipp geben könne, wie man am besten Langusten rausholt. Hmm… „want to come with me?“ – willst du mitkommen, war seine spontane Reaktion. Leider ging das nicht, er wollte gleich los und wir konnten an dem Steg nicht lange liegen bleiben. Macht nichts, dann würde er später mal bei uns vorbei schauen. Und tatsächlich, am späten Nachmittag klopfte es am Boot und er warf uns einen riesigen Hummer rüber! Wir waren überwältigt und sprachlos – und der nächste Gedanke war, wie kann man sich denn überhaupt bedanken für so ein großzügiges Geschenk. Die Langusten bringt er nach Christchurch und von dort werden sie als Lebendfracht nach China ausgeflogen und dazu hat der Fischer noch Quoten einzuhalten.

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Ein Wermutstropfen trübt diese Idylle, die Leute in Akaroa klagen über die Invasion der Kreuzfahrtschiffe. Seit dem Erdbeben letzten November ist der Hafen von Littleton bei Christchurch nicht mehr benutzbar, der Meeresboden hat sich um 5m gehoben, die Stege und somit die Landemöglichkeiten für die Wassertaxis der Kreuzfahrtschiffe sind zerstört worden. Also muss nun Akaroa herhalten, 80 sollen es in dieser Sommersaison sein, nun liegt fast jeden Morgen ein schwimmendes Hotel in der Bucht, manchmal sogar zwei. Ab 9.00h fahren die Wassertaxis beständig hin und her, bringen die Passagiere an Land. Bis 18.00h abends sind alle wieder an Bord und eine Stunde später sind sie wieder weg. Das bedeutet, täglich rund 1.000 bis 3.000 Menschen im Ort, die entweder in Busse steigen für Rundfahrten, die Ausflugsboote für Delfine-Gucken füllen, die Geschäfte und Cafés beleben, oder einfach nur herumwandern.

In jedem Gespräch mit den Leuten taucht dieses Problem auf, sei es, dass sie uns vorwarnen, am nächsten Tag käme wieder ein Superschiff, sei es dass sie sich über den Menschenauflauf beklagen: „Wir haben es gerne ruhig hier“. Und auch in den aktuellen Ausgaben der Wochenzeitung „Akaroa News“ wird darauf eingegangen. Eine Art Steuer, 5 NZ$ pro Kopf und Kreuzfahrer sollte an die Gemeinde gezahlt werden, um die Straßen und Parks wieder in Ordnung zu bringen, ist eine Forderung. In einem ganzseitigen langen Artikel erwägt der Vorstand der Bürgerstiftung von Akaroa das Für und Wider dieser vielen Besucher. Die Stiftung kümmert sich seit 50 Jahren um den Erhalt des historischen Ortskerns und setzt sich für individuellen und nachhaltigen Tourismus ein. Nun fürchtet man, dass jene Touristen wegbleiben werden, die die Ruhe und Idylle in Akaroa suchen, die oft ein paar Tage hier verweilen. Und genauso fürchtet man langfristig um den Ruf des Ortes, denn schon jetzt wird in den sozialen Medien gewarnt: Akaro sei zwar ein wunderschöner Ort, aber man solle einen Umweg drum machen, es sei ständig überfüllt mit Kreuzfahrttouristen.

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Die Woche verfliegt im Nu: erst will die Muktuk im Inneren etwas entsalzt werden, die potentiellen Salzwasserlecks müssen untersucht werden, dann Persenning zuschneiden und nähen, Wäsche waschen… Dazwischen nehmen wir uns auch mal Zeit, in der Stadt zu bummeln, den örtlichen Botanischen Park zu erkunden, Kaffee trinken, Sachen besorgen. Und viel zu schnell müssen wir wieder los, solange noch etwas Wind da ist, der uns weiter nach Süden bringt. Schnell noch am Samstag zum „farmers market“, ein letzter Kaffee und Anker auf!

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„Best chowder in town“ – ein gehaltvoller Eintopf mit Kartoffeln, viel Fisch und Muscheln

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Rätselbild: Zikade im Larvenstadium?

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Zikade? In den Wäldern und Parks sind sie nicht zu überhören!

Bay of Islands bis Whangarei

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In der Bay of Islands gibt es so viele schöne Ankerbuchten und kleine Inseln, wir könnten wochenlang dort herumfahren und immer noch was Neues entdecken: ordentlich angelegte Wanderwege, wilde Klippen, an denen man die hiesige Variante der Miesmuschel, die grünlich gefärbt ist, bei Niedrigwasser ernten kann. Nicht mehr als 50 Stück pro Person pro Tag, aber das ist eine Menge, die wir sowieso nicht schaffen…
Als wir aus der Bay of Islands raus segeln, ums Cape Brett herum, empfängt uns eine Gruppe von Delfinen, der Große Tümmler. So riesige Delfine haben wir schon lange nicht mehr gesehen und wie ausgelassen sie aus dem Wasser springen. Zwei Tage später kommen sie sogar in die Bucht herein geschwommen und spielen ein paar Stunden lang um die dort ankernden Boote. Es ist eine Freude, ihnen zuzusehen!
Und auch auf dem Weg nach Whangarei, die Küste entlang, gibt es ein paar schöne Ankerbuchten, wir hangeln uns in Tagestörn entlang, bleiben auch mal länger, wo es uns gut gefällt.
Die meisten Inseln und Buchten tragen auch in den Seekarten die Bezeichnungen aus der Maori-Sprache: Moturua und Motukiki Island, Whaiwhapuka Bay, Urupukapuka Island, Whangamumu und Whangaruru Bay, und zuletzt Tutukaka – Pippi Langstrumpf lässt grüßen!

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muscheln
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capebrett
Cape Brett

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austernfischer
Austernfischer

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Stone Store in Kerikeri

 
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Kerikeri ist eine der größeren Ortschaften in der Bay of Islands, liegt gut geschützt an einem Flusslauf. Bei Niedrigwasser ist die Fahrrinne so eng, dass wir mit der Muktuk lieber in einer hübschen Bucht ankern, und mit dem Dinghi hochfahren. Ausgedehnte Austernbänke ragen heraus, bei Hochwasser werden sie wieder umspült, Ufergrundstücke, mit schönen Häusern und Gärten, und immer mal wieder Segelboote, die an Dalben festgemacht sind.

Nach fast einer Stunde tuckern, kommt endlich das alte Steinhaus in Sicht und wir binden das Dinghi an einem Holzsteg fest. Ab hier kommt man nur noch mit dem Kajak weiter.

stonehouse

Das Stone Store ist ein beeindruckend massives Gebäude, 1836 erbaut, das nachweislich älteste Gebäude aus Stein in Neuseeland und die meiste Zeit als Warenhaus genutzt. Heute befindet sich ein Museumsladen darin, Geschenkartikel und Produkte wie aus dem Manufactum-Katalog, „es gibt sie noch, die guten Dingen“. Gleich dahinter steht ein einfaches Holzhaus, die erste Missions-Station in Neuseeland, Wohnhaus für den Missionar, 1820 errichtet. Und zwei Schritte weiter steht noch ein hübsches Holzhaus, das „Honey Café“, wohl nach dem Bienenhaus benannt, das früher da stand. Zwischen den Gebäuden ist ein Blumengarten liebevoll angelegt, ein paar Obstbäume und eine Reihe mit Weinreben auf der Flussseite angepflanzt, ein weitläufiger Park schließt sich an. Als wir im November, dem hiesigen Frühling, das erste Mal dort waren, offenbarte sich uns eine Blütenpracht sondergleichen. Ein bisschen fühlt man sich wie aus der Zeit gefallen, so schön und ruhig geht es da zu.

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Wir trinken erst einen Kaffee (erwähnte ich schon, dass in Neuseeland überall hervorragender Kaffee angeboten wird und überall Cafés zu finden sind?), schauen den Enten im Fluss zu und machen uns dann auf eine einstündige Wanderung, immer am Fluss entlang bis zu einem Wasserfall. Nach ein paar hundert Metern schon wieder eine Schautafel mit Informationen: restaurierte Überreste eines Wasserkraftwerks. Ein paar britische Offizierfamilien sollten hier angesiedelt werden, die vorher in Indien stationiert waren. Die Ehefrauen, in Indien an mindestens drei Dienstboten gewöhnt, mussten hier ohne auskommen, da die Maori sich nicht dazu einspannen ließen. Also verlangten sie Elektrizität und bekamen sie auch!

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Es ist ein gemütlicher Wanderweg, schöne Ausblicke auf den kleinen Flusslauf und wie so oft in diesen Wäldern überlegen wir, wie man diesen herrlich würzigen Duft mitnehmen könnte. Ein Klick und im Blog könnte man statt eines Videos oder Fotos einmal schnuppern…

Am späten Nachmittag sind wir wieder zurück, und Musik lockt uns den kleinen Hügel hoch zum „Pear Tree“-Restaurant, draußen stehen ein paar einfache Tische und ein junger Mann spielt auf der Gitarre. Also setzen wir uns hin auf ein Bier und ein Glas Weißwein mit „shoe strings“, Pommes rot-weiß, und genießen die Abendstimmung.

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Waitangi Treaty Ground

Bucht

(23. Januar 2017)

Gegenüber von Russell befindet sich der „Waitangi Treaty Ground“ – Geschichte pur! Hier wurde sie buchstäblich geschrieben: Durch den „Waitangi Treaty“, den Vertrag von Waitangi von 1840 wurde Neuseeland zu einer britischen Kolonie. Aber schön der Reihe nach:

Zehn Jahre zuvor hatte die britische Krone noch wenig Interesse an Neuseeland, dann aber erschien ein französisches Kriegsschiff in der Bay of Islands, es gab kriegerische Konflikte innerhalb der Maori-Stämme, aber auch welche zwischen den Einwanderern, den „Pakehas“, und den Maori, so dass gleichermaßen Maori und Missionare in Großbritannien um Hilfe in einer von Gesetzlosigkeit geprägten Region ansuchten.

James Busby wurde ausgesandt, um britische Präsenz zu zeigen, hatte aber keinerlei rechtliche Befugnisse und auch keinerlei militärische Unterstützung. Er schien allerdings ein guter Vermittler gewesen zu sein, schaltete sich mäßigend in die Konflikte ein und schaffte es sogar, zahlreiche Maori-Häuptlinge der Region um 1935 zu einer gemeinsamen Erklärung der Unabhängigkeit Neuseelands zu bewegen. Auch eine gemeinsame Flagge der vereinigten Maori-Stämme wurde entworfen.

Anfang 1840 erreichte William Hobson als Abgesandter von Königin Victoria Neuseeland und setzte zusammen mit James Busby einen Vertragsentwurf auf, der wenige Tage später einer Versammlung von Maori-Chiefs vorgelegt werden sollte. Die Fassung in englischer Sprache unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten von der Fassung in Maori – entweder weil die beiden Übersetzer nur wenig Zeit dafür hatten, oder aber glaubten, einige Formulierungen verändern und abmildern zu müssen, weil sonst die Maori-Chiefs nicht unterschreiben würden. Denn mit diesem Vertrag begaben sie sich nicht nur unter den Schutz von Königin Victoria, sie traten ihre Souveränität weitestgehend an Großbritannien ab. Auch gab und gibt es immer noch eine unterschiedliche Auffassung über Landbesitz. Die Maori glauben, dass Mutter Erde die darauf wohnenden Menschen „in Besitz“ nimmt und nicht umgekehrt. Zudem verwalten und bearbeiten die Maori auch heute noch Grundbesitz gemeinschaftlich als Großfamilie bzw. Stamm.

Am 5. Februar 1840 versammelten sich die Briten, einige Siedler und rund 500 Maori vor dem Haus von James Busby und die Chiefs begannen mit den Verhandlungen. Nach nur einem Tag unterzeichneten bereits die ersten Häuptlinge den Vertrag, allerdings ohne dessen wahre Tragweite zu verstehen, im Vertrauen auf die mündlich zugesicherten Landrechte. Das Vertragsdokument wurde in mehreren Ausfertigungen durch ganz Neuseeland versandt, bis hinunter zur Südinsel, nicht alle, aber doch die Mehrheit der Maori-Chiefs setzten ihre Unterschrift darunter.

In den folgenden Jahrzehnten verstärkte sich die Macht der Pakehas, der Weißen, weitere Erlasse unterstützen und vereinfachten die Möglichkeiten, den Maori Land weit unter Wert abzukaufen, zu enteignen oder sie aus manchmal recht nichtigen Gründen zu vertreiben. Erst weit über hundert Jahre später wurde versucht, das begangene Unrecht wieder gut zu machen, das zum wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Niedergang der Maori geführt hatte. Dem Vertrag sollte wieder seine ursprüngliche Bedeutung zurück geben werden: 1975 wurde ein Tribunal eingerichtet, wo Verstöße gegen den Vertrag von Waitangi vorgetragen werden können.

Außerdem einigte sich 2008 die Regierung Neuseelands mit Vertretern von 20 Stämmen über eine Wiedergutmachung, in Form von Ländereien und Geld, insgesamt rund 500 Millionen NZ$.

Das neue Museum auf dem Treaty Ground, letztes Jahr erst eröffnet, erzählt diese Geschichten ausführlich, von der Besiedlung Neuseelands durch die Maori, die Ankunft der ersten europäischen Segelschiffe, bis in die heutige Zeit: Ausstellungsobjekte klassisch in Vitrinen ausgestellt, Portraits der Protagonisten, die Vertragsdokumente von 1840, Pläne, Fotos, und daneben viele anregende multimediale Präsentationen. Die erklärenden Texte sind in Englisch und Maori.

Museum

Ein schönes kleines Museum, mit modernem Ausstellungsdesign und sehr informativ. Es hat uns gut gefallen!

Auch das ganze Gelände ist sehenswert, schöne Wiesen, ein Wald dazu, der aufgeforstet wurde. Der Besucherweg führt an drei reich verzierten Kanus vorbei, eines davon misst 35 m, ist aus drei Kauri-Stämmen gehauen und braucht 80 Ruderer, um bewegt zu werden! Das Haus von James Busby ist schön renoviert worden, man auf der Anhöhe einen herrlichen Blick auf die Bucht, davor steht ein hoher, weithin sichtbarer Fahnenmast mit der Flagge Großbritanniens oben und darunter jene von Neuseeland und den vereinten Maori-Stämmen.

Holzkopf

Nur einige Schritte weiter befindet sich ein Begegnungshaus der Maori, Te Whare Runanga, mit schönen Schnitzereien. Hier konnten wir auf dem Platz vor dem Haus eine Vorführung des traditionellen Begrüßungszeremoniells erleben und drinnen ein paar schöne Tänze sehen, alles von einer jungen begeisternden Truppe vorgeführt.

Maoritanz

Wir haben viel gelernt an diesem Tag über die junge, wechselvolle Geschichte Neuseelands.

Der 6. Februar ist ein wichtiges Datum der neuseeländischen Geschichte und hat inzwischen den Status eines Nationalfeiertages erreicht. An diesem Tag wird auf dem Treaty Ground gefeiert, ein großes Volksfest für alle, freier Eintritt, die Kanus werden zu Wasser gelassen. Wie schade, dass wir nicht so lange bleiben können…

Russel – Kororāreka

(21. Januar 2017)

Die Bay of Islands hat einige historisch bedeutsame Orte für Neuseeland zu bieten. Russell beispielsweise, war der erste Ort, in dem die europäischen Einwanderer sich niederließen. Kororāreka –Wie süß schmeckt der Pinguin – heißt der Ort in der Sprache der Maori. „Korora“ nennen sie den blauen Pinguin der am Eingang der Bay of Island lebt und „reka“ bedeutet süß.

KissenPingu

James Cook berichtete über den sicheren Hafen in dieser Ecke, und so zog es zu Beginn des 19. Jahrhunderts Walfänger, erste Handelsboote, ehemalige Sträflinge aus Australien und Missionare hierher. Es muss zu der Zeit ein ziemlich heißes und gefährliches Pflaster gewesen sein, Kneipen rund um die Uhr geöffnet, eine rechtsfreie Zone.

Heute ist es ein schmuckes kleines Dorf, die Uferpromenade könnte als Filmkulisse eines Badeortes um 1900 durchgehen, viktorianische Holzhäuser mit allerlei Holzschnitzereien verziert, überall Blumen in den Gärten. Tagsüber bringt eine Personenfähre stündlich Touristen von Paihia herüber, die fröhlich entspannt durch den Ort laufen. Das „Duke of Marlborough Hotel“ ist das älteste Neuseelands, hier und in weiteren Lokalen kann man lecker essen gehen oder in einem der netten Cafés einen guten Kaffee trinken, mit Blick aufs Meer.

Polizeistation

In Russell befindet sich auch die älteste Kirche Neuseeland, die Christ Church, ein einfacher heller Holzbau, mit einem kleinen Friedhof drum herum. In der Kirche auf den Holzbänken liegen dicht an dicht Sitzkissen, bestickt mit allerlei Motiven, Segelboote, Pinguine, Blumen… viele schon ausgebleicht und abgewetzt, aber immer noch hübsch anzusehen.

Christchurch

KissenWal

Russell war auch die erste Hauptstadt Neuseelands, wenn auch nur für wenige Jahre, bevor der Gouverneur nach Wellington umzog. Das kleine Museum mit vielen ortskundlichen Exponaten berichtet in einer Sonderausstellung davon. Auch im Museum zu sehen ist ein im Maßstab 1:5 nachgebautes Modell von James Cooks erstem Boot, der „Endeavour“.

Museum
Eingang zum Museumsgarten

Walfett
Kessel, in denen Walfett gekocht wurde

Auf dem Rückweg zum Russel Yacht Club, eine Bucht weiter, wo unser Dinghi liegt, entdecken wir einen „communal garden“, eine freundliche Dame erklärt uns das Prinzip: jeder kann hier Beete anlegen und etwas anpflanzen, pflegen und ernten. Viele der Segler in der Bucht, die den Sommer hier verbringen, würden sich daran beteiligen. Auch wir könnten etwas Unkraut jäten oder gießen und dürften uns dafür etwas mitnehmen. Gesagt, getan, die Pflanzen können Wasser gebrauchen in dieser trockenen Zeit, und anschließend pflücken wir einen Strauß voller Kräuter, Pfefferminze, Rosmarin, Petersilie…

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