Lanquin, ein kleines Bergdorf im Hochland. Dort kommen wir spätnachts mit dem Mikrobus für Touristen an, werden mit anderen Gästen auf einen Pickup verladen und weiter geht es noch mal eine viertel Stunde lang über Stock und Stein steil bergauf und wieder bergab. Überall ist es dunkel, die paar Häuser am Wegrand kaum beleuchtet, Hunde rennen bellend hinter uns her.
Noch ein Bier, dann fallen wir müde ins Bett. Am nächsten morgen erwachen wir im Urwald, nein nicht ganz, es gibt auch Hühner und Truthähne, die uns morgens noch vor Tagesbeginn mit ihrem Gackern und Krähen aufwecken. Einfache Häuschen und Zimmer, kalte Duschen, so wollten wir es haben.
Nach dem Frühstück gehen wir los, die letzten 3 km bergab zu den Wasserfällen von Semuc Champey. Die umliegenden Maya-Dörfer haben sich zusammengeschlossen und betreiben den Naturpark inzwischen selbst, nachdem er jahrelang vom Bürgermeister in Lanquin vernachlässigt wurde. Es gibt Parkwächter die alles pflegen, Holzbohlenwege, steile Holztreppen zum Mirador, dem höchsten Aussichtspunkt. Dort kann man auf einer Plattform stehen, die über den steilen Felsen hängt und hat einen herrlichem Blick nach unten: eine von der Natur geschaffene Kalkbrücke, Naturschwimmbecken mit türkis leuchtendem Wasser. Der Rio Cahabon hat sich hier außerdem ein unterirdisches Höhlensystem geschaffen.
Nach dem Abstieg freuen wir uns über die Abkühlung in den Becken, um uns herum der dichte grüne Wald, aus dem wir die Zikaden rufen hören.
Am anderen Tag fahren wir nach Lanquin mit Pickup und Tuk-Tuk weiter zu einem anderen Höhlensystem, etwas außerhalb des Ortes gelegen. Leider haben wir unsere Taschenlampen nicht mit, aber Pablo, unser Führer, hat für alle Fälle Kerzen dabei und mit denen wird es richtig romantisch und schaurig zugleich. Gleich in der ersten Höhle sehen wir den Fledermaus-Kindergarten, abends in der Dämmerung fliegen dann alle Fledermäuse zu Tausenden heraus zur nächtlichen Jagd. Pablo kennt die Tropfsteinhöhle so gut, er könne auch blind darin herumlaufen. Er zeigt uns alle wundersamen Gebilde, die sich im Laufe der Jahrtausende durch stetiges Tropfen gebildet haben. Mit viel Fantasie kann man hier einen Jaguarkopf sehen, dort einen Elefanten, dann eine Micky-Maus, eine Opernbühne mit imposanten Vorhängen. Pablo erzählt uns noch, dass seine Großmutter als junge Frau das unterirdische Höhlensystem genutzt hat, um bis nach Coban, der nächsten großen Stadt, zu gelangen. Eine mühsame Wanderung mit Fackeln, beladen mit den Waren für den Markt und trotzdem schneller als oberirdisch. Wie viel davon ist Wahrheit und wie viel Dichtung?
Wir sind beeindruckt und verlassen die Höhle nach gut zwei Stunden mit vielen Bildern im Kopf.