Wenn man unseren Blog so liest, könnte man ja fast meinen, wir wären hier im Dauerurlaub. Das wäre allerdings ein grobes Missverständnis. Die Tage hier auf der Isla de Mujeres waren – von einem Tag Inselrundfahrt auf geliehenen Fahrrädern abgesehen – gefüllt mit Arbeiten rund ums Schiff sowie mit Versorgungsaufgaben.
Die Ankerwinsch hat mal wieder gesponnen und musste ausgebaut, zerlegt, repariert und wieder eingebaut werden (fast ein Tag Arbeit), eine Fahrt mit der Fähre ins gegenüberliegende Cancun, weil wir länger als fünf Tage in Mexiko bleiben und somit ein „Temporary Import Permit“ fürs Schiff brauchen, ein vergeblicher Versuch, die Gasflaschen zu tauschen, Bevorratung für die nächste Überfahrt, usw. usf.
Aber man kennt ja den Spruch: Langfahrtsegeln heisst, sein Schiff an den schönsten Orten der Welt zu reparieren. Da wollen wir uns also keinesfalls beschweren. Der Höhepunkt an karibischer Lebensfreude und Naturerleben war aber heute Vormittag.
Genau genommen fing es ja schon gestern Abend an. Die großen schwarzen Fregattvögel, die so majestätisch am Himmel stehen, über Stunden hinweg ohne einen Flügelschlag, müssen am Abend auch einmal schlafen gehen. Auf dem Wasser landen können sie nicht (d.h. vielleicht schon, aber hoch kämen sie nicht mehr), daher hat es schon ein paar Mal einer versucht, auf einem unserer Masten zu landen. Bisher hat das allerdings nie geklappt.
Gestern Abend aber schon. Und wo einer sitzt, ist doch bestimmt Platz für ein paar mehr. Prompt hatten wir fünf von den Viechern auf unserem Genickstag sitzen (das ist das Stahlkabel, das die beiden Mastspitzen verbindet). Sie liessen sich auch nicht durch Anleuchten mit der Taschenlampe vertreiben.
Schon am Abend hörten wir vereinzelte Aufplatsch-Geräusche, heute morgen sahen wir die Bescherung: das ganze Deck mit Vogelkot übersät, das Cockpitdach nicht länger weiss, sondern grau-braun besprenkelt, die Cockpitpersenning versaut, das Fischbrett besudelt, durch die offen stehenden Luken Dreck in der Küche und in der Achterkoje (immerhin unser Schlafzimmer!). Die beiden großen Eimer mit Süsswasser, die am Achterdeck stehen, um sich nach dem Baden ein wenig abpülen zu können, hat es auch erwischt. Aber vielleicht haben die Homöopathen ja recht und Vogelkot in D4-Verdünnung hilft gegen den Dreck?
Na ja, jedenfalls waren wir dann von neun bis zwei damit beschäftigt, den Dreck mit Bürsten, Lappen und unzähligen Eimern Seewasser wegzuputzen und eine Angelsehne über dem Genickstag zu spannen, damit sich das Theater heute Abend nicht wiederholt. Dass sämtliche Maststufen und die Salinge auch komplett versifft und glitschig waren, hat den Aufstieg und die Arbeit auf den Mast-Toppen auch nicht unbedingt sicherer und angenehmer gemacht. Brrrrrrr….
Jedenfalls: wenn sich die Biester heute Abend trotz unserer Abwehr-Konstruktion wieder da oben niederlassen, packen wir die Gummischlinge und Papier-Krampen aus und blasen zur Fregattvogeljagd. In diesem Sinne: Halali.