Zwei Tage brauchen wir für die Strecke von Kubas Westspitze bis zur mexikanischen Isla de Mujeres. Die 120 Seemeilen hätten wir eigentlich in einem Tag schaffen können, wir hatten stetigen Wind aus guter Richtung, und durchs Wasser machten wir schätzungsweise nie unter fünf, meist sechs Knoten Fahrt.
Aber der Kanal von Yucatan ist für seine heftige Strömung berüchtigt, und die sorgt dafür, dass wir über Grund nur mit zwei bis drei, über viele Stunden hinweg sogar eher anderthalb Knoten laufen. Und dann können auch 120 Meilen ganz schön lang werden.
Zum Glück lässt der Strom am Ende nach, so dass wir am zweiten Tag doch noch bei Tageslicht in der Ankerbucht ankommen. Einklarieren können wir zwar erst am nächsten Morgen, aber wir gönnen uns am Abend die ersten Tacos in der Marinabar.
Was für ein Unterschied zu Kuba! Nach gut sieben Wochen Einsamkeit und Versorgungsengpässen können wir die Eindrücke kaum verarbeiten. Eine Bar mit Livemusik, eine Speisekarte mit verschiedenen Gerichten darauf, die es auch wirklich gibt. Eine Toilette mit Spülung, Klopapier und sogar einem funktionierenden Waschbecken.
Am nächsten Tag der erste Gang durch den Ort. Geschäfte. Supermärkte mit vollen Regalen. Internet in fast jedem Cafe. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Das Prozedere des Einklarierens ist freilich nicht unbedingt einfacher als auf Kuba. Von allen Dokumenten benötigen wir sechs Kopien, zig Formulare wollen ausgefüllt, drei Behörden besucht und etliche Rechnungen bezahlt werden, bis wir uns schließlich legal in Mexiko aufhalten.
Jeden Morgen um halb neun hören wir das „Cruiser’s Network“ auf UKW Kanal 13, wo die Fahrtensegler aus den Marinas und vor Anker Informationen, Wetter und Veranstaltungshinweise austauschen.
Es tut uns jedenfalls gut, für ein paar Tage die Annehmlichkeiten der ersten Welt zu geniessen. Banal, aber wahr: man weiss sie erst zu schätzen, wenn man ein paar Wochen auf sie verzichtet hat. Wir bleiben gerne ein wenig länger an diesem wunderschönen Ort.