Am Ende geht dann doch alles recht schnell. Eben noch hungern wir uns bei Flaute Meile um mühevolle Meile dem Ziel entgegen. Die Tage fliessen ineinander, als gäbe es kein anderes Leben. Die Bordroutine – bei jedem wegen der unterschiedlichen Wachzeiten etwas anders – ist völlig eingespielt und hat viele gemeinsame Komponenten.
Ein spätes Frühstück, wenn alle wieder wach sind. Ein paar Aufräumarbeiten oder kleinere Projekte, ab und zu eine Höhenmessung mit dem Sextanten, um in Übung zu bleiben, ab und zu ein paar Takte Gitarrenspiel. Dann die tägliche Kübeldusche hinten auf dem Fischbrett. Mittagessen, Mittagsschlaf. E-Mails und Wetter holen. Segelführung für die kommende Nacht vorbereiten. Sundowner an Deck, bis die Himmelsfarben von glühend rot sich zu violett abdunkeln. Dann Musik auflegen zum Abspülen. Wir spülen nur einmal am Tag, das spart Wasser, auch wenn je nach Seegang bisweilen 7-8 Arme nötig sind, um alles Geschirr gleichzeitig am davonrutschen zu hindern. Abendessen, aufräumen, ein Abendbierchen an
Deck. Dann übernimmt der Wachrythmus: Marianne bis Mitternacht, Birgit bis vier, Andreas bis acht. Da capo.
Tja, und statt ewig so weiterzugehen, springt der Meilenzähler heute beim Frühstück auf die Anzeige von Nachkommastellen um, denn vor dem Komma sind es nur noch zwei Ziffern. Jetzt bleiben noch 80sm, so dass wir in der Nacht damit rechnen können, Lichter der Inseln zu sehen. Aufregend.
Auch wenn ein bekanntes chinesisches Sprichwort besagt, dass selbst die längste Reise mit der letzten Meile endet, hier schon einmal eine vorläufige Bilanz bei 96,8%: knapp vier wunderschöne Wochen auf See, es hätte gerne so weitergehen können. Sechs stattliche Fische, ausreichend für 15 reichliche Fischmahlzeiten. Jetzt bleibt die Angel drin, denn wir freuen uns langsam auf gebratene tote Tiere mit Knochen statt Gräten. Zwei selbstgenähte Gastlandflaggen, selbst die komplizierte Flagge Dominicas ist fertiggenäht und -geklebt, nachdem wir per E-Mail herausbekommen haben, wie sie aussieht – Danke Kay. Außer ein paar durchgescheuerten Leinen keine Schäden, Muktuk hat sich vorzüglich bewährt und fühlt sich auf dem Atlantik sichtlich wohl. Wir auch.
POS 16°22N 060°15W COG 225 SOG 4.8kn