23. Oktober 2023
Am Montagmorgen geht es endlich los. Die Sonne scheint auf das spiegelglatte Hafenbecken, es ist windstill. Da Muktuks Bug zu Land hin zeigt, will ich mit dem Bugstrahlruder das Boot um knapp 180° drehen, um aus dem Becken heraus und zum Tanksteg fahren zu können. Sie beginnt sich auch brav zu drehen, aber als ich die Maschine einkupple, um Vorwärtsfahrt zu machen, passiert nichts. Mehr Gas – immer noch nichts! Was ist denn jetzt los?
Wir driften zurück an den Steg und machen erst einmal wieder fest. Getriebeschaden? Gebrochener Schaltzug? Es scheint aber alles in Ordnung zu sein: wenn ich einkupple, dreht sich die Welle, bei mehr Gas sehen wir Schraubenwasser am Heck – alles wie es sein soll. Hmm…
Zweiter Versuch. Unter Maschine bewegt sich Muktuk doch, allerdings nur ganz gemächlich. Auf dem Weg zum Tanksteg gebe ich Vollgas, dennoch erreichen wir mit Müh und Not eine Geschwindigkeit von einem Knoten. So wird das nichts mit der kurzen Strecke von 20 sm, die wir für heute vorhaben.
Die Erklärung: nachdem Muktuk fast vier Monate lang bewegungslos in warmem Wasser lag, haben sich so viele Muscheln am Propeller festgesetzt, dass wir damit zwar das Wasser hinterm Boot durchquirlen, aber praktisch keinen Vortrieb erzeugen. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als mit Kratzwerkzeug bewaffnet im Hafenbecken tauchen zu gehen, um den Propeller wenigstens grob vom Bewuchs zu befreien. Die Biester sind verdammt hart, und ich brauche etwa eine Stunde, bis die Propellerblätter auf ihrer Vorder- und Rückseite freiliegen. Danach bin ich sehr froh über die heiße Dusche in der Marina, um sowohl den Hafendreck als auch das Zittern loszuwerden.
(Kleiner Vorgriff: ein paar Wochen später machen wir auf der Werft dieses Bild, als die Muktuk aus dem Wasser gehoben wird. Kein Wunder also!)
Das Tauchen und Kratzen hat sich jedenfalls gelohnt. Zwar sind wir immer noch langsam, aber knapp vier Knoten schaffen wir jetzt unter Maschine, und damit können wir unseren Ankerplatz erreichen, wo wir uns ein paar Tage lang von der Hektik der Großstadt erholen wollen.