Fast ein Jahr hat es gedauert, und ein paar Mal war es schwer gewesen, die Zuversicht zu behalten: aber es sieht wirklich so aus, als hätte Muktuk ihre Metamorphose von der Baustellenraupe zum seetüchtigen Lebensraum-Schmetterling abgeschlossen. Die Arbeitslisten sind im Wesentlichen abgearbeitet, einzig die Jungs von der Werft müssen in den nächsten zwei Tagen noch einmal die Plexiglasscheiben der Luken neu einkleben, denn das Dichtmittel ihrer ersten Wahl war ungeeignet und haftet nicht gut am Plexiglas. Gut dass es noch rechtzeitig bemerkt wurde.
Den Proviant-Großeinkauf haben wir bereits erledigt: drei Einkaufswägen voll, und da der Supermarkt direkt am Strand liegt, konnten wir den Heimtransport zünftig per Beiboot erledigen und die Sachen direkt bis zum Boot fahren. Fehlen nur noch die frischen Sachen vom Markt und die Lieferung aus der Apotheke für die medizinische Ausrüstung, dann sind wir eigentlich bereit zum Ablegen.
Nach so langer Zeit in Galicien fällt das Abschiednehmen schon schwer. So viele schöne Erlebnisse, alte und neue Freunde, eine zauberhafte Landschaft – das Fernweh bekommt ernsthafte Konkurrenz vom Abschiedsschmerz. Ich fürchte, an diese Situation müssen wir uns in den nächsten Jahren gewöhnen.
Vorige Woche waren wir beim Chef unserer Schreiner zu einem Grillabend eingeladen, und am Ende (so gegen halb vier) wurde noch der Brauch der Queimada zelebriert: eine Art galicischer Feuerzangenbowle, aber mystisch angereichert. Während der brennende Schnaps mit dem Schöpflöffel gerührt und die Flammen damit immer neu angefacht werden, wird mit erhobener Stimme der Conxuro deklamiert – eine lange Beschwörungsformel, die die bösen Geister von den Anwesenden fernhalten und die Geister der abwesenden Freunde an der Feier teilhaben lassen soll. Wen’s interessiert: es gibt sogar einen Wiki Artikel zur Queimada, inklusiver galicischem Text und Übersetzung des Conxuro. Wir waren jedenfalls schwer beeindruckt.
Die Vorbereitungen für die Reise sollten also diese Woche noch abgeschlossen sein. Im Hafen liegen wir schon aussen am Besuchersteg (da ist das An- und Ablegen einfacher). Beim nächsten günstigen Wind heisst es dann „Leinen los“. Oder unsere Freunde schneiden uns die Leinen durch, damit wir nach so langer Zeit auch wirklich loskommen.