9. – 10. April 2019
Weiter geht es die Küste Kyushus Richtung Norden. Tagesziel ist der kleine Ort Ashiya, der seit dem 14. Jahrhundert Japans Zentrum für gusseiserne Teekessel war. In diesen Teekesseln wird das Wasser bei der Teezeremonie gekocht, sie haben eine besondere Form und sind mit kunstvoll ausgearbeiteten Reliefs verziert.
Allerdings war es erst einmal eine Herausforderung, dort hinzukommen. Wind und Strom sind gegen uns, wir müssen motoren und es steht eine unangenehme, ruppige See. Wir kommen nur mit 2-3 kn Fahrt voran. Auf einmal ertönt der Bilgenalarm – in der Motorbilge steht jede Menge Wasser. Da muss jemand etwas missverstanden haben: unter Seglern wünscht man sich neben Mast-und Schotbruch bekanntlich eine Handbreit Wasser unterm Kiel, von einer Handbreit Wasser in der Bilge ist keine Rede. Die Ursache ist schnell gefunden: die Wellendichtung dichtet die Propellerwelle nicht mehr genügend ab, wenn der Motor auf seinen Gummilagern durch die Bewegung im Seegang arbeitet. Je schneller wir fahren, desto mehr Wasser dringt ein, aber wenn wir langsamer fahren, kommen wir gar nicht mehr voran. Also Augen zu und durch, die Bilgenpumpe schafft es noch problemlos, die Wassermengen wieder nach draußen zu befördern. Aber alle ein bis zwei Minuten läuft sie für 20-30 Sekunden, das ist schon beunruhigend.
Für das Hafenbecken, in dem wir festmachen wollen, fehlen detaillierte Karten, und so sitzen wir trotz 1 Meter aufgeholtem Kiel und über einem Meter Tide erst einmal auf, kommen aber aus eigener Kraft wieder frei. Das mit der Handbreit Wasser unterm Kiel will heute einfach nicht klappen. Schließlich legen wir an einer alten Pier an, die dick mit Seepocken bewachsen, mit rostigen Eisenbeschlägen versehen und mit vorstehenden Betonelementen versetzt ist. Unsere dicken Styroporfender und Fenderbretter kommen also endlich zum Einsatz.
Die Wellendichtung kann ich zum Glück justieren, so dass sie jetzt wieder dicht ist. Dennoch muss sie bei nächster Gelegenheit ausgetauscht werden, denn das Material verliert über die Jahre seine Elastizität und ist mittlerweile am Limit. Der Austausch ist aber nur möglich, wenn das Schiff aus dem Wasser kommt. Das passende Ersatzteil haben wir schon seit Neuseeland an Bord. Einige Stunden Arbeit haben wir aber jetzt schon, bis die Bilge entwässert, mit Süßwasser gespült und getrocknet ist.
Am nächsten Tag ist das Wetter wieder besser und wir machen uns auf zum Teekesselmuseum. Wunderschön gelegen, bietet das Gelände einen klassischen japanischen Garten mit Teich, Steinen, Bäumen und gleich zwei Hütten für die Teezeremonie. Man kann diese Hütten für Veranstaltungen mieten, zur Zeit ist aber nichts los, so dass wir die große Hütte auch von innen besichtigen können, und auch den Garten haben wir praktisch für uns alleine.
Später werden wir berühmtere Gärten in Kyoto und Okayama besichtigen, dann aber zusammen mit Hunderten von Touristen. Hier dagegen können wir die Ruhe und Harmonie, die dieser Garten ausstrahlt, in vollen Zügen genießen.