Meine kleinste Bibliothek der Welt befindet sich in Port Fitzroy auf der Insel Great Barrier.
Die Geschichte dieser öffentlichen Bibliothek ist schnell erzählt, erst war es nur ein Bücherbord in einem Schuppen am Hafen bei der Bootsrampe, wo auch die eingehende Post sortiert wurde. Der „National Library Service“ unterstützte diese kleine Sammlung und versorgte sie kontinuierlich mit neuen Büchern.
1978 wurde der Schuppen am Hafen abgerissen und ein neuer gebaut. Die Bücher zogen um, ein paar hundert Meter weiter die Straße hoch neben das „nursing house“, die Praxis der Krankenschwestern. In dem Holzschuppen, wo zuvor ein Generator stand, wurden ein paar Regale aufgebaut, die Bibliothek um Biographien und Nachschlagewerke sowie Kinderbücher und Puzzle erweitert. Anfangs musste die Bibliothek sich den Raum mit einigen Mäusen und Spinnen teilen, bis ein wasserdichtes Dach und ein neuer Anstrich angebracht wurden und damit die Mitbewohner in die freie Natur entlassen werden konnten.
Die Bibliothekarin wünschte sich 1986 nichts sehnlicher als ein neues Gebäude, das den alten Generatorschuppen ersetzen sollte, aber der Gemeinderat lehnte den Antrag erst einmal ab. Während einer feuchtfröhlichen Party kam die Idee auf, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und im Schutz der Dunkelheit mit einem Neubau zu beginnen. Das war dann doch nicht nötig, denn der Gemeinderat ließ sich umstimmen. Zwei Tanzbälle als Spendengala brachten das nötige Geld zusammen, eine Holzfirma lieferte Baumaterial zu günstigen Preisen, mit der Fähre kamen wetterfeste Fenster aus zweiter Hand vom Festland, auch diese als Geschenk. Viel ehrenamtliche Arbeit wurde von den Insulanern geleistet und schließlich konnte die Einweihungsparty mit viel Champagner begangen werden. Opo Ngawata, der örtliche „kaumatua“ (Stammesältester der Maoris), segnete die Bibliothek.
Die North Great Barrier Library Association (Verein der Bibliothek von Nord-Great Barrier) kümmert sich um die Belange der Bibliothek, die Bibliothekarinnen arbeiten ehrenamtlich!
Ein kleiner Jahresbeitrag der Bibliotheksbenutzer sichert den Ankauf und die Pflege der Bücher und angesichts des doch begrenzten Platzes müssen ständig Exemplare ausgesondert werden. Darum steht ein Bananenkarton draußen auf der überdachten Terrasse, aus dem man sich für 2 Dollar ein Buch mitnehmen kann.
Die kleinste Bibliothek der Welt?
Zwei Wochen später, auf der anderen Seite der Insel spazieren wir durch das Örtchen Tryphena und stehen auf einmal wieder vor einer Bibliothek – noch kleiner? Sieht so aus! Ich habe die Bücher nicht nachgezählt und den Raum nicht ausgemessen. Aber kommt es bei Bibliotheken immer auf die Größe an?