Zugegeben, es ist nicht Kap Horn. Aber zumindest das zweitsüdlichste Kap der Welt. Das South Cape, die Südspitze von Stewart Island, liegt auf 47°18′ Süd und schlägt damit sowohl Tasmanien als auch das Kap der guten Hoffnung locker. Nur Kap Horn liegt mit 55°59′ Süd noch 520 Seemeilen weiter südlich.
Aber wie auch immer: wir sind drum herum gefahren und haben damit den vorerst südlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Ab jetzt geht es aufwärts, d.h. nach Norden und zurück ins Warme. Obwohl wir eigentlich nicht gefroren haben. Für unser Öfchen haben wir immer genug Holz gefunden (und beim Sägen wird einem auch schon warm), nur das Wasser war am Ende mit 10 Grad doch relativ frisch beim morgendlichen Bad, so dass wir manchmal einen Topf Wasser auf dem Ofen warm machten, um damit zu duschen. Beim Schnorcheln wird es mir trotz Neopren-Anzug nach einer Viertelstunde ganz schön kalt, Hut ab vor den Robben, die das viel länger aushalten.
Am 4. April haben wir schweren Herzens Stewart Island verlassen. Port Pegasus im Süden der Insel, wo wir die letzten anderthalb Wochen verbrachten, ist so wunderschön, so abgelegen und naturbelassen, dass wir es unglaublich genossen habe. Wanderungen durch Manuka-Büsche, Gesteinsformationen wie vom Bildhauer gemeißelt, Seelöwen und Robben als Gefährten, hin und wieder ein scheuer Pinguin, der tägliche Blue Cod, an dem wir uns immer noch nicht sattgegessen haben, es war einfach wunderschön und für uns beide der bisherige Höhepunkt unserer Reise.
Eine Bucht ist malerischer als die andere, und auch unsere Ankermanöver mit Landleine klappen mittlerweile ganz gut. Am Bug hält der Hauptanker, dann fährt einer mit dem Dinghi und einer langen Leine an Land, die er an einem starken Baum oder einer Wurzel festmacht und mit der das Heck dann Richtung Land gezogen wird, denn die geschützten Ecken sind nicht groß genug, dass wir frei vor Anker schwingen könnten.
Auf der Fahrt nach Norden in Richtung Fjordlands begleiten uns Königsalbatrosse, deutlich größer als die Mollymauks und großartige Segelflieger. Und dann durften wir auf der Überfahrt noch ein ganz besonderes Spektakel erleben: in der Nacht war am Südhimmel eine Aurora, ein Polarlicht zu sehen. Es war grün und loderte auf einer leicht gekrümmten Linie an mehreren Stellen, die sich im Laufe der Zeit teilten und wieder zusammenkamen. Nach gut fünf Minuten verlosch die Aurora zwar wieder, aber immerhin: wir konnten sie sehen. Leider gibt es kein Foto für den Blog: auf dem schwankenden Schiff geht keine lange Belichtungszeit. Ihr müsst uns also einfach glauben.