28. Februar bis 11. März 2017
Da mussten wir erst die Aussprache üben, weil der Name aus dem Schottischen kommt: „Danieden“, betont wird es wie das deutsche Wort „darnieder“, mit der Betonung auf dem i und ohne das r dazwischen.
Auch hier, weit im Süden von Neuseeland lebten vor der Ankunft der ersten Europäer Maori-Stämme und es gab reichlich Konflikte mit den Walfängern, die die Otago-Halbinsel und den geschützten Hafen gerne nutzten.
Eine richtige Stadt wurde es erst, als zwei Schiffe voller Schotten 1848 hier ankamen. Sie gehörten der presbyterianischen Kirche in Schottland an, hatten sich aber als eine puritanische Gruppe abgespalten und gemeinsam das Land verlassen, tüchtige Leute, viele Handwerker darunter. Zwanzig Jahre später wurde im Hinterland Gold gefunden und die Stadt wuchs noch rasanter und wurde reicher und reicher.
Das sieht man ihr heute noch an – in der Innenstadt stehen viele schöne alte Steinhäuser im Stil der Gründerzeit und was auch ins Auge fällt, viele alte Industriebauten mit Art-Deco-Fassaden. Und der Bahnhof erst, herrschaftlich und beeindruckend, mit wunderschönem Mosaikfußboden, eine der Touristenattraktionen.
1871 wurde die Universität gegründet, sie nimmt heute mit ihren alten und neuen Gebäuden einen ganzen Stadtteil neben dem Zentrum in Anspruch, dahinter ganze Straßenzüge mit kleinen putzigen meist einstöckigen Holzhäuschen, das Wohnviertel der Studenten.
Dunedin gefällt uns auf Anhieb, es ist lebendig und gemütlich zugleich, im Stadtzentrum zwischen dem Bahnhof und dem achteckigen Platz (das Oktagon) bis zum Studentenviertel hin kann man herum schlendern, rustikale oder hippe Cafés, Antiquariate, Läden mit Kunsthandwerk oder Designerstücken, ein paar kleinere Einkaufspassagen, kann man abklappern. Und für die Mittagspause ist die Entscheidung gar nicht so einfach, Fish & Chips oder eines der vielen japanischen Lokale?
So viel Kunst und Kultur in dieser Stadt, Museen, Galerien, Bibliotheken, Theater, Kino. Ein zweiwöchiges Kulturfestival „Fringe“ wird beworben, mit Ausstellungen, Musik, Tanz, Performance. Wir zählen die Tage und wissen, wir können leider nicht alles „mitnehmen“.
Die städtische Kunstgalerie versteckt ihren Eingang dezent beim Oktagon und hat eine überraschend schöne helle Eingangshalle, kombiniert Kunst um 1900 mit zeitgenössischen Objekten, eine interessante Mischung.
Und das „Settlers Museum“ gleich neben dem Bahnhof hat kürzlich einen Neubau als Anbau dazu bekommen, den Platz verdoppelt, so dass die Sammlung nicht mehr dicht gedrängt präsentiert werden muss: die vergleichsweise junge Geschichte wird dort akribisch aufgearbeitet, thematisch und chronologisch zugleich, die Geschichte von Dunedin und der Region Otago.
Rückansicht des „Settler Museums“, der Altbau
Alle Museen arbeiten hier nach dem Spendenprinzip – kein Eintritt wird verlangt, dafür stehen überall gläserne Boxen, in die man Geld reinwerfen kann.
Bei schönem Wetter sind wir zuerst zum Chinesischen Garten (mit Teehaus!) gegangen, am späteren Nachmittag war es dort wunderschön ruhig, inmitten der brummenden Stadt. Die ganze Anlage wurde in Shanghai entworfen und hergestellt, um dann Stein für Stein in Dunedin wieder aufgebaut zu werden. Ein Tribut an die vielen Chinesen, die es in der Goldgräberzeit hier gab.
Neben vielen Parks gibt es einen großen Botanischen Garten, darin ein herrlicher Rosengarten. Auf der einen Seite die alten Sorten, auf der anderen die neuen. Keine Frage, die alten Rosenstöcke haben die schöneren Blüten und dazu duften sie noch. Eigentlich müssten wir im Oktober/November noch einmal her kommen, wenn die Rhododendron-Büsche blühen. So viele verschiedene Sorten in einem riesigen Areal angepflanzt, das muss eine Pracht sein.
Musikpavillon für Sommerkonzerte mit Picknick
Freundliche hilfsbereite Menschen treffen wir auch hier wieder. Als wir mit der Muktuk den „Victoria Channel“ hoch getuckert sind, auf der einen Seite das Festland auf der anderen die Otago-Halbinsel, hatten wir uns per Funk bei der „Otago Harbour Control“ angemeldet. Für das letzte schmale Stück ist es wichtig, dass man nicht einem Frachter in die Quere kommt. Wir wollten eigentlich irgendwo im Hafenbecken ankern, aber das sei nicht erlaubt, sagte er uns und mit unserer Muktuk konnten wir auch nicht in den kleinen Yachthafen rein, die Einfahrt ist zu eng und nicht tief genug. Dazu blies auch noch ein ordentlicher Wind direkt auf die Uferpromenade zu, so dass wir für die erste Nacht lieber an einem schwimmenden Bagger festmachten, der im Hafenbecken, dem „Steamer Basin“ lag. Morgens, kurz nach 7.00h klopfte es denn auch an unserem Boot: Barry vom Yachtclub half uns, die Muktuk ein paar Meter weiter zu verlegen, denn die Arbeiter auf dem Bagger wollten rausfahren. Barry organisierte auch einen Schlüssel für das Gittertor, und so lagen wir die ganze Zeit an einem alten Schlepper festgemacht, hatten Landzugang und waren in 10min zu Fuß in der Stadt.
Eine Firma im Hafen lässt uns an ihrem Internet teilnehmen, bis wir selber welches haben. Eine Freundin von Freunden besucht uns auf dem Boot und fragt uns, ob wir nicht ihr Auto für einen Tag haben wollen…
Auch Dunedin hat einen Famers Market, und was für einen! Es brummt und summt am Samstag Vormittag um die vielen Stände herum, Obst, Gemüse, Käse, Brot, Fisch und Fleisch. Und für den kleinen Hunger zwischendurch sorgen ein paar Imbiss-Stände mit Crepes, Brötchen und gutem Kaffee.
Ein Wägelchen mit Einkäufen haben wir vollgeladen, immerhin werden wir nun ein paar Wochen lang sozusagen in der Wildnis sein, ohne Supermarkt um die Ecke. Stewart Island ruft!