So sehen auf 40 Grad Süd also die „guten Wetterfenster“ aus. Aus den vorhergesagten fünf Windstärken wurden erst sechs, dann auch mal sieben. Aus den vorhergesagten zwei Metern Wellenhöhe wurden erst drei, dann dreieinhalb. Aber in der Tat – kein Sturm (der geht erst bei 8 Bft los).
Dass drei Meter Welle (besonders von hinten) nicht gerade angenehm sind, wissen wir und treue Leser unseres Blogs natürlich schon. Das Boot rollt dann heftig von einer auf die andere Seite. Ein leichtes Wiegen fördert ja den Schlaf, aber ab +/ 30 Grad werden aus den REM-Phasen (rapid eye movement) doch eher RAM-Phasen (rapid arm movement), und vorbei ist’s mit dem Schlaf. Kochen und abspülen arten zu akrobatischen Zirkusnummern aus, aber das ist für uns nichts Neues mehr, und Muktuk hält dieses Wetter allemal spielend aus.
Neu ist aber das viele Wasser unter Deck. Bei diesem Wetter werden alle paar Minuten einige Hektoliter See übers Deck gespült, und normalerweise halten die verschlossenen Luken diesen Angriffen stand. Na gut: den ersten Platscher haben wir selbst zu verantworten. Ich dachte gerade noch „jetzt sollte ich mal das Steckschott am Niedergang einsetzen“, schon kam die erste Ladung ungebeten zu Gast.
Nur leider wurde es auch dann nicht viel besser. Die Persenning über dem Schiebeluk, die wir erst vor drei Jahren in Spanien hatten anfertigen lassen, hat sich in dieser Woche komplett aufgelöst. Ohne diesen Schutz findet das Wasser in Mengen ins Boot. Zwar haben wir schon das Material gekauft, um uns eine neue Persenning zu nähen, nur gemacht haben wir es noch nicht. Böser Fehler. Zeitweise kamen wir mit dem Aufwischen kaum mehr nach. Kaum hatten wir die Pfützen halbwegs beseitigt, Krach, Wusch, kam der nächste Platscher und wir durften von vorne anfangen. Die beiden achteren Doraden hatten wir nicht zugeschraubt, prompt brachten sie sich mit ein paar Tassen voll Wasser in Erinnerung, und die Messebänke waren nass. Das Skylight in der Messe tropft. Ein paar Seitenluken halten unter Druck nicht dicht. Mittelkabine, Bad, Werkstatt, Achterlast: überall kommt es durch. Wie soll das erst bei wirklich schwerem Wetter werden?
Das erinnert mich an die Geschichte eines Weltumseglers, der nach seiner Heimkehr gefragt wurde, ob er nicht manchmal die Zeit auf See und das unterwegs sein vermisse. Er antwortete: „schon, aber wenn die Sehnsucht zu groß wird, stelle ich mir den Wecker auf vier Uhr morgens, ziehe mich an, setze mich ins Wohnzimmer und schütte mir einen Zehnliter-Eimer kaltes Salzwasser über den Kopf.“
So ähnlich war das bei uns. Nur dass wir die Menge auf mehrere Ein- bis Zweiliterportionen aufgeteilt haben. Und zur Abwechslung auch ein paar Liter auf Kopfkissen, Matratze und Kleider in der Koje verteilt haben, auf Birgits Seite natürlich. Wo das herkommt, wissen wir noch nicht, da werden wir in der nächsten Bucht die Verkleidung von Decke und Wänden schrauben und nachforschen müssen.
Aber wie gesagt: für 40 Grad Süd war das gutes Wetter. Mal schauen, wie schlechtes aussieht. Vorher sollten wir aber noch ein paar Löcher dichtkriegen. Oder Badekappen verteilen.