Irgendwann wollen auch wir Wale sehen. Hier in der ruhigen geschützten Inselwelt von Vava‘u tummeln sich die Buckelwale. Es ist ihre Kinderstube, sie kommen jedes Jahr aus der Antarktis hierher, um ihre Jungen zu gebären, zu säugen und zu erziehen, so dass sie fit sind für die lange Reise zurück in die Antarktis. Dort futtern sie sich wieder Speck an und los geht es, zurück nach Vava’u.
Wir haben Glück und sehen schon bald eine kleine Gruppe von Weitem blasen, zwei Boote mit Touristen ganz in der Nähe, es wird Schwimmen mit Walen angeboten. Erst einmal aber suchen wir die „Mariner’s Cave“, eine berühmte Höhle, in die man nur hinein gelangen kann, wenn man einen vier Meter langen Tunnel zwei Meter unter Wasser entlang taucht. Wir haben zwar die Koordinaten, aber der Zugang ist für uns nicht zu sehen. Doch dann hält ein Boot mit Tauchern und ihrem Führer davor an, und Andreas kann mit der Gruppe mit schwimmen. Ich bleibe auf der Muktuk und treibe, denn ankern kann man davor nicht, es ist viel zu tief. Andreas kommt begeistert zurück, ein einmaliges Erlebnis!
Wir fahren ein bisschen näher an die Walgruppe heran und freuen uns am Anblick ihrer schönen schwarzen Rücken und der gewaltigen Flossen, die sie bei ihren Sprüngen zeigen, bevor sie weiter ziehen und wir die Segel wieder setzen und zu unserer Ankerbucht in der Lagune von Honga zu fahren. Dort bleiben wir einige Tage, es ist windstill drinnen, ruhig und nachts können wir ohne Streulicht vom Land die Milchstraße und Millionen von Sternen bewundern.
Auf der Insel gegenüber haben sich Elke und Werner niedergelassen, Land gepachtet, ein Haus gebaut und einen schönen Garten angelegt, ehemalige Langzeitsegler, der Trans-Ocean-Stützpunkt von Tonga. Wir besuchen sie in ihrem kleinen Paradies und machen einen Spaziergang über die Insel.
Einheimischer Garten mit hohen Yamsgewächsen
Yams, die noch eingegraben werden sollen
Ein paar Ankerbuchten weiter in der schönen Inselwelt treffen wir David und seine Frau Hika, drei ihrer elf Kinder leben noch mit ihnen auf ihrer kleinen Insel, die anderen sind schon aus dem Haus bzw. in der Schule in Nuku’alofa. Als sie hören, dass wir aus Deutschland sind, freuen sie sich sehr, denn Davids Urgroßvater war ein Deutscher, der sich lange vor dem 2. Weltkrieg auf Tonga niedergelassen hatte, die Insel für 150 Jahre gepachtet und mit dem Anbau von Kopra begonnen hatte. David nennt uns seinen Nachnamen, Woolfgramm, die tonganische Version von Wolfgang oder Wolfram?
Hika und David sichern sich ihr Einkommen, indem sie u.a. für die Segler am Samstag Abend ein Fest vorbereiten und kochen. Auch wir wollen mit dabei sein und sehen, dass im Laufe des Tages sich die Bucht mit immer mehr Booten füllt: Abends finden sich insgesamt 34 Segler zusammen. Ein Spanferkel wird am Spieß gedreht, Hika und ihre große Tochter Andrea bringen eine Schüssel nach der anderen auf den Tisch, Fischgerichte, Fleischgerichte, Salate, gekochte Süsskartoffeln und Yamswurzeln, es schmeckt alles ganz köstlich! So gut haben wir schon lange nicht mehr auswärts gegessen. Es ist ein wunderschöner stimmungsvoller Abend und wir sind, wie immer, die letzten Gäste und unterhalten uns noch lange mit Hika und David.
„Nofo a“ – auf Wiedersehen und wir kommen gerne wieder!