Auf Vava’u herrscht momentan ein Benzin-Notstand, die Tankstellen sind geschlossen. Im Cruisers-Net am Morgen wird täglich darüber berichtet, ob und wann das Versorgungsschiff Fidschi verlassen habe, es wird wild spekuliert, wann es hier ankommen würde. Trotzdem bekommen wir einen kleinen Mietwagen für einen Tag und fahren in der Früh als erstes zum Botanischen Garten an der Südspitze der Hauptinsel. Dort haben wir uns für 10.00h zu einer Führung angemeldet. Haniteli Fa’anunu, der Besitzer, begrüßt und beide ganz herzlich, wir sind an diesem Tag die einzigen Besucher. Erst einmal setzen wir uns an einen Tisch in seinem Restaurant mit dem herrlichen Blick auf die Ene’io-Bucht und er beginnt zu erzählen. Bei der Landreform in den 50er Jahren erhielt jeder Mann in Tonga ein Stück Land. Als achter Sohn der Familie fiel für seinen Vater das damals unattraktivste Stück Land ab, das am Strand lag. Darauf pflanzte sein Vater die vorgeschriebenen 54 Kokospalmen. Haniteli konnte als junger Mann mit Hilfe von Stipendien aufs College gehen und anschließend in Hawaii Agrarwissenschaften studieren. Später arbeitete er in Nuku’alofa im Landwirtschaftsministerium und baute im Laufe der Jahre mit Hilfe seines Vaters nach und nach den Garten auf. Nun ist er schon länger im Ruhestand und kann sich zusammen mit seiner Frau um alles kümmern. Im Botanischen Garten wuchert es üppig, hohe Kokospalmen, viele verschiedene Bäume, blühende Sträucher, Gräser, dazwischen Wege angelegt. Haniteli hat Schilder mit ausführlichen Infos anfertigen lassen, und er kann zu jeder Pflanze kenntnisreich erzählen, wo sie her kommt, wofür sie verwendet wird, wie sie in seinen Garten gelangt ist, dazwischen streut er Geschichten über Tonga ein, über berühmte Besucher wie z.B. Mel Gibsons Sohn, Mitglieder der Königsfamilie oder ein Team von National Geographic. Nach zwei Stunden schwirrt uns der Kopf vor lauter Namen und es ist Zeit fürs Mittagessen. „Fish and chips“ mit Süßkartoffeln, leckeren Saucen, Salat und dazu weiteren unterhaltsamen Gesprächen mit Haniteli. Ein schöner und spannender Vormittag war das! Wir fahren weiter, die Karte der Insel hat ein paar Aussichtspunkte verzeichnet, zu denen wir noch hin wollen, es ist ein herrlich sonniger Tag. In einem Dorf sehen wir ganz viele Menschen um ein Haus herum im Schatten beisammen sitzen und singen, Autos halten an, noch mehr Leute steigen aus und gehen zum Haus, auch wir halten an und fragen, was mitten in der Woche an einem Nachmittag da los ist. Eine 80jährige Frau ist in der Nacht verstorben und nun versammeln sich Verwandte und Freunde zur Trauerfeier. Sie tragen alle Schwarz und die geflochtene Matte wie eine Art Rock mit einem ebenfalls geflochtenen Gürtel um die Hüften gebunden. Wir werden freundlich eingeladen, uns dazu zu setzen. Die Frau, neben der wir sitzen, fragt uns sogleich, woher wir kommen, wie es uns auf Tonga gefällt, und sie erzählt uns, dass ein paar Stunden lang zu Ehren der Verstorbenen gesungen wird, bevor sie beerdigt wird. Es ist ihre Tante, und sie trägt die Matte fast bis zu den Schultern hoch gezogen: je näher der Verwandtschaft, umso höher wird die Matte getragen. Diese Freundlichkeit und unbefangene Herzlichkeit der Menschen ist überall auf Tonga zu spüren, unterwegs wird uns zu gewunken, jeder hat ein Lächeln im Gesicht, auf der Straße werden wir fast immer gegrüßt, „Hello, how are you?“, „Thank you, fine“.