19. – 21. April und 02. – 05. Mai 2024
Kunstmuseen auf einsamen Inseln zu eröffnen, wie sollte das gehen? Dass dieses Konzept tatsächlich funktioniert, und inzwischen viele Touristen aus Japan und der ganzen Welt mit Fähren hierher kommen, davon hatten wir bereits berichtet, als wir vor fünf Jahren in Japan waren.
Im östlichen Teil der Seto Inlandsee hat die Benesse Stiftung auf den Inseln Naoshima, Teshima und Inujima ein Museum nach dem anderen eröffnet, um Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts auszustellen. Auch sind in den Ortschaften der Inseln traditionelle Holzhäuser zu sogenannten „art houses“ (Kunsthäusern) umgebaut worden. Dafür konnte die Stiftung bekannte Architekten gewinnen, u.a. Tadao Ando sowie internationale und japanische Künstler und Künstlerinnen, die eigens für diese Inseln Kunstwerke und Installationen schufen.
Naoshima ist die größte der drei Inseln und auch die, auf der sich die meisten Museen befinden. Wir ankern in einer ruhigen Ecke des Hafenbeckens in sicherer Entfernung zum Fährterminal und freuen uns auf zwei Tage voller Kunst.
Diese großen bunten Kürbisse der japanische Künstlerin Yayoi Kusama sind eine der Hauptattraktionen hier auf der Insel.
Der gelbe Kürbis wurde, so lesen wir später, im Jahr 2021 während eines Taifuns vom Steg gefegt und stark beschädigt. Unter der Aufsicht der Künstlerin wurde er restauriert und ein Jahr später wieder an seinen prominenten Platz am Ufer aufgestellt. Nun ist er allerdings mit einem schweren Sockel im Inneren gesichert.
Wir entdecken ein neues Museum, eher eine großangelegte Installation. Die Silberkugeln, die auf dem Teich schwimmen und sich je nach Windrichtung in unterschiedlichen Konstellationen zusammenfinden, sind eine Idee der Künstlerin Yayoi Kusama. Auf der Wiese neben dem See liegen noch mehr Kugeln. Ein paar Schritte weiter ins Tal hinein steht ein Gebäude, von Tadao Ando entworfen, mit teils fensterlosen, teils nach oben offenen Räumen, in denen ebenfalls diese silbernen Kugeln angeordnet sind.
Vielleicht können wir im Frühjahr 2025 wieder kommen, denn dann findet die nächste Setouchi Art Triennale statt und es werden bestimmt wieder ein paar neue interessante Sachen zu sehen sein.
Teshima Art Museum
Ein paar Meilen weiter östlich, gleich auf der Nachbarinsel Teshima befindet sich ein ganz besonderes Museum, das wir sehr gerne noch einmal besuchen möchten. Und auch wenn wir vor gut vier Jahren schon einmal davon erzählt haben, möchte ich es hier und heute noch einmal kurz beschreiben. Denn dieses Museum sollte man bei einem Besuch in Japan – wenn möglich – nicht verpassen!
Die Künstlerin Rei Naito und der Architekt Ryue Nishizawa haben gemeinsam ein großartiges Kunstwerk erschaffen.
Das Teshima Art Museum ist eigentlich ein Gebäude für eine einzigartige Kunstinstallation. Das Gebäude selbst korrespondiert in seiner Form eines flachen Wassertropfens mit der Idee des Kunstwerkes, den Weg von Wassertropfen nachzuverfolgen, die aus mehreren kleinen Öffnungen im Boden in unregelmäßigen Abständen herauskommen und sich in zufälligen Konstellationen auf dem glatten Beton zu größeren Tropfen zusammenfinden, kleinere Rinnsale bilden und in Mini-Teichen enden. Leider darf man im Inneren nicht fotografieren, aber auf der Webseite des Museums sind ein paar Fotos zu sehen.
Wir suchen uns einen sonnigen Tag für unseren Besuch aus und sind wieder ganz fasziniert von diesem Gebäude und den quicklebendigen Wassertropfen in ihren immer neuen Formationen. Alle, die in diesen großen Raum eintreten (nur mit Socken, die Schuhe bleiben draußen), werden gebeten, möglichst still zu sein, denn die runde Kupppel wirkt wie ein Verstärker. Auch Kinder mit ihren Eltern flüstern und können doch ab und zu einen fröhlichen oder erstaunten Ausruf nicht ganz unterdrücken. Das stört überhaupt nicht, im Gegenteil.
Das Museumscafé und der Museumsshop sind in einem kleineren Gebäude nebenan untergebracht, auch in der gleichen Form einer Linse oder eines plattgedrückten Wassertropfens erbaut. Auf der Wiese davor stehen kleine Tische wo man bei gutem Wetter sitzen und die großartige Aussicht aufs Meer und die benachbarten Reisterrassen genießen kann.