09. – 11. Januar 2024
Eigentlich wollten wir gar nicht hin. Die Insel vor Hiroshima mit dem roten, ins Wasser gebauten Torii ist eines der ikonischen Wahrzeichen Japans. Über vier Millionen Besucher überfluten pro Jahr die ausgedehnte Tempelanlage der kleinen Insel, die meisten nehmen die Fähre von Hiroshima, bleiben ein paar Stunden auf der Insel und fahren am Abend zurück. Tagsüber und vor allem zu den Hauptreisezeiten ist die Insel so voll, dass man sich nur mühsam durch die Menschenmassen schieben kann und für die besten Fotomotive lange anstehen muss. Das wollten wir uns ersparen, schließlich hat Japan so viele andere, weniger bekannte Schönheiten zu bieten.
Aber wie so oft kam es dann doch anders. Wir wollten mit Keisuke, unserem japanischen Freund, den wir auf Etajima kennengelernt hatten, ein paar Tage segeln gehen, und er wolle Miyajima gerne besuchen, denn der Ituskushima-Schrein ist in der Shinto-Religion eine besonders wichtige heilige Stätte. Früher durfte man als einfacher Bürger den auf Stelzen ins Wasser gebauten Schrein gar nicht betreten. Einzig per Boot durch den Torii war der Zugang möglich. Aber nicht nur der Schrein, die ganze Insel gilt als heilig. Das ist auch der Grund, warum der Schrein ins Meer vor der Insel gebaut wurde, um die heilige Insel unberührt zu lassen. Das Schlachten von Tieren sowie Geburten und Beerdigungen sind noch heute auf der ganzen Insel streng tabu.
Dank Keisukes Japanisch-Kenntnissen konnten wir für Muktuk einen Liegeplatz in der Nähe des Schreins reservieren. Im Winter war der Besucherstrom ohnehin etwas ausgedünnt, und als gegen 17 Uhr die letzte Fähre abgelegt hatte, waren wir mit den ca. 2000 ständigen Bewohnern der Insel, ein wenigen Dutzend Übernachtungsgästen und ein paar hundert freilaufenden Sika-Hirschen allein.
Ganz magisch wurde es dann, als wir uns nachts bei Niedrigwasser noch einmal zum Torii aufmachten. Außer uns war kein Mensch unterwegs, wir konnten auf der Sandbank fast bis zum Torii hinlaufen und das eindrucksvoll beleuchtete Bauwerk samt Spiegelung im Wasser bewundern.
Wir sind sehr froh und dankbar, dass unser Plan, Miyajima auf unserer Reise auszulassen, fehlgeschlagen ist.