04. – 06. Dezember 2023
Kitakyushu
Wir sind unterwegs zur Nordspitze von Kyushu, das Landschaftsbild ändert sich zunehmend. Die Dichte an Industrieanlangen, Werften und Containerhäfen nimmt deutlich zu. In Kitakyushu schließlich reiht sich in den zu Kanälen ausgebauten Buchten eine Anlage an die andere, nur unterbrochen von hoch aufgeschütteten Kohlebergen, Futter für die Hochöfen. Hier ist es nicht zu übersehen, dass Japan ein hochindustrialisiertes Land ist.
Der Kanal, in den wir hinein fahren ist sehr lang, wir brauchen über eine Stunde, bis wir unseren Ankerplatz erreichen. Zwar gibt es in Kitakyushu auch einen Yachthafen, der ist aber zu klein und zu eng für die Muktuk. Daher beschließen wir, dieses Mal wild zu ankern und suchen uns eine Stelle in der hintersten Ecke des Kanals, wo wir keinem Frachter im Weg liegen dürften. Das Beste an diesem Ankerplatz: gleich gegenüber befindet sich ein Onsen.
Ziemlich skeptisch blicke ich auf die hohen Kaimauern, die auf die Höhe von Containerschiffen angepasst sind, mit dem Dinghi an Land zu kommen, ist es eine echte Herausforderung. Irgendwie schaffen wir es doch und können uns im Onsen entspannen.
Am nächsten Tag fahren wir mit der S-Bahn ins historische Zentrum von Kitakyushu, nach Mojiko. Nach der Öffnung des Landes im 19. Jahrhundert schickte Japan viele junge Männer zum Studium nach Europa und in die Vereinigten Staaten. Sie kamen als ausgebildete Ärzte, Ingenieure und Architekten zurück und brachten viele neue Ideen zur Modernisierung des Landes mit. In Mojiko sind noch einige schön renovierte Gebäude im historisierenden Baustil aus dieser Zeit erhalten geblieben.
Nicht nur Tokio hat diese diagonalen Zebrastreifen.
In einer altmodischen Einkaufsgasse sind nur noch eine Handvoll Geschäfte geöffnet. Alle anderen haben die Rollläden herunter gelassen.
Im Idemitsu Kunstmuseum ist eine Ausstellung mit schönen alten Graphiken auf Rollbildern und traditionellen Stellwänden aus Papier zu sehen. Hier leider nur ein Foto des Ausstellungsplakates, Fotografieren in der Ausstellung ist verboten.
Nach dem Mittagessen fahren wir mit dem Aufzug in den 31. Stock zur Aussichtsplattform dieses Hochhauses. Von hier aus haben wir einen tollen Rundumblick auf die Stadt, vor allem aber auf die große Brücke, die über die Kanmon-Strait gebaut wurde.
Da wollen wir am nächsten Tag durchfahren!
Eine historische Karte der Meerenge
Am Nachmittag besuchen wir noch die alte Schlossanlage von Kitakyushu, die von einem Wassergraben umgeben ist. Über eine Art Zugbrücke gelangen wir auf das Gelände, das viel größer ist, als es von außen den Anschein hat. Neben dem Schloss gibt es hier noch einen altehrwürdigen Tempel und einen schönen japanischen Garten mit Teehaus. Alles ist komplett von Hochhäusern umbaut. Alt und Neu wie selbstverständlich nebeneinander.
Später lesen wir, dass im August 1945 die zweite Atombombe auf Kitakyushu mit seinen Industrieanlangen abgeworfen werden sollte. Da aber eine der Anlagen in Brand geraten war und an jenem Tag Rauchwolken über der Stadt hingen, flog der Pilot weiter nach Nagasaki, wo er freie Sicht auf sein Ziel hatte. Auch heute noch ist es eine bedrückende Vorstellung, von welchen Zufällen es abhängt, wo Bomben abgeworfen werden und dabei so viele Zivilisten getötet werden.
Kanmon Strait
Am nächsten Tag ist es soweit, wir wollen in die Seto Inlandsee fahren und dort die nächsten Monate in den eher ruhigen Fahrwassern verbringen. Die drei Hauptinseln Japans, Kyushu, Honshu und Shikoku, liegen so eng beieinander, dass sie in ihrer Mitte eine Art Binnenmeer bilden. Ein bisschen kann man diese Region mit dem Mittelmeer vergleichen. Sie ist bei Weitem nicht so groß, hat aber ein ähnlich angenehm mildes Klima. Vor viereinhalb Jahren waren wir bereits in der Seto Inlandsee und freuen uns, dass wir dieses Mal viel mehr Zeit für die schönen Buchten und Inseln haben.
Auch das zweite Mal ist es aufregend, durch die Kanmon Strait, die Meerenge zwischen Kyushu und Honshu, zu fahren und auch dieses Mal müssen wir unseren Weg genau berechnen, um möglichst bei Stillwasser durch die engste Passage zu fahren. Nachdem wir vom Kanal auf den Schifffahrtsweg eingebogen sind, heißt es gut aufpassen, um den großen Containerschiffen nicht im Weg zu sein, die uns eines nach dem anderen sehr schnell überholen.
Es ist ein sonniger Tag mit guter Sicht und zwischendurch habe ich auch Zeit, das Ufer nach einem bestimmten Gebäude abzusuchen: der getreuen Nachbildung des Markusplatzes von Venedig. Hier kann man Räumlichkeiten mieten für Feste aller Art, vor allem für Hochzeiten.
Endlich kommt die Brücke in Sicht:
Geschafft, wir sind in der Seto Inlandsee, es ist alles gut gegangen.
Erleichtert tuckern wir zu unserm Ankerplatz ein paar Meilen weiter, wo wir über Nacht bleiben werden.