27./28. Oktober 2023
Als wir Fuminori im Juni auf Hirado trafen, erzählte er uns von der Schönheit des Nationalparks an der Küste von Sasebo und wollte uns diese Gegend unbedingt zeigen. Er ist dort aufgewachsen, hat später in Nagoya studiert und gearbeitet. Jetzt als Rentner lebt er nun wieder viele Wochen im Jahr in Sasebo, auf seinem Segelboot „Seeadler“.
Nun haben wir im Herbst endlich einen Termin für unseren Besuch gefunden. Wir lassen die Muktuk im sicheren Hafen von Karatsu und steigen früh morgens in den Bus nach Sasebo, wo uns Fuminori vom Busbahnhof abholt. Er hat ein umfangreiches Besuchsprogramm für uns zusammen gestellt. Erster Punkt auf der Liste ist das Marinemuseum. Sasebo war früher ein kleines Fischereidorf, bis die Kaiserliche Japanische Marine hier ihren größten Stützpunkt einrichtete. Die Vereinigten Staaten bombardierten im Zweiten Weltkrieg auch Sasebo, ein großer Teil der Stadt wurde zerstört. Die Hafenanlagen aber blieben verschont, denn die USA plante, den Hafen nach dem Krieg zu nutzen. Heute liegen hier die riesigen Kriegsschiffe der US-Marine und daneben, etwas kleiner, die der Japanischen Maritimen Selbstverteidigungsstreitkräfte.
Zuerst schauen wir uns einen Film über die vielfältigen Aufgaben der japanischen Marine an, bevor wir durch die Ausstellung gehen, die die Geschichte der japanischen Streitkräfte zur See präsentiert. Zuletzt setzt sich Andreas ans Ruder und steuert ein Kriegsschiff sicher aus dem Hafen von Sasebo hinaus aufs Meer – in einer Computersimulation. Mission erfüllt!
Danach fahren wir zur Pearl Sea Marina, dem Heimathafen von Fuminoris Boot. Dort sitzen wir an Deck, genießen die Sonne und essen lecker gebratenes Fleisch und Gemüse.
Es ist zu windig, um heute raus zu fahren, meint unser Gastgeber. Also werden wir am Nachmittag die Inseln erst einmal von oben bewundern. Mit seinem Auto fahren wir zum ersten Aussichtspunkt Tenkaiho. Gleich neben dem Parkplatz, noch bevor man den Berg hoch läuft, ist ein riesiges Blumenfeld angelegt, Tausende Cosmea blühen hier in allen Schattierungen von Rosa und Lila.
Oben auf der Aussichtsplattform ist es windig, aber die Sonne scheint und die Aussicht ist atemberaubend. Wir blicken auf das Archipel Kujukushima, was wörtlich übersetzt „99 Inseln“ heißt, aber eigentlich sind es mehr als doppelt so viele. Kujukushima ist Teil des Saikai-Nationalparks.
Und in diese kleine Inselgruppe können wir morgen mit dem Segelboot rein fahren.
Weiter geht es zum nächsten Aussichtspunkt namens Ishidake, wo wir einen etwas anderen Blickwinkel auf die Inseln und die Bucht von Sasebo haben. Im Gegenlicht sieht das Meer aus, als ob es versilbert worden wäre.
Zuletzt fahren wir einen dritten Berg hoch, zum Yumihari-no-Oka Hotel, das einen schönen Spa-Bereich hat. Frauen und Männer getrennt, genießen hier in ihrem jeweiligen Bereich ein heißes Bad mit Panoramablick.
Wir treffen uns auf der Terrasse des Hotels wieder. Auf der einen Seite kann man ganz gut den militärischen Bereich des Hafens erkennen.
Auf der anderen Seite erstreckt sich der Insel-Nationalpark und in der Ferne ist sogar schemenhaft die große Insel Hirado zu sehen, wo wir in diesem Sommer ein paar Tage verbracht hatten.
Wir bleiben auf der Terrasse, bis die Sonne untergegangen ist und machen gefühlt tausend Fotos.
Abends gehen wir in ein Fischlokal. Die Spezialität hier ist Sashimi von der frischen Jak-Makrele, die gerade noch im Bassin an der Theke herum geschwommen ist. Da wir nur einen Bruchteil der Gerichte auf der Speisekarte kennen, bestellt Fuminori für uns alle und so lernen wir an diesem Abend einige neue Speisen kennen.
Am nächsten Morgen machen wir nach dem Frühstück das Boot klar zum Auslaufen.
Fuminori kennt hier jeden Stein und jeden Felsen im Wasser. Als Jugendlicher, so erzählt er, hat er oft mit einem Freund ein Fischerboot gemietet und ist zum Angeln raus gefahren.
Der Wind passt und wir können eine Runde segeln, bevor wir uns in die Inselwelt hinein wagen. Wir tuckern durch einen engen Pass und biegen drei Mal um die Ecke, dann sind wir am Ziel. Wir machen das Boot an zwei Bojen längsseits fest und den Motor aus.
Ein idyllisches Plätzchen, eine himmlische Ruhe, die nur einmal ganz kurz unterbrochen wird, als das große Ausflugsschiff auftaucht.
Fuminori mit der Flagge der japanischen Marine, die er am Vortag im Museumsladen gekauft hat.
Andreas hatte im Boot ein Go Spiel entdeckt und war begeistert, als Fuminori sagte, er würde selbst regelmäßig spielen. So verabreden sich die beiden auf eine Partie am späten Vormittag.
Go spielen an einem der schönsten Ankerplätze der Welt!
Wir sind dankbar, dass uns Fuminori diese wunderbare Ecke seiner Heimat gezeigt hat! Und es war schön, zur Abwechslung auf einem Boot zu Gast zu sein und keine Verantwortung tragen zu müssen.