Arita – Takeo Onsen – Imari. Diese drei Ortschaften bilden ein gefährliches Bermudadreieck für Fans von japanischem Porzellan und Keramik. Diese Gegend besitzt für sie eine ungeheure Anziehungskraft, der sich schwer entziehen können.
Natürlich besteht die berechtigte Befürchtung, sie könnten auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Das Gute daran aber ist: sie tauchen irgendwann doch wieder auf. Mit Rucksäcken und Koffern voll mit Keramik, erzählen sie beglückt und mit leuchtenden Augen von ihren Abenteuern.
Okawachiyama – 12. Juni 2023
Eine viertel Stunde nur mit dem Bus vom Bahnhof Imari entfernt befindet sich Okawachiyama – ein ehemals geheimes Töpferdorf.
Die Fürstenfamilie Nabeshima, Herrscherin über die damalige Provinz Saga, erhielt die Erlaubnis, hochwertiges Porzellan aus Arita in ganz Japan zu vertreiben, besonders aber für die Höfe des Kaisers und des Shoguns. Aus Angst vor Konkurrenten, die sich das wertvolle Wissen und Können der Porzellanherstellung aneignen könnten, kamen sie auf die Idee, die besten Porzellanmeister mitsamt ihren Familien an einen besonders unzugänglichen Ort umzusiedeln. So entstand das geheime Töpferdorf Okawachyama. Es ist auf drei Seiten von hohen Bergen umgeben, der Zugang ließ sich sehr einfach durch eine einzige Straße kontrollieren.
Was hier in den darauffolgenden Jahrhunderten produziert wurde, firmiert unter Sammlern als Nabeshima-Porzellan. Es musste den höchsten Ansprüchen genügen und war ausschließlich für die adeligen Haushalte gedacht.
Heute gibt es rund 30 Betriebe in Okawachiyama, die immer noch Porzellan herstellen, einige von ihnen halten die Tradition mit den alten Formen, Farben und Mustern aufrecht, andere wiederum wandeln diese vorsichtig ab oder gehen ganz in modernem Design auf.
Wir beginnen unseren Rundgang durchs Dorf auf einer Seitenstraße, wandern das Tal hoch, immer am Fluss entlang, das üppige Grün leuchtet an diesem sonnigen Vormittag ganz besonders schön. Sogar das Bachbett ist mit bunten Porzellanscheiben ausgelegt.
Wir kommen an einem historischen Brennofen vorbei…
… und bewundern die vielen kleinen Brücken mit den bemalten Kacheln.
Von einer Aussichtsplattform kann man auf die schroffen unüberwindlich hohen Felsen schauen, die das Dorf umgeben.
Und dann tauchen wir ein, gehen die Hauptstraße von einem bis zum anderen Ende ab.
Hier sind die meisten Ladengeschäfte zu finden. Manche bieten von allem etwas an …
… andere wieder nur die Produktion einer einzelnen Manufaktur.
Weiter geht es zu einer Werkstatt, die sich auf die Produktion von Seladon spezialisiert hat.
Hier in Okawachiyama bietet so ziemlich jeder Laden kleine Glocken aus Porzellan an. Sie klingen ganz zart, sobald ein Windstoß sie erfasst und es ist sogar ein eigenes Festival diesen Glöckchen gewidmet.
Eine andere Werkstatt beliefert auch heute noch jährlich den japanischen Kaiser mit Geschirr. Ihre Familie geht auf einen der ersten Porzellanmeister zurück, die hier angesiedelt wurden. Die alte Dame weist jeden Besucher und jede Besucherin sichtlich stolz auf die Fotos an den Wänden hin, eines davon zeigt die kaiserliche Familie bei einem Besuch in eben diesem Laden.
Dieses runde Regal gefällt uns ganz besonders gut. Vielleicht können wir es irgendwann mal nachbauen?
Wir sind schon die ganze Zeit auf der Suche nach einem Hochzeitsgeschenk für Freunde – und werden in diesem Laden fündig, in der Hoffnung, dass unsere Auswahl auch den Geschmack der beiden trifft.
Zuletzt wühlen wir noch in den Grabbelkisten eines Ladens und können uns auch hier kaum entscheiden, so Vieles davon gefällt uns.
Doch nun müssen wir langsam los, die Zeit drängt, der letzte Bus zurück nach Imari geht bereits um 16.15h. Wir bezahlen und der Verkäufer beeilt sich, unsere Auswahl transportsicher einzuwickeln. Schwer bepackt erreichen wir den Bus…
Imari Stadt (08. – 16. Juni 2023)
Wie bereits in einem früheren Blogbeitrag erwähnt, wurde in Imari selbst kein Porzellan produziert. Imari war der Hafen, von wo aus das Porzellan aus der Gegend von Arita innerhalb Japans oder nach Europa verschifft wurde. (Arita-Porzellan oder Imari-Porzellan, damit ist das Gleiche gemeint.)
In Imari saßen die Händler bzw. Zwischenhändler, die vom 17.-19. Jahrhundert regen Handel mit Porzellan betrieben. Einige Zeugnisse, dieser Geschichte sind erhalten geblieben und für Einheimische wie Touristen aufgearbeitet worden.
Die Jahrhunderte überdauert hat das alte Warenhaus der Familie Inuzuka. Eigentlich sind es im ganzen drei Häuser, die nebeneinander stehen und im Inneren miteinander verbunden sind. Die Familie Inuzuka betrieb das wohl erfolgreichste Handelshaus. Ende der 1980er Jahre schenkte die letzte Inhaberin der Firma die Gebäude der Stadt Imari. Die Häuser wurden renoviert und in einen möglichst originalgetreuen Zustand zurück versetzt. Nun befindet sich in diesen Räumen ein Museum und ein Verkaufsladen für Porzellan und Keramik.
Solcherart verpackt wurden die wertvollen Porzellanstücke über Land und auf dem Seeweg transportiert.
Nein, diese großen Porzellanteller haben wir nicht gekauft! Wir haben bloß der Bitte des Ladeninhabers entsprochen, der alle Besucher vor dieser Wand fotografieren möchte.
Die Hauptstraße von Imari, hat ihren Glanz als Einkaufsmeile etwas eingebüßt. Viele Geschäfte sind geschlossen, sie haben schwere Metallrollos herunter gelassen, so dass gar nicht mehr erkennbar ist, was dahinter einmal angeboten wurde. Ob es an der generellen Überalterung Japans liegt oder an den Folgen der Pandemie?
Jene Läden aber, die geöffnet sind, entpuppen sich als wahre Schatzgruben. Nicht nur Keramik, auch schöne Tücher, Stoffe und kunstvolle Kalligraphien werden da angeboten.
Auf dem Überblicksplan, den wir im Touristenbüro mitgenommen haben, sind in der Altstadt drei Brücken über den Fluss Imari eingezeichnet.
Die Aioi Brücke soll die Beziehung der Ehepaare festigen, wenn sie diese Brücke überqueren. Aber nicht nur, auch Liebespaare können vom Segen dieser Brücke profitieren.
Während man die Emmei Brücke überquert, soll man um gute Gesundheit und langes Leben beten.
Und die Dritte wiederum, die Saiwai Brücke, kombiniert die Segnungen der beiden anderen: Paare, die über diese Brücke gehen, werden ein langes und glückliches Leben miteinander verbringen können.
Alter Volksglaube spielt hier sicher eine Rolle, gleichzeitig ist es auch ein recht erfolgreiches Marketing der Stadt. Wie dem auch sei, wir gehen gemessenen Schrittes über jede dieser Brücken und stellen uns vor, dass sich damit all unsere Wünsche erfüllen werden!