28. – 29. April 2023
Wer bitte segelt in Japan ohne Ingwerreibe?
Die aus Plastik zählt nicht, es sollte schon eine aus Porzellan sein. Vor vier Jahren hatten wir auf der Insel Amakusa in einer Porzellanmanufaktur eine gesehen, aber leider nicht mitgenommen. Wir erinnern uns, dass uns das Libellenmotiv damals so gut gefallen hatte und würden gerne überprüfen, ob das auch heute noch so ist.
(Unser Besuch auf Amakusa von 2019)
Das Wetter spielt mit, wir können beruhigt in der Bucht vor dem Ort Takahama ankern, finden auch wieder den Weg zum Ladengeschäft, wo es die Ingwerreibe tatsächlich immer noch gibt. Mit dem hübschen Libellenmotiv ist eine ganze Linie verziert: Teller, Schalen, Becher.
Das Museum nebenan ist heute allerdings geschlossen, nur eine schläfrige Katze bewacht den schönen Innenhof und die Blüten der Orangenbäume verströmen einen betörend berauschenden Duft.
Am nächsten Tag wollen wir zu einer Töpferei, die wir noch nicht kennen. Sie liegt gerade mal eine Bucht weiter nördlich. Es ist eine Anreise der besonderen Art: vorsichtig tasten wir uns in die unkartierte Bucht hinein, wo wir die Muktuk für eine kurze Zeit vor Anker liegen lassen können. Es regnet in Strömen, ein Schirm ist nutzlos, der Wind treibt den Regen fast senkrecht übers Wasser. Es mag etwas übertrieben aussehen, aber nur mit unserem orangenen Ölzeug und den Gummistiefeln aus Alaska bleiben wir trocken.
Wir binden unser Dinghi in einem kleinen Hafen hinter hohen Schutzmauern fest. Die schwarzen Ziegeldächer der vielleicht zehn Häuser im Dorf glänzen dunkel im Regen und das Grün leuchtet noch satter im Kontrast dazu. Gleich im ersten Haus am Hafen befindet sich die Töpferei, die wir suchen. Das Ehepaar Kameyama lebt und arbeitet hier. Sanae stammt von der Insel, hat in Arita ihr Handwerk gelernt und konnte ein Jahr lang an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle studieren. Ihr Mann, Go, stammt aus Tokio und hat die Keramik-Schule in Karatsu besucht. Über die Jahre hinweg haben sie in Anlehnung an ihre berühmten Lehrstätten ihren ganz eigenen Stil entwickelt.
Sanae und Go Kameyama
Der Schauraum ihrer Töpferei ist in warmen Tönen gehalten, ein Teil des Raumes mit Tatami-Matten ausgelegt und eine Ecke für die traditionelle Teezeremonie eingerichtet. In Regalen an den Wänden, auf alten Truhen und einem großen Holztisch sind die Keramiken aufgestellt. Uns gefallen auf Anhieb viele der Tassen und Vasen, die die beiden hergestellt haben und es fällt uns richtig schwer, uns auf einige wenige zu beschränken.
Diese Vase ist leider viel zu groß für unseren Koffer.
Sanae zeigt uns noch ihren großen Brennofen, der mit Holz angefeuert wird und den sie nur vier Mal pro Jahr anheizen. Für schnellere Aufträge nutzen sie einen kleineren Gasofen in der Werkstatt nebenan.
Sanae verschwindet kurz, um unsere Sachen einzupacken. Als sie zurück kommt, sehen wir, dass sie auf die braune Papiertüte die Skizze eines Segelbootes mit zwei Masten hingeworfen hat – mit sicherer Hand in japanischem Stil hat sie die Muktuk sehr genau getroffen, dabei hat sie nur aus weiter Entfernung durch graue Regenschleier das Boot sehen können. Unglaublich, wir sind begeistert! Wir wollen die Skizze unbedingt behalten und vielleicht sogar einrahmen. Daher packe ich die Tüte ganz sorgfältig ein, damit sie nicht zerknittert und vor allem auf dem Rückweg zum Boot nicht nass wird.
Durch den strömenden Regen stapfen wir zurück zum Hafen, Sanae und Go kommen mit dem Auto nachgefahren und winken uns noch eine Weile zum Abschied von der Mole aus. Wir gehen gleich wieder Anker auf und segeln weiter rüber zum Festland mit Ziel Mogi (bei Nagasaki).