Wenige Meilen weiter nördlich, nur einen kurzen Tagestrip von unserer Lieblingsbucht entfernt, befindet sich die einzige Ortschaft weit und breit. Sie heißt genauso wie die Bucht, in der sie liegt: Bahia de los Angeles.
Es ist ein ruhiger Ort, der in der Mittagshitze wie ausgestorben wirkt. Nur ab und zu fährt ein Auto die breite Hauptstraße entlang. Zwei Supermärkte, zwei Hotels, ein Museum, eine Handvoll Restaurants und Imbisse, die Hälfte davon geschlossen. Die meisten Touristen hier sind Camper aus den USA, die mit kleinen Motorbooten auf dem Anhänger hierher kommen und raus aufs Wasser fahren, um zu angeln.
Hier in der Bucht befindet sich die einzige Wasserquelle im Umkreis von mehreren hundert Kilometern, mit ein Grund, weshalb sich die Cochimi, die Ureinwohner, hier niederließen. Archäologen fanden außerdem Zeugnisse einer Nomadenkultur, die über 6.000 Jahre alt sein soll. Bis 19. Jahrhundert wurde immer mal wieder mühsam etwas Bergbau betrieben. Aber anders als im südlicher gelegenen Santa Rosalia, reichte die Infrastruktur nicht aus, um das Silber und andere Metalle in größerem Stil zu verarbeiten bzw. per Schiff wegzubringen.
Auch heute ist Bahia des los Angeles immer noch nicht ganz erschlossen, oder angeschlossen: es gibt zwar eine kleine Landebahn für Privatflugzeuge, aber keine Busverbindung. Und es gibt immer noch keine Mobilfunkmasten, nur in den beiden Hotels und bei „Guillermo’s“, dem Restaurant am Strand, kann man ins Internet. An manchen Tagen fällt der Strom aus, dann gibt es auch kein Internet und alle müssen warten, bis der Techniker angereist kommt. Und nur einmal pro Woche, jeden Freitag, kommt ein LKW, der die beiden Supermärkte mit frischem Obst und Gemüse beliefert. Alle Segler, die in dieser Gegend unterwegs sind, so wie wir auch, kommen in regelmäßigen Abständen hier vorbei wegen Internet, frischem Trinkwasser und Proviant.
Am meisten beeindruckt hat uns das örtliche Museum: eine Mischung aus Heimatmuseum und Naturkundemuseum: eine Fülle an Ausstellungsobjekten zur Ortsgeschichte und eine beeindruckende Sammlung an Muscheln, Schnecken, Seesternen, Seeigeln und anderen Meeresbewohnern sind hier zu bestaunen.
Gleich um die Ecke befindet sich ein sogenanntes „hurrican hole“, die rundum geschützte Ankerbucht Don Juan. Vor allem bei starken Nordwinden bietet sie perfekten Schutz. In der südlichen Ecke der Bucht ist ein großer ebener Sandstrand, wo wir die Muktuk trocken fallen lassen, um das Unterwasserschiff zu putzen.
Wanderung in der Bucht Don Juan
Weitere fünf Seemeilen in Richtung Nordosten der Bahia de Los Angeles liegen ein paar kleinere Inseln, die zum Biosphärenreservat „San Lorenzo“ gehören.
Vom Strand der Isla Ventana geht ein schmaler Pfad einen Hügel hoch und führt dann über ein Plateau hinweg bis zur anderen Seite der Insel. Auf dem Rückweg nehmen wir einen Umweg und gehen zu einem der Gipfel der Insel hoch. Von hier aus haben wir einen Rundumblick auf die Inselwelt und können den Vulkankegel der Nachbarinsel sehen, der an diesem Spätnachmittag über dem Nebel zu schweben scheint.
In diesen Wochen lernen wir einige sehr nette Segler kennen, mit denen wir abends an Deck zusammen sitzen, uns zu einem Lagerfeuer am Strand verabreden oder zu einer Wanderung auf den Vulkankegel.
Unser letzter Stopp in dieser abgelegenen Ecke der Baja California ist die Bucht Puerto Refugio am nördlichen Ende der Isla Angel de la Guardia. Es wird langsam Zeit, die Muktuk in ihr Sommerlager auf die Werft zu bringen.