17. November – 03. Dezember 2021
Von der Islas San Benitos segeln wir zur Nachbarinsel Cedros für einen kurzen Zwischenstopp über Nacht. Wir sehen noch die letzten Sonnenstrahlen auf den Felsen als wir den Anker werfen.
Bahia Tortuga
Der angesagte Nordwind reicht aus, um uns zur Bahia Tortuga zu bringen. Unterwegs haben wir immer mal wieder gute Sicht auf die beeindruckende Küstenlandschaft.
Mit dem letzten Tageslicht fahren wir in die Bucht und ankern erst einmal vor dem Dörfchen. Wir suchen uns ein Plätzchen zwischen den vielen Bojen, die die Fangkörbe für die Langusten markieren.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Beiboot an Land und spazieren durchs Dorf. Wo im Allgäu Geranien vor den Fenstern hängen würden, sind es hier Ansammlungen verschiedenster Kakteen, die die Veranda des einen oder anderen Hauses schmücken. Im Supermarkt holen wir eine Tasche voll frisches Gemüse. Mobilfunk gibt es hier zwar, aber keine Internetverbindung übers Handy. In einem kleinen Laden stehen drei Computer, wie in „alten Zeiten“ bezahlen wir für eine halbe Stunde Internet. Wir brauchen die Wettervorhersage und sind auch brennend an den neuesten Nachrichten aus Europa und der Welt interessiert.
Später fahren wir mit der Muktuk ein Stück weiter in die Bucht hinein und ankern vor einem langgezogenen Strand. Ab und zu sieht man ein Auto am Strand entlang fahren, ein Pickup parkt in einer Ecke. Andreas fährt bei Niedrigwasser mit dem Beiboot an Land, er hofft, ein paar Muscheln ausgraben zu können. Die beiden Männer im Pickup sind Ranger, Strandwächter von der Fischerei-Kooperative. Leider dürfen wir keine Muscheln ernten, aber dann fragen sie, ob Andreas denn welche haben will. Sehr gerne! Andreas kommt mit ein paar von den großen runden Muscheln zurück an Bord. Und mit einer Einladung für den nächsten Tag, zu einem weiter entfernten Strand zu fahren, wo es Felsenaustern gibt.
Hier ist es wirklich schön, hier bleiben wir ein paar Tage. Andreas angelt Sardinen vom Boot aus, die wir mittags in der Pfanne braten, dann schwimmen und jagen einen ganzen Tag lang Schweinswale in der Bucht den Sardinen hinterher. Immer mal wieder hört man ihr lautes Prusten ums Schiff herum. Zunächst dachten wir, es wären Delfine. Für ungeübte Augen sind sie schwer zu unterscheiden: Schweinswale (Wikipedia: Schweinswale) sind etwas größer als Delfine und sie bewegen sich auch etwas langsamer, haben wir den Eindruck.
Die Fischer sind jeden Tag mit ihren Netzen in der Bucht unterwegs, hunderte Möwen und Pelikane fliegen um sie herum, jedes Mal ein großartiges Schauspiel.
Punto Abreojos
Zur nächsten Bucht schaffen wir es mit einer Nachtfahrt. Abreojos, heißt: halt die Augen auf, denn hier gibt es bei der Einfahrt ein paar gefährliche Felsen unter Wasser. Weiter drinnen in der Lagune versammeln sich in der Winterzeit die Grauwale, um ihre Jungen in diesem geschützten Bereich zur Welt zu bringen. Wir sind noch etwas früh dran, Touren zu den Walen gibt es erst ab Mitte Dezember und die nur mit zertifizierten Führern. Immerhin haben wir draußen auf dem Meer schon Wale in der Ferne blasen gesehen!
Die Fischereikooperative hier in Abreojos besitzt eine große Flotte an Booten. Ständig brausen sie an uns vorbei und winken uns zu. Am Stand fährt ein Traktor hin und her, der die Boote aus dem Wasser und etwas höher aufs Trockene zieht. Dem Dorf sieht man an, dass die Fischer ein gutes Einkommen erwirtschaften: eine schöne gepflegte Strandpromenade, parallel dazu eine Straße mit einem Grünstreifen mit blühenden Sträuchern. Wir bewundern die Häuser an der Strandpromenade mit ihren großen Veranden und Vorgärten, von wo aus ihre Bewohner einen fantastischen Blick aufs Meer haben.
Unser Beiboot ist auf dem Rückweg zur Muktuk voll beladen mit sechs 10l-Kanister voll Wasser und ein paar Taschen voller Obst und Gemüse. Außerdem haben wir das Beiboot nicht ganz prall aufgepumpt, weil es schon wieder ein neues Leck hat. Obwohl die Wellen gar nicht so hoch sind, schwappen doch drei von ihnen ins Beiboot und wir kommen nicht ganz trocken durch die Brandung. An Bord muss ich Salat, Möhren und Kartoffeln aus den Plastiktüten voller Salzwasser fischen und gründlich abtrocknen.
Bahia Magdalena
Unser letzter Stopp auf der Außenseite der Halbinsel Baja California ist die Bahia Magdalena. Vor der Einfahrt in die Bucht ziehen Wale vorbei und in der Ferne sehen wir einige Hochseeangler. Und auch wir haben Glück und bekommen einen schönen Gelbflossen-Thunfisch an die Angel. Der kämpfte ganz lange am Haken bis er endlich müde wurde und wir ihn mit dem Gaff reinholen konnten. Wir können uns schon gar nicht mehr erinnern, wann wir den letzten hatten, es müssen Jahre her sein.
In der Bahia Magdalene bleiben wir ein paar Tage an einem schönen Ankerplatz. Das Wasser ist warm und ruhig, wir können unsere Runden ums Schiff schwimmen. Fischerboote fahren täglich durch die Bucht und untersuchen ihre Körbe, ob sie Oktopusse gefangen haben.
Der Spaziergang am Strand ist spannend: tausende Muscheln in allen Größen und Arten, mumifizierte Kugelfische, Knochen von Delfinen, Panzer von Seeschildkröten und vieles mehr. Eigentlich habe ich schon viel zu viele Steine und Muscheln an Bord, kann aber nicht widerstehen, doch ein paar mitzunehmen.
Ein kleiner mumifizierter Kugelfisch
Ein großer Kugelfisch, das Skelett ohne die stachelige Haut
Panzer einer SchildkröteKnochen vom Bauch einer Schildkröte
Steckmuschel
Mehrere Lagen Muscheln als Sedimente
An einer Stelle des Ufers sind viele große Steine, die beim Niedrigwasser herausragen. Wir schauen nach, ob dort ein paar Felsenaustern wachsen. Ja, die gibt es, aber dann fällt mir auf, dass einige der Steine eine ungewöhnlich spitze Form haben. Ich kratze ein bisschen daran und diese Steine fangen an, Wasser zu spritzen: es sind riesige schwarze Miesmuscheln, bestens getarnt durch die moosartigen Algen, die auf ihnen wachsen. Ein paar davon nehmen wir auch mit. Bevor sie in den Kochtopf wandern, müssen wir sie aber gut mit der Bürste bearbeiten und Napfschnecken und Seepocken von der Schale abkratzen.
Zwischen der Bahia Magdalena und dem Kap von San Lucas ganz an der Spitze der Halbinsel gibt es keinen weiteren geeigneten Zwischenstopp. Daher beobachten wir das Wetter und rechnen uns aus, wann wir lossegeln müssen, um zwei Tage später bei Tageslicht anzukommen. Die Tage werden auch hier Anfang Dezember immer kürzer. Die Sonne geht morgens gegen 7:00 Uhr auf und bereits um 17:30 wieder unter. Damit unsere Rechnung aufgeht, beschließen wir, bereits in der Nacht aufzubrechen.
Trockenfisch
Grossputz