Kaum sind zwei Tage vergangen, machen wir uns auf den Weg zum nächsten pelagischen Gletscher im Prince William Sound. Diesmal ist es der Maeres Gletscher im Unakwik Fjord. Weil sich der weitaus langsamer bewegt als der Columbia Gletscher, fallen von ihm viel weniger Eisbrocken ins Wasser. Wir haben also die Hoffnung, dieses Mal bis zur Gletscherfront vordringen zu können.
Die Topographie des Gletscherbetts macht es außerordentlich spannend: von der ehemaligen Endmoräne aus (wieder mit nur einer kleinen ausreichend tiefen Lücke zum Hineinschlüpfen) geht es erst einmal acht Meilen nach Norden, wo der Fjord einen Knick nach Osten macht. Man sieht also nichts vom Gletscher, bis man kurz davor die Ecke rundet. Und dann ist er plötzlich da, in voller Pracht und Breite.
Eine riesige, blauweiße, ca. 100 Meter hohe und dreiviertel Meile breite Gletscherfront erhebt sich vor uns. Wir tasten uns vorsichtig an die Abbruchkante heran, wobei das tiefe Grollen des Gletschers und das Krachen beim Abbruch kleinerer Brocken uns den nötigen Respekt einflößt, nicht zu dicht hinzufahren. Während Eisbrocken die Anfahrt zum Gletscher diesmal kaum behindert haben, liegt direkt davor eine dichte Schicht Eisbruch, die aber überwiegend aus kleinen Stückchen besteht und uns nicht daran hindert, mit Schleichfahrt hindurchzufahren. Noch dichter am Gletscher liegen Robben mit Jungtieren auf den Eisschollen. Wir versuchen uns vorsichtig anzunähern, um ein paar Fotos zu schießen, ohne die Tiere allzu sehr zu stören. Das stellt sich allerdings als gar nicht so einfach heraus, denn in Gletschernähe fällt ein kräftiger eiskalter Wind herab, der das Boot schiebt.
Eine weitere äußerst erfreuliche Eigenschaft dieses Gletscherbetts müssen wir auch noch lobend erwähnen. Es ist anscheinend ein hervorragendes Habitat für Garnelen. Ich habe schon in Cordova einen Krabbenkorb gebastelt und seitdem immer mal wieder auf rund 100 Meter heruntergelassen und einen Tag später wieder heraufgeholt. Meist leer oder voller Kleintiere, die den Köder aufgefressen haben. Einmal zwei kleine Garnelen, einmal vier große (immerhin). Aber im Unakwik Fjord hat der Fang dann doch einmal für ein großes Abendessen gereicht. Köstlich!