Schwelgen im Überfluss

Vielleicht liegt es ja an uns. Oder ist es Zufall? Jedenfalls: nach Japan als dem Land der höchsten kulinarischen Raffinesse haben wir mit Alaska das Land des kulinarischen Überflusses erreicht. Oder um es mit Karl zu sagen: Du hast hier ein Problem – von allem zu viel.

Das geht natürlich mit dem Fisch los. Wirft man an der richtigen Stelle den richtigen Haken ins Wasser (Danke, Jan), dauert es kaum eine Minute bis zum ersten Anbiss. Rockfisch mit seinem zarten Fleisch, saftiger Dorsch oder eine Flunder. Und an so einem Dorsch isst man schon mal locker fünf Mal. Die größten Überfluss-Probleme hat man beim Heilbutt, denn der kann gerne seine zehn oder fünfzehn Kilo auf die Waage bringen. In den Bächen schwimmen Forellen und Arctic Char, eine Art Saibling.

Und natürlich der Lachs, Alaskas schwimmendes Wahrzeichen. Zur Zeit tummeln sich die Lachse vor jeder Bachmündung und wollen ins Süßwasser hinaufschwimmen, um dort zu laichen. Noch im Salzwasser wartend, stehen die Fische so dicht, dass man sie mit einem durchs Wasser gezogenen Haken am Körper oder an einer Flosse erwischen und an Land oder ins Beiboot ziehen kann. Keine sportliche Herausforderung, aber gebraten, geräuchert oder gebeizt einfach köstlich. Meist fangen wir Pink Salmon, die „besseren“ Sorten (Red oder Silver Salmon) bekommen wir von Fischern geschenkt, die zur Zeit die streng regulierten Fangzeiten nutzen.


Aber nicht nur Fisch ist im Überfluss vorhanden. Ein befreundeter Jäger war sehr erfolgreich bei der Jagd auf Karibu – prompt bekamen wir so viel köstliches Wildfleisch, dass wir es selbst mit Hilfe unseres Besuchs kaum aufessen konnten. In einer Bucht lernen wir einen Schafzüchter kennen und helfen ihm beim Zerlegen und Verpacken einiger Lämmer. Prompt landen etliche Kilo Koteletts in unserem Kühlschrank – wer soll das alles essen?

Für die Beilagen und den Salat wachsen so allerlei Wildkräuter. Noah und Alexandra bringen uns bei, was man alles sammeln und essen kann. Vom Scurvy Gras, das früher Arktis-Expeditionen vor dem Skorbut bewahrt hat und sowohl als Gemüse als auch zum Pesto taugt, über diverse Salatpflanzen, wilder Senf, essbare Blumen bis hin zu diversen Algensorten, die frisch, getrocknet oder sauer eingelegt verzehrt werden können.

Ist nach all den Hauptmahlzeiten vielleicht noch ein Nachtisch gefällig? Die Inseln sind voll von Salmonberries, am besten frisch vom Strauch, aber es wachsen so viele davon, dass wir sie für Kuchen und Kompott sammeln. Blaubeersträucher und wilde Erdbeeren runden die Dessertpalette ab. Verhungern werden wir vorläufig wohl nicht.