Von Okinawa nach Kagoshima


14. – 24. März 2019

Das Wetter hält, was es verspricht und nach fast genau 36 Stunden sind wir von Okinawa mit nur einer Nachtfahrt auf der Insel Amami angekommen. Im Süden der Insel gibt es einen Kanal der die Hauptinsel von einer kleinen Inselgruppe trennt. Wir tuckern da durch, viele kleine Fischerboote sind unterwegs, Personenfähren kreuzen unseren Weg. Im Kanal pfeift der Wind ganz ordentlich und es regnet dazu noch. Wir biegen in eine der vielen kleinen Buchten ab und machen an einer Boje in einer ganz gut geschützten Ecke fest und auf einmal sind die Wolken und der Regen weg, die Sonne kommt heraus.

Mit einer Tasse Kaffee in der Hand sitzen wir in der Sonne an Deck, wenig später, um 17.00 erklingt aus den Lautsprechern vom Land her eine schöne Musik. So werden die Anlangen wohl täglich getestet, die im Ernstfall vor Erdbeben und Tsunamis warnen sollen. Aber auch morgens um sieben Uhr erklingt Musik und auch die eine oder andere Durchsage auf Japanisch hören wir tagsüber und wüssten gerne, was sie uns mitteilen möchten.

Vier Tage bleiben wir hier und warten auf das nächste Wetterfenster. Andreas repariert zum wiederholten Mal den Motor des Bugstrahlruders und versucht, ein paar Fische zu angeln. Vor uns liegt ein Dörfchen, mit einem schmalen Fluss und Fußgängerbrücken darüber. Auf den ersten Blick wirkt es wie ausgestorben, aber es leben doch einige Leute hier, viele haben kleine Gärten mit Zwiebeln, Kohl, Lauch und Möhren darin, dazu Obstgärten mit Orangen und Grapefruitbäumen. Und eine Wiese mit Ziegen, die ganz aufgeregt blöken, als wir vorbei kommen.

Wir spazieren auch mal bei Niedrigwasser am Ufer der Bucht entlang, über Felsen und Steine, ab und zu gibt es einen kleinen Sandstrand, und neben angeschwemmtem Holz finden wir hier auch viel anderes Strandgut, Plastik in allen Formen und Farben. Sogar noch mehr von den dicken großen Styropor-Fendern, wie wir einen aus dem Meer gefischt hatten.

Andreas tüftelt eine Route aus, bei der wir einen Bogen fahren und innerhalb von gut zwei Tagen zum Festland kommen können. Es klappt, der Wind hält sich in Geschwindigkeit und Richtung bis fast zuletzt an die Vorhersage und wir sausen bei 6-7 Bft und meist Halbwindkurs nur so dahin, es schüttelt uns nur am ersten Tag bei 3m Welle etwas durch.

Am 21. März nachmittags, erreichen wir endlich das Festland Japans und machen die Muktuk an einem Hotelsteg fest. In der südwestlichsten Ecke der Region von Kagoshima befindet sich in einem kleinen Fischerdorf namens Nomaike ein schönes modernes Hotel, das Kasasa Ebisu, das eben einen Steg für Segler bereit hält. Wir melden uns an der Rezeption an und freuen uns schon auf unseren ersten Besuch in einem Onsen, dem traditionellen japanischen Badehaus. (Dazu später mehr).

Danach feiern wir unsere Ankunft bei einem schönen Abendessen im Restaurant des Hotels mit einer großen Platte Sashimi, zu der es allerlei leckere Beilagen gibt, u.a. eine feine Misosuppe, eingelegtes Gemüse und alles wunderschön angerichtet. Wir bestellen dazu Shochu, eine Art Schnaps, der in dieser Gegend aus Süßkartoffeln gebraut wird. Wir lassen uns vom Kellner beraten, welche der vielen Sorten auf der Speisekarte am besten schmeckt und wie man ihn am besten trinkt: nämlich verdünnt mit heißem Wasser aus der Thermoskanne. Er freut sich sichtlich, dass wir alles so genießen und bringt uns zwischendurch ungefragt noch je ein Gläschen Sake und zuletzt noch ein Glas Bier. Wie gut, dass wir nach so viel Hochprozentigem nur einen kurzen „Heimweg“ haben.

Am nächsten Tag laufen wir durch den Ort, dessen Häuser sich im Wesentlichen um das große Hafenbecken entlang gruppieren. In einer Ecke werden große Wellenbrecher aus Beton in Formen gegossen, eine weitere Schutzmauer gegen die Wellen wird gerade gebaut um die Fisch- bzw. Muschelfarmen zu schützen. In einer Halle am Ufer stehen ein paar Fischer und unterhalten sich, gegenüber befindet sich der kleine Supermarkt. Wir gehen weiter, auch hier sind überall Frühlingsblumen zu sehen und viele kleine Gärten mit Gemüse. Wir sind auf der Suche nach einer Tankstelle, die es hier am Hafen irgendwo geben soll. Ein paar Tanks sehen wir, aber niemand ist da. Aber ein paar hundert Meter weiter, in dem Büro der Fischfarm, sitzen vier junge Männer. Wir klopfen an und fragen, ob einer von ihnen vielleicht Englisch spricht und wo man Diesel bekommen könnte. Mit Hilfe der Mobiltelefone bzw. der Übersetzungs-Apps können wir uns verständigen – einer der jungen Männer hängt sich ans Telefon und organisiert alles. Zwei Stunden später kommt ein kleiner Tankwagen zum Hotelsteg angefahren, einer der jungen Männer kommt mit dem Motorboot angesaust und beide helfen uns, Diesel in Kanistern zum Boot zu bringen.

Wir entschließen uns, am nächsten Tag doch nach Kagoshima Stadt zu fahren, auch wenn es mit dem Bus mit einmal Umsteigen drei Stunden lang dauert, nur die einfache Fahrt gerechnet. Auf der Strecke an der Küste entlang haben wir atemberaubende Aussichten auf Felsen und Meer, und auch die Hügel im Landesinneren mit den blühenden Pflaumenbäumen, feine weiße Tupfer im frühlingshaften Grün, sind schön anzusehen.

Vom zentralen Busbahnhof in Kagoshima erreicht man einen schönen Park am Fluss, wo man an Schautafeln und Skulpturen entlang gehen und über die Geschichte der Samurai und ihre Ausbildung in speziellen Schulen einiges lernen kann. Die berühmtesten Samurais werden auch heute noch verehrt. Wir kommen zum Museum der Meiji-Restauration und gerade rechtzeitig zu einer Multimedia-Show, die über die Kriegswirren ab der Mitte des 19. Jahrhunderts vom Ende der Edo-Zeit und Beginn der Meiji-Ära berichtet, als Japan sich nach 250jähriger Isolation wieder der Welt öffnete. Wir können die Handlung mit Kopfhörern zwar auf Englisch mit verfolgen, aber wir blicken trotzdem nicht ganz durch, denn die vielen Samurai, Fürsten und ihre Ratgeber, mal als Verbündete, dann wieder als Gegenspieler sind uns alle unbekannt. Wir bräuchten mehr Hintergrundwissen zur Geschichte Japans. Wir verstehen, dass es ziemlich kompliziert war und nicht einfach für die Befürworter der Vereinigung und Öffnung Japans sich gegen die Traditionalisten durchzusetzen.

Uns bleibt noch Zeit, durch die Stadt zu laufen, in einem Nudellokal zu Mittag zu essen, in der Einkaufspassage in ein paar Schaufenster zu schauen und am Fluss in der Sonne einen Kaffee zu genießen, bevor wir den letzten Bus zurück zu unserem Fischerdörfchen nehmen. Und wir kommen rechtzeitig zurück, um uns noch einmal im Onsen des Hotels richtig aufzuwärmen.


Der aktive Vulkan Sakurajima gegenüber der Stadt