Wir stellen uns vor: ein dunkelhäutiger Mann wandert durch ein kleines Dorf in Deutschland. Ein Einheimischer werkelt in seinem Garten und spricht ihn lächelnd an. Woher er komme? Oh, aus Melanesien – wie interessant! Von so weit her! Ob er Familie habe? Er selbst habe drei Söhne und zwei Töchter. Da kommen sie auch schon dahergelaufen, etwas scheu dem Fremden gegenüber, aber fröhlich und neugierig. „Hier sind ein paar Möhren und Kartoffeln aus meinem Garten. Die Zwetschgen sind leider noch nicht reif. Du kannst gerne überall herumlaufen und Dir alles anschauen. Das hier ist mein Haus, da drüben wohnen meine Nachbarn. Komm, Sohnemann, pflück‘ unserem Besucher schnell noch ein paar Äpfel! Und meine Tochter zeigt Dir den Weg durchs Dorf.“
Am Marktplatz kommt der Fremde mit ein paar Marktfrauen ins Gespräch. Sie unterhalten sich über das Leben in Deutschland und in Melanesien, über Schulgeld, Familie und Arbeit. Bald bieten ihm die Marktfrauen ein paar Päckchen ihrer Waren an. Was er dafür zahlen solle? „Nein, gar nichts! Du hast uns doch Deine Geschichten geschenkt.“
Ein Märchen? Ja schon, aber man muss nur die handelnden Personen vertauschen, schon wird es Wirklichkeit. Wenn Birgit und ich durch ein neues Dörfchen in Vanuatu gehen, kommen wir fast immer voll beladen heim. Ein paar Grapefruits, Papaya, ein paar Bananen, Kürbisse, was eben im Garten gerade so wächst. Auf dem Markt bekommen wir Tomaten, Bohnen und einen Bund Frühlingszwiebeln geschenkt. Mittlerweile sind wir vorgewarnt und haben immer ein paar Geschenke unsererseits dabei. Ein Tütchen Reis, eine Packung Wäscheklammern, ein abgelegtes T-Shirt – alles wird hier gebraucht und sorgt für Freude.
Wir haben auf unserer Reise ja schon viele sehr freundliche und hilfsbereite Menschen und Länder getroffen, aber Fröhlichkeit und Entgegenkommen der Menschen in Vanuatu sind einfach umwerfend. Schade, dass wir nur fünf Wochen hier verbringen werden. Wir sind uns einig: Vanuatu gehört auf die Liste der Orte, an die wir gerne noch einmal zurückkehren möchten.