Havelock

Auf dem Herd köchelt eine Kartoffelsuppe, die Rindsuppe ist schon fertig, es ist der letzte Abend im Hafen von Havelock, morgen in der Früh legen wir bei Hochwasser ab und tuckern die 30 sm aus den Marlborough Sounds raus.

Havelock macht sich langsam für den Winterschlaf bereit, ein paar Restaurants haben schon zu gemacht, es sind kaum noch Touristen zu sehen, die sich mittags für eine Schale Muscheln gemütlich hinsetzen oder mit dem Pelorus Mail Boat ein paar Stunden lang durch die Sounds fahren. Auch ist an der Rampe an den Wochenenden nicht mehr viel Betrieb: nur noch vereinzelt fahren Einheimische mit ihren Motorbooten raus zum Angeln.

Und doch verstehen es die Menschen hier, sich die Zeit angenehm zu vertreiben: das Faltblatt mit den Veranstaltungen des Monats kündigt ein Treffen des örtlichen Wein-Clubs im Restaurant „Captains Daughter“ an, ein fünf-Gänge-Menü und fünf Weine eines Weingutes dazu. Reservierung erwünscht. Das Hinterland der Marlborough Sounds gilt als das weltweit bekannteste Weinanbaugebiet Neuseelands. Wir melden uns auch an und werden am Abend herzlich in der großen Runde aufgenommen. An mehreren langen festlich gedeckten Tischen sitzen wir und werden sogleich ausgefragt, nach dem Woher und Wohin. Man kommt immer wieder so leicht ins Gespräch mit den Menschen hier! Ein schöner Abend!

Es ist Spätherbst, die Luft ist wunderbar kalt und klar und heute haben wir in der Ferne die ersten schneebedeckten Berge gesehen. Zeit, also, los zu ziehen, auch wenn ich mir gut vorstellen könnte, in dieser ruhigen Ecke zu überwintern.

Aber nun ist ein gutes Wetterfenster da und wenn die Vorhersage so bleibt, können wir in fünf bis sechs Tagen die Westküste der Nordinsel hoch segeln zur Bay of Islands, bevor das nächste Tief heran rauscht.

 

Zu früh gefreut

Palmen, tropische Wärme, Sandalen statt Halbschuhe, Socken ade, das waren unsere Vorstellungen, als wir vor ein paar Tagen im Flieger saßen. Nur noch kurz von Havelock nach Opua raufsegeln, einkaufen, ausklarieren und ab in den Norden…
Im Moment sieht es noch ein bisschen anders aus. Die Wettervorhersage wirft einen Sturm nach dem anderen aus dem Südpazifik auf Neuseeland, Wellenhöhen von acht Metern an der Westlüste, sechs Meter an der Ostküste, da wollen wir sicher nicht freiwillig raus. Bis zum Ende des Vorhersagezeitraums in acht Tagen keine Besserung in Sicht. Seebeine haben wir ja auch keine mehr, nach über drei Monaten flachem Wasser bzw. Münchener Festland.

Also heißt es warten auf besseres Wetter. Mal sehen, ob das im beginnenden neuseeländischen Winter irgendwann mal kommt. Aber langweilig wird uns nicht, denn Muktuk hat uns mit einer kleinen Überraschung empfangen. Einer der backbordseitigen Wassertanks hat ein kleines Leck bekommen, und so schwappten in den letzten Wochen rund sechzig Liter Wasser in der Bilge herum. Da ist dann das große Programm angesagt: halbe Küche demontieren, drei Wassertanks ausbauen, das Leck abdichten, die Bilgen trockenlegen, den Siff aus Rost, Fett und Wasser wegkratzen, neu fetten, Wassertanks von außen mit drei Lagen Epoxy entlang aller Schweißnähte lackieren, in der Hoffnung damit alle bestehenden und kommenden Löcher abzudichten, Tanks nach Prüfung der Dichtigkeit wieder einbauen, Küche wieder montieren und einräumen…

Eine Menge Arbeit, die gar nicht auf unseren Arbeitslisten stand. Aber vielleicht sieht das Wetter ja besser aus, wenn die Tanks wieder drin sind.