Wer kennt sie nicht, die Glühwürmchen, die im Juni abends im Wald umherschweben, eigentlich sind das Leuchtkäfer. Aber es gibt tatsächlich auch richtige Glühwürmchen: sie leben auf der anderen Seite der Welt, tief unten in Höhlen, und kommen ganz ohne Tageslicht aus.
Die „Glowworm-Caves“ in Neuseeland sind eine große Touristenattraktion und die wollen wir auf keinen Fall verpassen. Also buchen wir eine Tour für dreieinhalb Stunden, eine kleine Gruppe von zehn Leuten, zwei Höhlen. Zuerst geht es mit dem Bus an Buschland und undurchdringlichem Regenwald vorbei, dann kommt wieder ein Stück sattgrünes Farmland mit Rindvieh drauf.
Unter all diesen Hügeln verbergen sich ein paar Geheimnisse. Das kalkhaltige Gestein in dieser Gegend wird vom Wasser ausgewaschen und bildet unterirdische Höhlen.
Unsere erste Station ist eine „Trockenhöhle“ mit geraden gesicherten Wegen. Ein schönes Lichtdesign setzt die vielen Stalagmiten und Stalaktiten wirkungsvoll in Szene. Wir kramen unser verschüttetes Wissen aus dem Erdkundeunterricht hervor, was war noch mal genau was? Ein paar Fossilien und sogar Knochen von dem inzwischen ausgestorbenen Moa-Vogel liegen herum. Ab und zu kommt auch ein bisschen Tageslicht rein: da ist die Decke der Höhle ausgewaschen und eingestürzt. Oberirdisch bilden sich kleine Krater in der Hügellandschaft, Dolinen genannt (danke Herr Philippi, Erdkunde!) Einsturzgefährdete Stellen werden von den Farmern vorsorglich eingezäunt, damit Rind und Schaf nicht versehentlich ein paar Meter tiefer landet.
Aber die Hauptrolle haben die Glühwürmer (Arachnocampa luminosa), von den Maori „Titiwai“ genannt. Ein paar von ihnen leben auch in dieser Trockenhöhle, wo Wasser an den Wänden entlang läuft und unser Guide nutzt die Gelegenheit, uns einiges über ihren Lebenszyklus zu erzählen. Wenn sie schlüpfen sind sie ungefähr 3-5mm lang, dünne braune Dinger. Je nach Nahrungsaufkommen leben sie 6-12 Monate und wachsen bis zu 30mm aus. In dieser Zeit kriechen sie an der feuchten Decke der Höhlen entlang und spinnen klebrige Fäden, die von der Decke herunterhängen. Mit ihrem fluoreszierenden Licht locken sie allerlei Fliegen und Motten an, die sich dann in den Fäden verfangen. Sobald die Beute am Faden klebt, ziehen die Glühwürmer den Faden hoch und verspeisen sie genüsslich.
Solcherart vertreiben sie ihre Zeit, bis sie sich verpuppen und nach einer Weile die Fliegen schlüpfen. Die fertigen Fliegen leben gerade mal 3-4 Tage lang. In dieser Zeit paaren sie sich, die Männchen sterben nach 3 Tagen, das Weibchen lebt einen Tag länger, es muss noch schnell die Eier legen, aus denen wiederum die Würmer schlüpfen… Und alles geht von vorne los.
Zurück in die Sonne, eine Pause mit Tee und Keksen, dann geht es weiter zur zweiten Höhle. Dieses Mal muss jeder einen Helm mit Stirnlampe aufsetzen, bevor wir an einem kleinen rauschenden Bach entlang in die Höhle hinein gehen.
Ein Stück weiter drinnen, steigen wir in ein großes Schlauchboot und knipsen unsere Lampen aus und auf einmal sind einige kleine Lichter an der Decke zu sehen. Langsam gewöhnen sich unsere Augen an die Dunkelheit ein paar weitere Lichter tauchen auf.
Unser Guide bittet uns, in die Hände zu klatschen, und noch mehr Pünktchen beginnen zu leuchten. Ganz schön eitel, diese Glühwürmer? Die Schallwellen bewegen die Fäden, die Würmer glauben, ihre Beute sei im Anflug und beginnen zu leuchten. Ein „Ah!“ und „Oh!“ geht durch die Höhle, dann wird es still, nur der kleine Wasserfall rauscht und wir schauen nur noch, es ist magisch schön! Unser Schlauchboot wird einige Meter auf dem Bach hin und her gezogen, wir fahren sozusagen unter der Höhlen-Milchstraße entlang. Einzig, unsere Fotos sind nichts geworden. Aber von den Organisatoren der Tour bekommen wir ein paar traumhaft schöne Bilder zugeschickt, die wir hiermit mit Dank an sie verwenden.