So viele Jahre lang hat es uns treue Dienste geleistet. Es war uns nicht nur Personenfähre, sondern auch Lastkahn für Supermarkteinkaufsorgien, Obst und Gemüse, Holztransporter, Wassertanker, Waschsalon, Taxi, Angelplattform, Schnorchelbegleiter. Und jetzt ist es weg.
Es war nur eine kurze Strecke von 20 sm, die wir von der Ankerbucht nach Nelson fahren wollten. Wind war nicht viel vorhergesagt, und so nahmen wir das Dinghy nicht, wie sonst auf längeren Strecken, an Deck, sondern schleppten es hinterher. Eine fatale Fehleinschätzung, denn bald briste es auf, die See nahm zu, und als wir in den flachen Teil der Bucht vor der Einfahrt nach Nelson kamen, wurden die Wellen immer steiler. Schließlich brach die Schleppleine.
Doch wir konnten noch wenden, fingen es mit dem Bootshaken ein, brachten eine Ersatzleine an und konnten es wieder anbinden. Zum Hochnehmen war die See zu rau. Eine halbe Stunde noch bis zur Hafeneinfahrt. Doch das war zu lang. Mitten in der engen Einfahrt, ein paar Minuten bevor wir ins ruhige Wasser kamen, kenterte das Dinghy zunächst, dann schwammen die Riemen davon, dann brach auch die neue Schleppleine. Ein weiterer Bergeversuch war uns in der Situation zu gefährlich, zumal wir das auf dem Kopf schwimmende Dinghy mit dem Bootshaken nicht hätten fassen können. Mit dem Tidenstrom von über 2 Knoten trieb es auf die See hinaus, während wir in den geschützten Hafen fuhren.
Vier Tage lang hofften wir, dass es irgendwo an Land gespült und dem Hafenmeister gemeldet wird, ich charterte sogar ein Boot und klapperte damit die wahrscheinlichen Fundorte ab, aber alles vergeblich.
Zugegeben, wir haben das Dinghy oft genug verflucht. Einfach weil es unglaublich schwer war und zu zweit nur mühsam an Deck zu hieven und ins Wasser zu lassen war. Auch beim Strandspaziergang mühten wir uns immer ab, das Ding an Land zu ziehen. Aber es war eben auch unglaublich stabil, konnte fünf bis sechs Personen transportieren, war robust und solide.
Zum Glück fanden wir in Nelson gleich zwei Kandidaten für ein neues Dinghy, entschieden haben wir uns für ein „Seabird“, einen Klassiker neuseeländischer Produktion, aus Glasfaser und Kauri-Holz. Es sieht hübsch aus, wiegt etwa die Hälfte unseres alten Dinghys, und jetzt müssen wir uns erst einmal an das doch deutlich wackeligere Gefühl im Beiboot gewöhnen. Das passende T-Shirt dazu haben wir schon.