Die Berge, die wir von See aus sehen konnten, wurden immer höher und vereinzelt hatten sie schon ihre Gletscherkappen auf, immerhin ist hier inzwischen der Herbst eingezogen. Der Milford Sound empfing uns mit strahlendem Sonnenschein! Hohe steile Felswände, Wasserfälle, Sonne und Schatten ergaben ständig neue Lichtspiele.
Ein Ausflugsboot nach dem anderen drehte seine Runden im Fjord, die Leute winkten uns fröhlich zu. Flugzeuge flogen an den Felsen entlang und zu den Gletschern hoch, Hubschrauber knatterten, es war richtig was los.
Wir tuckerten in der Mitte des Fjordes und genossen die schöne Aussicht auf diese gewaltigen hohen Felsen, erfuhren aber später, dass wir uns nicht an die Verkehrsordnung gehalten hatten, die besagt, dass man den Fjord im Uhrzeigersinn befahren sollte. An der einen Seite raus, der anderen wieder rein… nun gut.
Das war vor Urzeiten noch gänzlich unwichtig, als die Fiordlands – so eine Maori-Legende – vom Halbgott Tu-Te-Raki-Whanoa geschnitzt wurden. Er begann im Süden, wo er eine raue Küstenlandschaft mit mehreren Inseln schuf. Nach und nach verbesserte er seine Technik und als er beim Piopiotahi, dem Milford Sound, angekommen war, gelang ihm der perfekte Fjord. Die Göttin der Unterwelt, Hine-Nui-Te-Po, fand den Sound auch wunderschön, fürchtete aber, dass die Menschen, die ihn einmal gesehen haben, für immer hier bleiben wollten. Um das zu verhindern ließ sie die Sandfliegen auf den Fjord los. So ganz ist ihr das nicht gelungen…
Ganz am Ende des Fjordes gibt es in einer Ecke die Anlegestelle für die Ausflugsboote, ein großes Café, ein Hotel, dazwischen den kleinen Flughafen, ein paar Häuser für die Angestellten und in der anderen Ecke einen kleinen Fischereihafen. In dieser Lagune gab es ein paar freie Bojen, eine davon konnten wir zum Festmachen nutzen, denn zum Ankern war es viel zu tief. Hier lagen wir ein gutes Stück abseits vom Trubel und hörten nur tagsüber die Flugzeuge über uns brummen.
Von den Felsen und Gletschern kam viel Süßwasser runter, das sich als obere Schicht auf das Salzwasser legte und sehr kalt war: 8 Grad Celsius. Eine einzelne Robbe zog jeden Tag gemütlich ihre Runde ums Boot und wunderte sich sicher manchmal, was diese Menschen für quietschende Geräusche von sich gaben, wenn sie mal kurz ins Wasser tauchten.
Diesel war hier aber auch nicht so einfach zu bekommen: wegen der Osterfeiertage war ab Karfreitag das Büro im Fischereihafen nicht mehr besetzt und auch alle Fischer, die im Besitz einer Tank-Karte sind, waren offensichtlich heim gefahren. Wir beschlossen also, über Ostern da zu bleiben, draußen war sowieso kein Wind zu erwarten.
Am Ostermontag hatten wir dann Glück, zwei junge Fischer werkelten an ihrem Boot und liehen uns ihre Karte zum Tanken. Allerdings hat Milford nicht nur die teuerste Tankstelle für Autos, auch der Preis des Diesel für die Boote ist hier direkt proportional zur Höhe der Berge. 100l sind genug fürs Erste, auf halbem Weg nach Nelson soll es einen Fischereihafen geben, da werden wir Halt machen. Auf nach Greymouth!