5. März 2017
Ein Flyer in der Touristinfo von Dunedin fällt uns ins Auge: „Penguin Place“ wirbt mit einer geführten Tour zu den Gelbaugenpinguinen auf der Otago-Halbinsel, zu der wir uns anmelden. Wir haben für einen Tag lang ein Auto gemietet und am späten Nachmittag finden wir uns dort ein.
Eine Farmerfamilie, hauptsächlich Milchwirtschaft, hat einen Teil ihres Landes mit Zugang zu einer Bucht auf der Ozeanseite abgesperrt und zum Schutzgebiet für Pinguine erklärt.
Zuerst erzählt eine junge Frau im Besucherzentrum unserer Gruppe ein bisschen was über diese Pinguine, bevor wir uns in einen kleinen Bus setzen, der uns über holprige Feldwege zur Bucht bringt: es ist eine seltene Art, die Gelbaugenpinguine gibt es nur an der Südostküste von Neuseeland, auf Stewart Island und den Auckland-Inseln. Am meisten gefährdet sind sie am Festland von Neuseeland, weil die Menschen ihnen nach und nach den Platz am Strand und dem Buschland auf den Hügeln dahinter streitig gemacht haben, nur noch etwa 800 Exemplare leben hier und es werden stetig weniger, obwohl viel versucht wird, sie zu schützen. Auf Stewart Island (wo nur 300 Menschen leben und nicht allzu viele Touristen hinkommen) und den 800 Seemeilen weiter südlich gelegenen Auckland-Inseln, wo gar niemand lebt, gibt es zusammen noch etwa 4.000 Pinguine dieser Art.
Der Hoiho, wie er auf Maori genannt wird, ist ein recht großer Pinguin, ca 40-60cm hoch wird er. Und er ist nicht sehr gesellig, die Paare nisten so weit auseinander, dass sie sich möglichst nicht sehen und in die Quere kommen müssen. Und sie haben eine große Scheu vor Menschen: gerade während der Fütterungszeit der Jungen, meistens zwei, müssen sie tagsüber häufig an Land, um ihnen den halbverdauten Fisch zu bringen. Sitzt aber jemand am Strand auf ihrem Weg zum Nest, so schwimmen sie so lange hin und her, bis der Strand wieder leer ist. Oftmals dauert das zu lange, und so laufen ihre Küken Gefahr, nicht ausreichend ernährt zu werden.
Damit wir als Besucher doch einen Blick auf die Pinguine werfen können, haben sich die Leute vom Penguin Place etwas einfallen lassen: sie haben ein an ein Labyrinth erinnerndes System von Schützengräben gebaut und alles mit Tarnnetzen bedeckt. An einigen Stellen ist der Graben nicht ganz so tief, da sind Holzzäune errichtet, mit einem schmalen Sehschlitz. So sind wir auf Augenhöhe der Pinguine und sie empfinden uns und herausragende Kameraobjektive nicht als Bedrohung. Auch wenn wir sichere 200m weit entfernt von ihnen sind, bleiben wir ruhig und unterhalten uns nur flüsternd.
Gerade sind sie in der Mauser, gehen für 6-7 Wochen nicht ins Wasser bis das neue Federkleid nachgewachsen ist. Manche von ihnen sehen noch aus, als hätten sie dicke Pelzjacken an, aber eigentlich nehmen sie in dieser Zeit ab, zehren von ihrem Speck.
Einjähriger Pinguin in der Mauser, noch ohne gelbes Band an den Augen
Auf dem Weg von der einen zur anderen Beobachtungsstelle erzählt uns die junge Frau noch ein paar Geschichten von den Pinguinen. So gibt es da „nasty“ Rodd, einen Junggesellen, der sich unsterblich in eine Pinguindame verliebt hat. Nur leider ist sie schon vergeben. Das macht ihm aber nichts aus, er baute sein Nest an einer Stelle, wo sie abends auf dem Nachhauseweg immer vorbei kommen muss und oftmals ist er vor ihrem Mann da und umwirbt sie heftig. Sie lässt sich das wohl eine Weile gefallen, aber sobald ihr Mann auch aus dem Wasser zurück kommt, watschelt sie mit ihm zur gemeinsamen Hütte. Wenn Rodd auf ihren Mann trifft, will er mit ihm kämpfen und greift ihn an. Dieser aber reagiert ganz cool und geht einfach weiter. Sobald aber seine Frau in Sichtweite kommt und zuschaut, haut er zurück. Bisher hatte Rodd also wenig Erfolg, und die Betreuer hoffen sehr, dass er im nächsten Jahr eine andere, noch freie Pinguindame findet…
Wir gehen weiter zu einer Seite der Bucht von wo aus man einen herrlichen Ausblick auf den Strand hat, vorbei an vielen verschiedenen Sträuchern und kleinen Bäumen, die zum Schutz vor den eingeschleppten Kaninchen in weißen Plastikmanschetten wachsen. Die Hänge sollen möglichst in der ursprünglichen Vielfalt wieder aufgeforstet werden, um so den Pinguinen den natürlichen Wald mit Unterholz zu bieten. Holzhüttchen stehen am Wegrand, in denen die kleinen blauen Pinguine sitzen. Auch sie sind noch in der Mauser, vor ihrem Nest liegen viele kleine blaue Federchen, aber sie sind bei Weitem nicht so scheu, wir können ungeniert zu ihnen reinschauen. Obwohl sie nur zu zweit da drin sitzen, stinkt es ganz ordentlich aus ihrer Richtung: streng wie ein Pferdestall mit einer ordentlichen Portion vergorenem Fisch dazu.
Penguin Place hat auch eine Klinik für Pinguine – wo immer in der Gegend ein Pinguin gefunden wird, der von einem Seelöwen oder einem Barracuda gebissen wurde und verletzt ist, kann er hier verarztet und genäht werden. Auch wenn junge Pinguine schutzlos und halb verhungert herumirren, werden sie hierher gebracht und wieder aufgepäppelt. Und wenn sie wieder fit genug sind, werden sie wieder frei gelassen…
Dickschnabelpinguin im Gehege der Krankenstation
Pinguinspuren im Sand