Nach so viel Geschichte und Landeskunde gibt es heute mal wieder eine Folge „Skizzen aus dem Bordleben“. Wenn wir diesen Eintrag ins Netz stellen können, waren wir vermutlich acht Tage auf See, denn wir haben das gute Wetterfenster ausgenutzt und sind von Whangarei in der Nordhälfte der Nordinsel in einem Rutsch bis Akaroa in der Mitte der Südinsel durchgesegelt.
Zwischen den beiden Inseln liegt die für ihre Stürme berüchtigte Cook Strait, und normalerweise muss man lange warten, bis sich eine halbwegs sturmfreie Zeit ergibt, um sie zu passieren. Deswegen war es für uns keine Frage: laufen lassen, wenn es geht. Denn Ende März sollten wir die Südinsel wieder verlassen haben, denn dann ist der Sommer um und im Süden wird es winterlich. Motto „am Südpol, denkt man, ist es heiß…“
Verdammt, das war jetzt doch wieder Landeskunde. Also schnell zum Bierbrauen. Das macht man hier nämlich selber. Zwar kann man auch durchaus trinkbares Bier kaufen, und es gibt eine aktive Szene der „micro breweries“ und „crafts beers“. Aber gekauftes Bier ist deutlich teurer als bei uns und außerdem ist der Neuseeländer sowieso selbstgenügsam und freut sich, wenn er etwas auch selber hinbekommt. Ein bisschen wie Segler. Deshalb gibt es im ganzen Land Geschäfte für Brauereizubehör. Außer Bier sind auch Wein und Spirituosen zum selber brauen im Angebot. An Bier kann man etliche Dutzend Sorten bekommen, helle und dunkle Ales, Stouts, Lager, Pilsner und sogar ein „bavarian wheat“, also bayrisches Hefeweizen. Jeweils eine Dose mit fertig gewürztem Malzextrakt, einer Tüte Dextrose und einem Päckchen Brauereihefe. Kostet umgerechnet gut 20 Euro und reicht für 23 Liter Bier.
Wir haben weder so einen großen Gärbottich noch so viele Flaschen zum Abfüllen, deshalb brauen wir auf dreimal. Den Malzextrakt mit Wasser und Dextrose vermischt in den Bottich (bei uns: Wasserkanister), Gäraufsatz drauf und eine Woche warten. Dann abfüllen, und in jede Flasche einen viertel Teelöffel Zucker für die Flaschengärung zur CO2-Produktion. Flaschen zuschrauben, eine Woche im Warmen lagern, dann mindestens zwei Wochen im Kalten reifen lassen. Dass wir uns dabei eines Verstoßes gegen das deutsche Reinheitsgebot schuldig machen, müsst ihr ja nicht weitererzählen.
Wie es schmeckt? Keine Ahnung, wir sind erst in der Mitte der zwei Wochen Reifezeit. Aber wir werden berichten. Und ja, als vormals Lebensabschnittsbayern haben wir das Hefeweizen genommen.