Als wir in die Bay of Islands hinein segelten, empfing uns ein unglaublich intensiver Duft, eine Mischung aus gemähter Wiese, süßlich wie ein blühendes Rapsfeld, nasser Wald und Kuhmist – Frühling in Neuseeland!
Eine verzweigte Fjordlandschaft, überall Segelboote, die vor Anker oder an Bojen schaukeln. Das Land alles in allem Grün, etwas felsig, manchmal ein kleiner Strand, viel Wald, ein paar Felder, dazwischen Häuser.
Seit zwölf Tagen liegen wir nun in der Marina von Opua: immer noch glücklich, dass wir die lange Strecke durch den Pazifik geschafft haben und froh darüber, in Neuseeland zu sein. Es gefällt uns so gut hier!
Opua ist eigentlich ein kleines Dorf mit einer Marina, die momentan durch Ausbauten ihre Liegeplätze verdoppelt. Um die Marina herum haben sich etliche Handwerksbetriebe angesiedelt, zwei gut sortierte Läden für Bootsbedarf, eine Werft. Dazu ein gemütlicher Yachtclub für abends auf ein Bierchen oder ein leckeres Abendessen, ein genauso gemütliches Café mit sehr gutem Kaffee für tagsüber, ein kleiner Supermarkt mit frischem Brot und Croissants in der Früh. Was will man mehr? Vielleicht einen Bus zum nächst größeren Ort? Demnächst, wenn der große Pulk der Segler von Tonga und Fidschi hier ankommen wird.
Denn ohne Auto ist man hier begraben. Aber „hitchhiking“, per Anhalter fahren, ist kein Problem und man lernt auf diese Art viele nette Leute kennen.
Sonnenhungrige und urlaubsreife Leser mögen diesen Abschnitt bitte überspringen:
Wir haben frühlingshaftes Wetter, tagsüber in der Sonne ist es angenehm warm, abends braucht man Pullover und Jacke, in der Koje dicke Decken, hin und wieder ziehen Regenschauer über uns hinweg. Nach fast zwei Jahren mit der Muktuk in den Tropen bei 30-35°C im Schatten ist es herrlich, wieder gemäßigte Temperaturen und Jahreszeiten zu haben. Wir können wieder normal arbeiten und sind nicht bereits nach 2-3 Stunden kaputt und wir können nachts besser schlafen, fühlen uns trotz dem Mehr an Arbeit viel fitter.
Ja, die Arbeitsliste ist sehr lang und es gibt viel zu tun. Trotzdem haben wir keinen Stress, hier gibt es eigentlich alles, was man braucht: einfach in einen der beiden Läden marschieren und schauen, meistens haben sie die Schrauben, Farben, Pinsel, Winschen, 3Farben-Laternen und was nicht mehr vorrätig. Und wenn nicht, so können diese bestellt werden und sind innerhalb von zwei Tagen da!
Nur unsere Ankerwinsch ist noch nicht da. Eigentlich schon, von Europa nach Neuseeland brauchte sie nämlich nur 3 Tage. Aber vom Zoll zu uns, das dauert… Bruce von der Firma Seapower, der die neuen Löcher sägen und die alten dafür zu schweißen soll, ruft dort täglich an, und unterhält sich freundlich mit der jeweiligen Sachbearbeiterin, bei der die Ankerwinsch gerade in Bearbeitung ist. Ja, vielleicht wird sie morgen frei gegeben? Mal sehen.
Neue Segel sind fällig, bevor wir die Bestellung aufgeben, müssen die alten genau ausgemessen werden. Am besten geht das auf dem großen Parkplatz vor der Marina am Sonntag Nachmittag, da ist viel Platz, um die Segel auszubreiten.
Die Neuseeländer, die wir bisher getroffen haben, sind alle so offen und freundlich und sehr witzig. Wir müssen uns allerdings noch etwas an die ungewohnte Aussprache gewöhnen und fragen öfters mal nach. Jede Begrüßung beginnt mit „Hello, how are you?“ Diese Höflichkeiten müssen ausgetauscht werden, bevor man das Gespräch beginnt bzw. seine Frage loswerden möchte. Auch daran müssen wir uns gewöhnen, aber das tun wir gerne…