„Das kann überhaupt nicht sein“, meinte der Mitarbeiter des Nürnberger Finanzamts, als ich ihm zu erklären versuchte, warum ich meine Umsatzsteuer-Voranmeldung nicht rechtzeitig abgegeben habe. „Internet gibt es überall, auch im Urlaub“.
Das wollen wir mal richtigstellen. Auf den Überfahrten gibt es natürlich sowieso kein Internet. Theoretisch könnte man eine Satellitenverbindung nutzen, aber bei dem Geschaukel auf See die Antenne korrekt ausgerichtet zu halten, ist für kleine Yachten weder technisch noch finanziell machbar. Wir sind ja schon froh, per Funk E-Mail zu haben.
Aber auch in Landnähe ist das nicht immer ganz so einfach, zumindest wenn man Europa erst einmal verlassen hat. Auf Dominica zum Beispiel gab es Internet nur am Büro des Tourist Office, aber auch nur auf der einen Seite des Gebäudes, wo es keine Tische oder Stühle gab. Wir saßen also mit unserem Laptop auf den Knien am Straßenrand, um ins Netz zu kommen. Aber auch nur, wenn das Büro gerade mal besetzt war, was man vorher nie wissen konnte.
In der Marina in Guatemala gab es einen Anschluss für alle. Deshalb war der Verbrauch pro Boot auf 100 MByte täglich begrenzt. Wenn man den Ersatz der kaputten GPS Antenne recherchieren, aber auch noch mit der Verwandtschaft skypen wollte, wurde das schon eng. Die falsche Antwort auf die Frage „hast Du mir auch noch ein bisschen Internet übrig gelassen“ konnte da schon schnell mal den Beziehungssegen ins Wanken bringen. Und dann waren da noch die praktisch täglichen Stromausfälle. Ohne Strom natürlich kein WLAN, und extra dafür den Dieselgenerator in der Marina anzuwerfen, war auch nicht immer möglich, zumal sich dann die Brüllaffen über den Lärm mit noch mehr Lärm beschwerten. Manchmal machte der Marina-Manager es trotzdem. Dann wurde vorher angekündigt: „Internet heute von fünf bis sechs“. Alles klar.
Auf den San Blas Inseln gab es Internet über Prepaid Karten der Mobiltelefon-Anbieter. Davon gab es zwei, und empfangen konnte man – je nach Standort – maximal einen davon. Dazu kam, dass es uns mit unserem alten Smartphone nie gelang, per Tethering den PC an die Internetverbindung anzukoppeln. War also auch nicht einfach.
In der Shelter Bay Marina vor Panama war die Verbindung eigentlich ganz gut. Bis sich ein Vogel entschloss, ausgerechnet auf der WLAN Antenne sein Nest zu bauen. Für die nächsten Tage war dann Funkstille.
In Französisch Polynesien gab es etwas ganz besonderes: Prepaid-Karten, die einem eine Stunde lang die Nutzung einer Internet-Verbindung erlaubten, die vom Anbieter auf mehreren Inseln, aber natürlich nur in den Haupt-Orten, betrieben wurde. War die Stunde um, wurde die Verbindung zwar unterbrochen, aber wenn man sich erneut anmeldete, war wieder eine volle Stunde Guthaben da. Das wäre vielleicht besorgniserregend gewesen, hätte man beim Kauf seine Kreditkartendaten hinterlegt. Da unsere Karte aber bar bezahlt war, nutzten wir drei Monate lang sorglos dieses perpetuum mobile des drahtlosen Internets. Die beiden Einschränkungen: man musste vor einer größeren Ortschaft liegen (und davon gab es auf den Inseln nicht allzu viele), und es durfte nicht regnen. Bei Regen gab es normalerweise kein Internet. Die Einheimischen fanden das durchaus normal. Bei stärkeren Regenfällen war jeweils eine ganze Insel ein paar Tage lang von der Netz-Außenwelt abgeschnitten.
Aber versucht einmal, dass mit dem Regen und der Umsatzsteuer-Voranmeldung einem Finanzbeamten klarzumachen.