Wenige Meilen entfernt vom Hauptort der Insel Nuku Hiva liegt eine einladende Bucht, die nur mit dem Boot zu erreichen ist. Hier liegen wir sicher vor Anker, zwei malerische Täler vor uns, Hakatea, mit einem kleinen Streifen Sandstrand und Hakaui, das tief ins Landesinnere führt, bis zu dem spektakulären Wasserfall, den Andreas bereits im vorherigen Beitrag beschrieben hat. Auf der einen Seite erheben sich schroffe scharfkantige Felsen, hinter denen die Nachmittagssonne schon früh verschwindet.
Gleich das erste Haus im Tal gehört Kua und Teiki, umgeben von einem großen schön gepflegten Garten, mit Obstbäumen, blühenden Sträuchern und Kräuterinseln, eine Idylle. Hühner laufen frei herum, an einem Baum angebunden, verspeist das Hausschwein genüsslich die leicht vergorenen Sternfrüchte.
Bei Kua und Teiki kann man mittags köstlich essen, am besten meldet man sich einen Tag vorher an: dann gibt es wahlweise Süßwasser-Krabben, die in der Nacht davor einzeln(!) im Bach gefangen wurden, oder aber wilde Ziege, die Teiki in den Bergen gejagt hat. Beides wird in Kokosmilch gekocht. Dazu gibt es Reis, Taro-Wurzeln aus dem Tal, frittierte Brotfrucht und gelbe süße Bananen, Salat aus grünen Papayas, zum Durstlöschen Limettensaft und zum Abschluss einen Fruchtsalat. Alles frisch aus dem Tal.
Auch wir sitzen mittags gemütlich bei ihnen am Tisch, zusammen mit der jungen Mannschaft des dänischen Segelschiffes „Nordkaperen“, eine fröhliche Gesellschaft. Den jungen Leuten schmeckt es so gut, dass sie sich für den nächsten Tag gleich noch einmal zum Essen anmelden.
Die anderen Muktuks kennen Kua und Teiki bereits von ihrem letzten Aufenthalt vor drei Jahren, sie sind mit ihnen befreundet und wir werden ganz selbstverständlich mit einbezogen.
So auch zu einem gemeinsamen Abend an Land. Christiana, die Freundin von Alexandra und Karl, die aus Österreich gerade zu Besuch ist. Teiki geht mittags in die Berge, um eine Ziege zu jagen, die auf den Grill kommt, die Segler sorgen für die Beilagen und den Nachtisch. Es wird ein unvergesslich schöner und gemütlicher Abend!
Kua hat einen Auftrag, Palmwedel für das Dach des Yachtservice in Taiohae zu flechten, wir dürfen mithelfen. Unter der geduldigen Anleitung von Kua darf jede von uns mit einen Zweig üben, am geschicktesten aber stellt sich Noah an, er hat den Dreh am schnellsten raus.
Christiana, Birgit, Kua, Alexandra und Noah
Wie aber sollen die Palmwedel nach Taiohae gelangen? So lange die anderen Muktuks da sind, müssen Kua und Teiki nicht extra ein Motorboot mieten, sie übernehmen etliche Male den Transport von wahlweise Palmwedeln, Säcken voller Limetten und Kopra für den Markt in Tahiti. Bei Hochwasser kommt erst alles ins Dinghi, dann an Bord und zusammen mit Kua und Teiki geht es in die Inselhauptstadt. Auch wir springen einmal ein und bringen die beiden zurück in ihre Bucht nach Hakaui. Immer mit dabei das kleine Hündchen und die große Kühlbox, auf dem Rückweg mit Vorräten und Eis gefüllt.
Kua ist die Liebenswürdigkeit in Person, sie strahlt eine solche Herzlichkeit und Ruhe aus, organisiert und behält den Überblick. Ihrer Großfamilie gehört seit Jahrhunderten der Grund in dem Tal „der Könige“. Ihr Mann Teiki steckt voller Energie, ist lebhaft und gleichzeitig konzentriert bei allem, was er tut. Er kann sich ohne Probleme mit uns unterhalten, in einer wilden Mischung aus Französisch und Englisch. Beide müssen unglaublich viel arbeiten, nicht nur den großen Garten in Stand halten und die Segler verköstigen, weiter hoch im Tal haben sie Limettenbäume, Bananenstauden, Papayas, Pampelmusen und Pommes Cytheres, die gepflegt und geerntet werden müssen. Und nicht zuletzt die vielen Kokospalmen: das Fleisch der Kokosnüsse, wird getrocknet, zu Kopra verarbeitet und nach Tahiti weiter verschifft.
Und noch etwas, für Segler: Bei ihnen kann man sich wunderbar mit frischem Obst eindecken, bevor man die nächste längere Überfahrt in Richtung Tahiti plant – Bananenstauden, säckeweise Pampelmusen, Sternfrüchte und Limetten. Kaufen oder Tauschen, beides ist möglich. Und es gibt gutes Wasser aus den Bergen, das man in die Tanks füllen kann: Gleich bei der ersten Hütte, wenn man den Fluss ein Stück hoch fährt, befindet sich der Wasserhahn.