Panama Kanal

Zwei Tage dauert sie, die Reise vom Atlantik in den Pazifik – zumindest wenn man die Abkürzung nimmt durch den Panama Kanal. Außen herum, um Kap Hoorn, sind es doch ein paar Tage länger, weshalb die großen Pötte bis zu 300.000 Dollar zahlen, um den Kanal benutzen zu dürfen. Wir kamen etwas billiger weg.

Lok

Am Nachmittag des 24. März warteten wir auf dem Ankerplatz vor dem Kanal auf unseren Lotsen. Genauer gesagt auf unseren „transit advisor“, denn die Lotsen sind nur für Schiffe jenseits unserer Tonnage zuständig.

Leinen1

Am ersten Tag fuhren wir „im Päckchen“ durch die drei Gatun Schleusen. Ein etwas größeres Boot in der Mitte, steuerbords ein kleiner Holländer, backbords wir, gut mit jeweils vier Leinen zusammengebunden. Der Skipper des Mittelbootes war deutlich über 70 Jahre alt und nicht mehr ganz auf der Höhe seiner seglerischen Fähigkeiten, zudem sah er schon recht mumifiziert aus. Aber er steuerte uns zunächst ganz gut durch die Schleusen. Als wir uns allerdings nach der dritten Schleuse, im Gatun See angekommen, wieder voneinander lösten (der kleine Holländer war schon frei, wir machten gerade die Leinen los), gab die Mumie Vollgas, ohne zu bemerken, dass unsere Achterleine noch belegt war. Sein Boot schoss also los, unser Heck wurde mit ihm nach vorne gezogen, wir drehten uns um unsere Achse, und nur durch volle Fahrt voraus gelang es mir, unser Heck zumindest einen halben Meter von seiner Bordwand freizuhalten. Bis die Mumie mitbekam, dass da noch 26 Tonnen auf seiner Backbordseite hingen, war unsere Leine schon ziemlich auf Zug, und nur mit viel Glück hielt seine kleine Klampe, an der wir festgemacht hatten, dem enormen Zug stand.

Masten

Leinen2

Auf dem Gatun See ankerten wir für die Nacht, am Morgen kam ein neuer Nicht-Lotse und fuhr mit uns zu den Schleusen auf der Pazifik-Seite. Die Mumie überholte uns unterwegs, schleuste mit dem Holländer zusammen ohne uns, und wir durften alleine, d.h. „center lock“ die Schleusen passieren. Ganz alleine natürlich nicht, denn Segler werden immer nur zusammen mit den großen Frachtern, Tankern oder Kreuzfahrtschiffen geschleust. Waren wir am ersten Tag (bergauf) noch hinter dem Frachter, mussten wir am zweiten Tag (bergab) vor dem Frachter in die Schleusen.

Pott

In den ersten beiden Schleusen war das auch recht entspannt: wir fuhren in die Schleuse bis ans Ende ein, die Leinenwerfer an Land warfen uns dünne Leinen zu, an denen wir unsere vier langen Festmacherleinen anknüpften, diese wurden an Land gezogen, auf Pollern belegt und von Bord aus dichtgeholt. Wie eine Spinne im Netz hielten uns die Leinen in der Mitte der Schleuse, und als das Wasser begann zu fallen, gaben unsere Linehandler (neben Birgit, Silke und Matthias von der FAJO und Thorsten von der INFINITY) immer jeweils soviel Leine nach, um uns weiterhin in der Mittelposition zu halten.

achtern

Wie gesagt: zwei Schleusen lang ging das gut. Die dritte Schleuse hat als Besonderheit (bedingt durch die Mischung aus Süßwasser aus dem See und Salzwasser aus dem Pazifik) eine starke Strömung in Fahrtrichtung. Die Idee ist eigentlich, diese Fahrt mit den Achterleinen abzubremsen. Nur: weil die Leinenwerfer etwas langsam waren, waren unsere Achterleinen selbst ein paar Meter vor dem Schleusentor noch nicht einsatzbereit. Also mussten wir mit Maschine rückwärts bremsen, was ohne Fahrt durchs Wasser (denn das Wasser selbst bewegte sich ja vorwärts) nicht wirklich gut funktioniert. Statt rückwärts zu fahren, dreht sich das Boot dann erst einmal seitlich, und unsere Muktuk fährt besonders schlecht rückwärts. So kamen wir also zwar kurz vor dem Schleusentor zum Stehen, lagen aber fast quer in der Schleusenkammer. Dann Maschine vorwärts, um wieder gerade zu kommen, die Achterleinen waren auch endlich festgemacht, aber die Drehbewegung war zu stark für die Leinen. Zong! Und ab war die Achterleine an Steuerbord! Also wieder volle Maschine rückwärts, um Zeit zu gewinnen, eine neue Leine auszubringen, bis wir endlich, zwar recht schief aber immerhin ohne Fahrt in der Schleusenkammer lagen. Zu guter Letzt musste wir noch ein paar Meter zurücksetzen, damit die Schleusentore Platz hatten aufzugehen, dann endlich öffnete sich das Tor zum Pazifik und wir konnten am Balboa Yachtclub in Panama City vor Anker gehen.

vorne

Unsere Linehandler hatten beschlossen, noch eine Nacht an Bord zu verbringen, was uns sehr gefreut hat, und so gab es dann noch ein schönes gemeinsames Abendessen, ein paar Schleusenbierchen und auch einen tüchtigen Schluck Whisky für den Pazifik, für Rasmus, für die Muktuk und vor allem für die Crew. Wir sagen herzlich Dankeschön!