Sayaxche und Aguateca 30./31. August

Auf dem Weg nach Norden liegen am Rio Pasión drei kleinere Maya-Stätten, die im Reiseführer beworben werden. Wir steigen in Sayaxche aus und finden gleich am Ufer des Flusses unser Hotel. Hier sind wir die einzigen Touristen weit und breit. Auf der Hotelterrasse haben wir den besten Ausblick auf den Fährverkehr über den Fluss. Es gibt keine Brücke, also müssen alle LKWs, PKWs und Motorräder auf die große Fähre mit zwei drehbaren Außenbordern. Die Außenbordmotoren sind mit jeweils einem Palmendach geschützt. Personen nehmen die kleinen schlanken Boote und fahren auf der anderen Seite mit den „collectivos“ weiter. Ein unterhaltsames Schauspiel, dieses Leben am Fluss.
1Fähre

2Fähre1

Auf der großen Hotelterrasse werden wir von dem Besitzer zum Bier eingeladen, mit seiner Familie und Freunden sitzen wir gemütlich beisammen und plaudern über Deutschland und Guatemala. Ich stelle ein paar Fragen zu den kilometerlangen Plantagen für Palmöl, an denen wir entlang gefahren sind und erhalte zunächst auch bereitwillig Auskunft: Wanderarbeiter sind da hauptsächlich angestellt, nur wenige Bewohner der umliegenden Ortschaften finden da Beschäftigung. Als ich dann aber nach den Umweltproblemen frage, kommt eine misstrauische Gegenfrage, ob ich denn von einer Organisation käme, der Hotelbesitzer wird recht einsilbig, wir wechseln das Thema.

Und dann erinnern wir uns, bereits davon gelesen zu haben, dass im Mai und Juni bei starken Regenfällen die Bassins mit Düngemitteln in der Palmöl-Plantage übergelaufen und in den Rio Pasión geflossen sind. Tausende Fische starben und die Flussfischer stehen nun ohne Einkommen da. Eine Bürgerinitiative versucht seither mit Beschwerden und Eingaben in der Hauptstadt die Betreiber der Plantage zur Zahlung von Entschädigungen zu verklagen. Allerdings gehört die Plantage der einflussreichen Molina-Familie und das bedeutet eigentlich ein Kampf gegen Windmühlen. Später, Mitte September, lesen wir in der Zeitung, dass ein Richter in Guatemala City angeordnet hat, die Plantage für 6 Monate zu schließen, eine Untersuchungskommission soll eingesetzt werden. Aufgebrachte Wanderarbeiter, die daraufhin ihre Jobs verloren, errichteten Straßenblockaden, nahmen drei Menschen als Geiseln und dann wurde auch noch der Sprecher der Bürgerinitiative, ein ortsansässiger Lehrer, auf offener Straße von einem Motorradfahrer erschossen.

7Palmöl
Truck mit den Früchten der Ölpalme
8Palmöl1

Für den nächsten Tag sind wir mit Ernan verabredet. Mit seinem Boot fahren wir eine gute Stunde lang den Fluss aufwärts bis zur ehemaligen Mayastadt Aguateca. Sie wurde um 250 n.Chr. gegründet und knapp 500 Jahre später, zusammen mit dem ebenfalls am Fluss gelegenen Dos Pilas, zu einer Doppelhauptstadt ausgebaut, zeitweilig lebten mehrere tausend Menschen in dieser gut befestigten Stadt.

Unterwegs fliegen immer wieder Kormorane auf, hüpfen schwerfällig übers Wasser, bis sie endlich in der Luft sind.

6Reiher

Aguateca liegt auf einer Anhöhe an einer strategisch günstigen Stelle des Flusses. Wir laufen etwa 10 min den Berg hoch, überqueren einen Verteidigungswall bevor wir die ersten Gebäude sehen können. Wohnanlagen, Verwaltungsgebäude und ein Tempel können besichtigt werden, Stelen mit rätselhaften Verzierungen stehen davor. Zuletzt kommen wir auf einen schönen Platz, zwei fast identische Gebäude an der Stirnseite, eines davon mit einem Thron, von dem man einen eindrucksvollen Blick auf den Platz hat.

Ernan erzählt, dass er in den 90er Jahren bei den Ausgrabungen dabei war, Bäume gefällt und Büsche gerodet hat, wochen- und monatelang mit den Archäologen im Camp gelebt hat.

3Aguateca

4Aguateca1

5Aguateca2

Ruhig und friedlich ist es, wir sind wohl die einzigen Besucher an diesem Tag.