First in first out

Schlange

Kuba – so viele Bilder, so wenig Internet…

Aus Deutschland kennt man ja Warteschlangen nur noch vom Mittleren Ring und vielleicht noch aus der Informatik. Hier in Kuba gehören sie zum Alltag.

Zum Beispiel beim Geldwechseln. Die Empfehlung lautete, Euro-Bargeld mitzubringen, weil man das ohne Gebühren in kubanische Pesos tauschen kann, während auf Kreditkartenabhebungen zusätzliche Kosten anfallen. Aber vor jeder Bank stehen leider immer ein paar Dutzend Menschen, die von einem Türsteher nur sequentiell und widerwillig Einlass gewährt bekommen. Es gibt allerdings keine klassische Warteschlange wie bei einer britischen Bushaltestelle. Stößt man dazu, muss man vielmehr laut ?El utlimo?? rufen (?der Letzte?), dann meldet sich einer, und hinter dem kommt man dann dran. Beim nächsten Mal ist man dann selber der ?ultimo?, und so regelt sich das Warten. Kaum ist eine halbe Stunde herum, schon darf man in die Bank hinein, um sich dort einer weiteren Schlange für die Kassenschalter hinzugesellen zu dürfen.

Oder eben Internet. Vor dem Eingang des Etecsa Gebäudes (die hiesige Telekom) ist es allerdings etwas komplizierter. Hier gibt es nicht eine Warteschlange, sondern je nach Zweck des Besuches gleich mehrere. ?El ultimo para navegar el Internet? muss man rufen, um sich korrekt für die Internetnutzung anzustellen. Es dauert eine dreiviertel Stunde, dann darf man in einen Raum, in dem vier etwas ältere PCs herumstehen. Hier wird eine Benutzerkennung und ein Passwort verlangt. Woher man das bekommt? Kubanische Mitbürger klären mich auf: dazu muss man eine ?tarjeta?, eine Guthabenkarte kaufen. Wo es die gibt? Tja, das ist die andere Warteschlange. OK, noch einmal eine halbe Stunde anstehen, dann kann man nach Vorzeigen seines Passes für 5 Euro eine Stunde Internet erwerben. Zurück in den Raum mit den PCs ist freilich der freie Platz weg, aber nach einiger Zeit kann ich endllich unsere Flüge nach Deutschland buchen. Ein USB-Port, um Bilder für den Blog hochzuladen? Natürlich Fehlanzeige.

Auswahl

Aber das waren jetzt Warteschlangen für Luxusprobleme. Leider gehört das Anstehen für Kubaner zum Alltag der normalen Lebenswirklichkeit. Ob es darum geht, eine der beiden landesweit verfügbaren Wurstsorten zu kaufen, ob es um die Eier auf dem Markt, um Essig (pro Person dürfen 1,5 Liter erworben werden) oder um Käse geht (maximal ein Pfund pro Person, ein Soldat überwacht die Einhaltung der Regel), eine halbe Stunde pro Einkaufsvorgang muss man schon einplanen. Wenn es denn überhaupt Eier gibt, was auch nicht jeden Tag der Fall ist. Kubaner sein ist eben nicht einfach…

eier

Schinken

Anstehen muss man auch vor Cafes, vor Restaurants (auch wenn sie nur halb bestetzt sind), oder vor Gemischtwarenläden. Auch wenn man angesichts des mageren Angebots dann fragt, wofür sich jetzt das Anstehen eigentlich gelohnt hat. Aber immerhin: herausgehen darf man spontan und ohne Warteschlange.

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