Neun Tage dauerte die Überfahrt von Dominica nach Kuba, meist mit eher wenig Wind. Das fünf Meter lange Bambusrohr, das wir von der letzten Tour zum Indian River eingesammelt hatten, kam auch zum Einsatz, damit wir neben der Fock auch noch die Genua ausbaumen konnten, damit sie auch bei leichtem Wind stand und nicht zusammenfiel.
Die letzten 100 Meilen war dann komplette Flaute angesagt, wir mussten motoren. Zwei Stunden vor der kubanischen Küste fiel aber die Drehzahl immer weiter ab, nach ein paar Tests war klar: der Diesel-Feinfilter war verstopft und musste ausgetauscht werden. Dann schnurrte unser guter Perkins wieder und wir konnten in die Bahia de Santiago einlaufen.
Über Funk gab uns die Capitaneria präzise Koordinaten durch, wo wir ankern und auf den Besuch der Behörden warten sollten. Auf drei Dezimalstellen genau, das sind gerade mal 18 Meter. Na gut, die Ansteuerung vom Kartentisch aus mit GPS und Autopilot fühlte sich an wie ein Videospiel, schliesslich warfen wir an der vorgesehenen Stelle knapp ausserhalb des Fahrwassers den Anker auf knapp 10 Meter Tiefe und steckten 45 Meter Ankerkette. Innerhalb dieser 45 Meter steigt der Grund allerdings sehr plötzlich an, so dass wir schliesslich auf unserer behördlich angeordneten Position auf Grund liefen. Bei dem weichen, schlammigen Grund war das aber kein Problem.
Nach ein paar Stunden kam dann erst der Arzt an Bord, sehr freundlich, zu Scherzen aufgelegt und mit zunehmenden Interesse, seine (nein, unsere) Plastiktüten mit verschiedenen Mitbringseln zu füllen. Nach Küchenrollen kamen ein paar Bier, Kekse, eine Dose Thunfisch, eine mit Sardinen, etwas zum Knabbern… Alles in allem verschmerzbare „Gastgeschenke“, bei der Frage nach Weinflaschen winkten wir dann aber doch ab.
Danach durften wir auf einen Ankerplatz vor der Marina verlegen, dort kamen dann weitere vier Behördenvertreter und ein Hund (Bella) an Bord, und es wurden noch ein paar mehr Formulare ausgefüllt. Die Herrschaften waren sehr freundlich und korrekt, nahmen nicht einmal das Angebot eines Bieres an (gut, vielleicht wussten sie, dass nach dem Besuch des Arztes kein kaltes Bier mehr übrig war). Nachdem auch der Hund nichts fand, was sein Interesse geweckt hätte, gingen alle von Bord (den Hund hätten wir ja gerne behalten), und wir waren einklariert. Wir sind in Kuba, auch wenn wir es noch nicht ganz glauben können.