Mariannes letzter Tag an Bord, der Seesack ist gepackt, das Handgepäck mit den warmen Sachen für München griffbereit, das Taxi zum Flughafen für den nächsten Morgen bestellt. Dann überredet uns der Skipper zu einem letzten Ausflug zu dritt: wir wollten sowieso sehr gerne noch einmal zur Indian River Bush-Bar, die wir bereits von der Bootsfahrt her kannten, dieses Mal aber zu Fuß auf dem Landweg.
Den ganzen Vormittag über wechselt sich die Sonne mit heftigen Regenschauern ab, kaum glauben wir, dass einer vorüber ist, rauscht schon die nächste Wolke heran und es gießt aus Kübeln. Selbst auf dem kurzen Stück mit dem Dinghi an Land werden wir zwei Mal ordentlich nass! Aber es ist ja nur Süßwasser und wenn die Sonne scheint, trocknet alles wieder…
An der Mündung des Indian River, treffen wir Spech (Jean Etienne), den wir ein paar Tage vorher bei anderer Gelegenheit kennen gelernt hatten. Er beschreibt uns den Fußweg, geht sogar ein Stück mit, bei dem gelben Haus links, dann in den Wald hinein.
Gleich zu Beginn überqueren wir eine kleine Brücke und dann sind nur noch Reste eines ehemals befestigten Steges zu sehen. Wir steigen über die verbliebenen Planken, froh über die Wandersandalen, die auch Wasser und Matsch aushalten.
Die „bloodwood trees“ mit ihren flachen hohen Wurzeln, die dem Wald eine gespensterhafte Stimmung geben, ganz aus der Nähe zu sehen, ist eindrucksvoll, wir können uns nicht satt sehen an den vielen verschiedenen Mustern, Schatten.
Dann wird es wieder grüner und heller, ein angelegter Garten kommt in Sicht und schon sind wir da. Ruhe, ein kleines Paradies. Zunächst sind wir die einzigen Gäste, und so können wir uns mit der jungen Frau unterhalten, die uns den wärmenden Kaffee bringt. Sie arbeitet in den Ferien dort, hat einen 11jährigen Sohn, am nächsten Tag beginnt wieder der Unterricht, sie wird zur Krankenschwester ausgebildet. Auf die Frage nach den späteren Berufschancen sagt sie, ihr Abschluss werde auch auf den französisch- und englischsprachigen Nachbarinseln anerkannt, sogar in den USA, dort müsse sie nur noch ein zusätzliches Examen absolvieren. Klar, auf der Insel werden auch händeringend Krankenschwestern gebraucht, aber mit dem Gehalt könne sie kaum auskommen. „You know, I love my island, but if your island doesn’t love you back…“
Der Gärtner bestückt neben den roh behauenen Tischen eine Feuerschale mit Holz und etwas Weihrauch, um uns zu wärmen, sagt er und gegen die Sandflöhe (vergeblich, denn am Abend finden wir haufenweise Stiche an unseren Waden und Schienbeinen). Dann zeigt er Marianne stolz den schön gepflegten Garten, und bringt uns geschältes Zuckerrohr zum knabbern. Am Ende will er uns gar nicht mehr gehen lassen, „you should come back to our beautiful island!“
Wir warten noch einen letzten Regenschauer ab, schauen zwei Bootsguides zu, wie sie aus Bambusblättern kunstvoll einen Fisch und einen Vogel knüpfen, und machen uns bei schönem Nachmittagslicht gemütlich auf den Rückweg.
Die folgenden Tage werden wir uns gleich in Arbeit stürzen: Boudah ist mit Andreas bei einigen Schreinern in Portsmouth herumgefahren und sie haben zwei Bretter aus einheimischer roter Zeder gefunden, die wunderbar duftet. Fürs Cockpit gibt es neue höhere Rückenlehnen – ein besseres Souvenir von dieser wunderbaren Insel hätten wir uns nicht aussuchen können.